„White House Down“ – Explodierende Monumentalbauten

Roland Emmerich, der Katastrophenfilm-Spezi, hat wieder einen Film gemacht, ganz nach dem Muster der anderen, zum Teil recht erfolgreichen: „Independence Day“, „Godzilla“ und „The Day After Tomorrow“. Er lässt gerne was explodieren oder auf alienöse Weise aus dem All zerdeppern. Er schafft draufgängerische Helden, die sich für nix zu schade sind, und die seit Jahren ihren Ruf als Haudraufs und Kill-’em-deads gefestigt haben.

Die Geschichte von „White House Down“ kann man schon erahnen: Böse Menschen wollen das Weiße Haus samt Präsident abfackeln oder niederreißen, in die Luft jagen oder ins All entführen. Das werden natürlich nicht nur der amtierende Präsident James Sawyer (Jamey Foxx) sondern auch die Guten Menschen zu verhindern wissen. Nicht ohne gewisse Kollateralschäden in Kauf zu nehmen. Das kennt man und erwartet man auch.

Prägnante Szene aus "White House Down" (© Sony Pictures)

Prägnante Szene aus „White House Down“ (© Sony Pictures)

In letzter Zeit ist der Obergute oft mal ein alleinerziehender oder dysfunktionaler Vater, der versucht, seinem wunderschönen, klugen und höchstens 14jährigen Nachwuchs zu beweisen, dass er ein oberprima Vater ist. Der Nachwuchs ist entweder vatergläubig oder vateragnostisch. Egal, bisschen Abwechslung muss sein.

In „White House Down“ ist der leitende Gute natürlich der POTUS (President of the United States), und sein Gefolge von ziemlich gut über mittelgut bis ungut wuselt um ihn herum, immer darauf bedacht, ihn zu beschützen.

Dauerjogging um die Präsidentenkarosse

Das möchte auch der Polizist John Cale (Channing Tatum) ganz dringend, und bewirbt sich als Personenschützer beim Secret Service. Den Personenschützer sieht man gerne im Dauerjogging um die Präsidentenkarosse rumtänzeln; jederzeit bereit, seinen Körper todesmutig vor den des POTUS zu werfen. Cale will seiner entzückend altklugen, politisch hochinteressierten 14jährigen Tochter Emily (Joey King) beweisen, dass er das Zeug für diesen Posten hat.

Das sieht aber leider die Chefin des Secret Service, Carol Finnerty (Maggie Gyllenhaal) anders. Sie meint, ihm mangele es an dem nötigen „R.E.S.P.E.C.T.“ – und nix is mit dem Macho-Job. Aber erst mal traut sich der um good vibes bemühte Vater John Cale nicht, das seinem entzückenden (sagte ich bereits?) Töchterchen zu beichten, und er macht eine Führung durch das Weiße Haus mit ihr. Wir erinnern uns, das Kind ist politisch nicht nur interessiert sondern auch extrem kundig. Wie die 14jährigen halt so sind.

Inzwischen plant der POTUS einen etwas umstrittenen Vertrag mit seinen Allierten zu schließen, der beinhaltet, dass im Mittleren Osten alle Truppen abgezogen werden sollen. Sowas kann natürlich nicht allen gefallen, das liegt in der Natur der Kriegsführung, die schließlich einen enorm wichtigen Wirtschaftszweig, Waffenherstellung und –handel unterstützt. Es sind aber nicht nur schwere Geschütze, Bomben und Granaten im Spiel, wenn’s ums Umbringen geht, sondern auch ganz normale aber schwere Dekorationsgegenstände. Und Fäuste natürlich.

Jetzt: Auftritt der Bösewichter. Denen sieht man das auch nicht immer an. Und man weiß nicht, ob sie wirklich Böse sind oder nur Undercover-Böse. Das ist der spannende Teil. Sobald sie aber eine Bombe geschickt platziert und zur Explosion gebracht haben, geht der Stress los. Zuerst fliegt mal das Dach über der Rotunda in die Luft und mit ihm leider viele unschuldige Menschen. Nun treten mehrere Pro-Präsident und Anti-Präsident-Truppen gegeneinander an, mit wechselndem Erfolg und Waffen, um an ihre jeweiligen Ziele zu gelangen.

Schließlich weiß man dann auch irgendwann, wer der Oberböse ist, und ja, er ist ein Interner. Mehr sag ich dazu jetzt nicht.

Entzückend schlaue Tochter des Personenschützers

Jedenfalls bleibt man lang genug im Unklaren über die Personenaufstellung, und Cale bekommt mehr als genug Chancen, seine Qualifikation für den Personenschützerjob unter Beweis zu stellen. Und natürlich auch, um seiner entzückend schlauen Tochter zu imponieren. Die ist auch furchtlos mitten in dem Chaos unterwegs, und alles nimmt ein gutes Ende. Anders wär ja auch blöd.

Für Herrn Emmerich war es sicher auch blöd, dass „Olympus Has Fallen“, ein gehobenes Katastrophenstück von Antoine Fuqua, vor seinem in die Kinos kam. Gleiches Thema, andere Feinde, und der Vater hat einen Sohn.

„White House Down“ ist kurzweilig unterhaltsam. Aber auch laut, brutal und marktschreierisch. Einige Überraschungen hat er trotz der Vorhersehbarkeit. Es ist nicht mein bevorzugtes Genre, aber das ist allein mein Problem.

Es ist auf jeden Fall ein Film für Fans von:

Katastrophenspektakeln

Verschwörungstheorien

Blow’em up and shoot’em down

Special Effects

Maggie Gyllenhaal (und da gehör ich auch dazu).

Alle zusammen sitzen wir in unseren puscheligen Kinosesselchen, rascheln mit übelriechendem Popcorn, klappern mit Alcopops im Rhytmus zu dem Hully Gully und seufzen: „Ach warum passiert so was denn hier nicht?“ Besonders VOR den Wahlen.

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Trailer zum Film (© Verleih Sony Pictures): http://www.trailerseite.de/film/13/white-house-down-kino-trailer-26708.html