Was heißt denn hier „Provinz“? – Neue dauerhafte Lichtkunst-Installation von Rebecca Horn in Unna

Von Bernd Berke

Unna. Im New Yorker Guggenheim-Museum bekam sie schon vor Jahren eine Einzelschau. Auch in Paris, London, Berlin und bei der Kasseler documenta war sie oft präsent. Jetzt hat es die Künstlerin Rebecca Horn (62) nach Unna verschlagen.

Im Zentrum für Internationale Lichtkunst (genauer: im Gewölbekeller der einstigen Lindenbrauerei) ist jetzt auf Dauer Rebecca Horns raumfüllende Installation „Lotusschatten 2006″ zu sehen.

Eine weltweit renommierte Künstlerin in der „Provinz“? Die Künstlerin selbst sieht es anders: „Mir kommt es nicht auf die Stadt, sondern auf die künstlerische Umgebung an.“ Tatsächlich befindet sich ihre neue Installation im Lichtkunst-Museum in bester Nachbarschaft: Hier gibt es bereits Arbeiten von Mario Merz, Mischa Kuball, Josef Kosuth, James Turrell und Christian Boltanski. Die Liste ist documenta-würdig.

Betritt man den Raum mit dem „Lotusschatten“, so wird man unwillkürlich still. Es geschieht genau das, was sich die Künstlerin wünscht: dass man alle Hektik hinter sich lassen und die Gedanken ruhig strömen lassen möge. Da wird einem feierlich zumute.

Äußerlich betrachtet, steht man vor einem vielgliedrigen Gebilde, das an Schlingpflanzen und Sumpfblüten erinnert. Hauptmaterial ist schimmerndes Kupfer. Trichterförmige Lampenschirme winden sich an langen, gebogenen Röhren zu Spiegeln hin, welche sich langsam drehen und geisterhaft reflektierte Schattenspiele über die Wände huschen lassen.

Dazu erklingt eine eigens von Hayden Chisholm komponierte Sphärenmusik, die geradewegs aus den Weiten des Weltalls zu kommen scheint. Völlig schwerelos. Das traumhaft wirksame Werk ist speziell für diesen Raum entstanden. Hier steht es nun und kann nicht anders.

Der Ankauf der 200 000 Euro teuren Arbeit war nur mit illustrer Hilfe möglich: Die Kulturstiftung der Länder hat etwa ein Drittel der Summe beigesteuert, auch Sponsorengeld ist geflossen.

Wie war das noch mit der „Provinz“? Unnas Kulturdezernent Axel Sedlack mag den Begriff nicht örtlich verankern: „Wenn es Provinz gibt, dann existiert sie allenfalls in den Köpfen.“ Auch Unnas Bürgermeister Werner Kolter kommt an dem garstigen Wort nicht vorbei: „Wir haben keinen IC-Haltepunkt. Darin sind wir Provinz. Aber nicht bei der Lichtkunst.“

Zentrum für Internationale Lichtkunst. Unna, Lindenplatz 1. Besuche nur mit geführter Begleitung: Di-Fr 14, 15.30 und 17 Uhr, Do auch 18.30 Uhr, Sa/So 14,15.,16 und 17 Uhr. Eintritt 5 Euro. www.lichtkunst-unna.de