Ovationen für die „Bots“ und ein Kuß für Lerryn
Von Bernd Berke
Die holländischen „Bots“, Kultgruppe der Friedensbewegung und seit ihrem Auftritt im November 1981 auch in Dortmund keine unbekannte Größe mehr, gaben in der vollbesetzten Westfalenhalle II erneut ihre musikalische Visitenkarte ab. Mit von der Partie: Der Frankfurter Liedermacher Lerryn, der nebenbei deutsche Texte für die „Bots“ schreibt, Klaus Lage mit der Rockgruppe „Druck“ und Karl-Heinz Hansen, SPD-Dissident, der Attacken gegen die Bundesregierung vortrug.
Gemeinsamer Nenner aller Mitwirkenden war der Slogan „Frieden schaffen ohne Waffen“. Die Qualität der Beiträge war unterschiedlich. Während bei Klaus Lage und „Druck“, die allerdings laut Ansage erst zweimal zusammen gespielt hatten, so gut wie nichts „über die Rampe kam“, heizten die „Bots“ dem überwiegend jugendlichen Publikum ein. In ihrem geschickt bis routiniert aufgebauten Auftritt kamen die Zugnummern („Aufsteh’n“, „Entrüstung“, „Was wollen wir trinken?“) zum Schluß und entfachten Tanzlust.
Die Gruppe ließ dabei eine erstaunliche Vielfalt musikalischer Formen erkennen: Von Folk-Anklängen bis hin zu Hard-Rock und Jazz-Rock reichte die Bandbreite. Leider verstand man, der unzureichenden Akustik wegen, nicht immer die kompletten Texte. Doch die meisten Zuschauer kannten den Wortlaut wohl ohnehin aus’wendig. So ging es dann bei der „Bots“-Darbietung eher um Solidaritätsgefühle als um kritische Neuanstöße. Die hatte zuvor Dr. Dieter Dehm alias „Lerryn“ gegeben, der sich nicht scheute, einige taktische Entscheidungen der „Grünen“ bei der Auseinandersetzung um die Frankfurter „Startbahn West“ zu kritisieren. Das freilich trug ihm den Unmut einiger Zuschauer ein, die eine klärende Richtigstellung verlangten. Lerryn erhielt aber auch den unmittelbarsten Beilfall des Abends: Als sein Lied gegen ein behindertenfeindliches Gerichtsurteil verklang, fuhr ein Rollstuhlfahrer an die Bühne heran und gab dem Liedermacher einen Kuß.
Die größten Ovationen aber wurden erwartungsgemäß den „Bots“ zuteil. Zu ihrem Lied, das zum Aufstehen ermuntert, mußte sich keiner mehr erheben, denn es standen oder tanzten schon alle. Dem Quintett wurden schließlich mehrere Zugaben abverlangt.
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WR-Lokalteil Dortmund