Kino-Ödnis in einer Großstadt: Wenn auch noch die Dortmunder „Schauburg“ schließen würde…

Dortmund ist eh schon alles andere als eine Kinostadt, und nun schließt auch noch – nach 104 Jahren – mit der „Schauburg“ das älteste Lichtspielhaus am Platze. 1912 war das Vorläuferkino eröffnet worden, also bereits vor dem Ersten Weltkrieg. Wenn das keine Tradition ist!

Wie die Nordstadtblogger und die Ruhrnachrichten übereinstimmend berichten, gibt’s in der Brückstraße schon am 26. Dezember die allerletzte Vorstellung; ein Rückschlag auch für alle städtischen Bemühungen, das Problemviertel ein wenig aufzuwerten.

Immerhin halten Konzerthaus, Chorakademie (Europas größte Singschule) und das Museum für Kunst und Kulturgeschichte im näheren Umkreis die kulturelle Stellung, wie denn überhaupt (vom Theater mal abgesehen) das Dortmunder Musikleben wohl noch die lebendigste Sparte in der Stadt ist.

Es liegt übrigens nicht einmal an mangelndem Publikumszuspruch, sondern offenbar allein daran, dass der Mietvertrag nicht verlängert wird. Was aber wird der Eigentümer an dieser Stelle statt dessen vorhaben? Noch eine drittklassige Boutique, noch einen Sexshop? Nun, wir wollen nicht polemisch spekulieren. Aber schlecht wird einem doch.

Es ist zum Heulen. Und es bleiben (beide ebenfalls in der Nordstadt) einstweilen eigentlich nur noch „Roxy“ und „Camera“ als ernsthafte, gelegentlich filmkunstgeneigte Kinos in einer Großstadt, die gerade erst wieder die magische Marke von 600.000 Bewohnern überschritten hat. Traurig, traurig. Wir reden von der einwohnerstärksten Kommune des Ruhrgebiets, die zu den zehn größten der Republik gehört. Man vergleiche einmal die Kinodichte in ähnlich (und weniger) bevölkerten Kommunen…

Immerhin: Edith Pioch-Vogt, seit einigen Jahren Betreiberin der „Schauburg“, will nicht völlig aufgeben, sondern an anderer (zentraler) Stelle ein neues Kino eröffnen, entsprechende Verhandlungen laufen bereits. Sie wird doch nicht etwa das „Film Casino“ am Ostenhellweg wiederbeleben wollen? Das wäre eine mittlere Sensation. Man gäbe was drum. Bisher sind alle Anstrengungen gescheitert, dem im Inneren stilecht nostalgisch ausgestatteten Haus neues cineastisches Leben einzuhauchen. Auch dort hat sich bislang eine Eigentümerin gegen alle kreativen Nutzungen gesträubt. Manchmal ist es schon ein Kreuz mit dem Eigentum.