Kinderbücher für alle „Menschen im Aufbruch“ – Inge Meyer-Dietrich erhält den 10. Literaturpreis Ruhrgebiet

Von Bernd Berke

Im Westen. Erstmals bekommt eine Kinderbuchautorin den Literaturpreis Ruhrgebiet: Inge Meyer-Dietrich (51) darf sich über die Aufwertung ihrer oft schmählich vernachlässigten Sparte freuen.

Die Preisträgerin stammt aus dem Sauerland. Sie wurde in Altena geboren, wuchs in Bochum auf und lebt heute in Gelsenkirchen-Buer. Kinderbücher („Plascha“, „Rote Kirschen“) lägen ihr am Herzen, weil sie so gern „Menschen im Aufbruch“ schildere, sagte die dreifache Mutter gestern. Die Auszeichnung, vormals an so bekannte Autoren wie Max von der Grün und Josef Reding vergeben, ist mit 15 000 DM datiert. Inge Meyer-Dietrich setzte sich gegen 34 andere Nominierungen durch, u. a. mit Geschichten über die gelungene Integration polnischer Kinder im Revier.

Für die beiden mit je 5000 DM gepolsterten Förderpreise waren diesmal satirische Texte gefragt. Die Jury bewertete 159 Einsendungen. Es kristallisierte sich übrigens kein Thementrend heraus: Scharf gespottet wird über alles und jedes, ob über Höhen der Politik oder Niederungen des Privatlebens – beziehungsweise umgekehrt.

Ein Förderpreis geht nach Dortmund: Ulla Diekneite (38) ist bisher als Mitglied des Kabarett-Duos „Extra 2″ (mit Conny Reisberg) hervorgetreten. Für den Wettbewerb verfaßte sie jene Kurzgeschichte über eine junge Frau, die verzweifelt einen Job sucht und der die abenteuerlichsten Qualifikationen abverlangt werden.

Jury bescheinigt sich selbst „gute Fischzüge“

Mit dem 28jährigen Studenten Thomas Brandt (Dusseldorf) kürte man außerdem einen Neuling im Kulturbetrieb. Sein Text handelt von einem ebenso fiktiven wie findigen Reisebüro, das Autobahn-Staus im Revier als Abenteuerurlaube anbietet. Brandt, der gerade über seiner Magisterarbeit brütet: „Wissenschaft ist mir eigentlich zu trocken. Ich erfinde lieber etwas.“

Der Revier-Literaturpreis, ausgelobt vom Kommunalverband Ruhrgebiet (KVR), wird zum 10. Mal vergeben. Vor drei Jahren wurde der Betrag für den Hauptpreis um 5000 DM erhöht. Heute ist man froh, wenn man ihn erhalten kann. Jurymitglied Volker W. Dcgener findet, daß man immer wieder „gute Fischzüge“ gemacht habe. Einige der früheren Förderpreisträger hätten sich zumindest in literarischen Nischen eingerichtet.

Schließlich wurde auch wieder die alte Klage über das Fehlen eines großen Belletristik-Verlages im Revier erhoben. Nur ein leuchtendes Beispiel wußte man zu nennen: „Grafit“ (Dortmund) habe sich im Krimifach bundesweites Renommee verschafft. Das kann doch nicht alles gewesen sein .. .