Im Schlepptau der Tourismus-Werbung: Wenn die Badische Zeitung einen Trip nach Dortmund empfiehlt

Kommt en passant auch vor: Kreativzentrum „Dortmunder U“. (Foto von 2019: Bernd Berke)

In der „Badischen Zeitung“ blättern wir nicht allzu häufig, auch nicht online. Das Blatt erscheint in der gemeinhin als besonders edel, schön und gut geltenden Stadt Freiburg. Ausgerechnet die dortige Redaktion lockt nun ihre Leserschaft nach – Dortmund. Nanu?

In einem längeren Artikel, der am letzten Wochenende erschienen ist, wird die größte Stadt Westfalens als lohnenswertes Reiseziel – zumindest für einen Tag – gepriesen. Die Revier-Metropole sei „mit 63 Prozent Grünfläche eine der grünsten Europas“. Schon wollen wir uns lokalpatriotisch geschmeichelt fühlen, jedoch…

Im Rahmen des Erwartbaren, beginnt die Tour gleich mit dem BVB-Stadion „Signal-Iduna-Park“. Autorin Katharina Hensel wäre freilich noch etwas besser beraten gewesen, hätte sie zumindest erwähnt, dass der Fußballtempel im hiesigen Volksmund unbedingt Westfalenstadion genannt wird. Reisende aus der Freiburger Gegend, die demnächst nach dem Dortmunder Stadion fragen, sollten möglichst die zweite Variante wählen. Sonst fällt die Antwort vielleicht etwas einsilbig aus. Oder gönnerhaft.

Es folgen nach und nach weitere Attraktionen, sozusagen die „üblichen Verdächtigen“, wie etwa der familienfreundliche Westfalenpark (aber nicht der ungleich schönere und noch dazu kostenlos zu besuchende Rombergpark), der vor einigen Jahren künstlich angelegte Phoenixsee auf dem früheren Hoesch-Stahlwerksgelände, das beliebte Kreuzviertel mit angrenzendem Südwestfriedhof und Westpark. Dann geht’s flugs in die Innenstadt zum Westenhellweg und zur Shopping Mall „Thier Galerie“ (die ich persönlich nach Kräften meide), rasch zum Deutschen Fußballmuseum und diversen Kirchen sowie zum Wochenmarkt. Von ruppigeren, aber auch markanteren Ecken wie Nordstadt oder Brückstraßenviertel erfährt man nichts. Da schickt man ja auch keine Freiburger*innen hin…

Aber die Kultur? Wird punktuell abgehakt. Das imposante Kreativzentrum „Dortmunder U“ mit Ostwall-Museum, die schmucke Zeche Zollern als Zentrale des Westfälischen Industriemuseums. Theater und Konzerthaus kommen hingegen nicht vor. Ganz offenkundig hatte die Verfasserin abends keine Zeit mehr. Wahrscheinlich musste sie den Zug nach Freiburg erwischen, den sie am Ende erwähnt.

Und woher hatte Katharina Hensel die Tipps für die Sehenswürdigkeiten? Vielleicht auch aus einem Reiseführer. Vor allem aber wohl von Sigrun Späte von der Agentur „Dortmund Tourismus GmbH“. Wenn man all die unentwegt eingestreuten, natürlich durchweg empfehlenden Späte-Zitate zur Kenntnis nimmt, muss man argwöhnen, dass Frau Hensel ihr auf Schritt und Tritt gefolgt ist. Andere Quellen werden erst gar nicht zitiert. Die Lesenden in und um Freiburg müssen sich ganz und gar auf Sigrun Späte verlassen. Ob nun berechtigt oder nicht: Das Lob für die Stadt erweist sich quasi als Eigenlob.