Aus den Schatzkammern Perus – Villa Hügel zeigt: „Kunst und Kultur im Lande der Inka“
Von Bernd Berke
Essen. Museen in aller Welt wollten diese unermeßlichen Schätze zeigen. Doch Washington, London, Brüssel und andere Metropolen müssen auf dieses Ausstellungsereignis verzichten: „Peru durch die Jahrtausende“, ein überwältigender Querschnitt durch „Kunst und Kultur im Lande der Inka“ und die bei weitem größte, außerhalb des Ursprungslands gezeigte Ausstellung über den Andenstaat, ist (nach Station in Oberösterreich) ab heute in der Essener „Villa Hügel“ zu bewundern.
Mit dieser Schau wollen die Peruaner für Forschungshilfe aus den deutschsprachigen Staaten danken. Kaum zu erwarten, daß in unseren Breiten jemals wieder ein so umfassender, repräsentativer Überblick zu diesem Thema gezeigt werden kann.
Die Ausstellung umfaßt weit über 3000 Jahre peruanische Kulturgeschichte – von den ersten Anfängen der Zivilisation (etwa 2300 v. Chr.) über die großen Kulturen der Vor-Inka-Zeit (Chavin, Frias, Nazca usw.) und Zeugnisse des legendenumwobenen, doch relativ kurzlebigen Inka-Reichs seilst (ab etwa 1200 n. Chr.), bis hin zur Zeit der Eroberung Perus durch die spanischen Konquistadoren, die übrigens die meisten Goldschätze einschmolzen (16. Jhdt. n. Chr.). Ein Ausblick auf heutige Probleme Perus rundet die Ausstellung ab.
Allein 540 Kostbarkeiten stammen aus peruanischen Sammlungen. Sie werden ergänzt durch Exponate aus den wichtigsten deutschen Völkerkundemuseen. Insgesamt sind über 800 Stücke ausgestellt. Nicht nur Laien, auch Fachleute werden jetzt laut Ausstellungsorganisator Dr. Ferdinand Anders (Klosterneuburg, Österreich) von Lehrmeinungen oder Legenden Abschied nehmen müssen (apropos: auch Erich von Däniken, der immer noch behauptet, in der Vorzeit seien „Außerirdische“ in Südamerika gewesen, fand sich gestern zur Vorbesichtigung ein). Neueste Grabungskampagnen in Peru, so Dr. Anders, ließen in Kürze sensationelle Aufschlüsse erwarten.
Die wichtigsten Ausstellungsstücke können hier nicht annähernd aufgezählt werden. Am überraschendsten: ein silbernes Kleinod, das immer noch als Taufschale verwendet wird, und zwar in der Nicolaikirche in Siegen! Das am höchsten versicherte Stück ist indes die „Venus von Frias“, das wertvollste peruanische Einzelstück aus Gold (22 Karat) überhaupt.
Es beginnt mit Streiflichtern zur Landeskunde, gefolgt von Figurinen mit historischen Trachten. Derart eingestimmt, kann man chronologisch Kunst- und Handwerksgegenstände (oder auch: durch Bandagierung spitz gemachte Schädel usw.) der verschiedensten Epochen Revue passieren lassen.
Drastische Sexualdarstellungen stehen neben bizarren Statuetten verkrüppelter Menschen oder Szenen, die Priester beim Menschenopfer zeigen. Stelen und Obelisken sind als Kopien zu sehen. Mit einfachen Mitteln wird größtmögliche Ausdruckswirkung erzielt: Dies belegen zahlreiche Keramik-Arbeiten in unglaublich fein abgestuften Pastelltönen, von großen Fertigkeiten zeugende Metallarbeiten oder auch ein Poncho aus bunten Vogelfedern.
„Peru durch die Jahrtausende“. Villa Hügel, Essen. 29. Februar bis 30. Juni, Katalog 32 DM. Tägl- außer Mo. 10-18 Uhr, ab 16. April 10-19 Uhr (auch montags).