Romy Schneider starb vor 30 Jahren: Sie war eine große Künstlerin

30. Oktober 1974: Boxlegende Bubi Scholz, Schauspieler und Regisseur Burkhart Driest, dessen durchaus freundlich wirkende Augen aus einem Gesicht blicken, das anmutet, als habe es 12 Profirunden mit eben jenem Bubi überstanden und Romy Schneider talken sich (souverän geführt von Dietmar Schönherr) durch den Abend, der ja bekanntlich immer später wird, je schöner die Gäste sind.

Ein Gast indes wird an diesem Abend im Minutentakt schöner und beginnt langsam, aber sicher unverhohlen den Herrn Driest anzuglühen, was mir als Betrachter der Szene missbehagt und mir mal wieder Illusionen raubt, denn schon geraume Zeit glühe ich sie an, die Diva, den Superstar, die Kultschauspielerin Romy Schneider – natürlich nur aus der Ferne. Und dann entschlüpfen ihr die legendären Sätze: „Sie gefallen mir! Sie gefallen mir sogar sehr!“ Wobei sie mit der zarten Hand auf Burkhart Driests lederbejackten Arm tappt.

Vor 30 Jahren, acht Jahre nach diesem TV-Auftritt, starb Rosemarie Magdalena Albach, wie Romy Schneider bürgerlich gerufen wurde, weil ihr Talentgeber väterlicherseits Josef Albach-Retty war, den sie aber ebenso wenig als Vater erlebte wie Magda Schneider (der man heftiges Führer-Anhimmeln nachsagte) als ihre Mutter. Mehrheitsdeutschland verlor die „Sissi“, unseres Landes kleinerer Bevölkerungsanteil und ganz Europa eine brillante Schauspielerin, die in Frankreich sowohl vom Publikum als auch von der Kollegenschaft geradezu verehrt wurde.

Und doch, dahoam wurde sie bis heute mit den Kinokassenschlagern von Ernst Marischka verbunden, assoziiert noch immer schier jedermann und jede Frau die süße „Sissi“, wenn ihr Name fällt. Dabei freuten sich Regisseure wie Luchino Visconti, Claude Sautet, Orson Welles oder Otto Preminger, wenn sie Romy Schneider für eine Rolle verpflichten konnten. Und selbst so eine deutsche Filmikone wie Hans Albers japste einst nach dem gemeinsamen Spiel: „Das war nicht mein Film, das war ihr Film!“

Und während sie zum Unwohlsein vieler Deutscher, der gesamten deutschen Filmindustrie und eines einzelnen Herrn, gemeint ist ihr geschäftstüchtiger Stiefvater Hans Herbert Blatzheim, dem väterliche Freude über das Glück der (Stief)tochter fremd war, dafür aber die fremdverantwortete Überfüllung des eigenen Portemonnaies lieber, während sie dem „Sissi“-Image entsagte, weitere Aufgüsse dieses Jugenderfolgs ablehnte wurde sie beruflich immer besser und persönlich schöner. Unvergessen unter vielen anderen Filmen – zumindest für mich – ihre böse Laszivität in „Der Swimmingpool“ mit Alain Delon, dem sie Jahre zuvor sehr nahe war. Delon sorgte vor 30 Jahren dafür, dass Romy würdig ins Grab kam, er war ihr Freund geblieben.

Irgendwie straft deutsches Publikum Stars ab, die nicht heimattreu und blutbodenhaftend genug sind. So jedenfalls hat es den Anschein, z.B. auch Marlene Dietrich. Ziemlich still und wenig bewundernd vergehen Gedenktage unter anderem von Romy Schneider. Allenfalls käme irgendein Fernsehsender auf die großartige Idee, die „Sissi“-Trilogie zu wiederholen. „Trio infernal“ hingegen kennen zwar manche Ältere noch, aber dass der auch mit Romy Schneider war, kommt bisweilen überraschend.

Romy Schneider, sie führte ein ungeheures künstlerisches Leben und hat jeden ihrer Tagebucheinträge aus der Jugendzeit eins zu eins in Realität umgesetzt. Sie führte privat ein trauriges Leben, mit selbstsüchtigen Eltern, Stiefvätern, Liebhabern und musste liebste Menschen sterben sehen, obwohl noch viel vor ihnen lag. Wohl deshalb umkränzte man in der Öffentlichkeit ihren Tod mit „gebrochenem Herzen“. Lassen wir es dabei.