Bei Luther fängt es an: Die kostbaren Bücher von Dortmund / Uni-Bibliothek zeigt erstmals ihre erstaunlichen Schätze

Von Bernd Berke

Dortmund. Wer hätte gedacht, dass in Dortmund solche Bücherschätze verwahrt werden: beispielsweise eine Ausgabe von Martin Luthers saftigen „Tischreden“ aus dem Jahr 1568.

Unter dem edlen lateinischen Titel „rara sunt cara“ (Seltenes ist teuer) zeigt die Dortmunder Uni-Bibliothek fetzt erstmals öffentlich einige ihrer Kostbarkeiten.

Moment! Die Dortmunder Uni ist doch erst 1968 gegründet worden. Auf welche Weise ist sie zu derart alten Büchern gekommen, wie man sie eher in Oxford oder Heidelberg erwarten würde?

Nun, früher gab’s einen speziellen Etat zur nachträglichen Anschaffung solcher Bestände. Außerdem haben inzwischen aufgelöste Institute (wie etwa die frühere, in den 1920er Jahren gegründete Pädagogische Hochschule) der Dortmunder Uni ihre Besitztümer vermacht.

Insgesamt umfasst die Raritäten-Abteilung heute rund 1000 Bände. Auch Handschriften (so etwa von Altkanzler Willy Brandt) werden hier sorgsam betreut.

Eins der jetzt unter schützendem Vitrinenglas präsentierten Bücher ist sogar noch ein Jahr älter als das erwähnte, jüngst prachtvoll restaurierte Luther-Werk. Der Katechismus aus dem Jahr 1567 hat allerdings sichtlich unter den Zeitläuften gelitten und wäre wohl fällig zur Aufarbeitung. Bibliotheksdirektorin Marlene Nagelsmeier-Linke beruhigt: „Im Vergleich zu anderen Universitäten ist unser Etat für Restaurierungen noch ganz passabel.“

Man sieht in der kleinen Ausstellung auch schmucke Raritäten aus etwas jüngerer Vergangenheit: Ein Bändchen mit Schriften des Romantikers Novalis (gedruckt 1815); einen Berufsratgeber („Was willst du werden?“) von anno 1840; Upton Sinclairs Roman „The Jungle“ (Ausgabe von 1906). Oder die erste deutsche Patentschrift (1877), die sich auf die Herstellung von roter Ultramarinfarbe bezieht. Auch die Technik hat ihre Historie.

All diese Werke vermitteln jedenfalls ein Gefühl für die althergebrachte Würde von Büchern. Und das dürfte auch die tiefere Absicht sein, die die Bibliothek zu dieser Schau bewogen hat. Angesichts finanzieller Probleme und vielfaltiger digitaler Konkurrenz kann man für herkömmliche Bücher wohl gar nicht genug die Trommel rühren.

„rara sunt cara – Seltenes ist teuer“. Universitätsbibliothek Dortmund (Vogelpothsweg 76), am Hörsaal E 5. Bis zum 19. Januar 2007. Öffnungszeiten der Bibtiothek: Mo bis Mi und Fr 8-20, Do 8-22, Sa 9-16 Uhr.