Kriminelle Taten oder unglückliche Fluchten? Rätselhaftes Tiersterben im Dortmunder Zoo

Früher besaßen gewisse Tierfreunde gern mal knorrige Holzschilder mit dem eingebrannten Spruch: „Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere.“ Doch auch heute gibt es nicht wenige, die sich beim Tod eines Tieres mehr grämen, als wenn Menschen umkommen.

Auch in diesem verqueren Sinne sorgt der Dortmunder Zoo in letzter Zeit für Boulevard-Schlagzeilen. Eine der neuesten Headlines lautet: „Tier-Dramen im Dortmunder Zoo häufen sich – Zoo-Direktor ratlos“. Was geht da vor?

Abermals ist ein Zootier verendet, zwei weitere sind spurlos „verschwunden“, und zwar erneut „unter ungeklärten Umständen“, wie die Nachrichtenagentur dpa fürs bundesweite Publikum berichtet. Diesmal handelt es sich um bei Kindern besonders beliebte Humboldt-Pinguine. Das tote Tier wurde weit außerhalb seines Geheges aufgefunden – bei den Flamingos; was immer das bedeuten mag.

Aufnahme von 2014: Humboldt-Pinguin im Dortmunder Zoo. (Foto: Bernd Berke)

Aufnahme von 2014: Humboldt-Pinguin im Dortmunder Zoo. (Foto: Bernd Berke)

Kürzlich war schon die Seelöwin „Holly“, bei öffentlichen Fütterungen ein „Star“ des Zoos, auf ähnlich mysteriöse Weise gestorben. Obwohl die Polizei die Ermittlungen ergebnislos eingestellt hat, glaubt Zoochef Frank Brandstätter nach wie vor, dass Eindringlinge das Tier brutal erschlagen haben. Spuren von Gewalteinwirkung wurden bei einer tierärztlichen Obduktion entdeckt, doch gab es keinerlei Hinweise auf Einbrecher. Auch daraus ließen sich diverse Schlüsse ziehen.

Im August waren bereits drei Zwergseidenäffchen und zwei Zwergagutis spurlos aus dem Zoo verschwunden; ganz offensichtlich ein rätselhafter Tierdiebstahl – für den lukrativen Schwarzmarkt?

Eine etwas unheimliche Serie, fürwahr. Fast scheint es, als walte da ein Fluch. Doch vermutlich gibt es ja fassbare Erklärungen, auf die man nur noch nicht gekommen ist und auf die man mangels Spuren eventuell auch nicht mehr kommen kann. Vielleicht reden wir ja bloß von einer Unfallserie, von tierischen Fluchten und Fluchtversuchen mit erhöhter Verletzungsgefahr. Auch die Regionalblätter Ruhrnachrichten und WAZ können da nur spekulieren.

Schlagzeilenträchtiger wären allerdings wilde Vermutungen: Sollte da etwa ein verrückter Tiermörder unterwegs sein? Gehen da gar irrwitzige Tierschützer kriminell gegen den Tierpark vor? Sind (ehemalige) Mitarbeiter des Zoos verwickelt? Ist Erpressung im Spiel? Seltsame Vorgänge wecken seltsame Gedankenspiele. Wie wir aus etlichen Krimis zu wissen glauben, darf man anfangs nichts ausschließen. Jetzt aber Schluss mit der Unkerei.

Unterdessen wurden und werden die Sicherheitsmaßnahmen rund um den ausgesprochen weitläufigen Zoo von Mal zu Mal verschärft, wie es jeweils nach den Vorfällen heißt. Details werden natürlich nicht verraten. Doch reichen die Maßnahmen (Sicherheitsdienst rund um die Uhr) bislang offenkundig nicht aus. Oder sie zielen ins Leere.

Zwischenzeitlich waren Tiere des Dortmunder Zoos noch auf ganz andere Arten gestorben: Ein Löwe biss seine eigene Mutter tot, und ein Giraffenbulle überstand den Transportweg nach Portugal nicht. Da kann man höchstens fragen, ob es unumgänglich war, das Tier auf diese Reise zu schicken.

Zuvor war es für Jahre recht ruhig gewesen um den Zoo. Lediglich eine Reihe von männlichen Aktfotos, die mit Billigung des Direktors in den parkähnlichen Zoo-Anlagen entstanden war, galt der örtlichen Presse als peinlicher Aufreger.

Zyniker könnten nun also sagen: „Jedenfalls bleibt der Dortmunder Zoo permanent im Gespräch…“ – Aber doch bitte nicht so!

Und jetzt alle: „Haben wir denn eigentlich keine anderen Sorgen?“

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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