Recklinghausen: Franzose Daniel Buren verwandelt Ruhrfestspielhaus und Kunsthalle

Das Recklinghäuser Festspielhaus, versehen mit Daniel Burens Farbfolien. (Foto: Kunsthalle Recklinghausen)

Das Recklinghäuser Festspielhaus, versehen mit Daniel Burens Farbfolien. (Foto: Kunsthalle Recklinghausen)

Die Kunstausstellung der Ruhrfestspiele überschreitet diesmal das museale Gehege und erfasst die Architektur zweier markanter Gebäude in Recklinghausen: Festspielhaus und Kunsthalle.

Nach je eigenen Prinzipien hat der namhafte französische Künstler Daniel Buren (Jahrgang 1938) die Anmutung beider Bauten mit farbigen Folien grundlegend verändert. Besonders das serielle Raster der gigantischen Festspielhaus-Glaswand erhält durch die Farbrhythmen gänzlich neue Akzente. Festlicher und somit empfänglicher gestimmt, könnte man auch sagen: Buren verwandelt, ja verzaubert die Architektur, die im Falle des Festspielhauses (Entwurf Auer+Weber+Partner) ohnehin schon 2001 mit dem Deutschen Architekturpreis ausgezeichnet wurde.

Die Farbfolien hat Buren alphabetisch nach (deutschsprachiger) Bezeichnung auf die Scheiben des Festspielhauses gesetzt: Blau, Goldgelb, Grün, Rosa. Die Kunsthalle erstrahlt in einem ähnlichen Spektrum – mit Ausnahme von Grün. Beide Arbeiten folgen dem minimalistischen Kunst-Vokabular, das Buren über viele Jahre hinweg für sich perfektioniert hat.

Es ließe sich schier endlos darüber theoretisieren, doch muss man gerade solche raumgreifenden Arbeiten natürlich „vor Ort“ selbst in Augenschein nehmen. Während das Festspielhaus von innen und von außen ganz verschiedene Ansichten darbietet (auch Wetterverhältnisse spielen dabei eine Rolle), ist die farbige Umgestaltung der Kunsthalle, da von innen beleuchtet, nur von außen angemessen wahrzunehmen und entfaltet erst bei Dunkelheit ihre ganze Wirkung.

Außenansicht der Kunsthalle nach Daniel Burens farblicher Intervention. (Foto: Kunsthalle Recklinghausen)

Außenansicht der Kunsthalle nach Daniel Burens farblicher Intervention. (Foto: Ferdinand Ullrich/Kunsthalle Recklinghausen)

Wie man sich denken kann, sind es Arbeiten auf Zeit, die nach dem 26. Juli nur noch in der Erinnerung (bzw. medial gespeichert) fortleben werden. Ähnlich wie etwa Christos Verhüllungen, verändern solche Eingriffe die Wahrnehmung der Bauten freilich auch auf Dauer. Wie fremd oder auch kenntlich werden einem Festspielhaus und Kunsthalle wohl vorkommen, wenn die Farbfelder wieder verschwunden sind?

Kunstausstellung der Ruhrfestspiele: Daniel Buren – Zwei Werke für Recklinghausen (Festspielhaus, Otto-Burrmeister-Allee 1 – Kunsthalle, Große-Perdekamp-Str. 25-27). 1. Mai bis 26. Juli 2015. Zahlreiche Führungen und „Kunstspaziergänge“. Infos: www.kunst-re.de, 02361/50-1935.

Eröffnung der Ruhrfestspiele am 1. Mai ab 13 Uhr mit dem traditionellen Volksfest rund ums Festspielhaus. Das Motto des Festivals lautet diesmal „Tête-à-Tête“ und verspricht ein vielfältiges Kultur-Rendezvous mit Frankreich. www.ruhrfestspiele.de

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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