Komödie aus Dortmund: Sag mir, wo das Schnitzel ist…

Was ist nur bei der ARD los? Nach dem sonntäglichen „Tatort“ stand heute schon der zweite abendfüllende, in Dortmund angesiedelte Fernsehfilm zur besten Sendezeit auf dem Programm: „Ein Schnitzel für alle“, Komödie mit Armin Rohde und Ludger Pistor.

Gut, dass es nun wieder mal eine Arbeitslosen-Geschichte aus Dortmund war, dürfte auf lokaler Ebene nicht allzu sehr erfreuen. Vor allem aber hätte man es heute wohl vorgezogen, in der Prime Time einen Themenabend zum Tod von Dieter Hildebrandt zu sehen. Aber solche beherzten Entscheidungen zur Programmänderung erwartet man vom kolossalen Senderverbund gar nicht mehr. Ab 21.45 Uhr ließen sie sich dann herbei…

Wittern ihre Chance: Wolfgang (Ludger Pistor) und Günther (Armin Rohde). (©WDR/Martin Valentin Menke)

Wittern ihre Chance: Wolfgang (Ludger Pistor) und Günther (Armin Rohde). (©WDR/Martin Valentin Menke)

Immerhin war die „Schnitzel“-Komödie nicht übel, wenn sie auch an jedem anderen Abend noch willkommener gewesen wäre. Man sah ein ausgefuchstes, in allen Gegensätzen bestens aufeinander eingespieltes Duo in den Hauptrollen des früheren Oberhemdenverkäufers Wolfgang (Pistor) und des ehemaligen Tierpflegers Günther (Rohde). Der eine träumt von einer Karriere als Anlageberater, doch seine Firma ist leider kriminell. Der andere möchte vom Arbeitsamt den Flug nach Kanada bezahlt haben, um dort fachgerecht Robben zu retten.

„Sie haben gar nichts zu wollen“, faucht die Fregatte vom Abeitsamt – und verpasst ihm einen 1,50-Euro-Job als Betreuer, Fahrer und Putzkraft für drei behinderte junge Leute: ein Mädchen mit Down-Syndrom, ein Typ im Rollstuhl, ein zweiter mit „Asperger“, also einem autistischen Befund. Wahrlich ein schwieriger Komödienstoff, der hier aber geschmacklich unfallfrei, wenn auch genregerecht vorwiegend optimistisch gemeistert wurde.

Damit setzt sich eine streckenweise leidlich komische Maschinerie in Gang, die vor allem von punktgenau geschrieben Dialogen und überhaupt von gekonntem Timing lebt (Drehbuch Katja Kittendorf, Regie Manfred Stelzer). Ich will das nicht haarklein nacherzählen, wohl aber erwähnen, dass Pistor als Frauenbecircer nahezu loriotsche Qualitäten entfaltete.

Natürlich geht es auch hier ums Thema Glück, die ARD muss ja in dieser Woche partout fast alle Formate in dieses Schema pressen. Der penible Junge mit dem Asperger-Syndrom ahnt nach vielen „Versuchsreihen“ Roulettezahlen voraus, was sich die beiden derangierten Filous zunutze machen. Dann geht’s auf und ab: gewonnen, zerronnen – und wieder gewonnen, diesmal natürlich mit sozialem Mehrwert.

Und der Titel? Nun ja, einmal darf Rohde ein Schnitzel verzehren. Punkt.

Von Dortmund sieht man übrigens mehr authentische Bilder als beim „Tatort“. Aber wahrscheinlich wird uns das Lokalblatt morgen wieder im ernsten Tonfall erzählen, dass da gar nicht das wirkliche Arbeitsamt zu sehen war, sondern das Gesundheitsamt und dass auch das real existierende Spielcasino völlig anders aussieht. Geschenkt!

Apropos Lokalblatt: Das heißt natürlich nicht „Ruhr Rundschau“, sondern dieser Titel ist wohl eine kleine Anspielung auf die Entlassung der WR-Redaktion und die gemeinsame Verwurstung des „Contents“. Und habe ich das richtig gesehen, dass das Dosenbier „Thierse“ statt „Thier“ geheißen hat? Oder habe ich mich verguckt?