Neuer Schimanski-Film „Loverboy“: Auch als Rentner noch ein Pfundskerl

Endlich mal wieder ein neuer Schimanski, werden seine Fans gedacht haben. Ein neuer? Nun, eigentlich ein in die Jahre gekommener. Am Anfang wurde er gleich mehrfach in seiner Männlichkeit demontiert und (mit einer gehörigen Prise Selbstironie) zum „alten Sack“ gestempelt. Er nennt sich ja inzwischen selbst so.

Zuerst war’s nicht das, was man argwöhnte, als Horst Schimanski (Götz George) da mit seiner Freundin Marie-Claire im Paternoster fuhr. Es ging nicht um Fleischeslust, sondern nur um den Sitz seines engen Anzugs. Kurz darauf frotzelte seine Liebste: „Auf die Größe kommt’s nicht an, müsstest du doch am besten wissen…“

Das Draufhauen nicht verlernt

Jaja, das ging schon fast in Richtung Diskriminierung, war aber natürlich liebevoll parodistisch gemeint. Dass „Schimi“ auch im gesetzteren Alter noch impulsiv draufhauen kann, wenn auch nicht mehr ganz so erfolgreich wie ehedem, das durfte er im Film „Loverboy“ (ARD) gleich mehrfach beweisen.

Er kann's noch: Allerdings nimmt Schimanski (Götz George) hier nur einen Schüler in den Schwitzkasten. (© WDR/Uwe Startmann)

Er kann’s noch: Allerdings nimmt Schimanski (Götz George) hier nur einen Schüler in den Schwitzkasten. (© WDR/Uwe Startmann)

Auf Bitten des im Knast sitzenden Gangsters Kaijewski (früher mal der „König vom Pott“, aber auch er ist nicht mehr der Jüngste) sollte Schimanski dessen verschollene Tochter Jessica (Muriel Wimmer) suchen. Die erst 14jährige, in Liebes- und Lebensdingen noch höchst unsicher, wurde vom smarten Loverboy Nils angebaggert, der es nur darauf anlegte, sie von ihren Eltern zu entfremden, damit sie alsbald für ihn und üble Kumpanen auf den Strich ging. Erst zuckersüßes Lächeln, Liebesschwüre und großzügiger Klamottenkauf in Duisburg, dann Gruppenvergewaltigung unter Drogen auf einem Kahn in Rotterdam…

Schäbiges Zuhältermilieu

Im Grunde war’s kein richtiger Krimi, sondern in erster Linie Milieuschilderung. Manchmal allzu breit und belehrend ausgemalt wurde die Schäbigkeit der Puff- und Zuhälterszene – im Kontrast zu verzweifelten Eltern, die um ihre blutjungen Töchter bangen. Das erinnerte stellenweise an die uralten „Kommissar“-Fälle mit Erik Ode selig, der nach 1968 so manches Mädchen aus dem damaligen Drogenmilieu rettete.

Nun, ganz so gütig und altväterlich wie einst Kommissar Keller ist Schimanski denn doch noch nicht. Aber er tut sich schwer mit manchen heutigen Dingen. Mit dem Handy kann er gar nicht umgehen und mit einem Schuss wehmütiger Bitterkeit stellt er kalauernd fest, dass es den alten (Ruhr)-„Pott“ nicht mehr gebe, sondern nur noch den iPod. Wie gut, dass ihm eine Gemüsehändlerin (Anna Loos) hilft, die einen Verein für die Opfer des Mädchenhandels gegründet hat.

Herz statt Handy

Vor allem seine Beherztheit und sein Instinkt sorgen dafür, dass Rentner Schimanski den Ex-Kollegen von der Polizei meist noch immer einen Schritt voraus ist. Also rettet er Jessica aus den Fängen der Zuhälter. Und nur dieser Pfundskerl weiß schließlich mit Sicherheit, wer den holländischen Loverboy Daan erschossen hat.

Dass Schimi am Ende die Mordwaffe ausgerechnet in die Glut eines Stahlwerks wirft und damit die Aufklärung verhindert, ist rechtlich besehen starker Tobak, doch man kann es nur zu gut nachempfinden. Oder etwa nicht?