„Tatort“: Wie gut, dass jetzt Sommerpause ist

So. Das war’s erst mal wieder. Sommerpause beim „Tatort“. Ab jetzt gibt’s für einige Wochen nur noch Wiederholungen. Und mal ehrlich: Eine Auszeit vom zuletzt ziemlich atemlosen Krimi-Karussell können wir jetzt alle mal gebrauchen. Wenn demnächst auch noch Franken hinzukommt, haben wir schon 22 (!) „Tatort“-Teams. Da kenne sich noch einer aus.

Klara Blum (Eva Mattes) und Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) vom Bodensee haben jetzt in der Folge mit dem bezeichnenden Titel „Letzte Tage“ den vorerst letzten Fall gelöst, der sich um eine Schweizer Pharmafirma und eine Leukämie-Selbsthilfegruppe drehte. Es war eine stellenweise berührende, doch alles in allem keine sonderlich aufregende Geschichte. Freilich auch keine grottenschlechte. Es war sozusagen Seriendurchschnitt. Ein paar stärkere Szenen konnten die insgesamt etwas laue Story nicht vollends wettmachen.

Gerangel mit dem Kollegen aus der Schweiz

Einige Zeit ging für ständige Sticheleien und Kompetenzgerangel mit dem konkurrierenden Polizeikollegen Lüthi (Roland Koch) aus der Schweiz drauf, der offenkundig etwas zu verbergen hatte und sich zwischen ranziger Loyalität und Moral entscheiden musste.

Kommissar Perlmann (Sebastian Bezzel) lässt sich mit der Studentin Mia (Natalia Rudziewicz) ein. (Foto: © SWR/Stephanie Schweigert)

Kommissar Perlmann (Sebastian Bezzel) lässt sich mit der Studentin Mia (Natalia Rudziewicz) ein. (Foto: © SWR/Stephanie Schweigert)

Ein anderer Handlungsstrang kostete noch mehr Minuten, nämlich Perlmanns eher peinliches Techtelmechtel mit der leukämiekranken Medizinstudentin Mia (Natalia Rudziewicz). Ob es auch an seiner beruflichen Sinnkrise lag? Egal. Der „Höhepunkt“ war zugleich der Tiefpunkt: Als beide es im dunklen Kino miteinander trieben, bekam die Todkranke einen Anfall und spuckte Blut. Von dieser quasi opernhaften Zuspitzung einmal abgesehen, ist es in etlichen „Tatorten“ schon Standard, dass Kommissare auch höchstpersönlich in die Fälle verwickelt werden. Warum eigentlich?

Das Gewässer als „Hauptdarsteller“

Ansonsten blieb alles im Rahmen des Üblichen. Der Verdacht wurde hierhin und dorthin gelenkt. Mal war der fiese Professor an der Reihe, mal kamen die lachhaft zwielichtigen Wirtschaftsbosse dran. Und was war mit der Witwe, die die Lebensversicherung kassieren wollte?

Beileibe nicht jede Wendung des Geschehens war plausibel. Auch ist klar, dass Menschen, die bis 21:20 Uhr festgenommen werden, in 99 Prozent der Fälle dann doch nicht die Täter gewesen sind. Nein, den Toten auf der Bodensee-Fähre hatte ein anderer auf dem Gewissen, und zwar… Nein, wir verraten es hier lieber nicht. Denn vielleicht will ja mancher doch noch eine Aufzeichnung, die Mediathek-Präsentation oder eine Wiederholung anschauen.

Der auch literarisch oft besungene Bodensee (man denke nur an Martin Walser) ist als solcher stets ein „Hauptdarsteller“ der Konstanzer „Tatort“-Folgen. Seine mit dem Wetter und den Jahreszeiten vielfältig wechselnden Stimmungen spiegeln immer wieder auch das Seelenleben von Klara Blum. Apropos: Die wahrlich erprobte Theaterschauspielerin Eva Mattes als Blum-Darstellerin wirkt hier seit jeher unterfordert. Sie kann so viel mehr. Doch andererseits möchte auch Frau Mattes einen gut gefüllten Kühlschrank haben, und beim Fernsehen wird nun mal deutlich besser bezahlt als bei der Bühne.

(Der Beitrag ist zuerst bei www.seniorbook.de erschienen)