Von Bernd Berke
Diese Nachricht wird man am Main mit Mißvergnügen aufnehmen, vielleicht wird sie sogar zum Signal: Der Dortmunder Harenberg Verlag teilt mit, daß er nicht mehr an der Frankfurter Buchmesse teilnehmen will.
Das vor allem durch seine „Chronik“-Editionen bekannte Haus ist einer der Riesen in der Buchlandschaft – nicht unbedingt wegen höchsten Renommees bei der Kritik, wohl aber wegen Auflagenzahlen, Größe und Einfluß; dies auch durch sein Branchen-Magazin „Buchreport“.
Verlage, Buchhändler und Leser kämen in Frankfurt nicht mehr miteinander ins Gespräch, lautet ein Argument für die Messeabsage. Überdies seien „bei wachsender Unübersichtlichkeit rapide steigende Kosten zu beklagen“, der Aufwand sei nicht mehr angemessen.
Der erste Teil der Begründung mag etwas für sich haben. In der unüberschaubaren Vielfalt der Messe kann tatsächlich kaum ein Gespräch in die Tiefe gehen, leicht gerät es in marktgerechter Eile zum bloßen Small talk, zum Geschwätz kultureller Bescheidwisser. Wenn aber Harenberg „Gespräche“ vermißt, dürfte es sich nicht um einen Mangel an Literaturtheorie, sondern um Geschäfte drehen. Und da wittert man auf mittlere Sicht höhere Wachstumsraten in Ostdeutschland. Von einer Absage an die Leipziger Messe ist nicht die Rede. Im Gegenteil.
Etwas vorgeschoben wirkt das Kostenargument. Wer je auf der Frankfurter Buchmesse war, weiß, daß gerade Harenberg immer einen der allergrößten Hallenbereiche aufwendig belegte. Auch richtet man neuerdings in größeren Buchhandlungen Extra-Harenberg-Ecken (mit eigenem Lesetisch usw.) ein und trägt sich in Dortmund mit gigantischen Neubauplänen für das Verlagszentrum. Wahrscheinlich ist es halt so, daß in Frankfurt die vielen hundert anderen Verlage doch sehr stören…