Der Kitsch, der auf den Gräbern liegt…

Jetzt geht es allerorten auf die Friedhöfe. Gräber pflegen, Lampions aufstellen, Gestecke ablegen – was im Gemeingebrauch so dazu gehört.

Bei solchen Gelegenheiten wirft man auch schon mal einen Blick auf fremde Grabstellen, und da scheint mir in letzter Zeit eine bedenkliche Entwicklung einzusetzen: Engelchen aus Porzellan, das geht ja vielleicht noch, aber steinerne Bärchen, bunte Puppen, modellierte Alltagsgegenstände, sogar Batterie betriebene Blinklichter, alles mögliche liegt heutzutage auf Gräbern herum. Mein Fall wäre so etwas nicht, aber wenn man erst mal tot ist, dann sieht man ja nichts mehr von derlei Kitsch.

Weitgehend kitschfreie Impression vom Dortmunder Ostfriedhof (Foto: Bernd Berke)

Weitgehend kitschfreie Impression vom Dortmunder Ostfriedhof (Foto: Bernd Berke)

Zu aktiven Berufszeiten bin ich als Journalist in vielen Privatwohnungen gewesen, und daher weiß ich, dass derartige Dekorationen für viele Menschen normal zu sein scheinen. Sie setzen nun also ihre Wohnzimmereinrichtung auf dem Friedhof fort. Vielleicht einen neue Form der volkstümlichen Trauer. Nun warte ich nur noch auf den Tag, an dem das erste Smartphone aus Porzellan neben dem Grabkreuz liegt. Oder ein echter Laptop. Das wär’s doch.