Verloren in Blödigkeit – mit dem Smartphone im Konzerthaus

Spontaner Besuch im Dortmunder Konzerthaus. Nicht für Geigen-, Klavier- oder Orchesterklang, auch nicht zwecks Rezension, sondern ganz privat zum (anregenden) Auftritt des Kabarettisten Andreas Rebers. Bei solchen Anlässen sind Kleiderordnung und Sitten etwas legerer als in der edleren Klassik-Gemeinde. Doch was zu weit geht, geht zu weit.

Im nahezu ausverkauften Saal ist ausgerechnet der junge Platznachbar zu meiner Linken offenbar heillos süchtig. Von Anfang an nervös auf seinem Sessel hin und her rutschend, hält er es schon nach ein paar Minuten Programm nicht mehr aus und zückt sein Smartphone mit dem ziemlich großen Bildschirm. Der flackert fortan so grell und unstet auf, dass es ringsum im dunklen Zuschauerraum einfach irritiert – siehe Beweisfoto.

Ertappt: So sieht das aus, wenn jemand im abgedunkelten Konzertsaal sein Smartphone eingeschaltet hat. (Foto: BB)

So sieht das aus, wenn jemand im abgedunkelten Konzertsaal sein Smartphone eingeschaltet hat. (Foto: BB)

Hei, wie die Däumchen hin und her fliegen, wie sie immer neuen Content aufrufen und flugs gegeneinander verschieben. Ein Ende ist und ist nicht abzusehen.

Man fragt sich, was dieser Mensch hier eigentlich verloren hat. Er schaut schon längst nicht mehr zur Bühne und hört auch gar nicht hin. Dabei müsste er für diesen Platz immerhin 39 Euro bezahlt haben.* Ein Fall von Fehlkauf? Hat er die Karte geschenkt bekommen oder bei einer Tombola gewonnen und sitzt sie nun widerwillig ab? Egal. Er zeigt jedenfalls keinerlei Regung. Worüber denn auch? Er nimmt ja – außerhalb des Bildschirm-Gevierts – nichts wahr.

Schließlich spreche ich ihn leise an. Ob er denn bitte das Gerät abschalten könne. Es störe doch sehr. Tatsächlich schaltet er gleich wort- und blicklos aus. Aber um welchen Preis der Seelenqual! Schon nach wenigen Sekunden traktiert er mit beiden Daumen einen Programmzettel, als wäre der ein Smartphone. Unentwegt. Verloren in Blödigkeit.

Zur Pause hat der Däumling das Haus verlassen. Dagegen hatte ich nichts einzuwenden.

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* In diesem Zusammenhang noch einmal besten Dank an den freundlichen Mann, der sich eigens aus Essen nach Dortmund bemüht hatte, um seine beiden Karten günstig abzugeben, damit sie nicht verfallen.