„Burgtheater“, „Goldoni“, „Peter Simonischek“ – Suchbegriffe, Schlagworte, Tags, die gute Unterhaltung versprechen. Mit Carlo Goldonis Komödienklassiker „Der Diener zweier Herren“ starteten die Ruhrfestspiele in die Saison 2016, doch ach: Viele Erwartungen – nicht alle – blieben unerfüllt.
Machen wir’s kurz, zumal die Produktion auch schon so gut wie abgespielt ist. Christian Stückl (Regie) nähert sich dem Stoff zu unentschlossen, macht mal daraus krachkomisches Bauerntheater mit stilistischen Anleihen bei der italienischen Commedia dell’arte, um im nächsten Moment sichere Pointen und humorvolle Verdichtungen in der Weite des Raums verfliegen zu lassen.
Bleiben Exposition und halsbrecherische Verwicklungen zunächst halbwegs spannend, gerinnt das eigentlich amüsante Spiel der Liebespärchenbildung nach der Pause zur zähen, nicht enden wollenden, enervierenden Daueraufgeregtheit, der eine zielstrebige, straffende Regie gutgetan hätte.
Doch ist manches auch zu preisen. Stefan Hageneier (Bühne und Kostüme) hat eine Art Doppelkneipe auf die Drehbühne gestellt, die sinnfällig für die Sphären beider Herren steht, denen Truffaldino dient. Schließlich speisen (und saufen) Pantalone und Beatrice auf der einen Seite, Beatrices Galan Florindo auf der anderen; die Bühne dreht sich dabei wie wild, und Truffaldino rast in halsbrecherischer Manier durch Szenen und Kulissen, um alle zu bedienen.
Die Schauspieler sind durchweg zu loben
Das ist nicht schlecht ausgedacht und wird durch den hochpräsent aufspielenden, sich athletisch hemmungslos verausgabenden, schweißgebadeten Markus Meyer in der Titelrolle ein grandioses, auf die gesamte Produktion bezogen durchaus auch versöhnliches Stück Schauspielertheater.
Und: Diese (durchweg zu lobenden) Schauspielerinnen und Schauspieler spielen noch. Und zwar miteinander. Unterhalten sich, streiten sich, vertragen sich, lieben sich. Einen Stoff so konventionell anzugehen ist natürlich nicht Pflicht; Regisseure und Regisseurinnen sind frei in ihrer Arbeit, das macht das Wesen von Inszenierungen aus. Doch gebe ich gern zu, daß es Freude bereitet hat, diesen Künstlern bei dieser Art von Arbeit zuzusehen.
Trotz großer Bühnensportlichkeit hatten die vorwiegend jungen Darsteller am Schluß noch genug Energie, sich mit eleganten Sprüngen über Kneipentische an die Rampe zu begeben, um sich ihren Applaus abzuholen.
Die beiden Alten im Spiel – Peter Simonischek als Pantalone und Johann Adam Oest als Dottore Lombardi – erwiesen den Jungen auf ihre Art Reverenz, indem sie sich doch recht mühsam über die Tische quälten, um schließlich ebenfalls lachend an der Rampe zu stehen. Was für ein Theater!
Als nächster zeigt im Großen Haus der Intendant seine erste Regiearbeit. Vom 10. bis 14. Mai läuft hier Pedro Calderón de la Barcas „Das Leben ein Traum“ in der Regie von Frank Hoffmann. Mit Starbesetzung, u. a. mit Dominique Horwitz, Hannelore Elsner, Jacqueline Macaulay und Wolfram Koch.
Termine: 6. und 7. Mai
Hatte mir die Rezension VOR meinem heutigen Besuch des Stücks durchgelesen. Keine Angst vorm Spoilern gehabt.
Rolf Pfeiffers Beurteilung kann ich folgen.
Was ich vermisse ist die Beschreibung der einzelnen Rollen, die teilweise sehr originell modern gespielt wurden.
Der Dramaturg hat in der „Erklärstunde“ vor der Aufführung eine Menge Hinweise zum Verständnis der Inszenierung gegeben. Dieser Background hat mir sehr zum Verständnis geholfen, fehlt aber bei Pfeiffer.
Ansonsten: vielen Dank für eure Kulturbeiträge, vielen Dank Rolf Pfeiffer.