Soziale Miniaturen (9): Pornosammler

Sein Spitzname klingt so ähnlich wie „platsch!“ Als würde da jemand steinschwer ins Wasser plumpsen. Unrettbar und doch irgendwie brunzlustig.

Einem wie ihm gibt man früher oder später einen solchen Spitznamen. Er gehört zu jenen, die wohl nie mit einer Frau leben werden. Schwul ist er wahrscheinlich nicht, sondern ein manischer Onanist. Ein bekennender. Nein, ein herausprustender.

Mag sein, dass man ihn früher einen „Hagestolz“ genannt hätte. Obwohl man sich einen solchen eher mager und ausgedörrt vorstellt. Er hingegen ist füllig, früh aus jeder Form geraten. Wie wird er altern? Wie ist er als Kind gewesen?

Es ist schon einige Jahre her. Lange bevor das Internet in alle Öffnungen eingedrungen ist, hat er eine Sammlung von Pornoheften und Filmchen aufgehäuft – offenbar zimmerfüllend, wenn man seinen verdrucksten Andeutungen glaubt. Alles auf Wachstum angelegt, auch deshalb kläglich gesellschaftskonform. Auf der Arbeit spricht er tagtäglich davon. Schnubbelnd. Anders kann man das ebenso stolze wie verlegene Gegluckse kaum nennen.

Da er mit seiner Hilfstätigkeit erbärmlich wenig verdient, muss er einen wesentlichen Anteil seines Lohnes dafür aufbringen. Ein armer Teufel.

Die Kollegen feixen. Klopfen ihm gönnerhaft auf die Schulter. Mensch, du bist ja einer! Dann sagt er immer seine Formel, die alle von ihm hören wollen: „Hauptsache gemütlich!“

Da wird noch einmal final abgelacht.

Man kann ihm nicht böse sein. Man kann ihn nicht für voll nehmen. Man wendet sich sehr schnell anderen Themen zu.