Meilensteine der Popmusik (1) : Peter Gabriel

Er schreibt, singt und spielt im Rhythmus der Vereinten Nationen. Globale Klänge sind sein Beruf, er ist wohl bis heute der Generalsekretär der „Welt-Musik“. Für ihn ist Rhythmus das Rückgrat der Musik. „Rhythmus diktiert die Gestalt eines Songs“ sagt Peter Gabriel dazu, „konventionelle Rock-Rhythmen führen immer zu konventionellen Rock-Kompositionen. Deshalb suche ich bei fremden Kulturen nach alternativen Möglichkeiten.“

Die Trommel entdeckte der kleine Peter schon mit 13. Ein Jahr zuvor hatte er bereits seinen ersten Song geschrieben. Der pickelige Teenie war damals ein kleines Dickerchen, träumte vom Starruhm der Beatles. Es war anfangs nur der Traum von „Girls and Money“, aber mit schwindender Pubertät wuchs das künstlerische Vermögen des Peter Gabriel. Er trommelte sich durch Jazz- und Soul-Bands, und wurde schließlich Mitbegründer und Vordenker einer neuen experimentellen Rockband: Genesis. Die Auftritte dieser Gruppe entwickelten sich im Laufe der Jahre zu Multi-Medien-Spektakeln. Peter Gabriel war Regisseur und Hauptdarsteller in einer Person. Auf der Bühne konnte er seinen Mode- und Verkleidungsfimmel total ausleben, es schien fast so, als würde er sich schon damals auf eine zukünftige Ära der Video-Clips vorbereiten.

Mitten in der Erfolgsstory von Genesis packte Peter Gabriel 1975 seine Bühnen-Garderobe und ging. Seine Frau hatte eine sehr komplizierte Geburt vor sich, er wollte sich Zeit für die kleine Familie nehmen. Genesis wählte den neuen König Phil Collins, und Gabriel schuf sich sein eigenes Reich. Seine ersten vier Solo-Alben machten ihn zu einem der eigenständigsten und doch erfolgreichsten Künstler der neueren Rock-Geschichte. Dieses war schon etwas verwunderlich, weil er keine markt- oder trendgerechten Kompromisse einging. Ganz im Gegenteil, er schien immer mehr Freude am Experimentieren zu bekommen. Bei diversen Soundtracks spielte er z.B. fast ausschließlich mit Atmosphäre und Klängen.

Für sein 5. Album vermischte er dann neueste Technik mit den traditionellen Formen des Songschreibens. Und er nahm sich Zeit. Drei Jahre lang reiste Gabriel um die Welt, vom Senegal bis nach Brasilien. Überall studierte er die rhythmischen Grundlagen populärer Volksmusik. Sein Credo: „Wenn ich eine Platte mache, lasse ich mir viel Zeit zur Vorbereitung, um Klänge zu kreieren, auszuprobieren und auszuwählen. SO ist da keine Ausnahme. Jeder Klang besitzt eine bestimmte Eigenart, einen Charakter, was für mich das Auswahl-Kriterium darstellt. Oft sind es gerade die simplen, primitiven und naiven Klänge, die am meisten Charakter haben“. Peter sammelte diese Klänge und holte sich dazu eine Reihe von großen Namen ins Studio. Dem Ex-Police-Drummer Stewart Copeland überließ er einen großen Teil seiner eigenen Trommeln, mit Kate Bush sang er ein herzzerreißendes Duett („Don’t give up“), und aus dem Senegal hatte er mit Youssou N’Dour einen Superstar der Worldmusic mitgebracht. Bei all dem Aufwand blieben dann doch nur 8 Songs übrig, die aber zum Besten gehören, was die 80-er zu bieten hatten. Dazu kam Peters Vorliebe für visuelle Ausdrucksformen. Sein vielfach preisgekrönter Video-Clip zu „Sledgehammer“ war wohl einer der witzigsten seiner Art. Zusammen mit Malern und Bildhauern hatte er in London und New York an diesem 4-Minuten-Kunstwerk gearbeitet. Er ermutigte diese Künstler-Kollegen, Möglichkeiten der neuen Technologie zu ergründen.

Doch Peter Gabriel war und ist auch in anderer Hinsicht ein öffentlicher Mensch. Als überzeugter Pazifist und Anti-Rassismus-Kämpfer stellte er sich für unzählige Benefiz-Konzerte zur Verfügung. So wäre er auch ohne SO zu einer Persönlichkeit der 80er geworden, denn seine Musik ist zeitlos. Schon damals 1986, schrieb die US-Fachzeitschrift „Rolling Stone“: „Peter Gabriel ist es gelungen, einen Sound zu etablieren, der das Jahrzehnt überstehen wird“.

http://www.youtube.com/watch?v=RVUxgqH-y4s

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