Wenn Bäume Zähne zeigen

Mag sein, dass es das irgendwo schon seit 1966 gibt. Wahrscheinlich machen sie das im hippen Berlin schon seit zwei Jahrzehnten und in Hamburg seit 15 Jahren. Einige Stadtgänger werden’s vielleicht genauer wissen. Mir ist das Phänomen jedenfalls neu.

Ich rede von Bäumen mit Gebiss. Jawohl. Richtig gelesen.

Ein wahrscheinlich humoriger, gewiss jedoch handwerklich begabter Jemand hat bei uns im Dortmunder Innenstadtviertel über Nacht einige Bäume mit Zahnreihen versehen, welche wiederum in einem Gipsbett stecken. Falls es sich materialtechnisch anders verhält, bitte ich als dentistischer Laie um Nachsicht.

Es sieht irgendwie „echt“ aus. Ganz so, als feixe einen der Baum an. Eine angedeutete Lippenpartie hat er ja auch noch. Vielleicht kommen demnächst noch Glasaugen hinzu.

"Mein Freund, der Baum" trägt jetzt Gebiss. (Foto: Bernd Berke)

"Mein Freund, der Baum" trägt jetzt Gebiss. (Foto: Bernd Berke)

Sollte etwa der Zahnarzt, der gleich um die Ecke bohrt und schleift, hier heimlich Hand angelegt haben? Bestimmt nicht. Oder sehen wir die Resultate einer nächtlichen, sich post-anarchistisch wähnenden Praxis nach Art der herzigen Spaßguerilla? Manche legen hurtig Pflanzenbeete an, andere stricken Schals für Zweige und Äste, hier werden Bäume halt zum Grinsen oder Lächeln gebracht.

Fragt sich allerdings, ob Bäume im Normalzustand dem Urheber nicht mehr ausreichen, weil er sich vom Gewachsenen entfremdet hat. Und grünlich behauchte Bürger mögen bang vermuten, dass die Vergipsung dem Baum schade. Dann wäre es sogar Frevel und man müsste mahnend die Stimme erheben.