Wie unterschiedlich Pfarrer doch sein können

Wie unterschiedlich doch Pfarrer sein können, wie unterschiedlich ihre spezifische Vorstellung von Seelsorge, wie widersprüchlich ihre gelebte Art zwischenmenschlicher Zuwendung.

Vor wenigen Tagen durfte ich wieder einmal Pfarrer Peter Hintze dabei erleben, wie er mit gütiger Miene seinen jungen Freund, unser aller Bundespräsidenten und Niedersachsens Ex-Ministerpräsidenten, Herrn Christian Wulff, gegen allgemeine Anfeindungen in Schutz nahm und dabei weder auf argumentativen Schwachsinn verzichtete noch auf moralin-gesäuerte Wortwahl. Nicht einmal die ewig bildenden Redakteure konnten auf eine Mahnung verzichten: Da gab es doch diese Gebote, von denen eines es untersagte, falsches Zeugnis zu reden.

Nehmen wir einmal an, dass Pfarrer Hintze einfach zu wenig wusste, dass er nicht wissentlich falsches Zeugnis ablegte, sondern schieren Unfug, aber mit dem erklärten Willen, sozusagen als letzter, real existierender Freund unserem Präsidenten seelsorgerisch zur Seite zu stehen.

(Foto: Bernd Berke)

(Foto: Bernd Berke)

Und dann hörte ich nach vielen Jahren den ruhig tönenden Bass von Pfarrer Alfred Buß, derzeit noch Präses und vormals Gemeindepfarrer in Unna-Königsborn. Der sprach von seiner Vorliebe für das evangelische Christentum, weil das selbstkritisch sein kann und flache Hierarchien bevorzugt. Der sprach von seinen Gedanken über Teilstrecken seines Lebensweges und davon, was er jeweils in diesen Zeiten gelernt habe. Er sprach auch von Fehlern, die ihm selbst unterlaufen waren, Fehlern, die er mutmaßlicher Weise noch machen werde und Fehlern, die die Menschheit ständig macht. Und dann sprach er von den seelsorgerischen Herausforderungen, die sich dem Gemeindepfarrer stellen, wenn er Menschen auf dem Weg hinüber begleiten. Dass seine Frau zur Niederkunft bereits im Krankenhaus war und er für sie daheim im alten Zechenhaus noch wichtige Dinge besorgen sollte. Und dass ihn just da ein Brandanruf eines Gemeindegliedes erreichte, er daher viel später in Krankenhaus zurückkehrte.

Wie unterschiedlich Pfarrer doch sein können. Alfred Buß kündigte in seinem Interview mit WDR5 an, dass er zum Ruhestand ins Zechenhaus nach Unna-Königsborn zurückkehren werde. Ich freue mich schon auf ihn, wieder öfter seinen satten Bass mit dem rollenden „rrr“ zu hören. Und mitzuerleben, dass so ziemlich ständig etwas Kluges dabei herauskommt, wenn er spricht.