Familienfreuden auf Reisen: „Einmal Apfelsaft mit Wasser, aber Wasser mit!“

Zauberei! (Bild: Nadine Albach)

Zauberei! (Bild: Nadine Albach)

Ein Kind zu haben, ändert meine Sicht auf die Welt. Klingt völlig platt. Ist es aber gar nicht. Weil damit winzige Momente gemeint sind, die ich nur durch Fiona so sehe und erlebe und die einen ganz eigenen Zauber bekommen.

„Und, was möchtest Du denn trinken?“ Fiona windet sich kurz, die Kellnerin beugt sich neugierig zu ihr runter. „Einmal Apfelsaft mit Wasser, aber Wasser mit“, sagt unsere Tochter schließlich.

Ich hätte es mitsprechen können. Fi bestellt ihr Getränk immer genauso. Nie würde sie schnöde eine Apfelschorle ordern. Nie dauert ihr diese Art der Bestellung zu lang. Es ist genau das, was sie will: Einen Apfelsaft mit Wasser und das Wasser mit Kohlensäure. Herrlich. Von Zeitoptimierung und Effizienz meilenweit entfernt. Kurz überlege ich, ob ich „ein Glas Sekt, aber den Sekt mit rot und orange“ bestellen soll, sage dann aber doch „Aperol Spritz“.

Wer lernt von wem?

Trotzdem, auch wenn ich es mich nicht getraut habe, frage ich mich in solchen Momenten, wer eigentlich von wem lernt. Denn ich käme nie auf die Idee, die Seite aus dem Rätselblock herauszureißen, die eigentlich dazu gedacht war, unterschiedlich gemusterte Tassen, Kannen und Schüsseln zu sortieren, und stattdessen jedes Teil sorgsam auszuschneiden und dann auf den Frühstückstisch zu legen. Die gepunkteten für Mama, die gestrichelten für Papa und die geblümten für Fiona. Kann ein Tisch schöner gedeckt sein?

Ich gebe zu, ich bin nicht in jeder Situation für den Zauber dieser Perspektive empfänglich. Wenn ich es gerade eilig habe, will ich nicht wie ein Hund auf der Erde herumwuseln und nach dem Schlüssel bellen, der wundersamerweise in einen Knochen transformiert wurde.

Ein Zauberreich

Aber jetzt gerade sind wir im Urlaub. Und deshalb darf sich alles um uns herum in ein Zauberreich verwandeln. Während die anderen Besucher des Freiluftmuseums staunend und eher schweigend die Wege abgelaufen sind, rennen Normen und ich Staub aufwirbelnd hinter Fiona her, spielen fangen und verstecken uns hinter in Würde und voller Spinnweben gealterten Gebäuden. Unsere Tochter können wir gerade noch davon abhalten, sich in die strohgedeckten historischen Schlafstätten zu werfen. Und ohne Frage schmeckt der friesische Klüntje-Tee hinterher besonders gut, sobald der Saft einer anderweitig entwendeten Orangenscheibe in ihn hineingedrückt ist. Das Leben ist ein Abenteuerspielplatz!

Irgendwann übermannt Fiona ob all der Ideen und fantastischen Möglichkeiten der Schlaf. Sie sackt im Fahrradkindersitz zusammen, der Kopf gondelt gefährlich nach rechts und links, an Erwachen ist auch beim Hinauszerren und in die Wohnung tragen nicht zu denken. Eine Stunde komatöser Schlaf. Dann Erwachen mit erberstend schlechter Laune. Tanzen, Geschichten erzählen, kitzeln – alles doof. Bis der Blick wieder auf den Rätselblock fällt und diesmal auf eine Seite mit verschiedenen Tieren. Eine halbe Stunde später verlassen wir das Feriendomizil. Jeder von uns nennt nun einen bunt angemalten Hund sein eigen, der einen Bindfaden um den Hals gebunden hat. Wir gehen jetzt Gassi mit unserem neuen Familienzuwachs. Was denn sonst?

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2 Antworten zu Familienfreuden auf Reisen: „Einmal Apfelsaft mit Wasser, aber Wasser mit!“

  1. Nadine Albach sagt:

    Ah, danke – u d herzliche Grüße an Stella

  2. Bernd Berke sagt:

    Als ich Stella von eurem Schlüssel/Knochen-Ritual erzählt habe, meinte sie, das sei ein beliebtes Kita-Spiel: „Bello, Bello, dein Knochen ist weg!“ Ein(e)r spielt den Hund und hockt sich so hin, dass er nichts sehen kann, die anderen sollen ihm einen Schlüssel (Knochen) mopsen. Dann muss der Hund herausfinden, wer der Dieb war…

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