Wirt vom „Blauen Bock“: Die Fernseh-Legende Heinz Schenk ist tot

4011528311024 140432 CD Heinz Schenk Froehlich Eingeschenkt.„Alles kann der Mensch sich kaufen – nur keine Zeit.“ Heinz Schenk, die hessische Fernsehlegende („unser David Bowie“, wie die Rocker von Rodgau Monotones ihn liebevoll tauften), hatte viel Lebenszeit genossen, als er am 1. Mai 2014 im Alter von 89 Jahren einschlief.

Der unverkennbare Hessekopp, breit lachend, unüberhörbar singend, deftig witzelnd und aufmunternd gestikulierend, er gehörte zur Fernsehunterhaltung der Frühzeit – wie Kulenkampff, Peter Frankenfeld oder Heinz Erhardt. Eben nur hessisch, mit Bempel, Äbbelwoi und Lustigkeit. Sicher war alles nicht so feinsinnig, aber wenn samstags der Intro-Gesang „Zum blauen Bock, beim Äppelwoi, da lass Dich ruhig nieder ..“ erklang, dann war für die Eltern das Wochenend-Pflichtprogramm eröffnet.

Den kleinen Heinz zog es schon als Kind an die Rampe, genauer in die Bütte, darin Hessen Reden schwingen, wenn der Karneval Humor zur Bürgerpflicht macht. Dann unterhielt der begabte Jüngling die Gästinnen und Gäste des Mainzer Frauenchor-Karnevals gar trefflich. Das früh entdeckte Talent ließ er aber erstmal schlummern, schloss am Bischöflichen Willigis-Gymnasium die Schulzeit ab und stürzte sich in eine Lehre beim Wiesbadener Kaufhaus Krüger & Brandt, Fachabteilungen Teppiche und Gardinen.

Allerdings konnte er seine kreative Seite nicht erfolgreich unterdrücken, nahm parallel zum handfesten Ausbildungsberuf auch noch Schauspielunterricht. Dessen Wirkfähigkeit konnte er aber erst nach dem Kriege ausprobieren, denn weil seine Mutter aufgrund des Rassen-Wirrsinns als „Halbjüdin“ galt, benötigte er für jeden Auftritt während des kürzesten „Tausendjährigen Reiches“ aller Zeiten stets eine Sondergenehmigung.

Aber dann stürzte er sich kopfüber ins Darsteller-Leben, trat in Kabaretts auf, ahmte Moser, Lingen und Albers nach, moderierte im Radio und trat in den Dienst privater Fernsehsender im bundesdeutschen Grenzgebiet, wo er vorgeschriebenermaßen ständig darauf zu achten hatte, dass Productplacement auch vertragsgemäß umgesetzt wurde. Und dann kam d e r Durchbruch, lief ihm der „Blaue Bock“ über den Weg. Den moderierte damals noch der gelernte Metzger Otto Höpfner, den Heinz Schenk noch aus der Zeit beim „Frankfurter Wecker“ im Radio kannte. Wirt Otto wollte mehr Geld, außerdem schmeckte ihm der Äppelwoi überhaupt nicht, er trennte sich vom Sender, Heinz Schenk übernahm.

21 Jahre machte er das, gemeinsam mit Wirtin Lia Wöhr, die auch Produzentin der Sendung war. Mit Franz Grothe komponierte er alle selbst gesungenen Lieder, textete sie von eigener Hand, schaffte es mit „Es ist alles nur geliehen“ bis in die ZDF-Hitparade. Nebenher schauspielerte er (unter anderen für Dieter Wedel) neben der unvergessenen Liesel Christ (Die Schölermanns) und nahm sich später mit Hape Kerkeling wunderbar selbst auf den Arm (Kein Pardon).

Kurz: Er hat Fernsehgeschichte geschrieben, er hat viele Klaviaturen bedient, um in der populären Unterhaltung des etwas gehobeneren Alters seiner Zeit Spaß zu bereiten. Er schaffte es, mit seiner Leib-und-Magen-Sendung den Menschen das Gefühl zu vermitteln, sie sei mit ihm eigentlich schon seit Erfindung des Fernsehers dabei gewesen.

Mit Beginn seiner Radiolaufbahn im Jahre 1951 heiratete er Gerti, die ein Jahr vor ihm starb, Beständigkeit gehörte offenbar zu dem lustigen Bock-Wirt. Und bei allem Humoresken, was er um sich verbreitete, besaß er ein hohes Maß an Professionalität.

Aber er sorgte auch immer für Stimmung, ganz nach dem Motto aus „Kein Pardon“: „Witzischkeit kennt keine Grenzen…“