Termin vergeigt – gar nicht so schlimm…

Ich muss euch eben mal was erzählen, doch das bleibt jetzt bitte unter uns.

Zugegeben, ein bisschen ärgerlich war’s schon. Zuerst hab’ ich mich auf die „Navi“ verlassen, die einen eigentlich unmöglichen Weg vorschlug. Trotzdem bin ich brav ihren Vorschlägen gefolgt und eine halbe Stunde lang herumgegurkt. Auf diese Weise kam ich schon mal fünf Minuten zu spät zum Termin. Nicht weiter schlimm.

Mit diesem Fahrzeug war ich leider nicht unterwegs. Es gehört mir gar nicht und dient hier nur als Blickfang. (Foto: Bernd Berke)

Mit diesem Fahrzeug war ich leider nicht unterwegs. Es gehört mir gar nicht und dient hier nur als Blickfang. (Foto: Bernd Berke)

Dann aber ein noch schlechterer Witz. Die kulturelle Einrichtung, die ich erstmals aufsuchen wollte, hatte zwar in ihrer Einladung eine konkrete Adresse angegeben. Die freilich bezeichnet pauschal ein äußerst weitläufiges Areal mit etlichen großen Gebäuden; man könnte fast sagen, dass dieselbe Anschrift für einen ganzen Stadtteil gilt. Auf dem Gelände darf man nicht mit dem Auto fahren. Also dauert’s, bis man alles abgeschritten hat.

Vereinzelte Gestalten waren auch abends noch auf dem Gelände unterwegs. Doch niemand, wirklich niemand von ihnen kannte die Institution, die sich hinter der Generaladresse mehr verschanzt als zu erkennen gibt. Sie forschen dort wohl lieber in aller Ruhe vor sich hin, ungestört vom Lauf der Welt.

Ich also stracks durchs Quartier geirrt, inzwischen eine Viertelstunde zu spät. Irgendwann war ich es leid, habe die Suche verlangsamt und lieber etliche Fotos von den schönen Gebäudeensembles gemacht. Als die Verspätung 30 Minuten betrug, habe ich das unscheinbare Institut schließlich ganz am Rande vorgefunden. Jetzt noch in den angekündigten Vortrag hinein stolpern und alle Lauschenden stören? Ach was! Unsinn. Termin vergeigt. Und gut is’.

Als ich noch für eine (damals) große Regionalzeitung gearbeitet habe, bei der solcherlei Termine halt auf dem Plan für die nächst erreichbare Ausgabe standen, wäre das vielleicht ein gewisses Problem gewesen. Jetzt überhaupt nicht mehr. Entspannter als ich konnte man diese Stätte schwerlich hinter sich lassen. Ciao. Macht’s gut.

Und überhaupt. Ihr ahnt ja gar nicht (oder vielleicht ahnt ihr’s doch), wie wohltuend es ist, sozusagen sein eigener Chefredakteur zu sein – erst recht auf kulturellem Felde. Keiner sagt einem, was „lesernah“ oder (Netzfassung) „viral“ ist, keiner schreibt einem Zeilenzahl, Aufmachung oder Platzierung vor.

Besser noch: Aus den Versäumnissen stricke ich am Ende noch einen Extra-Artikel, nämlich dieses Machwerk hier. Ganz schön dreist, wie?

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P. S.: Die eingangs erwähnte Navi – durchaus kein Billigmodell – hat es bei der nächsten Fahrt schlichtweg abgelehnt, ein „Ö“ oder „Oe“ in der Adresse zu akzeptieren. Also konnte man den Zielort nicht ansteuern.
Sagte ich schon, dass ich Navigationsinstrumente von Herzen hasse?

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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