Der Wahnsinn mit dem Fleisch

In den Grundzügen weiß man es ja – und muss doch wohl immer mal wieder daran erinnert werden: Der Beitrag „Schweine für den Müllcontainer“ (3Sat, übernommen vom SWR) führte noch einmal das eklige Elend der heute weithin gängigen Fleischproduktion vor.

Da sah man abermals schockierende Bilder aus der Massentierhaltung; kranke und verletzte Schweine, die unter unerträglichen, widernatürlichen, alles andere als artgerechten Bedingungen in gigantischen Ställen vegetieren. Was ist das nur für ein System, das seine Profite aus solch rücksichtslosem Umgang mit der Kreatur zieht und überdies die Umwelt belastet?

Subventionen für Massenhaltung

Doch nicht nur mit Tierschutz und Ökologie liegt es im Argen. Ein weiterer Strang der aufrüttelnden Reportage zeichnete zudem den ökonomischen Irrsinn nach. Nahezu uferlos fließen Subventionen der EU, von Bund und Ländern zugunsten der Massenhaltung.

Vergleichsweise "glückliches Ferkel" vom Ökohof. Die Wirklichkeit der Mastbetriebe sieht in der Regel ganz anders aus. (© ZDF/SWR/3Sat)

Vergleichsweise „glückliches Ferkel“ vom Ökohof. Die Wirklichkeit der Mastbetriebe sieht in der Regel ganz anders aus. (© ZDF/SWR/3Sat)

Schiere Größe der Mastbetriebe wird ebenso belohnt wie „Marktmaßnahmen“ im großen Stil, sprich: Kühlhaus-Lagerung als künstliche Verknappung, bis die Preise wieder ansteigen. Bezahlt wird das alles von offenbar reichlich vorhandenem Steuergeld…

Was einem keiner erklären kann

Besonders bizarr: In Holland kassieren Großbauern, wenn sie ihre Ställe abreißen. Anschließend ziehen sie in Deutschland neue Riesenställe hoch – ebenfalls mit Subventionen. Das kann einem keiner schlüssig erklären, weder in Brüssel noch in Berlin.

Vielleicht ein wenig zu sehr bewegte sich Reporter Edgar Verheyen quasi am Leitseil von Mitarbeitern des BUND. Doch die Leute vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland sind ja im Prinzip keine schlechten Wegweiser, wenn man ergänzend eigene Recherchen heranzieht.

Überproduktion für den Müll

Und der Titel mit den Müllcontainern? Der Umstand, dass wir in Deutschland inzwischen mit 58 Millionen Mastschweinen pro Jahr eine satte Überproduktion haben und auch daher beinahe ein Drittel des Fleischs (aus Supermärkten, Kantinen, Privathaushalten) im Müll landet, verschlägt einem den Atem. Da läuft etwas rundum und grundsätzlich falsch. Und man kann nicht erkennen, dass die Politik entschieden gegensteuern würde.

Als glaubhafter Kronzeuge gegen die fatale Billigkauf- und Wegwerf-Mentalität wurde ein früherer Fleisch-Magnat aufgerufen: Karl Ludwig Schweisfurth, einst Herr über die Herta-Wurstfabriken mit 5000 Mitarbeitern, ist jetzt Öko-Landwirt, bei dem 150 Schweine mit anderem Getier in fast schon paradiesischer Weise freien Auslauf genießen. Fragen seiner Kinder hätten ihn zur Umkehr bewogen, sagt der heute 83jährige. Doch kann die Idylle seines oberbayerischen Hofes ein Modell für die ganze Gesellschaft sein?