Unwiderstehliche Reize des Südens – die Halbinsel von Saint-Tropez

Der Süden zieht die Deutschen spätestens seit Goethes Italienreise immer wieder magisch an, und zu diesen Sehnsuchtsorten gehört für Mitteleuropäer auch die Côte d’Azur und dort besonders die Halbinsel von Saint-Tropez.

Nicht nur „Normalos“ wie wir machen dort gelegentlich Urlaub – seit seinen diversen Prozessauftritten weiß man auch von der Millionenvilla des ehemaligen Chefs des Essener Karstadt-Konzerns, Thomas Middelhoff, dort unten in Südfrankreich. Inzwischen hat er seinen Wohnsitz von Bielefeld ganz dorthin verlegt.

Das Dorf Ramatuelle über der Bucht von St. Tropez. (Foto: Pöpsel)

Das Dorf Ramatuelle über der Bucht von St. Tropez. (Foto: Pöpsel)

Zu den Orten auf der Halbinsel gehört jedoch nicht nur Saint-Tropez selbst, sondern auch die Orte Ramatuelle mit seinem schönen Strand Pampelonne und das Bergdorf Gassin zählen dazu. Ramatuelle hat für Franzosen und Deutsche zusätzlich einen besonderen Reiz, denn zum einen hat da der in Frankreich sehr bekannte Filmschauspieler Gérard Philipe gelebt. Er ist auch dort gestorben und auf dem Friedhof begraben, und sogar die kleine Grundschule des Ortes wurde vom Stadtrat nach ihm benannt.

Auch die Schauspielerin Romy Schneider wohnte zeitweise in ihrem Haus in Ramatuelle. Sie lebte zwar überwiegend in Paris, doch auch sie konnte sich dem Reiz des Südens nicht entziehen. Interessant ist, dass vor allem dort urlaubende Holländer sich gern an Romy als Sissi-Darstellerin erinnern. Herzensangelegenheiten sind wohl doch international gleich. Und Brigitte Bardot? Die wurde kürzlich 80 Jahre alt und lebt noch immer mit Katzen und anderen Tieren in ihrem kleinen Strandhaus am Rande von Saint-Tropez.




Fast alltäglich – eine Stadt ohne Buchhandlung

Ennepetal ist eine Stadt mit gut 30.000 Einwohnern am Südrand des Ruhrgebietes, eine mittlere Kleinstadt, viel mittelständische Industrie, ein großes Gymnasium mit 1.400 Schülern, ein privates Theater, drei Talsperren, und als Attraktion die heilklimatische Kluterthöhle. Bis Ende März dieses Jahres hatte Ennepetal auch eine richtige Buchhandlung, gut sortiert und angesehen, doch das ist Vergangenheit.

Das ist Vergangenheit: Die Buchhandlung in Ennepetal. (Foto: Pöpsel)

Das ist Vergangenheit: Die Buchhandlung in Ennepetal. (Foto: Hans H. Pöpsel)

Die Ennepetaler haben zum Glück die beiden etwa gleich großen Nachbarstädte Schwelm und Gevelsberg ganz in ihrer Nähe, und da gibt es immerhin noch fünf Buchhandlungen. Noch.




Wenn Junggesellen die Sau raus lassen

Ein fast normaler Samstag in der Düsseldorfer Altstadt. Viele Menschen sind unterwegs oder sitzen an den Kneipentischen in der Abendsonne, und fast ebenso viele laufen gruppenweise in seltsamen Uniformen herum – bedruckte T-Shirts mit mehr oder weniger peinlichen Sprüchen. Abschied vom Junggesellen-Leben wird da gefeiert – oder auch vom Junggesellinnen-Leben.

Vor dem "Uerige" geht es nicht immer si gesittet zu. (Foto: Pöpsel)

Vor dem „Uerige“ geht es nicht immer so gesittet zu.          (Foto:Hans H.  Pöpsel)

Schon im Hauptbahnhof beginnt dieses Treiben. Gefühlt jede zweite Menschentraube im Tunnel unter den Gleisen ist in die Landeshauptstadt gedüst, um mit ihrem besten Kumpel oder der treuesten Freundin vor deren Gang zum Traualtar noch einmal die Sau rauszulassen.

Die Braut kennzeichnet meist ein angedeuteter Schleier, am liebsten in Rosa, und mancher Bräutigam wandert in Frauenkleidern durch die Altstadt. Dort müssen dämliche Aufgaben erfüllt werden, zum Beispiel einer fremden Frau den BH abzuschwatzen. Oder ähnlich geistreiche Spiele warten auf Erledigung, und das wird im Laufe des Abends immer schwieriger, weil das Alt in den Adern das Blut ersetzt. Der eine oder andere bricht daraufhin alles wieder aus, und am Morgen danach fragt er sich noch einmal nach dem Sinn der Ehe.

Diese schnell zunehmenden Feierabende sind meines Erachtens ein weiteres Zeichen für einen Wandel im Geschlechterverhalten: Heiraten wird nicht mehr so sehr als lebenslanges Treueversprechen empfunden, sondern als ein weiteres Event im ansonsten trostlosen Büroalltag. Manche Bald-Eheleute beschäftigen sich ein ganzes Jahr mit dem kleinsten Detail ihrer Hochzeitsfeier, damit sie ganz gewiss ein vorzeigbares Erinnerungsstück erhalten. Das „Ja“ im Standesamt scheint da zu einem Nebenanspekt zu werden.

Nun ja, es wird immer noch etwa jede dritte Ehe nach einigen Jahren geschieden, und eine solche Scheidung wird inzwischen gelegentlich auch schon zu einem Event, denn die ersten Scheidungsfeier-Grüppchen wurden in der Altstadt bereits gesichtet.




„Tricks“ von Alice Munro – ein idealer Einstieg ins Werk der Nobelpreisträgerin

Wenn eine Autorin oder ein Autor oder meinetwegen auch ein Dichter den Nobelpreis für Literatur erhält, dann kaufen sich viele Zeitgenossen sofort mindestens ein Buch dieses Geehrten. So war das auch, als Alice Munro im vergangenen Herbst ausgezeichnet wurde. Die Kanadierin wurde plötzlich weiten Kreisen bekannt, auch wenn sie vorher schon keine Unbekannte war.

Vor allem im englischsprachigen Raum galt die 1931 geborene Schriftstellerin schon lange als eine der besten zeitgenössischen Erzählerinnen, und in Deutschland machte sich der Fischer-Verlag mit einer ganzen Reihe von Taschenbüchern um ihr Werk verdient. Wer sich in Munros Erzählwelt einlesen möchte, dem seien die acht Erzählungen empfohlen, die bereits 2008 in dem Bändchen „Tricks“ zusammengefasst worden sind und das nun schon in 7. Auflage vorliegt.

Dieser Erzählband erschien bereits 2008 als Taschenbuch.

Dieser Erzählband erschien bereits 2008 als Taschenbuch.

Im Original hieß das Buch „Runaway“ (Ausreißer), und das trifft den Kern ihrer Geschichten etwas besser. Fast immer geht es um junge Frauen, die aus einer Situation ausbrechen oder herausgebrochen werden – durch Tod oder Trennung, durch dumme Zufälle oder gezielte Einfälle, durch eine neue Liebe oder eine ungewollte Scheidung.

Alice Munro zeigt dabei ihre Begabung, tief in die Seele ihrer Figuren einzudringen und dort nicht nur das Banale und Freudvolle darzulegen, sondern auch die dunkle Seite, die in jedem Menschen zu wohnen scheint, offen zu legen.

Vor allem ihre Bereitschaft, auf Gemeinplätze zu verzichten, wie man sie so oft in den hierzulande verbreiteten „Frauenbüchern“ findet, und auch Unangenehmes sehr konkret zu benennen, macht Munros Erzählungen zu einem Genuss für Menschen, die ihr Gehirn etwas mehr als üblich anstrengen möchten. Auch die Tücken der Sexualität klammert sie nicht aus – offen und wahrhaftig, und auch das ist für eine Frau ihres Jahrgangs nicht alltäglich.

Der „Stern“ schrieb seinerzeit: „Nach jeder Erzählung glaubt man, einen ganzen Roman gelesen zu haben“. Das liegt auch daran, dass es eigentlich keine Kurzgeschichten sind, sondern dass man in den 40 bis 60 Seiten Umfang pro Erzählung einen kleinen Kosmos findet. „Tricks“ ist übrigens nur einer von sechs Erzählbänden, die bei Fischer als Taschenbuch erschienen. Er sei als Einstieg besonders empfohlen.

Alice Munro: „Tricks“. Fischer-Taschenbuch, 380 Seiten, 9,95 €




Highland-Games oder die Lust am Verkleiden

Allerorten finden sie in den letzten Jahren statt, die Mittelalter-Feste oder die Fantasy-Treffen, mit Menschen in den wildesten Verkleidungen, am liebsten aus alter Zeit. Neuerdings kommen an allen Ecken und Kanten sogenannte „Highland-Games“ hinzu, und gerade sie ziehen Unmengen an Zuschauern an.

Schottisches im Hülsenbecker Tal. (Foto: H.H.Pöpsel)

„Schottisches Leben“ auch hier im Hülsenbecker Tal.
(Foto: H. H. Pöpsel)

So ein schottisches Wettkampf-Ereignis konnte man am Wochenende – zum zweiten Mal – auch in Ennepetal erleben. Im ansonsten beschaulichen Hülsenbecker Tal ging es unter anderem mit Baumstammwerfen und Sackschlagen zur Sache. Lautstark angefeuert wurden die Kämpfer in ihren Schottenröcken von Fanclubs der Heroen ebenso wie von „normalen“ Zuschauern.

An den bedruckten T-Shirts der Mannschaften kann man erkennen, in wie vielen Orten es inzwischen solche Highland-Games gibt, ob in Lochtrup oder Rheken, in Borken oder Borgentreich. Offensichtlich gibt es ein ganzes Netzwerk dieser Gruppen. Natürlich muss eine ausreichende Biermenge bei den Spielen gesichert sein, und entsprechend stieg der Lärmspiegel im Laufe des Tages deutlich an – die Rehe und Füchse im benachbarten Wald konnte man nur bedauern. Übrigens, wer kein Bier mochte, der konnte auch auf edlen schottischen Whisky zurückgreifen.

Die Hinwendung zum angeblich ursprünglichen Leben und Kämpfen scheint eine partiell unaufhaltsame Entwicklung zu sein, angefeuert noch durch die fast allen Menschen eigene Lust am Verkleiden. Interessant wäre, zu erfahren, ob es in Köln und Düsseldorf auch diese Highland-Games gibt oder ob der Karneval auch solche Entwicklungen schlucken kann.




Warum ist Fronleichnam ein Feiertag?

Für die meisten Mitmenschen ist der heutige Donnerstag ein gern gesehener Feiertag, der mit der Freitags-Brücke einen netten Kurzurlaub ermöglicht. „Fronleichnam“ nennt sich das katholische Fest, das vielen Beschäftigten in Deutschland Freizeit verschafft, auch in NRW und im Ruhrgebiet. Kaum aber jemand weiß wirklich, was denn Fronleichnam eigentlich ist.

Der Autor (rechts) 1961 als Messdiener.

Der Autor (rechts) 1961 als Messdiener.

Das Wort stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet „Leib des Herrn“. Nach der Vorstellung der Katholischen Kirche verwandelte ihr Begründer Jesus von Nazareth am Tag vor seiner Hinrichtung durch die römische Besatzung, am Gründonnerstag, das Brot und den Wein des letzten gemeinsamen Abendmahls in seinen Leib und sein Blut, und weil man so ein Ereignis nicht an den stillen Tagen vor Ostern groß feiern konnte, kam eine fromme Nonne in Lüttich im 13. Jahrhundert auf die Idee, daraus im Frühsommer ein großes öffentliches Fest mit Prozessionen durch die Städte zu machen. Der Papst unterstützte die Idee, und deshalb setzte sie sich durch.

Diese Prozessionen gibt es auch heute noch in katholischen Gegenden. Vor allem im ländlichen Bayern sind sie sehr malerisch, mit Reitern und Schützen, Fahnen und Blumenteppichen. In Köln gibt es sogar seit Jahrhunderten zu Fronleichnam eine Schiffsprozession auf dem Rhein.

Wegen der Bedeutung des Festes hat es übrigens in der Katholischen Kirche offiziell einen anderen Namen: Hochfest des Leibes und Blutes Christi heißt es dort, oder, wer es lieber lateinisch möchte, Sollemnitas Sanctissimi Corporis et Sanguinis Christi. Durch diesen lateinischen Namen ist in englischsprachigen Ländern für diesen Feiertag auch der Name „Corpus Christi“ gebräuchlich. Er wird immer am 60. Tag nach Ostern gefeiert, das ist dementsprechend der zehnte Tag nach Pfingsten und immer ein Donnerstag.




Die Kriegsbegeisterung war schnell dahin

In den letzten Tagen wurden wir mit Bildern überschüttet, die der alliierten Landung in der Normandie vor 70 Jahren und damit unserer Befreiung von der NS-Diktatur galten. Darüber ist wieder ein wenig das Gedenken an den 100. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkriegs in den Hintergrund getreten.

Mit Begeisterung waren auch in Deutschland die jungen Männer nach der Mobilmachung Anfang August 1914 in ihre Kasernen eingerückt. Weihnachten wollte man siegreich wieder zu Hause sein.

„Auf zur Visite beim Väterchen Franz in Paris“ malten in Ennepetal junge Soldaten auf ein Schild und stellten sich lächelnd dahinter für den Fotografen auf, doch schon nach wenigen Wochen kamen die ersten Todesnachrichten in der Heimat an, und es wurden immer mehr. Millionen starben schließlich in diesem dreckigen und sinnlosen Krieg, und die weltpolitischen Folgen wirken heute noch nach – sei es auf dem Balkan oder in der Türkei, in Griechenland oder in der Ukraine.




Zur Abwechlung hier mal ein Gedicht

Sonne

und immer

wechselt das Wetter und

wir werden unsere

Trauer nicht los

bei Sonne

und anderem Wetter

warum sind die

Menschen in

Kalifornien

nicht immer nur

glücklich unter der

Sonne




Grenzen in Europa zu Opas Jugendzeiten

Wir werden am kommenden Sonntag das Europa-Parlament wählen. Die Frankfurter Sonntagszeitung hat dazu heute eine Sammlung von Grenzerfahrungen veröffentlicht – aus Zeiten, in denen es noch Schlagbäume und Passkontrollen, Geldwechsel und blaue Postsparbücher gab. Zu dem Thema kann wohl jeder aus der Opa-Generation noch Geschichten beisteuern.

Ein ICE der Deutschen Bahn im Bahnhof Paris Gare du Nord.
(Foto: Hans H. Pöpsel)

Zum Beispiel 1980: Für einen dreitägigen Kurzurlaub in Holland fuhren wir mit unseren Kindern auf der Autobahn Richtung Arnheim, doch an der Grenzstation konnten wir den niederländischen Zöllnern keine Kinderausweise vorlegen – zu Hause vergessen. Also das Auto gewendet und nachgedacht. Mutig steuerten wir einen anderen, ländlichen Klein-Grenzübergang an, in der Hoffnung, dort nicht kontrolliert zu werden, und so war es auch. Doch in der folgenden Zeit am Meer blieb stets die Sorge im Hinterkopf, ob wir denn ungestraft wieder würden ausreisen dürfen oder ob man uns womöglich als Kinderschmuggler festsetzen würde. Zum Glück rutschten wir bei der Heimfahrt bei Emmerich unkontrolliert durch die Grenzanlage, aber eine solche Erfahrung kennen junge Menschen in Westeuropa seit mehr als zwei Jahrzehnten gar nicht mehr.

Ich erinnere mich auch noch an den Tag, als wir zum ersten Male auf dem Weg nach Frankreich zwischen Belgien und La France ohne Schranken und ohne Kontrollen einfach so durchrauschen konnten. Die Kontrollhäuschen standen noch, aber die Autobahn war frei. Inzwischen setzt man sich in Köln gemütlich in den Thalys und steigt nach gut drei Stunden entspannt in Paris-Nord aus dem Zug, hat Belgien und Nordfrankreich durchquert, als wäre es die Lüneburger Heide, man benutzt die selben Gelscheine und freut sich, dass wenigstens die Architektur und die Werbung dort anders aussehen als zu Hause.

Also: Europas Entwicklung hat im Alltag viel Gutes gebracht, ganz abgesehen von der Sicherung des Friedens und dem Schutz unserer Freiheitsrechte, wobei Letztere wohl noch deutlich besser geschützt werden könnten.

Freuen wir uns also, dass wir mal wieder die Wahl haben.




Die Nabelschau des Karl Lagerfeld im Essener Museum Folkwang

Gerade konnte man die Erfolgsmeldung lesen: Der 50000. Besucher in der Karl-Lagerfeld-Ausstellung im Essener Museum Folkwang wurde gezählt, und das Museum freut sich besonders, dass so viele junge Zuschauer kommen. Im doppelten Sinne kann man sagen: Lagerfeld zieht die Menschen an.

Dabei macht das Thema Anziehen nur einen kleinen Teil der Schau aus. Mit Fotografie fängt es an – großformatig und bunt, und nicht immer hat KL selbst auf den Auslöser gedrückt. Wie es sich für seine Egonummer gehört, sieht man den Meister nicht selten selbst im Bild.

Buchkunst ist das zweite Thema, und da hat Lagerfeld aus den letzten fünf Jahrzehnten so einiges vorzuweisen. Gerade in der Inszenierung literarischer Vorlagen wie Goethes Faust oder Shakespeares Romeo und Julia, umgedeutet als Mode-Erzählung, zeigt sich die Kreativität des deutsch-französischen Selbstdarstellers.

Natürlich muss Mode den dritten Teil der Ausstellung ausmachen, und dazu gehören nicht nur seine Modelle und Fotos für die großen Schauen von Chanel und Fendi in Paris und anderswo, sondern auch die dazu gehörenden Kleider im Original.

Das Museum Folkwang ist ja schon um seiner selbst willen einen Besuch wert. Ob allerdings einem eher zweitrangigen „Künstler“ wie Lagerfeld eine derart umfangreiche Nabelschau gewidmet werden sollte, bezweifle ich persönlich. Manche weibliche Besucherin mag das ja anders sehen.

Fast peinlich wird es am Ende des Rundgangs, wenn KL zusammen mit dem Museum einen Raum inszeniert, in dem die Bücher ausgestellt werden, die er gerade liest, früher einmal gelesen oder in seiner privaten Bibliothek stehen hat.

Fehlt nur noch ein kleiner Altar mit Kerzen und Heiligenbildchen.

Karl Lagerfeld – Parallele Gegensätze. Museum Folkwang Essen, bis 11. Mai, Di-So 10-18 Uhr, Fr 10-22 Uhr. Navi-Adresse: Bismarckstraße 60.
Weitere Infos: http://www.museum-folkwang.de/de/ausstellungen/aktuell/karl-lagerfeld.html




„Kannibalismus“ in unseren Innenstädten – ein neues Beispiel in Hagen

In der Innenstadt von Hagen kann man ihn wieder erleben, den Kannibalismus der geschäftigen Projektentwickler: Eine Galerie jagt die nächste, eine moderne Mall verdrängt die junge alte.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass in Hagen ein Teil des Rathauses abgerissen und an seiner Stelle ein überdachtes Einkaufszentrum errichtet wurde – die „Volmegalerie“, benannt nach dem Flüsschen Volme, das hinter dem Gebäudekomplex in Richtung Ruhr fließt. Integriert wurden dort ein Sportartikel-Kaufhaus und ein Saturn-Elektronikmarkt.

Gut zehn Jahre später entsteht nun direkt nebenan eine ganz neue Mall, wieder etwas heller, wieder etwas moderner, wieder etwas größer. Auch dafür wurde ein ganzer Häuserkomplex abgerissen, und wenn diese „Rathaus-Galerie“ demnächst eröffnet wird, ist auch Saturn wieder dabei: Die ziehen nämlich um von der jungen alten in die dann schon bald wieder veraltete junge Galerie. Auch andere Geschäfte wandern mit, und so sieht man jetzt schon, wie in der Volme-Galerie die ersten Läden leergezogen werden.

Und wie helfen sich die Volmer? Es wird umgebaut und auf Optimismus gemacht – es wird alles noch schöner und aufregender, liebe Kunden, bleiben Sie uns treu! Aber dieser Kannibalismus wird immer weiter gehen, das liegt wohl im Wesen unserer Markwirtschaft. Und warum ist das so? Wir als Kunden wollen es doch so, wenn wir nicht schon längst zum Kaufen ins Netz abgewandert sind.

Bestellt wird da fast alles, nur den Cappuccino und die Bruschetta kann man sich noch nicht heiß von Amazon schicken lassen. Kommt vielleicht auch noch.




Klutertkäse reift in der kühlen Felsenhöhle

Bürgermeister Wiggenhagen bei der Käse-Vorstellung. (Foto: Stadt)

Bürgermeister Wiggenhagen bei der Käse-Vorstellung.
(Foto: Stadt)

Seit gut zwei Monaten bereits nutzt Rainer Schmitz, Betreiber einer Hof-Käserei im Bergischen Land, ein Felsengewölbe im Stadtteil Milspe für diesen Zweck. Bisher reifte sein Käse im Sauerland in der Atta-Höhle, doch diesen Ort wird die Käserei bald aufgeben müssen.

Etwa zweieinhalb Monate benötigt sein nach eigener Rezeptur hergestellter Käse, bis er ausgereift ist. Der Stollen, in dem die Laibe aus Kuh-Rohmilch lagern, wurde in den großen Kriegen ebenso als Luftschutzraum genutzt wie die anderen Naturhöhlen. An der Existenz dieser Höhlen kann man übrigens auch erkennen, dass dort in Ennepetal kein Kohlerevier mehr ist. Die geologische Grenze verläuft zwischen den Städten Gevelsberg und Schwelm, wo die Steinkohle sogar noch von den Bauern im Tagebau erschlossen wurde, und dem südlich davon verlaufenden ersten Bergrücken des rheinisch-westfälischen Schiefergebirges. Das ganze Münsterland und Teile des Ruhrgebietes waren in Urzeiten eben Wälder, die später vom Meer überflutet wurden.

Ess-Kastanien im Park von „Haus Weitmar“

In den fünfziger Jahren war es für uns als Kinder ganz selbstverständlich, dass wir in den großen Ferien vom grünen Münsterland aus mit der Eisenbahn zu unseren Großeltern ins Ruhrgebiet fuhren. Ruß und Lärm und Kohlenstaub machten uns nichts aus, schließlich wogen das Spielen mit Cousins und Cousinen und die Spaziergänge mit dem Opa alles andere auf.

Unsere Mutter stammte aus Weitmar, und in diesem Bochumer Stadtteil wohnten unsere Verwandten. Ebenso wie der Opa waren auch die Onkel im Bergbau beschäftigt oder beschäftigt gewesen, meist sogar unter Tage. Kohle und Zechen gehörten also zum selbstverständlichen Alltag, genauso wie die Folgen der Steinstaublunge schon für uns Kinder hörbar waren.

Als mir jetzt ein Bild vom Kunst-Kubus auf den Ruinen des ehemaligen Adelssitzes Haus Weitmar unter die Augen kam, gab es einen Erinnerungsblitz. Im weitläufigen Park dieses 1943 durch Fliegerbomben zerstörten Gutshauses der Familie Berswordt gab es mehrere große Esskastanien. In Südeuropa findet man ganze Wälder dieser Edelkastanien, aber in unserer Gegend war das etwas ganz Besonderes, und erst recht für Münsterländer Kinder. Zusammen mit einem Cousin schlichen wir uns im Herbst durch ein Loch im Zaun in den Park und sammelten die Maronen für eine Mahlzeit vom Herd der Oma. Angeblich gab es im Park scharfe Wachhunde, was dem Abenteuer noch mehr Würze gab.

Inzwischen ist die Ruine des Hauses Weitmar, das vor genau 550 Jahre errichtet wurde, durch einen modernen Aufbau zu einer Kunst- und Kulturstätte veredelt worden. „Jedes Jahr im Sommer treten die Schüler der jeweiligen zweiten Klasse der Schauspielschule Bochum im Schlosspark Weitmar auf. Dabei wird traditionell ein Stück oder Szenen von Shakespeare gezeigt. „Der Eintritt ist frei und wird von den Bochumern immer gut besucht“ heißt es bei Wikipedia. Ob die Edelkastanien noch stehen und zuhören? Ich weiß es nicht.




Das neue Kurz-Sprech: „Kann das Müll?“

Vor einigen Tagen überraschte ich mich und meine Familie mit einer für alle ungewöhnlichen Frage: „Kann das Müll?“ Die Präposition „in“ und den Artikel „den“ hatte ich einfach geschlabbert, unbeabsichtigt, unbewusst. „Und so sprichst Du als Germanist“? empörte sich meine Gattin. Ja. Leider.

Verliert offenbar weiter an Einfluss: der Duden.

Verliert offenbar weiter an Einfluss: der Duden.

Werbung und Alltagshören hat wohl doch größeren Einfluss auf unser Sprechen als die Schulerziehung in Kindertagen. „So muss Technik“ schallt es uns – grammatisch falsch – aus dem Fernseher entgegen, und neulich in der Bahn von Düsseldorf nach Hagen hörte ich einen Jugendlichen in sein Handy rufen: „Nach Schule lauf isch Elberfeld“.

Spätestens seit dem Linguisten Noam Chomsky wissen wir aber, dass unvollständiges oder vom Soziolekt geprägtes Sprechen den gleich großen Kommunikationswert haben kann wie die gerühmte Hochsprache. Man muss sich nur von Vorurteilen befreien. Sprache ist immer in Bewegung, und was letztlich die Mehrheit der Sprachnutzer anwendet, das wird sich irgendwann auch als richtig durchsetzen. Da kann die Duden-Redaktion noch so sehr dagegen ankämpfen.

Übrigens hatten schon die alten Römer ein ähnliches Problem: Der gute Cicero, ein gebildeter Mann, ließ sehr gern Wortteile oder Hilfsverben weg und quält mit dieser Vorliebe noch heute so manchen Lateinschüler. „Lern isch Vokabeln später“, sagt sich der Kurz-Sprecher dann.




Im Altar ein Türchen für den Prediger

Eine Stadt wie Köln kann mit ihrem weltberühmten Dom natürlich überall Eindruck schinden, aber auch im Ruhrgebiet gibt es sehr sehenswerte Sakralbauten.

Man denke nur an das Essener Münster oder die Stiepeler Dorfkirche, die es vor einigen Jahren zu ihrem 1000. Geburtstag sogar auf eine Sonderbriefmarke schaffte. Ein hübsches Kleinod findet man auch im Ennepetaler Stadtteil Voerde – die evangelische Barockkirche Johannes der Täufer.

Die Johanneskirche Voerde um 1930.

Die Johanneskirche Voerde um 1930, damals noch nicht weiß.

1780 wurde das Kirchlein gebaut. Den heute weiß getünchten Bau auf der Höhe sieht man schon von weitem, wenn man sich Voerde nähert. Der fast quadratische Innenraum wird von einer Tonnendecke aus Holz überspannt, die mit Ornamenten und biblischen Bildern bemalt ist.

Eine sehenswerte Besonderheit bildet jedoch der barocke Altar mit einem Gemälde des letzten Abendmahles, denn direkt über dem Altar befindet sich die Kanzel mit einem Schalldeckel. Der Prediger klettert also über eine Treppe im Rückraum des Altars in die erste Etage und tritt dann durch eine Tür im Altar-Obergeschoss vor sein Publikum. An jeder Seite dieses Tores steht eine Apostelfigur – links Petrus und rechts Paulus.

Natürlich stehen die Pfarrer in heutiger Zeit lieber vor dem Mikrofon auf gleicher Höhe mit ihren Schäfchen, aber bei besonderen Gelegenheiten wird auch heute noch die Altarkanzel genutzt.

Noch eine Seltenheit kann man aus dieser Kirchengemeinde erzählen: Über Jahrhunderte war die Gemeinde geteilt, und die Grenze verlief damals mitten über die Hauptstraße. Die östliche Seite der Pfarrei, auf der auch die Kirche steht, gehörte zu Hagen, die westliche Seite zu Schwelm. Sogar um die Kirmes auf dieser Hauptstraße gab es Streit, denn jede Seite wollte die Buden für sich haben. Das ist lange vorbei: Voerde ist seit 1949 ein Teil der Stadt Ennepetal, die zwar landschaftlich zum Sauerland, politisch aber zum Ruhrgebiet gehört.




Als Dortmund einmal (fast) holländisch war…

Wenn man in der Adventszeit oder in den Tagen davor über den Dortmunder Weihnachtsmarkt mit dem wunderlichen Groß-Baum gebummelt ist, dann hat man nicht nur westfälische Mundart gehört, sondern auch englische Unterhaltungen und vor allem Holländisches. Im Königreich der Niederlande hat sich der heimelige Ruf der westfälischen Metropole eben herumgesprochen.

Blick vom Dortmunder Rathaus auf das alte und neue Stadthaus mit der Berswordt-Halle (Foto: Bernd Berke)

Blick vom Dortmunder Rathaus auf das alte und neue Stadthaus mit der Berswordt-Halle (Foto: Bernd Berke)

Dabei ist der Bezug zu Holland gar nicht so weit hergeholt – zumindest aus historischer Sicht: Als Napoleons Truppen zu Anfang des 19. Jahrhunderts halb Europa mit ihrem Eroberungs- und Befreiungskrieg überzogen, da war auch die Freie Reichsstadt Dortmund diesen Titel bald los.

Ab 1802 gehörte Dortmund als Exklave zum Fürstentum Oranien-Nassau, und das ist bekanntlich die Geburtsfamilie des niederländischen Königshauses. Der erste König Willem I. trug neben der Königskrone auch den Titel Prinz von Oranien, den der jeweilige Herrscher Hollands ab 1732 durch einen Vertrag mit Preußen offiziell führen durfte. Auch heute noch heißt der jeweilige Thronfolger in Holland „Prins van Oranje“, im Augenblick allerdings in der weiblichen Form, also „Prinzessin Amalia van Oranje“.

Die Dortmunder Oranje-Periode währte jedoch nur kurz: Schon vier Jahre später wurde die westfälische Industriestadt durch die französische Verwaltung zu einem Teil des Großherzogtums Berg erklärt. Die Stadt war dadurch ab 1806 auch Sitz der Präfektur des Ruhr-Départements. Nach dem preußischen Sieg über Napoleon fiel Dortmund 1815 schließlich an die preußische Provinz Westfalen und war somit eine Stadt wie jede andere. Geblieben ist aber die enge sprachliche Verwandtschaft des Plattdeutschen mit dem Niederländischen.




Die Schrecken des „Großen Krieges“

In wenigen Tagen beginnt das neue Jahr: 2014. Es wird uns mit großer Deutlichkeit an ein Ereignis erinnern, das einhundert Jahre zurückliegt und unendliches Leid in viele Familien brachte – der Erste Weltkrieg begann am 1. August 1914.

Ein Zug mit Sioldaten auf dem Weg an die Front im Bahnhof Milspe.<br /><br /><br /><br /><br /><br />
(Foto: Stadtarchiv Ennepetal)

Ein Zug mit Soldaten auf dem Weg an die Front 1914 im Bahnhof von Milspe.
(Foto: Stadtarchiv Ennepetal)

Mit Begeisterung zogen nicht nur in Deutschland die meisten Männer in diese unsinnige Schlacht, doch schon nach wenigen Monaten begann das große, dreckige Sterben und sorgte für Ernüchterung allenthalben. Schon in den ersten Kriegswochen trafen die zuvor kaum bedachten Meldungen über Gefallene in der Heimat ein, denn man hatte sich meist nur einen kurzen Kampf vorgestellt. „Auf zur Visite beim Väterchen Franz“ stand zum Beispiel auf einem Plakat, das junge Soldaten bei der Mobilmachung in Ennepetal vor sich hertrugen.

Unter den armen Menschen, die zuerst ihr Leben lassen mussten, waren auch auf deutscher und österreichischer Seite nicht nur einfache Handwerker und Arbeiter, Anwälte und Bauern, auch das Leben großer Talente ging abrupt zu Ende, zum Beispiel das des Dichters Georg Trakl oder des Malers August Macke.

Macke war mit nur 27 Jahren kurz nach Kriegsbeginn an der Front in Frankreich getötet worden. Seinem Werk widmet das Kunstmuseum Mülheim vom 1. Februar bis zum 27. April 2014 eine Werkschau mit dem Titel „Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies“, die hauptsächlich bestückt wird mit Bildern aus der Sammlung des Mülheimer Nobelpreisträgers Karl Ziegler.

Weil Deutschland der Verlierer des vierjährigen Krieges war, wird sein Beginn hier wohl zurückhaltender begangen werden als in Großbritannien oder Frankreich. Dort sind die Zeitungen jetzt schon voll mit Erinnerungs-Artikeln. In England heißt der Weltkrieg heute noch „The Great War“, und Frankreich hat allein für die Feierlichkeiten mehr als 40 Millionen Euro bereit gestellt.

Die Interpretation von Krieg ist eben immer von der Frage abhängig, wer gewonnen und wer verloren hat, auch wenn die einfachen Soldaten wohl alle verloren haben.




Was Willy Brandt und Erich Ollenhauer gemeinsam haben

Weil Willy Brandt an diesem 18. Dezember 100 Jahre alt geworden wäre, werden allerorten sein Wirken und seine Persönlichkeit gewürdigt – auch in diesem Blog natürlich. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands hat in diesen Tagen aber auch noch eines anderen großen Streiters zu gedenken: Erich Ollenhauer. Er starb am 14. Dezember vor 50 Jahren.

Die beiden sozialdemokratischen Politiker haben außer diesen beiden Daten im Dezember aber noch einiges mehr an Gemeinsamkeiten: Beide arbeiteten zeitweise als Journalisten und begannen ihre politische Arbeit für die SPD in der Weimarer Republik – Ollenhauer nach seiner Buchdruckerlehre in seiner Geburtsstadt Magdeburg seit 1919 als Redakteur der „Magdeburger Volksstimme“, Willy Brandt ab 1927 als Autor ebenfalls in seiner Geburtsstadt für den „Lübecker Volksboten“, allerdings unter dem Klarnamen Herbert Frahm. Den Decknamen Willy Brandt nahm er sich erst 1934.

Beide Politiker waren selbstverständlich im Widerstand gegen die Nationalsozialisten aktiv. Erich Ollenhauer gehörte 1933 bereits dem Parteivorstand der SPD an und ging mit diesem ins Exil, zunächst nach Prag, ab 1938 nach Paris und 1940 nach London. Willy Brandt arbeitete ab 1933 von Oslo aus für den Untergrund, er war damals noch in der SAPD, einer Abspaltung von der SPD.

Erich Ollenhauer wurde 1946 Stellvertreter des SPD-Vorsitzenden Kurt Schumacher, und als dieser 1952 verstarb, wählte ihn die Partei am 27. September 1952 zum Vorsitzenden. Für den Deutschen Bundestag kandidierte der gebürtige Magdeburger übrigens im Ruhrgebiet, in einem Wahlkreis in Bochum.

Auch Erich Ollenhauer starb während seiner Amtszeit, eben an jenem 14. Dezember 1963, gestern vor fünf Jahrzehnten. Sein Nachfolger im Amt wurde am 16. Februar 1964 Willy Brandt, der damals Regierender Bürgermeister in Berlin war und der zwei Jahre später die Sozialdemokraten in die Große Koalition mit der CDU/CSU führte und der dann zwischen 1969 und 1974 der vierte Kanzler der Bundesrepublik Deutschland war.

In diesen Tagen geht es wieder um eine „GroKo“, und weil die entscheidende Phase des SPD-Mitgliedervotums und der Regierungsbildung auf den gestrigen 14. Dezember 2013 fiel, ging die Erinnerung an den 50. Todestag Erich Ollenhauers wohl etwas unter. Die SPD-Zentrale in Bonn hieß zwar im Volksmund „die Baracke“, aber offiziell trug sie den Namen Ollenhauers. Erst nach dem Mauerfall und dem Umzug der SPD-Führung nach Berlin ging auch dieses Gedenken verloren: Das neue Parteihaus in der Hauptstadt heißt „Willy-Brandt-Haus“.

Hat er doch auch verdient, der unvergessliche Willy.




Das Fest der Immaculata am 8. Dezember

Das Marianum in Neuss war unsere Heimat.(Foto: B. Limburg)

Das Marianum in Neuss war unsere Heimat.
(Foto: B. Limburg)

Wenn ich auf Karten in Cafes das Angebot „Latte macchiato“ lese, dann kommen oft Erinnerungen an die Jugendzeit hoch – obwohl damals dieses Getränk in Deutschland überhaupt noch nicht serviert wurde.

Der Begriff erinnert nämlich an „Maria Immaculata“, ein hohes katholisches Fest, das immer am 8. Dezember, also auch heute, gefeiert wird. Der lateinische Wortursprung ist natürlich identisch.

Offiziell heißt dieses Fest „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“. Wir dachten früher, damit sei die Jungfrauengeburt der Maria gemeint, also ihre Schwangerschaft ohne männliches Zutun, und entsprechend wanderten die Fantasien. Gemeint hatten die alten Kirchenväter aber etwas Anderes: Marias Mutter Anna habe damals mit ihrer Tochter ein Kind geboren, das ohne die Erbsünde von Adam und Eva zur Welt kam, also „unbefleckt“ – immaculata. Das musste wohl so sein, damit sie später Jesus, den angeblichen Sohn Gottes, ebenfalls unbeschädigt zur Welt bringen konnte.

Im frühen Mittelalter gab es um diese Frage großen Streit, inzwischen ist er dogmatisch beigelegt. Tausende katholische Kirchen in aller Welt heißen St. Maria Immaculata, so zum Beispiel die Pfarrkirche in Dortmund-Scharnhorst. Auch unser Jungen-Internat in der Stadt Neuss, in dem ich mehrere Jahre bis zum Abitur am Abendgymnasium verbrachte und das wir nur „Marianum“ oder den „Kasten“ nannten, war dieser Immaculata geweiht, und deshalb gab es stets am 8. Dezember das Patronatsfest. Meist kam an diesem Tag dann auch der Kölner Erzbischof als „Hausherr“ zu Besuch. In Österreich ist das Fest sogar gesetzlicher Feiertag, allerdings fällt es in diesem Jahr, arbeitnehmerunfreundlich, auf einen Sonntag.

Und das oben erwähnte Kaffeegetränk? Macchiato heißt eben „befleckt“ oder „gefleckt“: In Italien serviert man Latte macchiato, im Wortsinn, als heiße Milch, in die ein Espresso geschüttet wird – die Latte wird also befleckt. Die Sitte, die Latte macchiato als Getränk mit zwei Schichten zuzubereiten, entstand erst später in nördlichen Ländern und wandert nun langsam hinunter in touristische Regionen Italiens.

Auch so kann man also von Hölzken auf Stöcksken zum 8. Dezember kommen.




Heute vor 80 Jahren entstand der Ein-Parteien-Staat der Nazis auch offiziell

Jahrestage sind immer wieder ein Grund zum Nachdenken – zum Beispiel auch dieser 1. Dezember. Heute vor acht Jahrzehnten wurde der Ein-Parteien-Staat in Deutschland, also die absolute Herrschaft der NSDAP, durch ein scheinbar legal entstandenes Gesetz auch offiziell besiegelt.

Als die letzten noch einigermaßen freien Reichstagswahlen vom 5. März 1933 ausgezählt waren, da hatten die Nazionalsozialisten – entgegen ihren eigenen Erwartungen – mit ungefähr 44 Prozent der gültigen Stimmen die absolute Mehrheit verfehlt. Hitler und seine Partei ergriffen daraufhin illegale Mittel: Kommunustische Reichstags-Abgeordnete wurden unter Vorwänden (unter anderem der Reichstagsbrand) verhaftet, und als es im Parlament am 24. März 1933 zur Abstimmung über das Ermächtigungsgesetz kam, da stimmten nur noch die Sozialdemokraten dagegen. Auch die bürgerlichen Abgeordneten, darunter auch der spätere Bundespräsident Theodor Heuß, gaben Hitler den erwünschten Freibrief und sorgten so für die formal erforderliche Zweidrittelmehrheit.

In der Folge hatte sich das Parlament selbst entmachtet, und alle Parteien außer der NSDAP wurden verboten. Auch Sozialdemokraten und Gewerkschafter kamen in „Schutzhaft“ oder ins Konzentrationslager, und die SPD-Parteiführung floh nach Prag ins Exil. Nach der Besetzung der Tchechoslowakei durch die deutsche Wehrmacht im Jahre 1938 musste der SPD-Vorstand auch aus Prag flüchten, der Exilort war nun bis zum Kriegsende die britische Hauptstadt London.

Was nach der Machtübernahme zunächst nur aufgrund von Verordnungen oder Einzelaktionen örtlicher SA- und NSDAP-Organen an Verfolgung veranstaltet worden war, das wurde nun zum Jahresende 1933 durch ein scheinbar ordnungsgemäßes Gesetz abgesichert: Adolf Hitler als Reichskanzler unterzeichnete das am 1. Dezember 1933 von der Reichsregierung beschlossene „Gesetz zur Sicherung der Einheit von Partei und Staat“ noch am folgenden Tag. Dadurch wurde die NSDAP als „Trägerin des deutschen Staatsgedankens“ definiert, „der Stellvertreter des Führers und der Chef des Stabes der SA wurden per Amt Mitglieder der Reichsregierung“ (Wikipedia). Der Ein-Parteien-Staat, die absolute Diktatur, hatte nun auch einen formalen Rahmen und nutzte diesen auf schreckliche Weise aus.

Bereits am 2. Dezember 1933 wurde das Gesetz im Reichsgesetzblatt Nr. 135 veröffentlicht, und die alliierten Siegermächte hoben es nach dem Ende des Weltkrieges durch das Kontrollratsgesetz Nr. 1 vom 20. September 1945 wieder auf. Das „Tausendjährige Reich“ hatte nur zwölf Jahre gehalten und in dieser Zeit unsäglichen Terror gebracht, nun konnte die Rückkehr zur Demokratie beginnen.




„Willy wählen“ war 1972 ein besonderes Bekenntnis

Wenn wir am 18. Dezember an den 100. Geburtstag des großen Politikers und Menschenfreundes Willy Brandt erinnert werden, wenn wir die entsprechende Sonder-Briefmarke mit dem Bild des Friedens-Nobelpreisträgers aufkleben oder vom Fernsehen an seine Lebensstationen herangeführt werden, dann kommen besonders bei den etwas älteren Mitmenschen wie mir zum Beispiel ganz persönliche Erinnerungen hoch.

Willy Brandt im März 1980 (Bild: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung)

Als Brandt im September 1972 nach dem gescheiterten konstruktiven Misstrauensvotum gegen ihn als Bundeskanzler die  Vertrauensfrage stellte und diese absprachegemäß verlor, gab es einen sehr emotionalen Wahlkampf. Viele Menschen, auch Nicht-Sozialdemokraten, liefen mit dem rot-weißen Button und dem Aufdruck „Willy wählen“ durch die Lande. Als Student arbeitete ich damals in den Semesterferien nachts in der Druckerei der Münsterschen Zeitung, und dort führten die ovalen Buttons – wie auch in anderen Betrieben – zu scharfen Konflikten, und zwar nicht nur zwischen den Kolleginnen und Kollegen mit unterschiedlicher politischer Präferenz, sondern auch mit der Geschäftsleitung. Politische Dokumentation am Arbeitsplatz sei verboten, die Schildchen müssten verschwinden, lautete die Forderung. Die Schriftsetzer jedoch ließen sich nicht beirren und kamen jeden Abend wieder mit ihren Plaketten am Kittel an ihren Arbeitsplatz, und schließlich ließ man sie doch einfach gewähren.

Die Neuwahlen im November 1972 brachten dann den größten Erfolg für die SPD in ihrer Geschichte. Brandts Partei erhielt 45,8 Prozent der Stimmen und konnte ihre Ostpolitik ungefährdet zu Ende führen. Allerdings hielt der Friede nur zwei Jahre: Der Kanzler stürzte nicht nur über die eigenen Parteifreunde, sondern vor allem über seine naive Wirtschaftspolitik.

Das Ende ist bekannt: Der große Weltökonom und heutige Lieblings-Altkanzler der Deutschen, Helmut Schmidt, übernahm das Ruder. So tief in die Herzen der Menschen wie Willy Brandt eindringen, das konnte er jedoch nie. Als Brandt am 8. Oktober 1992 starb und anschließend in Berlin beigesetzt wurde, da konnte man bei vielen Bürgern echte Trauer spüren. Sie hatten ihn geliebt.




Waldfrieden in Wuppertal – wunderbar!

Beim ersten Blick auf das Wort „Waldfrieden“ denkt man vielleicht an eine Begräbnis-Stätte, einen Platz für Urnen unter Bäumen, aber solche Orte heißen meist „Friedwald“, also ein umgekehrt zusammengesetztes Wort. Waldfrieden in Wuppertal dagegen ist ein inzwischen international bekannter Skulpturenpark mit einem kulturellen Wert sondergleichen.

Cragg-Skulptur im Park Waldfrieden. (Foto: Pöpsel)

Cragg-Skulptur im Park Waldfrieden.
(Foto: Pöpsel)

Ein etwa vierzehn Hektar großes Park-Grundstück oberhalb von Elberfeld mit altem Baumbestand umgibt die ehemalige Villa Waldfrieden des Lackfabrikanten Kurt Herberts, der das Haus durch den Künstler-Architekten Franz Krause in den ersten Nachkriegsjahren bis 1950 dort errichten ließ. Im Jahre 2006 erwarb der Bildhauer Tony Cragg das gesamte Anwesen, um ein Ausstellungsgelände für Skulpturen zu schaffen – eben diesen so sehenswerten Park Waldfrieden, den man als Ruheort im industriell geprägten Wuppertal kaum vermuten würde.

Cragg ließ den historischen Baubestand restaurieren und zusätzlich einen Glaspavillon als Ausstellungshaus errichten. 2008 eröffnete die Cragg Foundation den Park als Ort der Begegnung mit zeitgenössischer und aktueller Skulptur. Entlang der Wege in dem weitläufigen Gelände findet man daher nicht nur Skulpturen des Künstlers Cragg selbst, sondern auch Werke zahlreicher anderer Bildhauer, zum Beispiel von Thomas Schütte. Außerdem gibt es vor dem Eingang im ehemaligen Gärtnerhaus ein nettes Cafe, und im Sommerhalbjahr kann man unter dem Titel „Klangart“ eine hochwertige Konzertreihe erleben. Aber auch im Herbst und Winter lohnt sich ein Besuch im Park Waldfrieden, dessen Haupteingang allerdings im verwinkelten und bergigen Straßensystem Wuppertals nicht einfach zu finden ist.

Seit dem 19. Oktober und noch bis zum 12. Januar 2014 gibt es neben der Dauerausstellung eine Sonderschau mit Skulpturen von Harald Klingelhöller zu sehen. Der Professor an der Kunstakademie Karlsruhe stellte auch auf der documenta aus und erhielt in diesem Jahr für sein Lebenswerk den Kulturpreis des Landes Baden-Württemberg. Klingelhöller wurde 1954 in Mettmann geboren und studierte in Düsseldorf bei Klaus Rinke, unter anderem zusammen mit Thomas Schütte und Ludger Gerdes.

Skulpturenpark Waldfrieden, Hirschstraße 2 in Wuppertal. Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Dezember bis Februar nur Freitag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr geöffnet. Eintritt 8/6 Euro. www.skulpturenpark-waldfrieden.de




Der sehenswerte Domschatz von Essen

Obwohl das katholische Bistum Essen ja wirklich noch sehr jung ist, besitzt es schon einen großen Schatz, den es allerdings geerbt hat. Obwohl inzwischen viele Touristen zum Gucken lieber nach Limburg fahren, lohnt es sich sehr, dem Sitz des Ruhrbischofs in der Essener Innenstadt einen Besuch abzustatten.

Die Goldene Madonna im Essener Münster.(Foto: Bistum)

Die Goldene Madonna im Essener Münster.
(Foto: Bistum)

Der Essener Domschatz umfasst nämlich einmalige Kunstwerke aus der Zeit vom 9. bis zum 18. Jahrhundert und ist einer der bedeutendsten Domschätze Europas. Dazu gehören sakrale Gold- und Silber-Schmiedearbeiten, aber auch Elfenbeinschnitzereien, Skulpturen und Handschriften – Schönheiten, die man in einem Industrierevier zunächst nicht vermutet, die aber die reiche Geschichte einer Region zeigen, die auch einmal etwas Anderes war als Kohle- und Stahlstandort.

Weltbekannt ist in Essen vor allem die berühmte „Goldene Madonna“, die man allerdings nicht in dem schönen kleinen Museum am Rande der Domkirche findet, sondern im Münster selbst. Die Madonna gilt als die weltweit älteste figürliche Darstellung Mariens und wurde erst kürzlich aufwändig renoviert. Um das Jahr 980 wurde sie für das damalige Essener Frauenstift geschaffen. Sie ist aus Pappelholz geschnitzt und mit Goldblech umkleidet. Weil die Essener Marienfigur nach Ansicht der Katholischen Kirche ein Gnadenbild ist, steht sie eben in der Domkirche hinter einem stählernen Gitter auf einem Seitenaltar und nicht im Museum, damit die Gläubigen vor der Madonna beten, Kerzen entzünden und um Fürbitte für ihr Anliegen bitten können. Offiziell heißt die anrührende Frauengestalt mit dem Kind auf dem Arm auch nicht „Goldene Madonna“, sondern „Mutter vom Guten Rat“. Der damalige Papst Johannes XXIII. hat sie „zur ersten und besonderen Patronin des ganzen Bistums Essen“ ernannt.

Mitten in der Fußgängerzone von Essen wirken die Domkirche und das angeschlossene Museum mit dem Platz davor wie eine Insel der Ruhe. Die meisten Menschen hetzen vorbei, von Kaufhaus zu Kaufhaus, und verpassen ein Kleinod.




Dialekte als eigene Sprachen?

Man hat sich schon daran gewöhnt: In Nordspanien gibt es die Straßenschilder auf Katalanisch. Und natürlich, auf Mallorca muss es Mallorquin sein. Baskisch gilt sowieso als die Mutter aller separatistischen Bewegungen – immer mehr Dialekte wollen eigene Sprachen sein, und zumindest beim Baskischen trifft das ja auch zu. Aber wie ist es mit Korsisch, Sorbisch oder Okzitanisch?

Auch auf Fischerbooten steht Sant Troupes.(Foto: hhp)

Auch auf Fischerbooten steht Sant Troupes.
(Foto: hhp)

Saint-Tropez zum Beispiel ist in aller Welt unter diesem Namen bekannt, aber die wenigen noch verbliebenen Einheimischen zeigen sich stolz als Bewohner von „Sant Troupes“. An den Ortseingängen stehen jetzt zwei Schilder – das größere mit dem Ortsnamen „Sant Troupes“ im okzitanischen Dialekt rückt das französische „Saint-Tropez“ an den unteren Rand. Ach ja, Okzitanisch will ja auch eine Minderheitensprache sein, wie es die Europäische Charta vorgesehen hat. Diese Charta hat auch die Bundesrepublik Deutschland akzeptiert, und so müssen bei uns das Dänische und Nordfriesisch, Sorbisch, Niederdeutsch und Saterfriesisch besonders geschützt werden.

Auch Niederdeutsch? Da kommt mir direkt meine plattdeutsch geprägte Kindheit in den Sinn. Vielleicht erleben wir ja auch bei uns demnächst Ortschilder auf Niederdeutsch. Über dem kleinen Wort „Dortmund“ steht dann an den Einfallstraßen in größerer Schrift der plattdeutsche Namen „Düörpm“. Aber ist das überhaupt die richtige Schreibweise? Darüber wird ja gerade im Niederdeutschen besonders gern gestritten.

Bei Dortmund bin ich aber zuversichtlich, dass es vorläufig beim Hochdeutschen bleibt. Immerhin nennen die Platt-Freunde ihre Ausdrucksweise selbst eine „westfälisch-märkische Mundart des südwestfälischen Sprachraums“. Von eigener Sprache ist – noch – keine Rede.




„Westfälischer Droste-Sommer 2013“ – und der Eintritt ist durchgehend frei

„Süße Ruh’, süßer Taumel im Gras…“ Unter diesem Titel kann man ab Samstag, 15. Juni, an drei verschiedenen Orten für jeweils vier bis fünf Wochen den „Westfälischen Droste-Sommer 2013“ erleben. Natürlich ist das Motto ein Zitat aus dem lyrischen Werk der berühmten Dichterin aus dem Münsterland.

Annette von Droste-Hülshoff auf der Briefmarke

Annette von Droste-Hülshoff auf der Briefmarke

Die Annette von Droste-Gesellschaft hat zusammen mit der Literaturkommission des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) einen mobilen, multi-medialen Museums-Pavillon erstellen lassen, in dem man nicht nur Literatur sehen und hören kann, sondern auch erleben soll.

Es geht los am kommenden Samstag um 16 Uhr mit dem Literaturfest auf der Burg Hülshoff in Havixbeck – dort, wo Annette geboren wurde. Als besonderer Gast wird die bekannte Schauspielerin Martina Gedeck eine Auswahl von Droste-Texten rezitieren. Außerdem kann man zur Eröffnung in Havixbeck und an den beiden anderen Orten moderne Droste-Vertonungen des Jazz-Musikers Jan Klare hören, und die drei Schriftsteller Frank Klötgen, Fabian Navarro und Rene Sydow tragen moderne Lyrik mit Droste-Bezug vor. Auf Hülshoff bleibt der Pavillon bis zum 14. Juli.

Die zweite Etappe des Sommerfestes ist ab 20. Juli die Abtei Marienmünster im Weserbergland (bis 25. August), die dritte Etappe kann man ab 31. August bis zum 29. September im Haus Rüschhaus in Münster-Nienberge erleben, wo Annette lange gelebt hat. Die Eröffnungsveranstaltung beginnt an den genannten Samstagen jeweils um 16 Uhr. Der Eintritt zu den Veranstaltungen und zu der Ausstellung ist jeweils frei.

Infos: www.droste-gesellschaft.de




Was die Leute so alles auf Facebook mitteilen…

Soziale Netzwerke wie Stayfriends oder Facebook sind inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Nicht mehr nur junge Menschen, auch immer mehr Mittelalte und Rentner wie ich tummeln sich dort. Es soll ja schon Jugendliche geben, die sich deshalb von FB wieder zurückziehen, allerdings schlägt sich das in den Nutzerzahlen noch nicht nieder. Aber was posten meine Mitmenschen dort?

Fotos vom Esstisch sind sehr beliebt.

Fotos vom Esstisch sind sehr beliebt.

Wer etwas mehr der so genannten „Freunde“ hat, der kann interessante Einblicke in deren Gewohnheiten gewinnen. Es gibt ja grundsätzlich zwei Arten von Nutzern: Jene, die wie Zuschauer am Rande stehen und nur amüsiert beobachten, was andere so machen bzw. von sich geben, und jene, die aktiv eingreifen und immer neue Sätze und Bilder in Umlauf bringen. Das Verhalten dieser zweiten Gruppe, zu der ich mich auch zähle, habe ich einmal etwas genauer zu analysieren versucht.

Nach meiner Beobachtung ergibt sich folgende, nicht repräsentative Rangliste der geposteten Bildinhalte:

1. Essen oder Speisen: Viele fotografieren ihren Teller und zeigen ihn herum.

2. Wetter: Jeden Tag kommen neue Fotos von Wetterphänomenen – ob Schnee oder Regen, Sonne oder Pfützen usw.

3. Autos oder Mobilität allgemein: Das eigene Auto oder Fahrrad von außen oder der Blick aus dem Auto nach außen sind sehr beliebt, ebenso Verkehrssituationen allgemein, auch schon mal Unfälle.

4. Fußball: Statements zum eigenen Verein, zum Spielverlauf, gegen andere Vereine usw. Meist eine reine Männersache, im Ruhrgebiet auf Blauweiß oder Schwarz-Gelb beschränkt. Ab und zu mischt ein Kölner mit.

5. Party: Oft von jungen Damen bevorzugt oder von Dritten ins Netz gestellt, mit Identifizierung der Feiernden. Nicht ungefährlich.

6. Konzerte und Links zu Musikgruppen: Meist nach dem Wochenende oder am Samstagabend direkt vom Smartphone.

7. Urlaub: Sehr weit verbreitet, aber nicht immer aktuell, da Urlaubsfotos gern auch noch Monate später gepostet werden.

8. Sprüche: Das Posten fremder Aphorismen oder anderer Sprüche verkündet zwar Meinungen, deutet aber meist auf eingeschränkte Kreativität hin.

9. Shoppen: Fotos vom Shoppen sind wohl reine Mädchensache.

Soweit also ganz persönliche Facebook-Eindrücke. Natürlich weiß der FB-Konzern mit seinen mathematischen Algorithmen viel mehr über uns, aber wollen wir selbst das auch alles wissen? Uns reicht doch der alltägliche Tratsch vollkommen aus.




Allein für Vostells Arbeiten lohnt sich ein Besuch im Dortmunder „U“

In seiner Heimatstadt Leverkusen haben sie nicht nur ein Bronzeschild zu seinem Gedächtnis angebracht, nein, sogar eine Straße wurde im Jahre 2001 nach ihm benannt: Wolf Vostell, weltbekannter Künstler und auch Professor, 1931 in Leverkusen geboren und 1998 in Berlin gestorben, ist im Dortmundern Museum mit einigen hervorragenden Werken vertreten, und allein das scheint mir ein ausreichender Grund zu sein, mal wieder ins „U“ zu pilgern.

Straße in Vostells Geburtsstadt Leverkusen.

Straße in Vostells Geburtsstadt Leverkusen.

Ein Hauptthema im „Museum Ostwall im Dortmunder U“ sind Fluxus und Happening – Kunstbewegungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die unter anderem von Wolf Vostell vorangetrieben worden sind. Nach einer Verbindung von Kunst und Leben suchte man, „fördert die Nicht-Kunst-Realität“ hieß es sogar in einem Manifest von George Maciunas. Es entstanden also nicht nur Kunstobjekte, sondern vor allem Aktionskunst war gefragt.

Vostell wollte vor allem durch „aggressive Bildsprache“, wie es im Katalog heißt, Missstände benennen und Sozialkritik üben. Am beeindruckendsten scheint mir aber sein Rückgriff auf die Zeitgeschichte zu sein – nämlich in der Dortmunder Rauminstallation „Thermoelektrischer Kaugummi“. Die Installation mit dem seltsamen Titel assoziiert im Kopf sofort die Verbindung zu Bildern von Auschwitz, und wenn man über die am Boden verstreuten Esslöffel knirschend den Raum durchschreitet, kann es einem schon eiskalt über den Rücken laufen.

„So stellt Vostell die Frage nach der Verantwortung jedes Einzelnen für Tod und Leid“, schreiben die Museumsleute. Gerade in der Stadt Dortmund mit seinen aktuellen Naziaufmärschen sollte die Beschäftigung mit dieser Frage besonders wichtig sein.




Schönes Gefühl: Sämtliche Gedichte unseres Herrn von Goethe in zeitlicher Abfolge

Manchmal überkommt es mich, dann will mein Bildungsbürgerdasein ans Licht, und so habe ich mir in der Buchhandlung meines Vertrauens das Insel-Taschenbuch mit sämtlichen Gedichten des Herrn Goethe „in zeitlicher Folge“ zugelegt. Das ist natürlich ein interessantes Sammelsurium von wechselnder Qualität, aber immer Goethe.

Goethe

Was ist es doch für  ein schönes Gefühl, einen Dünndruckband mit dem feinen Papier in den Händen zu halten, vorsichtig zu blättern und bei bekannten und unbekannten Textstellen hängen zu bleiben, gar nicht zu vergleichen mit dem Wisch-Computer in der Hand. Neulich habe ich im Fernsehen gesehen, wie ein Kita-Bursche versuchte, mit der typischen Smartphone-Bewegung im gedruckten Bilderbuch die Zeichnung von Rotkäppchen zu vergrößern.

Also Goethe. In zeitlicher Folge heißt natürlich, dass nicht nur Meisterwerke, sondern auch die Schülerreime vertreten sind, ebenso seine anzüglichen Sachen und alle Gelegenheitsverse, die er zu Geburtstagen oder ähnlichen Gelegenheiten verfasst hat. Und immer wieder diese unendliche Weisheit, die alles erklärt, was zum Menschsein gehört. In einem Brief an die Gräfin Auguste zu Stolberg aus der frühen Weimarer Zeit findet Johann Wolfgang Worte, die mir schon je besonders gut gefallen haben und deshalb hier wiedergegeben werden:

„Alles geben die Götter, die unendlichen,

Ihren Lieblingen ganz.

Alle Freuden, die unendlichen,

Alle Schmerzen, die unendlichen, ganz.“




Museum für westfälische Literatur: Haus Nottbeck im Münsterland lohnt einen Besuch

Man kann ja bei diesem Wetter kaum ins Freibad gehen, und das Herumtollen auf Wiesen macht bei dem knochenharten Boden auch keinen Spaß. Da bietet sich ja eher etwas Kulturelles am – zum Beispiel das Haus Nottbeck im südlichen Münsterland. „Kulturgut“ nennt sich das westfälische Wasserschloss offiziell, und es ist wirklich einen Ausflug wert.

Das Haupthaus mit dem Museum.Foto: LWL

Das Haupthaus mit dem Museum.
Foto: LWL

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe hat sich vor Jahren zusammen mit dem Kreis Warendorf des alten Herrensitzes im Oelder Stadtteil Stromberg angenommen. Entstanden sind nicht nur ein Tagungszentrum und ein „Kultur-Café“, sondern als Kernstück findet man im Haupthaus das Museum für westfälische Literatur. Von den Anfängen der Lesekultur bis in die Gegenwart wird hier das Leben und Werk von Schriftstellern und Schriftstellerinnen aus Westfalen liebevoll dargestellt, mit Dokumenten und Original-Gegenständen, aber auch mit Hör- und Video-Beispielen und mit ausführlichen Lebensläufen und Werkbeschreibungen. Dabei kamen nicht nur in Westfalen geborene Dichter ins Programm, sondern auch Literaten, die nur zeitweise in Westfalen oder Lippe gelebt und Spuren hinterlassen haben.

Das Kulturgut bietet aber auch ein wechselndes Programm. Zum Beispiel am 13. April Poetry-Slam unter dem Titel „Dead or Alive Poetry-Slam: Die besten Slam-Poeten gegen Legenden der Literatur“ oder (bis zum 12. Mai) eine Ausstellung des Graphikers und Buchkünstlers H. D. Gölzenleuchter. Am Sonntag, 7. April, kann man den Künstler im Museum in seinem „offenen Atelier“ besuchen.

Das Haus Nottbeck besticht auch durch seine beschauliche Lage im dort leicht hügeligen Südmünsterland. Im Park des Kulturguts kann man sich in der Nähe von drei „Hör-Inseln“ entspannen.

Kulturgut Haus Nottbeck. Museum für Westfälische Literatur. Landrat-Predeick-Allee 1, 59302 Oelde, Tel: 02529 / 94 55 90. www.kulturgut-nottbeck.de. Öffnungszeiten Literaturmuseum: Dienstag bis Freitag 14 bis 18 Uhr, samstags, sonntags und an Feiertagen 11 bis 18 Uhr. Freier Eintritt.




St. Maria zur Wiese in Soest wird 700 Jahre alt

Stolz stehen die beiden Türme am Stadtrand der Hansestadt Soest: St. Maria zur Wiese nennt sich die imposante Kirche, die uns so unverfälscht gotisch vorkommt. Tatsächlich kann die Kirche in diesem Jahr ihren 700. Geburtstag feiern, aber die Turmspitzen entstanden erst im 19. Jahrhundert.

Das „Westfälische Abendmal“ in der Wiesenkirche Soest.

Da teilen die Soester das Schicksal der Kölner Kirchenbauer, die auch erst auf die Hilfe des protestantischen Herrschers aus Berlin für die Fertigstellung ihres Domes warten mussten. In Soest findet sich im Hauptchor eine Inschrift, die auf den Baubeginn hindeutet: Im Jahre 1313 habe der Meister mit dem Namen Johannes Schendeler den Grundstein gelegt. Im kleinen Kirchenführer für die Wiesenkirche wird vermutet, dass Schendeler zuvor schon am Bau des Kölner Domes beteiligt war.

St. Maria zur Wiese bekam ihren Namen von ihrem Standort: „Maria in pratis“ heißt sie in frühen Quellen, also „in den Wiesen“, aber auch „Maria in palude“ ist überliefert, was „Maria im Sumpf“ bedeutet. Seit 1985 wird die Kirche grundlegend renoviert, und zurzeit steht noch ein Gerüst am Südportal, dem Haupteingang. Diese letzten Arbeiten sollen im Jubiläumsjahr abgeschlossen werden.

Besonderen Ruhm erlangte die heute evangelische Kirche durch ihre wunderbaren Glasfenster, die nicht, wie in anderen Kirchen nach der Reformation, entfernt oder zerstört worden waren. Vor allem das „Westfälische Abendmahl“ im Fenster an der Nordseite zieht immer wieder Besucher an:  Die Tendenz zu lebensnahen Darstellungen hat hier nicht nur zu zeitgenössischen Trachten der Figuren geführt, sondern auch die Gaben auf und dem Tisch zeigen regionale Besonderheiten: Jesus und seine Jünger sitzen bei ihrem letzten gemeinsamen Mahl vor westfälischem Schinken und einem Schweinskopf, und statt Wein gibt es Bier aus Krügen und einen großen Korb mit Landbrot.

Im Zweiten Weltkrieg waren die wertvollen mittelalterlichen Glasbilder ausgebaut und sicher gelagert worden, sodass man sie heute beglückt bewundern kann. Soest ist also nicht nur wegen seiner schönen Altstadt einen Ausflug wert, sondern auch wegen seines berühmten Geburtstagskindes, der Kirche St. Maria zur Wiese.




Auf dem Weg zur Moderne: Otto und Paula Modersohn im Hagener Museum

Seit Januar und noch bis zum 21. April kann man sich in einem wirklich schönen Museum etwa 140 meist kleinformatige Gemälde und fast ebenso viele Zeichnungen von Otto Modersohn ansehen. Das Hagener Kunstquartier nennt in seinen Ankündigungen das Projekt zwar eine Doppelausstellung, doch Ottos Ehefrau Paula Modersohn-Becker ist nur in einem kleineren Nebenraum des Karl-Ernst-Osthaus-Museums mit wenigen Bildern vertreten.

Otto Modersohn, Landschaft im Winter.(Foto: Museum Hagen)

Otto Modersohn, Landschaft im Winter.
(Foto: Museum Hagen)

Otto Modersohn, Mitbegründer der Worpsweder Malerkolonie, wird hier zum ersten Mal in Hagen mit einer Ausstellung von Werken aus allen Schaffensperioden gezeigt. Dabei hatte er durch seine Freundschaft mit Osthaus schon eine besondere Beziehung zu der westfälischen Industriestadt: Zusammen mit Heinrich Vogeler organisierte Modersohn vor hundert Jahren in genau diesem Museum die erste Retrospektive Paula Modersohn-Beckers, die in jungen Jahren nach der Geburt des zweiten Kindes gestorben war.

Die Schau macht deutlich, dass Otto Modersohn tatsächlich ein exzellenter Landschaftsmaler war, der Stimmungen durch Schatten und andere Lichteffekte sehr stark ausdrücken konnte. Aber auch die wenigen Bilder mit Personen, überwiegend Kinder oder die Ehefrau Paula, zeigen seine malerische und auch handwerkliche Qualität.

Die Bilder stammen überwiegend aus Privatbesitz, dazu zählen auch die Modersohn-Stiftung in Worpswede und das Museum in Fischerhude, Modersohns Wohnort. Dies und die kurze Lebenszeit seiner Frau Paula erklärt auch das Ungleichgewicht in dieser Ausstellung. So könnte man durch die getrennte Hängung und die kleine Anzahl der Bilder Paulas den Eindruck eines Qualitätsgefälles bekommen, aber eher das Gegenteil ist richtig. Paula Modersohn-Becker war ohne Zweifel die modernere und ausdrucksstärkere Künstlerin. Das zeigen sogar schon diese wenigen Gemälde, und die Nationalsozialisten haben sie gerade deshalb als „entartet“ aus den Museen verbannt. Das wirkt bei diesen Bildern schon fast wie eine Adelung, aber selbst das hat Paula Modersohn-Becker natürlich nicht nötig. Jedenfalls zeigt die Hagener Ausstellung das alte Dilemma, das entsteht, wenn die Exponate nicht nach Qualität, sondern nach Verfügbarkeit zusammengestellt werden.

Otto Modersohn: Landschaften der Stille – Paula Modersohn-Becker: Eine expressive Malerin. Werke aus Privatbesitz. Bis 21. April 2013. Karl-Ernst-Osthaus-Museum, Hagen, Museumsplatz 1. Eintritt 6 Euro, Katalog 28 Euro. Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch, Freitag 10 bis 17 Uhr, Donnerstag 13 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr, Montag geschlossen.




Das Revier und der Stahl – am Anfang stand die Industrie-Spionage

Der Weltkonzern Thyssen-Krupp will sich in Europa von seinem Stahlgeschäft trennen – diese Nachricht erschreckte in den letzten Tagen nicht nur die übel betroffenen Arbeiter und Angestellten des Konzerns. Dabei gehört das Stahlkochen doch zur Kernkompetenz der Ruhrgebiets-Industrie. Oder etwa doch nicht?

Der Behlinger Hammer im Tal der Ennepe gehörte den Harkorts.

Der Behlinger Hammer im Tal der Ennepe gehörte den Harkorts.

Ein unvollständiger historischer Rückblick auf die Reviergeschichte zeigt Überraschungen: Die Familie Harkort betrieb im 18. Jahrhundert neben ihrem Werk in Haspe bereits im oberen Tal der Ennepe ein Erzbergwerk und dazu in der Nähe ein Wasser betriebenes Hammerwerk, auf dem Gebiet der heutigen Stadt Ennepetal gelegen. In dem Hammerwerk wurde verhüttetes Eisen aus der Region und aus dem Siegerland geschmiedet, denn die Stahlherstellung beherrschte man noch nicht. Erste Versuche in einer Wittener Fabrik und an anderen Orten an der Ruhr scheiterten, weil man mit Holzkohlefeuerung die für den Stahlguss erforderlichen Temperaturen nicht erreichen konnte.

Erst Friedrich Harkort, der heute als Pionier anerkannt ist, lernte durch Industriespionage in England das Puddelstahlverfahren kennen. Er brachte, gegen den Widerstand der anderen Fabrikanten, nicht nur das Verfahren mit nach Deutschland, sondern auch die passenden Fachleute. In Wetter an der Ruhr baute er seine „Mechanischen Werkstätten“, die Keimzelle des späteren Mannesmann-Demag-Konzerns. Hier arbeitete er mit dem englischen Meister Thomas und zahlreichen in England abgeworbenen Arbeitern zusammen, die zwar schon morgens kräftig Schnaps und Bier tranken, aber in ihrem fachlichen Können unschlagbar waren.

1811 gründete Friedrich Krupp das erst Gussstahlwerk in Deutschland, doch das Stahlkochen in großem Stil gelang aber erst später, als man aus der Steinkohle industriell den Koks herstellen und damit den Brennstoff für deutlich höhere Temperaturen bereitstellen konnte.

Am Anfang der Industrieentwicklung im Ruhrgebiet aber stand, wie heute ähnlich in China, die Industriespionage.




Opel Bochum mal aus einer anderen Sicht

Hier und heute mal etwas Anderes zum Thema Opel: Als kleiner Junge war ich oft bei meinen Großeltern in Bochum-Weitmar zu Besuch. Für ein Kind aus dem dörflichen Münsterland war das Ruhrgebiet eine aufregende Sache. Als dann die ersten Berichte über den geplanten Opel-Bau beim Opa bekakelt wurden, war ich überrascht. Konnte man eine große Autofabrik einfach so bauen? Auf eine Wiese?

Schauseite des Bochumer Opel-Werks (Foto: Bernd Berke)

Schauseite des Bochumer Opel-Werks (Foto: Bernd Berke)

Eine Fabrik, das war in meiner Vorstellung ein Sammelsurium unterschiedlicher Bauteile, die nach und nach aus einer Werkstatt entstanden waren, die mit der Firma wuchsen und dann eben eine Fabrik geworden waren.

Tatsächlich wurde Opel Bochum gebaut. Das war für uns eine Attraktion, die man von außen staunend besichtigte. Später war ich dann mit einem Freund in Eisenach, kurz nach der Maueröffnung und noch vor dem Ende der DDR. Damals im Februar 1990 lag ein stinkender Braunkohlerauch über der Stadt. Sie wirkte wie gelähmt, die Menschen gingen wortlos durch die Straßen, kein Lachen und Plaudern wie in westlichen Fußgängerzonen – von Aufbruch keine Spur. Wir tranken einen Kaffee in einer HO-Gaststätte. An einer langen Theke saßen morgens um 10 mindestens zwei Dutzend schweigende Männer und tranken Bier aus Flaschen.

opel-logo

In diesem Eisenach entstand dann auch eine Opel-Fabrik, noch moderner als die in Bochum und heute ebenfalls in Teilen schon wieder veraltet. Wann wird sie geschlossen? Der Braunkohlengestank in Eisenach ist weg, erzählen mir Bekannte. Die Stimmung näherte sich dem Westen an, vor allem Volksmusik sei dort beliebt. Die Menschen lachen und plaudern auch auf der Straße miteinander. Das bleibt so, bis Opel dicht macht. Vielleicht sollte ich mir ein neues Auto kaufen.




Vor acht Jahrzehnten in Ennepetal: Schüsse und Verletzte zur Machtübergabe an Hitler

Am 30. Januar 1933, vor acht Jahrzehnten, machte der alte Soldat und Reichspräsident Hindenburg den Anführer der Nationalsozialisten, Adolf Hitler, zum Reichskanzler. Hindenburg und seine rechtsnationalen Freunde glaubten, diese Meute im Griff zu haben, doch in Wirklichkeit bedeutete die Machtübergabe den Beginn der schlimmsten Diktatur der europäischen Geschichte.

Hitler und Hindenburg in Potsdam.

Hitler und Hindenburg in Potsdam.

Im ganzen deutschen Reich wurde noch am Abend des 30. Januar der Machtwechsel mit Fackelzügen gefeiert. Aber auch Gegner der von diesen damals schon so bezeichneten „Hitler-Papen-Diktatur“ waren noch aktiv, wie das Beispiel der kleinen Stadt Ennepetal zeigt. Die „Milspe-Voerder Zeitung“ (MV) berichtete am Nachmittag des 31. Januar 1933: „Heute in aller Frühe zog ein Sprechchor durch die Straßen. Vermutlich handelte es sich um Anhänger einer Linkspartei, die Niederrufe auf die neue Regierung Hitler erklingen ließen.“

Die Lage wurde aber dramatischer, als am 2. Februar auch Schusswaffen ins Spiel kamen. Die MV-Zeitung schrieb am Tag danach: „Eine Prügelei entstand gestern Mittag zwischen politischen Gegnern hinter dem Amtsgebäude, wobei ein Anhänger der NSDAP bedrängt wurde und eine Schusswaffe zog, worauf er von der herbeieilenden Polizei in Schutzhaft genommen wurde. Es sammelte sich eine große Menschenmenge an, doch konnte die Polizei im Verein mit dem alarmierten Schwelmer Überfallkommando die Ordnung aufrechterhalten“.

Nicht berichtet wurde in der Zeitung, was sich in den Akten über schwere Unruhen mit drei Schwerverletzten am Tag nach der Machtübergabe in Gevelsberg und Milspe (heute Ennepetal) abspielte: Ein Demonstrationszug mit NSDAP-Anhängern sowie SA- und SS-Leuten hatte sich am Abend des 1. Februar von Gevelsberg aus in Bewegung gesetzt und war in Richtung Milspe gezogen. Gegen 22.40 Uhr kam er in Milspe an und wollte nach links in Richtung Voerde abbiegen. Den Schluss bildete eine SA-Gruppe. „Plötzlich fielen drei Schüsse kurz hintereinander“, heißt es im Polizeiprotokoll. „Die Menge stob auseinander. Die Polizeibeamten, und zwar nur zwei, liefen zurück und fanden ein Gewoge auf der Straße, das sie alleine nicht beherrschen konnten.“ Drei Verletzte wurden sofort in eine benachbarte Arztpraxis geschleppt. Weil sich vor Ort nicht habe klären lassen, ob die Schüsse aus dem Zug heraus oder vom Publikum am Straßenrand ausgegangen seien, „konnten irgendwelche Ermittlungsmaßnahmen nicht getroffen werden“, heißt es in den Akten. Jedenfalls wurden der Sozialdemokrat Thomas Drabent, der christliche Arbeiter Karl Grothe und der Kommunist Hermann Schott durch Schüsse schwer verwundet.

Am Tag danach kursierte ein Flugblatt: „Arbeiterblut floss in Milspe! Das ist der Auftakt der Hitler-Papen-Diktatur! Die SA räumt mit der Pistole in der Hand die Straße“. Eine für den Nachmittag angekündigte Demonstration der KPD gegen „die braunen Mordbanden“ wurde von der Polizei jedoch verboten. Die NSDAP erklärte in einem Brief an die Zeitung unter der Überschrift „Kommunistische Mordhetze fordert drei Opfer“, dass „die zaghafte Behandlung dieses … verführten Untermenschentums ein Ende haben muss.“ Wenige Wochen später wurden die Gemeinderatsmitglieder der KPD und einige Sozialdemokraten verhaftet, die NSDAP sicherte sich auch vor Ort die Macht.

 




„Kultgarage“: Was Kabarett mit Brandschutz zu tun hat

Seit drei Jahren gibt es das ungewöhnliche Experiment der „Kultgarage“ in Ennepetal: Die örtliche Sparkasse lädt junge Nachwuchs-Kabarettisten in ihr Haus ein und lässt sie frei schalten und walten. Kultgarage heißt die Reihe, weil sie ursprünglich in der ausgeräumten Tiefgarage der Bank stattfand – bis die örtlichen Brandschutzmeister einschritten. Seitdem findet die Unterhaltung im Veranstaltungssaal der Sparkasse statt.

Thilo Seibel

Thilo Seibel

Fünf Abende sind für 2013 bereits gesichert. Die Kurzbeschreibung der Künstler stammt vom Veranstalter:

Stefan Waghubinger – 10. Mai 2013

Von Benjamin Blümchen im Schlafzimmer über die ultimative Lösung der Klimakatastrophe bis zur Nahtoderfahrung beim Zahnarzt – niemand scheitert schöner am Leben. Stefan Waghubinger jammert auf höchstem (Bildungs-)Niveau.

Thilo Seibel – 14. Juni 2013

Ein Polit-Handwerker greift durch: Egal ob Griechenland-Krise, Wasserschaden oder Krankenhausnotaufnahme wegen verhakter Intimpiercings beim Seitensprung – der Fachmann weiß: Das wird teuer!

Barbara Ruscher – 12. Juli 2013

Warum schweigt der Mann am Grill? Weil er sich schämt, dass er die Wurst nicht selbst gejagt hat? Warum werden zigtausend Legehennen notgeschlachtet, nur Ursula von der Leyen nicht? Panierfehler! Ein Fischstäbchen packt aus…

Mia Pittroff – 9. August 2013

Humor, trocken wie Heizungsluft, gute Beobachtungen und wunderbar groteske Bilder, das sind die Markenzeichen von Mia Pittroff. Ein Fan: „Wie der frühe Polt. Nur weiblich halt …und hübscher!“

Hans Gerzlich – 13. September 2013

Wenn Sie reich sind, werden Sie erfahren, woher Ihr Geld kommt. Wenn Sie nicht reich sind, werden Sie erfahren, warum Sie es auch nicht mehr werden. Alles hängt zusammen: Sie können sich am Hintern ein Haar ausreißen, dann tränt vorne Ihr Auge.

Immer freitags, Einlass immer 19:30 Uhr, Kultstart immer 20:00 Uhr In Ennepetal-Milspe, Sparkassen-Souterrain, Eingang Südstraße.

Karten unter Telefon(0 23 33) 97 93 00.

 

 




Eine stolze Partei feiert ihren 150. Geburtstag – ein Geschichtsbuch gehört dazu

In diesem Jahr feiert die deutsche Sozialdemokratie ihren 150. Geburtstag. Stolz erklären ihre Anführer, die älteste demokratische Partei Europas zu sein, und die SPD sei nie – wie andere – gezwungen gewesen, ihren Namen ändern zu müssen. Am Gründungstag, dem 23. Mai, wird es in Leipzig einen pompösen Festakt geben. Möglicherweise beehrt ja sogar die Bundeskanzlerin ihre politischen Gegner mit ihrer Anwesenheit.

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Passend zu diesem Jubiläum ist im parteieigenen Vorwärts-Buchverlag ein neues Buch über die Geschichte der SPD erschienen: Peter Brandt, Sohn des ehemaligen Parteivorsitzenden und Bundeskanzlers Willy Brandt und Professor für Geschichte an der Fernuniversität Hagen, hat es zusammen mit Detlef Lehnert, Professor für Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin, verfasst. „Mehr Demokratie wagen – Geschichte der Sozialdemokratie 1830-2010“ heißt das Werk mit dem wissenschaftlichen Anspruch, das aber dennoch leicht lesbar geworden ist.

Das Anfangsjahr mag irritieren, aber natürlich entstand die Partei der Arbeiterbewegung nicht im luftleeren Raum. Vom Frühsozialismus in den Auslandsvereinen der Handwerksgesellen schreiben die Autoren ebenso wie über den Verlauf und das Scheitern der Revolution 1848/49, bevor sie auf Ferdinand Lassalle und den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein kommen – die Keimzelle der späteren Partei SPD. Über die Bismarckjahre und die Kaiserzeit geht es weiter in die Weimarer Republik und zur Beschreibung der standhaften Weigerung der Sozialdemokraten, die Machtübergabe an Hitler und die Nationalsozialisten zu akzeptieren. Verfolgung und Exil waren das zwangsläufige Ergebnis.

Interessanterweise nennen die beiden Autoren ihr letztes Kapitel „Ende des sozialdemokratischen Jahrhunderts oder neue Umbruchzeit 1980-2010?“ Vom „stufenweisen Machtverlust“ und der „Suche nach dem SPD-Milieu“ ist da die Rede. Ihr Fazit? „Die Zukunftsaussichten der SPD als einer Partei eigener Prägung hängen letztlich davon ab, ob die herrschende Variante des finanzmarktdominierten Kapitalismus sich immer weiter durchsetzen wird.“

Wissenschaftlich will diese Geschichtsschreibung sein, fast 600 Anmerkungen und eine ausführliche Literaturliste finden sich im Anhang, aber natürlich – das zeigt schon der herausgebende Verlag – werden die Sympathien für den Gegenstand der Untersuchung nicht verheimlicht. Von Willy Brandts Sohn hätte man wohl auch nichts Anderes erwartet.

Peter Brandt/Detlef Lehnert: „Mehr Demokratie wagen“. Geschichte der Sozialdemokratie 1830-2010. Vorwärts buch Verlag, Berlin. 296 Seiten. 20 Euro.




Ein seltenes 24-Stunden-Freiluft-Museum mit alten Metall-Maschinen

Niemand zweifelt an der Bedeutung des Ruhrgebiets für die deutsche Industriegeschichte. Früher bezeichnete man das Revier übrigens in offiziellen Quellen als „rheinisch-westfälisches Industriegebiet“. Aber der Ursprung dieser Industrie liegt etwas weiter südlich, in den idyllischen Tälern des Sauerlandes, an den Nebenflüssen von Ennepe und Lenne, Volme und Ruhr. Hier begann die systematische Entwicklung der Erz-Verhüttung und der Kleineisenindustrie, angetrieben von der reichlich vorhandenen Wasserkraft.

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Blick in die Museumshalle.
(Foto: lwl)

Manche Städte dort haben zur Erinnerung an diese Geschichte Teile alter Maschinen im öffentlichen Raum ausgestellt, Schwungräder zum Beispiel, doch nirgends wurde das so konsequent gemacht wie in Ennepetal. Dort haben Privatleute vor knapp drei Jahrzehnten die Initiative für ein „Straßen-Industrie-Museum“ ergriffen. Inzwischen findet man an 27 Stellen im Stadtgebiet alte Maschinen aus der Metallverarbeitung in der Region auf Betonsockeln, davor eine in Metall gegossene Schrifttafel mit Erläuterungen über die Funktion des Teils und seiner Herkunft, also den Hersteller und das „Fabriksken“, in der das Maschinchen seine Arbeit machte.

So findet man die „Doppelarmige Exzenterpresse“ vor der Sparkasse oder die „Langhobelmaschine“ vor dem Berufskolleg, die „Stabstahl-Schere“ steht an der Sonnen-Apotheke, ein „Luftdruckhammer“ auf dem Marktplatz und der „Fallhammer mit Schmiedeofen“ vor der Hauptschule Friedenshöhe. Für dieses 24-Stunden-Museum gibt es ein Orientierungsheft mit dem Plan für einen „Spaziergang durch 400 Jahre Eisengeschichte“. Und nicht nur das Museum selbst geht auf Privatinitiative zurück: Auch die Pflege der Objekte haben „Paten“ übernommen – Schulen und Vereine, aber auch Handwerksbetriebe aus dem Stadtgebiet. Ergänzt wird das Straßenmuseum seit ein paar Jahren durch das „Industrie-Museum Ennepetal“, das ebenfalls von einer privaten Stiftung in den Räumen einer denkmalgeschützten ehemaligen Eisengießerei aufgebaut wird und das von April bis November jeweils am ersten Sonntag eines Monats bei freiem Eintritt öffentlich zugänglich ist.

Weitere Informationen:

http://www.ennepetal.de/Strassenindustriemuseum.485.0.html

http://www.industrie-museum-ennepetal.de




Wie man mit einer Unterschrift die Armut verringern könnte

In regelmäßigen Abständen laufen Nachrichten über den Bildschirm über die zunehmende Armut in unserer Gesellschaft. Dazu gehört meist der Hinweis auf die entsprechende Definition von Armut: Wer weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens zur Verfügung habe, der gelte als arm. Wie absurd diese relative Festlegung ist, soll hier einmal am Beispiel der Stadt Ennepetal im Süden des Reviers, fast schon im Sauerland, dargestellt werden.

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Rathaus der Stadt Ennepetal.

Das Städtchen hat gut 30.000 Einwohner mit, zum Beispiel, einem Durchschnittseinkommen von 15.000 Euro. Von den 30.000 Einwohnern haben nun 3.000 Einwohner weniger als 9.000 Euro zur Verfügung und wären nach obiger Definition als arm zu bezeichnen. Nun lebt aber in der Stadt auch ein millionenschwerer Unternehmer, der auf die Idee kommen könnte, seinen Wohnsitz ganz auf die geliebte Insel Sylt zu verlegen. Mit seiner Unterschrift im Einwohnermeldeamt des Rathauses sänke das Durchschnittseinkommen von einer Sekunde zur anderen um ungefähr 800 Euro. Die Armutsgrenze begänne nun nicht erst bei 9.000, sondern schon bei 8.520 Euro. Der gute Mann hätte also mit seinem Federstrich alle Menschen aus der Armut gerettet, die zwischen 8.250 und 9.000 Euro für ihr Leben zur Verfügung haben. Er wäre sozusagen ein Wohltäter, ohne etwas dafür zu bezahlen.

In der Weihnachts-„Zeit“ wird eine andere und meines Erachtens sinnvollere Statistik veröffentlicht: Wir, die Gesellschaft, versprechen in Deutschland allen Bürgern ein Mindesteinkommen, sei es als Grundsicherung, Asylhilfe oder Arbeitslosengeld II (Hartz 4). Die Zahl der Mitbürger, die auf diese Hilfen angewiesen sind, sank in den letzten fünf Jahren von etwa 8,15 Millionen auf 7,26 Millionen, also um ungefähr 10,9 Prozent. In absoluten Zahlen ist die Armut also gesunken. Natürlich muss man immer darüber reden, ob die Grundsicherung hoch genug ist, aber man sollte es nicht bei der Debatte über angeblich zunehmende relative Armut belassen.




Hagen: Mit immer weniger Geld doch noch Theater machen

Die Stadt Hagen geht finanziell am Stock, und entsprechend will sie ihrem Theater an den Kragen. Aber auch im neuen Jahr wird dennoch weiter Programm gemacht, wie die Vorschau auf den Januar zeigt. Natürlich beginnt alles wieder mit dem Neujahrskonzert des Philharmonischen Orchesters in der Stadthalle – unter dem Motto „Wien –Moskau“. Solistin ist Maria Klier (Sopran), zu hören sind Werle von Strauss, Tschaikowsky, Glinka und anderen.

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Szene aus dem „Nussknacker“
(Foto: Theater Hagen)

Im Kinder- und Jugendtheater wird am 7. Januar „Superzahn und die Karieshexe“ wieder aufgenommen, und am 27. Januar folgt die Uraufführung des Stücks „Lucy und der Hungerbauch“. Am 13. Januar gibt es im Großen Haus die Operetten-Premiere von „Die Großherzogin von Gerolstein“, ein weniger oft gezeigtes Werk von Jacques Offenbach. Wer Lust hat, kann bei freiem Eintritt am 5. Januar ab 17 Uhr in der Reihe „Werkstatt“ an einem „Produktionsgespräch“ teilnehmen. Außerdem bietet das Theater dazu am 10. Januar einen „Lehrertisch“ an. Den bisher begeistert aufgenommenen Swing-Abend „Fly me to the Moon“ können Musikfreunde am 4., 16. und 20. Januar wieder erleben.

 

Am 19. Januar ist Götz Alsmann mit seinem „Paris“-Programm zu Gast, und wer den Don Giovanni noch mitbekommen möchte, der hat nur noch am 31. Januar die Chance – „zum letzten Mal“ gibt man diese Inszenierung der Mozart-Oper. Das gilt auch für die letzte Aufführung des Tschaikowsky-Balletts „Der Nussknacker“ am 17. Januar. Weiter im Programm bleiben Verdis „Don Carlo“ (23. Januar) und „Tue Rocky Horror Show“ mit Guildo Horn am 29. Januar.

 

 

 




Hunde und Brieftauben als Forschungsobjekte der Historiker

Welche Wege Geschichtswissenschaft auch gehen kann, zeigt eine neue Ausgabe der „Westfälischen Forschungen“ mit dem Themenschwerpunkt „Tier und Mensch in der Region“. In dem Buch geht es zum Beispiel um Grubenpferde und Hundehaltung früher, um Biber und Bären, um die Geschichte der Zoologischen Gärten, um Wölfe und Tierschutz, um Milchwirtschaft, Rennpferde und Brieftauben.

Auch Hunde sind Thema der Historiker. (Foto: hhp)

Für diejenigen unter den Lesern der Revierpassagen, die sich für diesen Themenkreis erwärmen können, hier eine Inhaltsübersicht:

Einleitung: Mensch und Tier in der Geschichte

Aline Steinbrecher:
Auf Spurensuche. Die Geschichtswissenschaft und ihre Auseinandersetzung mit den Tieren

Ingrid Auerbach:
Hunde in Westfalen vom 17. bis ins 20. Jahrhundert

Mieke Roscher:
Westfälischer Tierschutz zwischen bürgerlichem Aktivismus und ideologischer Vereinnahmung (1880-1945)

Verena Burhenne:
Tiere anschauen. Zur Entwicklungsgeschichte zoologischer Gärten am Beispiel des Zoos in Münster

Bernd Tenbergen:
Von Wölfen, Fischottern, Bibern und Bären ¬– Westfalens Säugetierwelt unter dem Einfluss des Menschen

Ulrike Gilhaus:
Wildpferde, Zugpferde, Grubenpferde: Pferdenutzung und Tierschutz im Vergleich

Agnes Sternschulte/Gefion Apel:
„Die freien Sennerpferde waren es …“ – Senner Pferde und Wildbahngestüte

Sybill Ebers:
Wie der Pferderennsport nach Westfalen kam

Bernd Mütter:
Tiere als Nahrungsmittel. Rinderhaltung und Milchwirtschaft im Herzogtum Oldenburg 1871-1914 mit einem Ausblick auf die Region Paderborn („Hochstift“)

Ulrike Heitholt:
Zwischen Liebhaberei und Wirtschaftlichkeit – die Anfänge der Geflügelzucht in Westfalen

Dietmar Osses:
Vom Hobby zum Profisport. Brieftaubenzucht im Ruhrgebiet

Rainer Pöppinghege:
Die dritte Front: Kartoffelkäfer im Totalen Krieg

Westfälische Forschungen 62/2012, Themenschwerpunkt:Tier und Mensch in der Region. Hrsg. Rainer Pöppinghege, 590 Seiten, geb., € 69,60, ISBN 978-3-402-15395-6