Fidget Spinner – über den neuesten Hype für Kinder

Manche nennen sie Fidget Spinner, andere sagen Finger-Spinner dazu. Jedenfalls scheinen die handlichen Plastikrädchen bei Kindern und Teenagern zur Zeit das „ganz große Ding“ zu sein, sprich: ein Hype mit der Halbwertzeit von ca. 4 bis 12 Wochen. Drum muss ich mich mit dem Schreiben verdammt beeilen. Sonst ist die Chose schon wieder gelaufen.

Zwei Finger-Spinner mit kunterbunter LED-Illumination. (Foto: Bernd Berke)

Zwei Finger-Spinner mit kunterbunter LED-Illumination. (Foto: Bernd Berke)

Vor allem in den letzten beiden Tagen überschlugen sich die trendhörigen Medien und der Boulevard. Angeblich schieben die (überwiegend chinesischen) Fabriken, in denen die nette Nichtigkeit entsteht, Sonderschichten bis zum Gehtnichtmehr. Die Konjunktur muss genutzt werden, solange sie noch halbwegs heiß läuft. In etlichen Läden sind diese „Gadgets“ (so plappern die, die sich als Kenner gerieren) schon ausverkauft, händeringend ersehnt man Nachschub.

Andererseits habe ich gestern schon Finger-Spinner auf einem Flohmarkt gesehen, als einstweilen noch teure Ramschware auf dem Tapeziertisch. Aufstieg und Niedergang finden hier sozusagen gleichzeitig statt. Es ist Schrott-Kapitalismus in Reinkultur. Das Kaufen und das Wegwerfen rücken immer enger zusammen.

Den Zappel-Kreisel auf der Nase balancieren

Fidget Spinner bedeutet – frei übersetzt – ungefähr „Zappel-Kreisel“. In der Mitte sitzt ein kleines Kugellager, außen herum zwei bis drei Flügel, zuweilen auch in Batman-Form und mit ähnlichem Schnickschnack ausgestattet. Angeblich kann die Beschäftigung damit stresslösend wirken und die Konzentration fördern, was keineswegs ausgemacht ist. Vielleicht ist sogar das Gegenteil richtig. Allerdings sollen die Dinger schon autistischen Kindern und solchen mit Aufmerksamkeitsdefizit (ADHS) geholfen haben. Als Hersteller würde ich dieser Behauptung bestimmt nicht widersprechen.

Und was kann man mit den bereits bei Grundschüler(inne)n so begehrten Schwirrzeugs anfangen? Eigentlich herzlich wenig! Gewiss, man kann die Flügelrädchen langsam oder schnell drehen, man kann zwei bis fünfzehn Kunststückchen damit vollführen, sie beispielsweise auf Fingern, Knien, Stirn oder Nase balancieren, während sie sich rasend schnell drehen.

Vorführ-Videos mit den besten Tricks

Inzwischen finden sich zahllose Vorführ-Videos bei YouTube und auf anderen Kanälen, mit denen geschickte Spinner-Meister mit ihren Tricks Millionen Klicks erzeugen. Sie werfen die Rädchen hinterm Rücken hoch und fangen sie mit einem geübten Dreh vorne wieder auf, ohne dass die Rotation des Spinners aufhört. Zieht man die Mittelkappe ab und schiebt einen Stift ins Loch, lässt der Spinner auch das Schreibgerät kreiseln. Man kann sich vorstellen, dass Lehrer davon nicht begeistert sind – von wegen Konzentrationssteigerung!

Falls die Spinner (in einer besonders gefragten Variante) mit kleinen, knatschbunt flackernden LED-Leuchten ausgestattet sind, stellen sich dabei auch noch Regenbogen-Effekte ein, die sich freilich furchtbar schnell verbrauchen. Es ist die pure Oberfläche, fast ohne sonderlichen Gebrauchswert. Die Materialkosten bei der Herstellung sind wohl gering, die Kaufpreise hingegen (noch) nicht. Doch wartet nur ein Weilchen… Aber erzähl‘ das mal den Sechs- bis Neunjährigen! Die „müssen“ das haben. Sofort.

Derweil sieht man Kinder darum streiten, wer zuerst damit spielen darf, wer die „coolere“ Ausführung sein Eigen nennt und welcher Spinner sich am längsten dreht. Es fehlt nicht viel, dass Freundschaften daran zerbrechen, zumindest für einen Nachmittag. Läppischer geht’s nimmer. Oder sehen wir einen an sich harmlosen Spaß mal wieder zu kulturkritisch?

Zwei US-Schüler dürften ausgesorgt haben

„Fidget“ heißt – wie bereits angedeutet – zappeln oder hampeln und lässt ahnen, wie flüchtig und unkonzentriert das Ganze vor sich gehen kann. Obwohl: Man könnte sich auch vorstellen, dass die Dreherei etwas Meditatives annimmt. „To spin“ bedeutet ja auch nicht spinnen, sondern halt drehen und trudeln. Bis zur Trance.

Wie bitte? Ja, natürlich kommt der Hype aus den USA, woher denn sonst? Seit etwa einem Monat sind die Spinner auch bei uns zu kaufen – zu Preisen von etwa zwei bis 30 Euro pro Stück. Zu bedauern ist in diesem Zusammenhang Catherine D. Hettinger. Die US-Amerikanerin hat 1997 ein ganz ähnliches Spielzeug erfunden, konnte sich aber 2005 die kostenpflichtige Patent-Verlängerung nicht leisten. Und also profitieren jetzt zwei US-Schüler davon. Wahrscheinlich haben sie auf Jahrzehnte hinaus, wenn nicht fürs ganze Leben ausgesorgt…

Fragt sich jetzt nur noch, wie es die Kids hinkriegen, Spinner und Smartphone gleichzeitig zu bedienen. Aber das schaffen die schon!