Neues Design der Hörfunk-Nachrichten auf WDR 2: Das Dudeln höret nimmer auf

Zugegeben: Auf die Hörfunkwelle WDR 2 komme ich sowieso nur noch selten zurück. Schon die Musik missfällt mir, sie besteht größtenteils aus dem allgegenwärtigen Hitparaden-Mainstream.

Überhaupt biedert man sich dort zunehmend dem angeblichen Mehrheitsgeschmack an. Nur gut, dass es noch WDR 5 und WDR 3 bzw. Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur gibt. Selbst WDR 4, wo sie früher hauptsächlich Schlager abnudelten, liegt mir mit seiner Rock- und Pop-Nostalgie inzwischen näher.

Tja. Welche Frequenz soll man denn nun einstellen? (Foto: BB)

Tja. Welche Frequenz soll man denn nun einstellen? (Foto: BB)

Aber das wollte ich gar nicht hauptsächlich erzählen, es ist nur der dauerhafte Hintergrund meines Ärgers. Vielmehr geht es um dies:

Bei den heutigen Morgennachrichten auf WDR 2 habe ich meinen Ohren nicht getraut. Das konnte doch nicht wahr sein, oder?

Da gab’s eine unsägliche Neuerung, die offenbar schon am letzten Wochenende eingeführt wurde, nämlich ein „Musikbett“, das den Hauptnachrichten jetzt permanent unterlegt wird. Das undefinierbare, absolut identitätsfreie Muzak-Gedudel oder auch Gesäusel wird also gnadenlos durchgezogen; ganz egal, welcherlei Nachricht gerade verlesen wird. Mord und Totschlag? Terrorattentate? Katastrophen? Völlig einerlei. Das Dudeln höret nimmer auf.

Immer wenn Sprecherin oder Sprecher die Stimme zwischen zwei Nachrichten senken und Luft holen, kommt einem diese erbärmliche, fluchwürdige Klanguntermalung plötzlich lauter vor. Zwischendurch wabert sie in einer enervierenden Endlosschleife.

Wer hat sich das nur einfallen lassen? Nun ja, man muss wohl nur schauen, wer an der Spitze des WDR-Hörfunks steht. Die Dame heißt Valerie Weber, kam vom Privatfunk (Antenne Bayern) und schickt sich seit einiger Zeit nachdrücklich an, unsinnige Gepflogenheiten aus den dortigen Sphären zu übernehmen. In manchen Punkten fällt es bereits schwer, WDR 2 noch zweifelsfrei als öffentlich-rechtlichen Kanal zu erkennen.

Was will man denn mit der neuen Aufmachung der Nachrichten bezwecken? Soll diese läppische Maßnahme jetzt Hunderttausende von zusätzlichen Hörer(inne)n anlocken? Oder soll sie auch nur das Stammpublikum bei Laune halten? Rätsel über Rätsel. Nur auf der Chefetage glaubt man die Lösung ganz genau zu kennen. Also wird nach Gusto umgemodelt und durchregiert.

Eines der Grundübel der Berufswelt ist ja ohnehin, dass neue Chefs/Chefinnen immer meinen, sie müssten das Rad noch einmal erfinden. Dann doktern und wurschteln sie haltlos am Vorhandenen herum – bis der nächste Boss wieder eine Kehrtwende ausruft. Beim Radio wird dann das Stations-Design abermals geändert. Nur zur Substanz geht’s wohl leider nicht mehr zurück.

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Nachtrag am 11. Juni: Offenbar setzt WDR 2 das Wabern jetzt – nach wenigen Tagen – „nur“ noch als akustische Trennung zwischen zwei Nachrichten ein und nicht mehr als permanenten Klangteppich. Das macht die Sache zwar nicht grundsätzlich besser, deutet aber auf eine Experimentierphase hin.

Und noch ein Nachtrag (14. Juni): Kann es sein, dass vormittags ein durchgehendes Musikbett läuft, nachmittags ein zwischendurch gedämpftes? Um das zu verifizieren, müsste man wenigstens einen ganzen Tag die Nachrichten auf WDR 2 durchhören. Das möchte ich mir nicht antun.