Rascher Rückzug, gespenstisch geräuschlos: Dortmunds Museums-Chef Kurt Wettengl geht

Nicht ohne Verwunderung ist zu berichten vom überraschend plötzlichen, äußerlich nahezu gespenstisch geräuschlosen Abschied des Ostwall-Museumschefs im Dortmunder „U“, Prof. Kurt Wettengl.

Gestern verbreitete die Stadt Dortmund die offenbar brandeilige Nachricht, dass Prof. Wettengl (Jahrgang 1954) seine Museumstätigkeit bereits „Mitte Juni“ beenden werde.

Ohne offizielle Verabschiedung

Schon heute war sein letzter Arbeitstag. Laut „Ruhrnachrichten“ soll es nicht einmal eine offizielle Verabschiedung geben. Seltsam genug. Was wohl hinter den Kulissen geschehen ist? Man muss Konflikte vermuten.

Heute war sein letzter Arbeitstag im Dortmunder "U": Prof. Kurt Wettengl. (Foto: Stadt Dortmund)

Heute war schon sein letzter Arbeitstag im Dortmunder „U“: Prof. Kurt Wettengl. (Foto: Stadt Dortmund)

Wettengl wollte zu dem Vorgang und zu seinen Dortmunder Jahren (fast 100 kleine und größere Ausstellungen an beiden Standorten seit 2005) nicht Stellung nehmen. Wobei man sagen muss, dass er ohnehin kein leichter Interview-Partner war. Im Gegenteil: Es war ungemein schwierig, ihm konkrete Aussagen abzugewinnen. Er wirkte stets übervorsichtig, wenn er sich zu Fragen äußerte, die über die Kunsthistorie hinausreichten.

Künftig kein passender Posten vorhanden?

Die Umstände seiner Demission klingen jedenfalls nach überstürztem Aufbruch, ja beinahe nach Flucht. Die Stadt befindet sich seit einiger Zeit auf der Suche nach einer Persönlichkeit für eine Art „Generalintendanz“ des Dortmunder „U“. Diesem Mann oder dieser Frau wäre Wettengl wohl formal unterstellt gewesen, wenn er denn seine Arbeit fortgesetzt hätte. Oder es wäre gar kein passender Platz mehr für ihn geblieben. Derlei Fährnisse hat jemand gegen Ende seines aktiven Berufslebens doch nicht mehr nötig…

Erbärmlich geringer Etat

Ein weiterer Grund für den raschen Rückzug Kurt Wettengls dürfte der beschämend geringe Ausstellungsetat des Hauses gewesen sein – noch dazu verknüpft mit überzogenen Erwartungen aus dem politischen Raum, was die Besucherzahlen angeht. Apropos: Ausgerechnet die letzte Ausstellung, die Wettengl in Dortmund kuratiert hat („Arche Noah“ – über Mensch und Tier in der Kunst), verbuchte in dieser Hinsicht immerhin einen Achtungserfolg. Nach dieser Genugtuung, so darf man annehmen, fällt Wettengl der Abschied vielleicht etwas leichter. Seinen kunstgeschichtlichen Lehrauftrag an der TU Dortmund wird er übrigens weiterhin wahrnehmen.

Wie sinnvoll war der Umzug ins „U“?

Wettengl suchte aus der finanziellen Schräglage eine Tugend zu machen, indem er den Blick – immer wieder anders fokussiert – auf die Dortmunder Sammlungsbestände richtete. Eigenbesitz ist nun mal am günstigsten vorzuzeigen. Es war jedoch klar, dass ein Schwerpunkt wie Fluxus-Kunst nicht die Massen anziehen würde. Ein bleibendes Verdienst Wettengls ist sicherlich, mit seinem Team den Umzug des Kunstmuseums vom Dortmunder Ostwall ins Dortmunder „U“ bewältigt zu haben.

Allerdings kann man sich rückblickend fragen, ob der dauerhaft und folgenreich kostspielige Umzug in den ehemaligen Brauereiturm überhaupt sinnvoll gewesen ist. Doch diese Entscheidung hat gewiss nicht Kurt Wettengl zu verantworten.

Überstürzt, weil politisch gewollt, musste partout noch im Kulturhaupstadt-Jahr 2010 dieser neue Ort der Kunst und der sogenannten „Kreativwirtschaft“ eröffnet werden. Um es mal zurückhaltend zu formulieren: Nicht durchweg konnte man dabei von sorgfältiger, vorausschauender Planung sprechen.