Bochumer Bergbau-Museum entdeckt die Ökologie – Erweiterungsbau für 13 Millionen DM fertig

Von Bernd Berke

Bochum. An der Ökologie kommen auch technische Museen nicht mehr vorbei: In seinem „Erweiterungsbau Süd“, der am Freitag eingeweiht wird, hat das Deutsche Bergbau-Museum Bochum die wohl wichtigste neue Abteilung der Umwelt-Beeinflussung durch den Bergbau gewidmet.

Schon 1556 hatte der Vorfahr aller Bergbau-Theorien, Georg Agricola, geargwöhnt: „Durch das Schürfen nach Erz werden die Felder verwüstet“. Nun dokumentiert also auch das Bergbau-Museum die Geschichte der Bergschäden, des Landschaftsverbrauchs und der „Altlasten“. Ein Grund dafür sind wohl die Legitimationsnöte im Zuge der (häufig befehdeten) Nordwanderung des Revierbergbaus. Da das Museum (Träger: Westfälische Berggewerkschaftskasse und Stadt Bochum) dem Montanwesen naturgemäß zugetan ist, werden zwar Umweltschäden registriert, aber Erfolge wie Entschwefelung und Neubegrünung von Halden stehen doch im Mittelpunkt.

In dem Erweiterungsbau, der nach Plänen des Architekten Kurt Peter Kremer in vier Jahren Bauzeit für 13 Millionen DM entstand, geht man teilweise originelle Wege, um die Sinne des Besuchers anzusprechen. So soll demnächst zum Thema „Altlasten“ ein echtes Stück verseuchter Erde in einem Glaskasten ausgestellt werden, so daß man die einzelnen Schichten plastisch vor sich haben wird. In einer weiteren Abteilung, die sich Problemen der Arbeitssicherheit im Bergwerk zuwendet, finden sich auch Gegenstände, die bei Unglücken eine Rolle gespielt haben: eine zerbrochene Grubenlampe (Radbod-Katastrophe 1908), ein Schuh, in den man einem eingeschlossenen Bergmann durch ein Notloch flüssige Nahrung träufelte – und ein Etui. dem ein unvorsichtiger Kumpel jene Zigarette entnahm, mit der er 1934 in Böhmen eine tödliche Grubenexplosion auslöste.

Das auffälligste Ausstellungsstück ist aber zweifellos jene Dampfmaschine von 1799 (die älteste erhaltene in Westdeutschland), die im Lichthof drei Stockwerke hoch emporragt. Bis 1932 arbeitete der Gigant in der SoIeförderung auf der Saline Königsborn bei Unna und verbrauchte riesige Mengen Kohle. Es sind weitgehend noch die (restaurierten) Originalteile, die nun in Bochum zu sehen sind. Am verblüffendsten sind wohl die Maschinensäulen, die antiken griechischen Vorbildern nachempfunden worden sind – ein industrieller „Klassiker“ in jedem Sinne also.

Eigentlicher Anstoß für den Neubau war das Fehlen eines akzeptablen Restaurants fürs Publikum (1985: 430 000 Besucher). Also enthält der neue Trakt, neben 2500 qm zusätzlicher Ausstellungsfläche, Depots, Werkstätten, Hörsaal und Seminarraum auch eine Cefeteria mit rund 130 Plätzen. Besucherfreundlich soll es auch am 27. und 28. September zugehen. An beiden Tagen ist der Eintritt frei.




Theatermacher im nächtlichen Medienkäfig

Von Bernd Berke

Selbst hartgesottene Bühnenfans – andere dürften kaum ausgeharrt haben – verspürten da wohl eine gewisse Mattigkeit: Die erstmals anberaumte ARD-„Theaternacht“, jene Diskussion von Regisseuren, Darstellern und Kritikern zum Saisonauftakt, zog sich bis nachts gegen 1.40 Uhr hin.

Die Beteiligten (u.a. Hans Neuenfels, Arie Zinger, Heiner Müller, Eva Mattes, Ivan Nagel, Jürgen Flimm) saßen in einem Studio, das jedem Geschmack spottete – auf allerlei Gestühl vom Manager-Drehsessel bis zum „antiken“ Sofa, dazwischen eine Batterie von Monitoren. So viel zur ästhetischen Aufbereitung der Sendung, in der sich etwa die ausgeklügelten Bühnenbilder in den Filmeinspielungen (wichtige Szenen der letzten Theatersaison) wie Fremdkörper ausnahmen. Überhaupt wurde deutlich, daß die Theaterleute sich gleichsam in einem „Medienkäfig“ befanden, in dem ihre spontanere und direktere Art, mit der Wirklichkeit umzugehen, kaum Platz hat.

NDR-Redakteur Gerd Kairat und seine beiden Mit-Moderatoren, die Kritiker Hellmuth Karasek (geschmeidig-verbindlich) und Peter Iden (um Worte ringend und stets die Endzeit im düsteren Blick) hatten der Runde kein griffiges Thema vorgegeben. Da standen Stichworte wie Bedrohung (Tschernobyl), Liebe und Veränderung unvermittelt im Raum – und daraus sollte sich dann eine Diskussion entwickeln. Erstaunlich genug, daß tatsächlich eine in Gang kam, die sich jedoch gottlob auch wiederholt in anderen, konkreteren Bahnen bewegte.

Es wurden die Fragen angeschnitten, die eh die Theaterdiskussion bestimmen: Ob man die „heiße Ware“ der Gegenwartsdramatik veräußern oder sich an sperrigen Klassikern abarbeiten solle; ob man ganz einfach mit Lust spielen dürfe oder immer erst seine historische Position zu überdenken habe, usw.

„Gag“ am Rande: Eva Mattes sah sich genötigt, die Schauspieler gegen Heiner Müllers Vorwurf zu verteidigen, sie nähmen beim heutigen Theater „zu viel Raum“ ein. Vom „Spitzentrio“ des deutschsprachigen Theaters war Claus Peymann (grantig) nur per Monitor gegenwärtig, Peter Stein und Peter Zadek waren nicht erschienen: letzterer wohl mit gutem Grund, hätte er doch vermutlich wegen dringenden Verdachts auf Förderung des Boulevard-Trends auf der Anklagebank gesessen.