Der Weg zu den Oscars (3. und letzter Teil): Darsteller, Drehbücher, Diverses

Wenn ein Film in 14, 12 und 11 Kategorien und für „Best Picture“ nominiert wird, bleibt es nicht aus, dass da einige Doppelungen vorkommen. Es ist ja ein Zusammenspiel von Drehbuch, Regie, Schnitt, Maske, Bühnenausstattung und nicht zuletzt der Schauspieler, die den Film erst in diese Kategorie hieven. Darum werde ich hier nur noch dann einen Film kurz kommentieren, wenn er nicht schon in „Best Picture“ vorkam. Da habe ich ja schon auf weitere Preisverdächtige hingewiesen.

„Best Actor“ (bester Schauspieler) ist fast komplett bei „Best Picture“ abgedeckt, ebenso wie „Best Director“ (beste Regie).

Bei „Best Actor“ kommt noch Denzel Washington dazu in „Flight“, gut gemachtes mainstream Kino über einen Piloten, der besoffen und bekifft ein Flugzeug vor einer Katastrophe bewahrt, und der sich am Schluss zum reuigen Sünder bekennt.
Auch Joaquin Phoenix ist unter „Best Actor“ nominiert für seine Rolle in „The Master“, den ich leider noch nicht gesehen habe.

Philip Seymour Hoffman wird für „Best Supporting…“ ebenfalls in „The Master“ nominiert. Auf den freu ich mich besonders. Einer der wandlungsfähigsten Schauspieler in ganz Hollywood.

Bei „Best supporting Actress“ kommt noch Helen Hunt für „The Sessions“ dazu. Ein Film nach einer wahren Begebenheit. Mark O’Brien (John Hawkes) liegt in einer eisernen Lunge und möchte seine Jungfräulichkeit verlieren, ehe er stirbt. Die Sexualtherapeutin Cheryl (Helen Hunt) machts möglich. Zu technisch für mein Empfinden. Lieblos und unsexy Helen Hunt. Erinnert mich vage an „Ziemlich beste Freunde“, ebenfalls nach einer wahren Geschichte. So wahr und tragisch beide Schicksale sind, so sehr schwingt immer diese Durchhalteparole mit: „Egal, ob halb gelähmt oder ganz, halbtot oder unmittelbar dem Tode geweiht, Hauptsache, wir ziehen das fröhlich und mit Zuversicht durch“. Von mir nix.

Unter „Best Actress“ wird Naomi Watts für „The Impossible“ aufgeführt. Solide Leistung in einem Mainstream-Film. Großer Aufwand mit special effects. Auch hier wird ein Trauma aufgearbeitet: der Tsunami. Drückt auf die Tränendrüse. Auch hier liegt eine wahre Geschichte zugrunde, die einer spanischen Familie. Amerikanische Kinokassen klingeln lauter, wenn es sich im Katastrophenfilm um eine amerikanische Saubermannfamilie handelt.

Bei „Best Original Screenplay“ (Originaldrehbuch) kommt noch „Moonrise Kingdom“ dazu, ein fröhlicher coming-of-age Film über zwei Schulkinder, die von einem Camp ausreißen und von der gesamten Inselbevölkerung gesucht werden. Ein Genre-Film, sowas muss man mögen. Nix für mich.

Zuguterletzt: die Filme „Lincoln“, „Silver Linings Playbook“, „Life of Pi“, „Argo“ und „Zero Dark Thirty“ sind auch für „Best Film Editing“ nominiert, und das ist oft, ja, meistens, schon ein sehr positives Omen für „Best Picture“.

All die anderen Nominierungen für Musik, Maske, Ton und Kabelträger berücksichtige ich hier nicht. Die sind ohnehin schon fast alle in den Hauptkategorien erwähnt.

Aber einen, den ich mit Spannung erwartet hatte, und der mich sehr enttäuscht hat, kommentiere ich doch noch: „Hitchcock“ für „Best Makeup and Hairstyling“. Der Film: nicht gut. Das Makeup: noch weniger gut. Hairstyling kann nicht gemeint sein. Sir Alfreds Asche wird in der Urne rotieren, wenn er Hopkins sieht. Helen Mirren, die ich sehr mag, gibt eine höchst unglaubwürdige Powerfrau. Sepia die Optik. Aber auch die Stimmung.  Dieser Film ist zurecht für nichts Wesentliches nominiert. Da ist auch Maske und Frisur zu viel der Ehre.

Mehr kommt nicht, das ist schon mehr als genug bis hierher. Vielleicht bin ich zu streng? Vielleicht sollte ich berücksichtigen, dass die Verleihung der Oscars einfach ein riesengroßes Fest für alle ist, die am Entstehen von Filmen beteiligt sind. Hier geht es nicht um absolut messbare Werte. Und ich bin natürlich nicht im Besitz der absoluten Wahrheit.

Das Medium Film wurde erfunden, um die Massen zu unterhalten, was davon Kunst war und ist, wurde später festgelegt von Menschen, die zu wissen glaubten, was davon denn nun weg könnte.