Schweden-Krimi um Mordserie an Bettlern

Stockholm ist in Aufruhr: Eine Mordserie erschüttert die schwedische Hauptstadt. Bei allen Opfern handelt es sich um Bettler, von denen die meisten aus Südosteuropa stammen und auf ein besseres Leben in Skandinavien gehofft hatten.

Wer hinter den Taten steckt, wissen die Leser von Sofie Sarenbrants Thriller „Die Tote und der Polizist“ schon von Anfang an. Der Polizeichef und zwei Komplizen aus der Behörde, alle drei rechtsextrem gesinnt, haben die Morde zu verantworten.

Es schöpft eigentlich niemand Verdacht, dass höchste Polizeikreise die Drahtzieher sein könnten – mit einer Ausnahme. Die Kriminalkommissarin Emma Sköld ermittelt auf eigene Faust und hat bald keine Zweifel mehr, dass ihr Boss zu den Hauptschuldigen gehört. Allerdings ist sie ihm bei den Recherchen so gefährlich nahegekommen, dass besagter Gunnar Olausson nur noch einen Ausweg sieht, um nicht aufzufliegen. Den Mordversuch übersteht die Kollegin allerdings, sie taucht unter, hat sich aber zum Ziel gesetzt, ihrem Peiniger endgültig das Handwerk zu legen.

Die schwedische Autorin entwickelt eine temporeiche und dynamische Geschichte, in der die Gefahr weiterer Übergriffe auf Bettler längst nicht gebannt ist. Der Polizeichef und seine Kumpanen sind derweil darauf bedacht, sich gut zu tarnen. Sie verstehen es, bei ihrem Vorgehen unerkannt zu bleiben, auch wenn beispielsweise Überwachungskameras ganz nah an den Tatorten angebracht sind.

Die einzelnen Charaktere zeichnet Sarenbrant mit sehr klaren Konturen. Die Kommissarin, die vorher schon in zwei Büchern ermittelt hat, erscheint als eine junge, sympathische, mitten im Lebende stehende Persönlichkeit. Der Polizeichef hat zwar mit Beziehungsproblemen zu kämpfen, doch diese Schwierigkeiten sind nicht der Mittelpunkt seines Lebens, diesen Platz hat der Polizeiberuf erobert.

Die Handlung steuert jedenfalls auf ein Finale zu, bei dem sich Perspektiven noch einmal kräftig verschieben. Mehr wird nicht verraten.

Sofie Sarenbrant: „Die Tote und der Polizist“ (übersetzt von Hanna Granz). Aufbau-Verlag, 352 Seiten, 16,99 Euro.