Eine Reisende, die man nicht aufhalten kann: Vom Lichtkunstzentrum in Unna zur NRW-Kunststiftung

Ursula Sinnreich (Jahrgang 1957), der man gern den Dr. und den Prof. dem Namen voran stellt, geht nach Düsseldorf und übernimmt die Geschäftsführung der NRW-Kunststiftung, deren neuer Präsident, Dr. Fritz Behrens, sie für dieses Amt vorgeschlagen hatte. Sie verlässt das spärlich berühmte Unna, sie verlässt das wohlbekannte Lichtkunstzentrum, dessen Direktorin sie war, sie verlässt eine inhaltlich vorzügliche Aufgabe und widmet sich zukünftig dem landesweiten Geschäft. Verständlich, wenngleich bedauerlich, denn das „Zentrum für internationale Lichtkunst“ in der Kreisstadt östlich von Dortmund erlebte gerade einen Besucherandrang – und das im Jahr nach RUHR 2010, da in vergleichbaren Museen die Ströme sich wieder auf Normal-Niveau einpendeln.

Nun kann eine kleine Stadt nie mit den verlockenden Attraktionen konkurrieren, die eine Landeshauptstadt und eine landesweit operierende Institution bieten können. Viele Städte in NRW können sich völlig zu Recht „Kulturstadt“ nennen, doch neben Köln oder Düsseldorf verblasst ihr Stern alsbald zur Funzel, wenn ansehensträchtige Aufgaben in die Metropolen locken. Axel Sedlack, der jüngst pensionierte Autodidakt und rastlose Architekt einer kulturmittelstädtischen Sonderstellung Unnas, war noch die Ausnahme, er blieb ortsfest ebenso wie er für die Kulturpolitik standfest blieb. Kann sein, dass er der letzte seiner Art ist.

Sedlack betrachtet die Vorgänge von draußen, kann oder mag auch nicht mehr eingreifen. Ursula Sinnreich ist – wenn man so will – seine „Entdeckung“ für Unna gewesen. Sie wurde aus der Verantwortung für die östlichsten Beiträge zum Ruhrgebiets-Kulturhauptstadtjahr in die Leitung des Lichtkunstzentrums befördert. Und musste seit Beginn des Jahres 1 nach 2010 miterleben, wie der anhaltende Erfolg ihres einzigartigen Kellergewölbes breit zerredet wurde, wie jeder sich aufschwang, den anerkannten Leuchtturm einer ganzen Region in die Mahlwerke einer ideologisch geprägten Finanzdebatte zu parlieren.

Das hat die Frau Direktorin ganz sicher nicht gegen neue Herausforderungen resistenter gemacht.

Nun, neben dem Glück, das man ihr bei der neuen Arbeit wünschen soll, sei ein anderer, nachhaltiger Wunsch geäußert. Nämlich dass eine Nachfolge geregelt wird, die dem Lichtkunstzentrum gerecht wird, die seine Fortentwicklung und seine Bestandssicherung zum Ziel hat, die auch einmal Ideen im Kopf kreisen lässt, um sie frei nach draußen zu lassen und sie nicht bereits im Entstehen durch systemerzeugte Bedenken zerdrückt. Dieser Wunsch gilt der Lichtkunst-Leitung, dieser Wunsch gilt ebenso der behutsamen zukünftigen Leitung der Kulturarbeit im alten Unna, um sie möglichst verletzungsarm durch die Phase des finanziellen Dämmerlichts zu leiten.

(Bild: Screenshot der Internetseite des Lichtkunstzentrums)