Otto ist jetzt die Otto-Waalkes-Coverband

Gitarre her, Finger fliegen, Ulkgesicht, Gag, Gag, Stimme hoch, runter, Zack, Pfiff, Schnalz, Gag, Gag, Gitarre in die Ecke rumpeln und weiter geht’s.

Das war Otto damals – in den 70ern. Es wird Nacht, Señorita, klonk-zisch-kuckuck-pfeif, und ich habe kein Quartier…

Solche Dinge Lacher halt. Rasant, anarchisch, chaotisch. Unerreicht.

 

Die alten Stücke – nur langsamer

Otto 2011 ist anders. Otto 2011 ist: Hollerahitti, schaut mal, wen das kleine Ottili euch mitgebracht hat. Louis Flambé, Harry Hirsch, die Ottifanten und Robin Hood, der Rächer der Enterbten. Puh, war das anstrengend – erst mal ’ne Pause!

Otto Waalkes ist gewissermaßen eine Otto-Waalkes-Coverband geworden. Er spielt die alten Stücke nur an, selten zu Ende, viel langsamer als damals, dafür mit mehr Pausen und viel mehr Publikums-Beteiligung.

Hallo Dooortmund. – Hallo Oootto.

 

Das Publikum singt selbst

Dreist wird es, als sich Otto die Gitarre schnappt, rhythmisch anschlägt und singt: „Weine nicht, wenn der Regen fällt.“ Der Saal antwortet mit „Dam dam“, mit dem ganzen Rest von „Marmor, Stein und Eisen bricht“. Waalkes treibt das Spiel weiter. „Er gehört zu mir“, „Wahnsinn“, „Das geht ab“, „Ein Stern“ – Otto spielt Gitarre, das Publikum singt minutenlang. Jede Coverband würde sich freuen, so leicht ihr Geld zu verdienen.

Dann hätte ja eigentlich er Eintritt bezahlen müssen, witzelt Otto. Der Saal lacht. Zwei Stunden später denkt manch ein Zuschauer sicherlich: Stimmt, Otto, das hättest du tatsächlich.

 

Imitieren, improvisieren, grimassieren

Otto kann immer noch schnellsprechen, imitieren, grimassieren, die Stimmlage nach Belieben wechseln. Wenn etwas schiefgeht, improvisiert er gekonnt. Er platziert neue Gags punktgenau. Das Handwerkszeug beherrscht er.

Waalkes (63) geht auf Nummer sicher. Mario Barth, Lady Gaga, Satellite-Lena und Unheilig sind bekannt genug, dass er ihnen Platz im Programm gibt. Ansonsten tun’s halt wieder Peter Maffay, Reinhard Mey, Udo Lindenberg.

 

Hingehen? Höchstens deshalb

Also hingehen? Waalkes wählen? Otto onschauen? Höchstens aus zwei Gründen:

  1. die gelungene Zeichensprachen-Nummer. „Schwerte“, „Obercastrop“, „Langendreer“, „Lütgendortmund“ und „Hombruch“ werden anzüglich und mit zwei Fahnen dargestellt.  Wer seinen Ort mal so sehen will – ab an die Restkarten.
  2. Ottos Status. Waalkes Superstar. Er ist nun einmal der Comedy-Urahn in Deutschland. Wer denkt „den muss man doch irgendwann mal live gesehen haben“, der sollte ihn mal live sehen gehen.

 

Allen anderen: www.youtube.com

Oder – noch besser: „Live im Audimax“, am allerbesten aus der alten Plattensammlung.