„Die Nordsee von oben“ – eindrucksvoller Film läuft auch in ausgewählten Ruhrgebiets-Kinos

Der Film Die Nordsee von oben zeigt genau das, was man bei einem solchen Titel erwarten kann: Die Nordsee mit ihrem Wattenmeer, die Küstenregionen, die Inseln, die Halligen, die Städte usw. – alles aufgezeichnet mit einer hochauflösenden Helikopterkamera, deren Bilder auf der großen Kinoleinwand so richtig zur Geltung gekommen und dem Slogan „Filme sind fürs Kino gemacht“ viel eher entsprechen als die Popcorn-Einheitsware.

Aufmerksam geworden bin ich auf den Film durch einen Facebook-Tip von Anke Müller-Vieregge – dort wurde der Besuch der Premiere im Bochumer Kino Casablanca empfohlen, an der ich leider nicht teilnehmen konnte. Einige Tage später, im Astra Theater in Essen, klappte es jedoch.

Die Filmemacher im Gespräch mit dem Publikum
Doch bevor der Film startete, richteten sich erst noch einmal die beiden Filmemacher Silke Schranz und Christian Wüstenberg, die (für mich) überraschenderweise anwesend waren, hoch erfreut ((über das ausverkaufte Kino)) an die zahlreichen Besucherinnen und Besuchern und erklärten ihnen, wie der Film entstanden ist.

Die Bilder…
Ursprünglich waren die Luftaufnahmen „nur“ Teil einer TV-Reihe, die die eigentlichen Beiträge „von unten“ filmisch unterbrachen. Diese gefielen jedoch Schranz und Wüstenberg so gut, dass sie versuchten herauszufinden, wer dafür verantwortlich ist und ob es außer den paar Schnipseln noch mehr Filmmaterial „von oben“ gab. Die Antwort auf diese Frage wird natürlich schon beim Lesen dieser Zeilen klar sein – denn ja, es gab insgesamt vierzig Stunden Filmmaterial, aus denen dann ein 89 Minuten langer, neuer Film erstellt wurde – eben Die Nordsee von oben.

Der erste deutsche Kinofilm, der nur Bilder aus der Vogelperspektive zeigt, beginnt dabei an der ostfriesischen Küste, zeigt Bilder von der Elbe flussaufwärts bis nach Hamburg, um dann zu den nordfriesischen Inseln und Halligen bis nach Sylt vorzustoßen.

Auch wenn man meint, die Nordseeküste zu kennen – hier sieht man Bilder, die man ihrer ganzen Schönheit wahrscheinlich noch nie gesehen hat. Die Aufnahmen der Spezialkamera ((die ursprünglich für die amerikanische CIA entwickelt wurde)) zeigen – trotz Aufnahme aus großer Höhe – Details, wie man sie selten sehen konnte. Teilweise erinnern die Bilder der Nordsee (von der Farbenfreude her) sogar an die Karibik, was man nun von den Wassertemperaturen vor Ort bekanntlich nicht sagen kann. Die Bilder werden dabei übrigens nicht immer von der frontalen „von oben“-Perspektive gezeigt, sondern teilweise auch mit schrägem Anflugwinkel, was gerade bei den Szenen aus städtischen Regionen (wie beispielsweise Bremerhaven, Hamburg oder Stade) sehr eindrucksvoll wirkt, da das ganze irgendwie an ein Miniaturenland erinnert.

… und der Ton
Doch nicht nur die eindrucksvollen Bilder aus der Höhe sieht man – das ganze wird auch angemessen musikalisch unterlegt und von Christian Wüstenberg fachmännisch, informativ aber auch unterhaltend kommentiert. Ursprünglich wollten die Filmemacher Jan Feddersen oder Ina Müller fragen, ob sie als Stimme „aus dem Off“ fungieren könnten, aber da befürchtet wurde, dass die beiden Prominenten zu teuer seien, erledigte man diese Arbeit gleich selbst. Mit Bravour, wie sich die Zuschauer bei der Essener Premiere überzeugen konnten, bei denen der breite norddeutsche Dialekt sehr gut ankam.

Der Kommentar erzählt dabei nicht nur, was man so sieht (das kann man ja auch selber sehen), sondern erklärt die Hintergründe, die immer wieder zu einem „Aha“-Erlebnis oder auch zu einem spontanen Lacher führen, denn es ist schon lustig zu erfahren, welche Lore, die zwischen den verschiedenen Halligen fährt, wann Vorfahrt hat und wann nicht.

Die Technik
Die Qualität der Bilder ist atemberaubend – wenn beispielsweise bestimmte Passagiere der einen oder anderen Nordseefähre diesen Film sehen, dann werden sie sich definitiv wiedererkennen können, so detailreich sind die Bilder. Hier spielt die HD-Technik deutlich ihre Vorteile aus, so dass man einen Vogelschwarm vor dem Hintergrund der Nordsee auch gut en detail erkennen kann und nicht einfach nur ein paar stecknadelkopf-ähnliche Punkte sieht. Auch die Tonqualität weiß zu gefallen, denn obwohl die Kamera an einem Helikopter hängt, ist das charakterische Schrapp-Schrapp nicht zu hören – was daran liegt, dass beim Filmen der Bilder gleichzeitig auch Mikrofone am Boden genutzt wurden, um die authentischen Geräusche mitzuschneiden.

Die Botschaft
Auch wenn der Film primär auf seine schönen Bilder setzt – er trägt doch eine Botschaft mit sich, und zwar die, dass die Menschen die Nordsee und speziell das Wattenmeer gut behandeln müssen, da jedes Eingreifen in die Natur Folgen hat. So wird auch nicht mit Kritik an der Bohrinsel Mittelplate A von RWE Dea gespart, denn ein Unglück dort, würde das Weltnaturerbe ((der UNESCO)) Wattenmeer wohl irreparabel schädigen.

Bei diesen Passagen wurde es übrigens im Astra etwas ruhiger, was daran liegen könnte, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Mitarbeiter von RWE bei der Vorführung in der Stadt des Sitzes des Mutterkonzerns dabei waren, nicht zu gering sein dürfte.

Der Trailer „Die Nordsee von oben“

Weitere Termine des Films im Ruhrgebiet
Der Film läuft laut der Terminübersicht momentan regelmäßig nur im Casablanca in Bochum. Aufgrund der großen Nachfrage in Essen, wird der Film jedoch am Sonntag, den 26. Juni 2011, erneut in Essen gezeigt werden – wieder mit den beiden Filmemachern vor Ort, diesmal aber im traditionsreichen Kino Lichtburg in Essen.

Die Grundlage: „Deutschlands Küsten“ auf arte
Die Grundlage für den Film bildete die TV-Reihe Deutschlands Küsten, die ursprünglich bei arte ausgestrahlt wurde. Das interessante an dieser Reihe ist, dass hier die Personen, die im Film nur am Rande gestreift werden, ausführlicher beschrieben und vorgestellt werden.

Tipp: Unter dem Namen Länder, Menschen, Abenteuer zeigte der SWR vor kurzem Teile der arte-Reihe. In der SWR-Mediathek findet man vielleicht noch was ((wer einen Apple Mac benutzt, dem sei dahingehend die App Mediathek empfohlen)).

image_pdfPDF öffnen / Open PDFimage_printDrucken / Print
Visited 2 times, 1 visit(s) today
Dieser Beitrag wurde unter Kino, Stadt Land Fluss, Unterwegs abgelegt und mit , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

4 Antworten zu „Die Nordsee von oben“ – eindrucksvoller Film läuft auch in ausgewählten Ruhrgebiets-Kinos

  1. Britta Langhoff sagt:

    Besten Dank für den Tipp. Kommt ganz nach oben auf meine „will-ich-unbedingt-sehen-Liste“.

  2. Bernd Berke sagt:

    Ein weiteres verdienstvolles Projekt ähnlicher Art heißt „Deutschland von oben“, Urheber ist der Dortmunder Journalist und Filmemacher Freddie Röckenhaus: http://zdf-shop.de/products/3141/track/1/deutschlandvonoben

  3. Daniela sagt:

    Der breite norddeutsche Dialekt? Komm Du mir mal nach Kiel 🙂

    LG,
    Dani

Kommentare sind geschlossen.