Pressereise zu den Projektoren: Mit Panasonic auf Kulturtrip nach Aarhus (oder auch nicht)

Kinners, da hab’ ich ja mal wieder eine ganz tolle Einladung zur Pressereise (Neudeutsch „Media Tour“) auf dem Tisch liegen. Demnach dürfte ich für zwei Tage ins dänische Aarhus kommen, immerhin Europäische Kulturhauptstadt 2017.

Warum ich noch zögere, gar dankend ablehnen möchte? Beispielsweise, weil es sich gar nicht um eine generelle Stadtführung im Sinne des ehrenvollen Titels handelt. Sondern? Lediglich um den Besuch einer Ausstellung zum Thema Steinzeit, die zwar schon am 8. Oktober begonnen hat, aber noch über ein Jahr dauert. Nun gut, als Dreingabe wird noch ein Gefängnis-Museum besichtigt.

...außerdem war ich schon mal in Aarhus. (Foto von 2003: Bernd Berke)

…außerdem war ich schon mal in Aarhus. (Foto von 2003: Bernd Berke)

Und wer lädt da ein? Der Elektronik-Konzern Panasonic. Warum ausgerechnet der? Weil in der Steinzeit-Schau über 100 Projektoren der Firma zum Einsatz kommen. Aha. Oder besser: Oha!

Verheißungsvolles Zitat: „Panasonic kommt selbstverständlich für die Flüge, Verpflegung und Übernachtungskosten auf.“

Na, prima. Mag sein, dass – ganz vereinzelt – Journalisten nach solchen Gelegenheiten gieren. Ich frage mich allerdings, was die Einladenden erwarten. Na, was wohl? Etwas Präsentables für den Pressespiegel, versteht sich. Vielleicht Baukasten-Sätze dieser rasend schnell gefügten Art:

„Der Kontrast zwischen der Steinzeit und ihrer optisch perfekten HiTech-Präsentation könnte nicht größer sein. Über 100 Projektoren der Firma Panasonic katapultieren uns auf eine spannende Zeitreise in die ferne Vergangenheit…“

Oder so, noch etwas plumper:

„Dank sei dem Hersteller Panasonic, dessen über 100 hypermoderne Projektoren uns mitten in die Steinzeit versetzen. Das ist aufregende Vorgeschichte zum Anfassen…“

Oder so:

„Steinzeitfreunde, aufgepasst! …(rhabarberrhabarber)… Fazit: Ohne die lichtstarken Projektoren wäre die Ausstellung nur halb so eindrucksvoll.“

Genug. Ihr wisst schon, was ich meine.

Liebe PR-Leute von Panasonic, schaut her, ich liefere solche Sätze völlig kostenlos; ohne eure Pressereise in Anspruch zu nehmen. Und sagt selbst: Die Ökobilanz dieses Beitrags kann sich sehen lassen, sie ist nahezu klimaneutral. Kein Kerosin- und Benzin-Verbrauch, nur ein kleines bisschen Strom für meinen Computer.

So, liebe Leser und User, Frauen inbegriffen. Wenn ihr demnächst irgendwo schnuckelige Berichte über die Steinzeit-Ausstellung in Aarhus vorfinden solltet, so kennt ihr einen mutmaßlichen Anstoß. Achtet mal auf etwaiges Product Placement. Womit ich natürlich überhaupt nichts unterstellt haben möchte.

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Über Bernd Berke

Langjähriger Kulturredakteur bei der Anfang 2013 verblichenen Westfälischen Rundschau (Dortmund), die letzten elf Jahre als Ressortleiter. Zwischenzeitlich dies und das, z. B. Prosaband „Seitenblicke" (edition offenes feld, 2021), vereinzelt weitere Buchbeiträge, Arbeit für Zeitschriften, diverse Blogs und andere Online-Auftritte. Seit 2011 hier. Und anderswo. Und überhaupt.
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