Archäologen wollen nun in Südwestfalen gründlicher graben – Neuer „Vorposten“ in Olpe

Von Bernd Berke

Olpe. Trotz Verknappung der Finanzmittel soll jetzt die archäologische Tätigkeit in Südwestfalen, vor allem im Märkisehen Kreis, im Hochsauerlandkreis und im Kreis Olpe, vorangetrieben werden. Auf dem Weg zu diesem Ziel ist man seit gestern einen Schritt weiter: Eine neue Außenstelle des Westfälischen Museums für Archäologie wurde in Olpe eingeweiht. Das Institut soll den gesamten Regierungsbezirk Arnsberg betreuen.

Wie Dr. Bendix Trier, Direktor des in Münster ansässigen Westfälischen Museums für Archäologie, gestern in Olpe mitteilte, sind in den letzten Jahren zahlreiche archäologische „Bodendenkmäler“ für immer zerstört worden, weil Fachleute nicht schnell genug vor Ort sein und rettend eingreifen konnten. Das solle sich mit der Errichtung des Olper „Vorpostens“ bessern. Die Außenstelle am Biggesee startet mit acht Mitarbeitern, darunter zwei Wissenschaftlern und will – so ihr Leiter, Dr. Philipp Hömberg – auf dem Weg über Kreis- und Ortsheimatpfleger den Kontakt zu den vielen Hobby-Archäologen verbessern, ohne die die Experten „aufgeschmissen“ wären.

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe als Träger der neuen Einrichtung hat in diesem Jahr 4,7 Millionen DM für archäologische Zwecke im Etat. Das Land steuert noch 2 Millionen bei. Josef Sudbrock, Kulturdezernent des Landschaftsverbands: „Damit können wir nicht einmal Notgrabungen bewältigen, geschweige denn ,Lustgrabungen'“. Mit Sondermitteln des Landes (1983 drohen Streichungen) hoffe man, die Bestände zügig inventarisieren zu können.

Manchmal helfen auch Maulwürfe

Dr. Bendix Trier beschreibt das schwierige Geschäft der Archäologen: „Bodendenkmäler wie zum Beispiel urzeitliche Siedlungsreste oder Friedhöfe sind – im Gegensatz zu Baudenkmälern – nicht sichtbar.“ Manch argloser Spazierganger habe schon Scherbenreste, die Aufschlüsse über frühere Epochen erlaubt hätten, aufgeklaubt und gleich wieder fortgeworfen. Nicht immer widerfahre den Archäologen das Glück, daß ein Maulwurf das Erdreich umpflüge und Sensationen zutage fördere. Immerhin sei auch das schon vorgekommen.

Lieber setzt man freilich auf Leute wie jenen Freizeit-Sucher, der sich „wenige Quadratmeter Acker sechs Stunden lang vornimmt“. Ein soleher Mann hat laut Dr. Hömberg dafür gesorgt, daß die Fundkarte des Altkreises Wittgenstein, die noch 1974 lediglich vier Fundstellen verzeichnete, heute mit 180 Markierungspunkten übersät ist.

Hatte man bis vor kurzem angenommen, im hügeligen Sauerland sei archäologisch weit weniger zu holen als etwa im flacheren Kreis Unna, schöpft man jetzt – angespornt durch den Wittgensteiner Boom – neue Hoffnung. Dr. Hömberg nennt einen weiteren Trend: „Bisher interessierten vor allern spektakuläre Einzelfunde.“ Heute sei es wichtiger, Voraussagen darüber zu treffen, was eine bestimmte Fundstelle in der Zukunft überhaupt noch hergeben könne.

Auch mit Paragraphengestrüpp haben die Archäologen zu kämpfen. So billigt ihnen das Gesetz zwar zu, ein Bauvorhaben an kritischen Punkten für drei Tage zu stoppen. Gerät der Bauherr dadurch in Verzug, kann er aber auf Entschädigung pochen. Bislang habe man sich jedoch noch stets gütlich einigen können.




Kuriosa und Tüfteleien: Schreibmaschinen-Historie seit 1855

Von Bernd Berke

Düsseldorf. Der französische Kavallerist Viry erfand 1914 eine Mini-Schreibmaschine für Notizen, die auf schwankendem Pfelrderücken zu Papier gebracht werden mußten. Zu diesem Zweck schnallte sich der Benutzer das Gerät an den Oberschenkel.

Das seltene Maschinen-Exemplar ist eines von vielen interessanten Exponaten der Ausstellung „Schreibmaschinen-Historie von 1855 bis heute“, die jetzt im Düsseldorfer Landesmuseum Volk und Wirtschaft eröffnet wurde. 127 kostbare Stücke sind zu bewundern. Einen Katalog gibt es leider nicht. Hauptleihgeber Uwe H. Breker: „Die Versicherungssumme verschlang den Etat allein“. Dafür habe man aber eine Schau zusammengestellt, wie sie die Welt in dieser Qualität noch nicht gesehen habe.

Das betagteste Modell ist ein Produkt des Musikinstrumentenbauers Charles Wheatstone aus dem Jahr 1855. Das Farbband war noch nicht erfunden, also wurde jede Type einzeln eingefärbt. Ohnehin mußte jeder Buchstabe vor erfolgreichem Tastenanschlag zunächst mit einem Zeigerrad vorgewählt werden.

Weiteres Prunkstück der Ausstellung ist die erste in Serie (150 Stück) gebaute Schreibmaschine. Die Entwicklung des dänischen Pastors Hansen, 1867 für Taubstumme konstruiert, war dermaßen teuer, das sie den damaligen Gegenwert eines kleinen Bauernhofs darstellte.

Werden in Düsseldorf auch mancherlei kurios anmutende Geräte gezeigt (bei der „Grasshopper“-Maschine von 1891 etwa schwirren die Typenhebel tatsächlich insektengleich auf die Walze –, so leuchten doch dank kluger Zusammenstellung die großen Entwicklungslinien ein. Zu nennen wäre ein jahrzehntelang ungelöstes Problem, nämlich daß man beim Tippen nicht sehen konnte, was man gerade schrieb; ein Umstand, der die aberwitzigsten Erfindertüfteleien provozierte.

Immerhin: Das Typenrad, heute als letzter Schrei für Computerausdrucke gefeiert, gab es schon im 19. Jahrhundert. Die Schau macht außerdem deutlich, daß Schreibmaschinen immer eine Art „Friedensware“ darstellten. Eine „Remington“ kam 1876 nur deshalb auf den Markt, weil der Hersteller nach Ende des US-Bürgerkriegs, mangels Nachfrage, vom Waffenschmieden auf zivile Produktion umstellen mußte. Ähnlich erging es deutschen Firmen nach dem Ersten Weltkrieg.

Abgerundet wird die Kollektion durch Postkarten, Spielzeug, Schreibmaschinen und durch Schreibmaschinenbilder des Düsseldorfer Malers Konrad Klapheck. Am 4. Oktober soll im Museum eine Büromaschinen-Tauschbörse stattfinden.

„Schreibmaschinen – Historie von 1855 bis heute“. Landesmuseum Volk und Wirtschaft, Düsseldorf, Ehrenhof 2; Eintritt: 0,50 DM; Bis 18. Oktober. Öffnungszeiten: Werktags (außer Mittwoch) 9-17 Uhr, mittwochs 9-20 Uhr, sonntags 10-18 Uhr, samstags geschlossen.