„Zeche Hannover“ in Bochum: Einst trutzige Burg für den Bergbau – heute ein Museum

Als vor gut 150 Jahren der Kohlebergbau im Ruhrgebiet immer mehr in die Tiefe ging, da wurde auch in der Bochumer Bauerschaft Hordel eine weitere Zeche gegründet.

Nach dem Wohnsitz des Bergwerk-Gründers im damaligen Königreich Hannover erhielt die neue Fördergrube den Namen Zeche Hannover. Um die Fahrt in Körben sicherer und schneller zu machen, bauten die Besitzer später den trutzigen Malakowturm, der noch heute steht und wie eine trutzige Burg in die Landschaft des Bochumer Nordens ragt.

Malakowturm der Zeche Hannover (Foto Pöpsel)

Der Malakowturm der Bochumer „Zeche Hannover“. (Foto: Hans Hermann Pöpsel)

Heute sind die Gebäude der längst stillgelegten Zeche ein Bestandteil des Westfälischen Industriemuseums – getragen und betreut vom Landschaftsverband Wetstalen-Lippe (LWL). Wie auch in anderen Alt-Zechen nutzt der Landschaftsverband die Räume für Ausstellungen. Zur Zeit kann man dort, bei freiem Eintritt, eine Zusammenstellung von Fotos, Gegenständen und Dokumenten über polnische „Displaced Persons“ sehen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Naziherrschaft lebten in Deutschland hunderttausende befreite Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene aus unterschiedlichen Ländern, die aus politischen Gründen nicht in ihre ursprüngliche Heimat zurückkehren konnten oder wollten, zum Beispiel nach Jugoslawien oder in die Sowjetunion und eben auch nicht in das inzwischen kommunistische Polen.

Diese „Displaced Persons“, auch kurz DP genannt, lebten zunächst in Lagern, bis die deutschen Landesregierungen Anfang der 50-er Jahre dazu übergingen, gezielt neue Siedlungen für diese Personengruppen zu bauen. Außerdem wanderten zahlreiche DP in andere Länder aus, zum Beispiel nach Kanada oder in die Vereinigten Staaten.

Die Ausstellung im Bochumer Malakowturm zeigt sehr anschaulich, wie die polnischen DP lebten, wie sie das Lagerleben organisierten, welche kulturellen Aktivitäten es gab und wie die Katholische Kirche gezielt auf die Menschen zuging und half.

Interessant ist in der Zeche Hannover, dass man aus der kleinen Ausstellung ohne Übergang in den mächtigen Maschinensaal gelangt. Die dort stehende Fördermaschine aus dem Jahre 1893 ist die älteste noch am ursprünglichen Standort verbliebene Seilzuganlage  des Ruhrkohlebergbaus, und manchmal wird sie vom rührigen Förderverein der Zeche noch in Betrieb genommen – allerdings nicht mit Dampfkraft, sondern mit Elektromotoren.

LWL-Industriemuseum Zeche Hannover, Günnigfelder Straße 251 in Bochum. Mittwoch-Samstag 14–18 Uhr, an Sonn- und Feiertagen 11–18 Uhr. Eintritt frei. Internet: https://www.lwl.org/industriemuseum/standorte/zeche-hannover

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Über Hans Hermann Pöpsel

Historiker und Germanist. Pensionierter Redakteur
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