Bon Dylan – der Mythos kommt wieder auf Touren

Von Bernd Berke

Bob Dylan in Dortmund – am 15. September wird’s endlich mal wieder wahr! 1978 ließ sich die lebende Legende zum letzten Mal in der Westfalenhalle blicken. Eine halbe Ewigkeit! Und damals, nun ja. Da war’s nicht durchweg das Gelbe vom Ei.

Seitdem hat Dylan die Musikstile gewechselt wie andere Leute ihre Schuhe, ist aber – behaupten wenigstens einige Fans hartnackig – sich selbst irnmer treu geblieben. Es soil ja Leute geben, die immer wieder zu seiner Musik zuruckkehren, wie in eine ..Heimat“. Neben solchen Alt-Freaks werden aber sicher auch ..Kids“ nach Dortmund kommen, die Dylan nur aus dem Plattenschrank ihrer Eltern kennen.

..The Times They Are A-Changin'“ – Die Zeiten ändern sich; ein früher Dylan-Song. Und wie sich die Zeiten ändern! Der Mann ist mittlerweile auch schon 46. Jüngst stand er für den Film ,,Hearts of Fire“ vor der Kamera und spielte sich selbst: einen gealterten Rockstar.

Wie wohl kein anderer Superstar des Rock-Geschäfts, hat Dylan uns in ständige Wechselbäder getaucht. Mal war er auf dem Folk- oder Protest-Dampfer, mal auf dem Rock-Trip, dann klemmte er sich die Bibel untern Arm und säuselte van Erlösung, bis er auch das wieder leid war. Robert Zimmermann – so sein bürgerlicher Name – lieferte einige der besten Alben der Rockgeschichte ab, ließ aber auch mit unsäglichen LPs wie ,,Saved“ die weltweite Dylan-Gemeinde aufjaulen.

Wenn andere Größen auf solche Ab- und Umwege geraten, zuckt man irgendwann nur noch die Achseln. Bei Dylan ärgert man sich immer noch wie über einen ,,Verräter“ – und jubelt umso lauter, wenn der „Verlorene Sohn“ wieder auf den Pfad der Tugend zurückkommt. Da geht’s nicht nur um Musik, da geht’s um Weltanschauung. Dylan-Dogmatiker werden schon zornig, wenn er nicht – wie in seinen frühen Tagen – spätestens beim dritten Song die Mundharmonika ‚rausholt.

Der ’87er Tour, die er gemeinsam mit ,,Tom Petty & The Heartbreakers“ absolviert, eilt die nichtssagende Meldung seiner Plattenfirma voraus, Dylan habe nun wieder „viel Rock’n’Roll in den Adern“. Wie auch immer. Schön wär’s jedenfalls, wenn er sich auf schnörkellose Songs und schlichtes Arrangement besinnt. Das paßt einfach am besten zu seiner Reibeisenstimme. Ob laut oder leise. Ob mit oder ohne Harmonika.

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(WR-Wochenendbeilage, Popseite)

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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