Mit dem Bus geht das Museum auf die Reise – Neue Idee beim Landschaftsverband Rheinland
Von Bernd Berke
Köln. Mit einem ehemaligen Röntgenbus macht jetzt der Landschaftsverband Rheinland (LVR) seine Museen mobil. Das urige Gefährt, für 40 000 DM erworben und umgebaut, wird als rollende Ausstellung Betriebe, Schulen, Altenheime oder Campingplätze ansteuern. Erklärtes Ziel des bundesweit einmaligen Kulturdienstes auf Rädern: Besucherschichten, die bisher keinen Fuß über Museumsschwellen setzten, sollen anhand von Kostproben umgestimmt werden.
Im Fahrerhaus des gut zehn Meter langen „Museums“ sitzen jeweils zwei Wissenschafts- oder Kunstpädagogen, die die nötigen Hintergrundinformationen vermitteln. Auf längeren Touren können diese „Kultur-Animateure“ auch im Bus übernachten. Im hinteren Bereich befinden sich Vitrinen und Stellwände – bestückt mit besonders robusten Exponaten, die auch einen beherzten Zugriff überstehen. Zum Innenleben gehören außerdem Filmprojektor, Videoanlage und Diabetrachter.
Klar, daß auf der höchst begrenzten Ausstellungsfläche jeweils nur ein Museum seine Arbeit vorstellen kann, und dies auch nur in bescheidenen Ausschnitten. Den Anfang macht seit gestern das Rheinische Freilichtmuseum Kommern/Eifel, dessen Museumspädagoge, Dr. Michael Faber, auch die zündende Idee für das ganze Projekt hatte. Faber: „Wir wollen den Leuten nicht nur etwas vorführen, sondern sie zum Mitmachen bewegen.“ Ein erster Erfolg konnte bereits gestern verbucht werden: Eifrig nahmen einige Kinder das Modell eines Fachwerkhauses auseinander, das die mobilen Museumsleute vor dem Kölner Dom ausgepackt hatten.
Hans-Rudolf Haltung, Kulturdezernent des LVR, hat unterdessen vor allem höhere Besucherzahlen im Sinn. Zwar gehöre das Museum Kommern (das alte Bauernhäuser, Windmühlen und historische Werkstätten beherbergt), mit 300 000 Besuchern pro Jahr zur Spitzengruppe, doch – bezogen auf die Gesamtzahl der Rheinländer – „waren 8,7 Millionen noch nicht da!“ (Hartung). Der Dezernent hat genau nachgerechnet: Wenn es der Busbesatzung gelingt, an jedem Reisetag 75 Besucher ins eigentliche, „stationäre“ Museum zu locken, rentiert sich der Aufwand. Die Fahrzeugmiete beträgt 150 DM täglich.
Bis Freitag wird der bunte Bus, der übrigens auch auf Bestellung kommt, noch auf dem Kölner Roncalli-Platz stehen und zum Nulltarif Einblicke in die Arbeit des Freilichtmuseums Kommern geben. Danach geht’s auf Tournee durch die Provinz. Dabei führen die Betreuer unter anderem das Modell eines Getreide-Reinigungsgeräts sowie Lehrbeispiele aus einer Stellmacherei vor.
In ungefähr drei Monaten soll das nächste Museum – eventuell der Archäologische Park Xanten – auf die Reise gehen.