Was Musiker krank macht

Davon weiß man als Hörer und Konzertbesucher nichts: Viele, sehr viele Musiker spielen sich krank. Und: Häufig kommt im Klassik-Bereich der Missbrauch von Tabletten oder Alkohol vor. Solche dringlichen Probleme behandelt die Musikmedizin, die als eigenständige Disziplin noch recht jung ist. Nachgefragt beim Berliner Professor Helmut Möller, einem führenden Vertreter dieser Fachrichtung.

Musikalische Talente und Routiniers so etwa zwischen 12 und 60 kommen in Möllers Sprechstunde. Erst kürzlich saß ein junger Freund und Kollege des chinesischen „Wunderpianisten” Lang Lang dort; völlig verzweifelt, weil er den eigenen Ansprüchen nicht mehr zu genügen glaubte. Die psychosomatischen (leiblich-seelischen) Symptome dürften auch daher rühren, dass dieser Mann sich ständig am weltweiten Erfolg seines Freundes misst.

Damit sind wir schon bei einem Kernpunkt. In kaum einem Beruf ist die Konkurrenz so unerbittlich und täglich spürbar wie in der so genannten E-Musik. Prof. Möller über den Dauerstress: „Die meisten beginnen ungefähr im sechsten Lebensjahr mit dem regelmäßigen Üben. Es folgen immer neue Prüfungen im direkten Vergleich mit anderen. Nach vielen Jahren harter Arbeit dürfen diese Musiker dann ein paar Minuten vorspielen, falls eine Orchesterstelle frei ist – und da heißt es fast immer: ,Nein, danke. Der Nächste bitte!’”

Etliche Orchester sind eingespart oder verkleinert worden. Folge: Auf eine Stelle bewerben sich heute etwa 50 bis 70 Musiker. Zusätzliche Konkurrenz kommt aus Osteuropa und Ostasien – Musiker, die noch härter gedrillt worden sind und oft den Vorzug erhalten. Der Verdrängungswettbewerb ist gnadenlos wie nie – und macht zahlreiche Bewerber krank. Rund 25 bis 30 Prozent, so wird geschätzt, greifen zu Tabletten oder Alkohol. Tendenz offenbar steigend.

Im Tourneefilm „Trip to Asia” der Berliner Philharmoniker geschah das Ungeahnte: Ein Soloklarinettist sprach freimütig über berufsbedingte Ängste und sein Alkoholproblem. Seitdem ist das bisher strenge Tabu (Möller: „Musiker reden sonst nicht darüber – auch nicht untereinander”) ein wenig porös geworden.

Nicht gegen gewöhnliches „Lampenfieber” („Das gehört unbedingt dazu”), wohl aber gegen leistungsmindernde Formen der Auftrittsangst verschreibt Möller gelegentlich Beta-Blocker, die Herz und Kreislauf beruhigen. Allerdings nicht jahrelang, sondern für eine gewisse Zeit. Möller: „Dazu stehe ich.”

Manchmal möchte der Experte am liebsten frühzeitig von einer Musikerlaufbahn abraten. Dann sucht er das Gespräch mit Eltern und Musiklehrern. Doch einige Eltern seien im Namen ihrer Kinder so verbissen ehrgeizig, dass selbst das behutsamste Zureden fruchtlos bleibe. Der Professor: „In solchen Fällen muss ich äußerst vorsichtig sein, sonst wird mir ein Prozess angehängt – weil ich den Kindern angeblich seelische Schäden zugefügt habe.” Dabei könnte ein Abschied von überzogenen Karriereträumen wohl oft lebenslange Leiden verhindern.

Unverkennbar sind jedenfalls gewisse Parallelen zum Hochleistungssport. Musik- und Sportmedizin arbeiten denn auch eng zusammen. Lehre von der Skischanze: Wer einmal böse gestürzt ist, soll nicht gleich wieder auf den Turm steigen. Desgleichen ein Musiker, der beim Konzert „versagt” hat. Bloß nicht schon in ein paar Tagen den nächsten Auftritt riskieren!

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FRAGE UND ANTWORT:

Welches sind die häufigsten Krankheiten bei Musikern?

– Akute Auftrittsangst, die sich leistungsmindernd auswirkt und damit einen „Teufelskreis” auslöst.
– Gehörschäden (für deren Abwehr es inzwischen strikte Orchester-Richtlinien gibt).
– Schädigungen des Muskel-Skelett-Systems: vor allem Schultergürtel, Hände, Hals.
– Spezielle Leiden wie Stimmbandentzündung (Sänger), Kieferprobleme (Bläser).

Wodurch werden Muskeln und Skelett geschädigt?

Von Musikern wird eine äußerst feine Motorik verlangt. Bereits eine geringfügig falsche Haltung kann zu bleibenden, schmerzhaften Verspannungen führen.

Welchen Fehler sollte man möglichst vermeiden?

Prof. Möller warnt prinzipiell davor, täglich mehr als vier Stunden zu üben. „Alles, was darüber hinausgeht, hat keinen vernünftigen Effekt mehr – ganz im Gegenteil.”

Sind Medikamente gegen die Auftrittsangst ratsam?

Gegen bestimmte Formen der Angst und nach eingehender ärztlicher Beratung: eventuell ja. Allerdings nur für einen kurzen Zeitraum.

Was tun berühmte Spitzenmusiker, um etwa ihren Tourneestress zu mildern?

Einige treiben zwischendurch maßvoll Sport, andere schwören auf Yoga und ähnliche Entspannungstechniken. Außerdem zeichnen sich viele Stars dadurch aus, dass sie ohnehin eine günstige Disposition (Veranlagung) haben und Stress besser „wegstecken”.

Was ist sonst noch wichtig beim Vorbeugen?

Unverzichtbar ist Regelmäßigkeit. Mediziner empfehlen, Teile des Tagesablaufs zu „ritualisieren”. Also: Stets zur gleichen Zeit ein wenig Sport oder Meditation, nicht nur ab und zu.

Betreffen Probleme und Ratschläge nur Profi-Musiker?

Keineswegs. Sie gelten auch für mehr oder minder ambitionierte Amateurmusiker, also für Zigtausende (mit Einschränkungen auch schon für Kinder).

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WEITERE INFOS:

  • Nächster Kongress zur Musikermedizin: 10. und 11. Oktober an der Musikhochschule Köln. Das Tagungsmotto lautet: „Was hält Musiker gesund?”
  • Weiterführende Informationen gibt es vor allem bei der 1994 gegründeten Deutschen Gesellschaft für Musikphysiologie und Musikermedizin. Auf deren Internet-Seite finden sich auch Literaturlisten und etliche Link-Verknüpfungen zum Thema:

http://www.dgfmm-online.de/




Als die Videokunst noch neu und radikal war

Krefeld. Das Problem betrifft beileibe nicht nur Krefeld: Videokunst, seit den frühen 70er Jahren von Museen angeschafft, vergammelt vielfach in den Depots. Die Arbeiten aus der Video-Steinzeit“ müssten eigentlich überall auf neue Formate (derzeit vor allem DVD) umkopiert werden. Man braucht mittlerweile rare historische Geräte, um überhaupt auf die alten Magnetbänder zugreifen zu können.

Selbst in den Krefelder Museen, die um 1970 bundesweit zu den ersten Kunstvideo-Käufern zählten, wurde dieser Eigenbesitz seit Jahrzehnten kaum noch beachtet. Erst kürzlich hat man sich wieder erinnert. So waren denn bis zu 30 (!) Reinigungs-Durchgänge erforderlich, bevor die Filme neu gespeichert werden konnten. Und was ist dabei zum Vorschein gekommen?

Viel experimenteller Zeitgeist aus den Jahren nach 1968. Vorwiegend grobkörniger, schwarzweißer Sehstoff, der oft mit hartnäckigen Wiederholungsmustern die Geduld auf die Probe stellt und klar macht, wie sehr sich die Bilder seither beschleunigt haben. Damals haben die dritten TV-Programme noch Sperriges riskiert, doch selbst sie schreckten bald zurück. Solche quotenfernen Freiheiten hat es auf diesen Kanälen seither nie wieder gegeben.

Den inzwischen berühmten Künstlernamen zum Trotz: Schier endlos die Hand Richard Serras zu sehen, die einen Kreidestrich nach dem anderen zieht – kein reines Zuckerschlecken. Den Bildhauer Ulrich Rückriem ausgiebig dabei zu beobachten, wie er Stein auf Stein auf Stein umkippt – auch kein Thriller.

Da ist man schon dankbar, wenn Joseph Beuys in einem Video Boxhandschuhe anlegt und unentwegt auf ein Fernsehgerät eindrischt. Oder wenn der Pionier Nam June Paik sein Bildmaterial mit damaligen technischen Finessen nach besten Kräften popkünstlerisch verfremdet.

Zuweilen handelt es sich um rührend unbeholfene Versuche mit dem seinerzeit neuen Medium, häufig um radikale Sinnverweigerung oder den heftigen Willen zum unverstellten Blick, zu ungeahnten Perspektiven. Man wollte offenkundig tabula rasa machen und ganz neu anfangen – wie beim allerersten Morgentau. Immerhin finden sich hier auch schon recht inspirierte Urahnen der späteren Videoclips.

Man bekommt nicht nur Videos zu sehen: Tafelbilder u. a. von Größen wie Gerhard Richter, Sigmar Polke und Andy Warhol bezeugen, wie sehr zu Beginn der 70er das flackernde Zeilenraster der Fernsehoptik die Wahrnehmung in der Malerei geprägt hat.

Wollte man alle Videos jeweils bis zum Ende anschauen, so könnte man mindestens einen ganzen Tag in dieser Schau zubringen. Wer weiß: Vielleicht schlägt das Betrachten irgendwann in Meditation um. Doch fraglos hat es seinen Reiz, den Geist der frühen Jahre gleichsam noch einmal inhalieren zu können.

Krefeld. Museum Haus Lange (Wilhelmshofallee 97). Bis 21. September. Di-So 11-17 Uhr. Tel. 02151/97 55 8-0. Katalog erscheint im August.

(Der Beitrag stand am 25. Juli 2008 in der „Westfälischen Rundschau“)




Westfalen – das Land der wenigen Dichter

Seien wir ehrlich: Eine literarische Traditionslandschaft von hohem Rang ist Westfalen leider nicht. Zum Vergleich: Schwaben kann mit Wieland, Schiller, Hölderlin, Mörike, Hegel und etlichen anderen prunken – und wen haben „wir”?

Seit kurzem gibt es eine neue, umfangreiche Internetseite zur westfälischen Literatur – und selbst da muss man sehr intensiv suchen, um aufs Feld ganz großer Dichtung zu gelangen. Über 2000 Autoren sind verzeichnet, doch selbst Fachleute dürften die allermeisten kaum kennen.

Vielleicht liegt’s, wie Goethe gesagt hätte, am Fehlen von „Basalten und Schlössern”. In klassischen Zeiten blühte die Literatur vor allem im Umfeld des Adels. Westfälische Autorenschaft entwickelte sich hingegen vor allem in Kirchen- und Juristen-Kreisen. Vielfach lief es freilich auf Heimatdichtung mit engerem Horizont hinaus. Nach der Industrialisierung kamen entschieden linke Positionen hinzu – bis zum zeitweise wirksamen Dortmunder Werkkreis Literatur der Arbeitswelt (ab 1961).

Ein Kritiker, ein
Sozialist und ein
erschlagener Bischof

Doch in der NS-Zeit neigten manche Schriftsteller auch zu schrecklichen Blut- und Boden-Ergüssen; allen voran Josefa Berens-Totenohl, die in Meschede-Grevenstein aufwuchs.

Es ist lehrreich, auf www. literaturportal-westfalen.de die Funktion „Schauplätze” aufzurufen. Hier kann man – Ort für Ort – erfahren, wo Autoren gelebt und wo Dichtungen gespielt haben. Beispiele:

In Altena wurde 1893 Friedhelm Sieburg geboren, der als „Großkritiker” der FAZ von sich reden machte. Er war sozusagen der Reich-Ranicki der 50er und frühen 60er Jahre.

Der Romantiker Karl Leberecht Immermann hat sich über Arnsberg so geäußert: „…die Gegend um Arnsberg ist die schönste, die ich je gesehen habe…” Später wurde vor allem der von hier stammende Sozialist Wilhelm Hasenclever (1837-1889) bekannt, der für die Rechte der Arbeiter kämpfte und schrieb.

Dortmund könnte sich rühmen, dass der kürzlich verstorbene Peter Rühmkorf 1929 hier geboren wurde. Doch der große Lyriker wurde Hamburger aus Passion. Immerhin: Der Dadaist Richard Huelsenbeck (1892-1974) hat in Dortmund seine Jugend verbracht und liegt hier begraben. Nicht zu vergessen Max von der Grün („Irrlicht und Feuer”), Inbegriff engagierter Arbeiterdichtung in der Nachkriegszeit.

In Gevelsberg haben keine großen Autoren gelebt, aber hier wurde anno 1225 Engelbert I. (Kölner Erzbischof) durch den Grafen Friedrich von Isenburg ermordet. Dieser ungeheuerliche Vorfall war ein nachwirkendes literarisches Motiv – für den mittelhochdeutschen Dichter Walther von der Vogelweide wie für die Vorzeige-Westfälin Annette von Droste-Hülshoff.

Größter literarischer Sohn von Hagen war der Lyriker Ernst Meister (geboren 1911 in Haspe, gestorben 1979 in Hagen), eine prägende Gestalt deutscher Dichtung.

Das doch recht kleine Hilchenbach wächst auf der literarischen Landkarte zur veritablen Größe heran – wegen Johann Heinrich Jung-Stilling (1740-1817). Goethe war es, der (nach einem Treffen in Elberfeld) ein Manuskript von Jung-Stilling unter dem Titel „Heinrich Stillings Jugend” herausbrachte. Der Hilchenbacher beschreibt darin das einfache, schlichte Leben Siegerländer Bauern, Eisenschmelzer und Schmiede.

Auf Schloss Cappenberg, wo der preußische Reformer Freiherr vom Stein lebte, fand sich häufig der romantisch-patriotische Dichter Ernst Moritz Arndt ein. Zudem spielt eine Ballade von Annette von Droste-Hülshoff („Die Stiftung Cappenbergs”) dort.

Unna steht in den literarischen Annalen wegen Philipp Nicolai (1556-1608), der hier ein paar Jahre Stadtpfarrer war und berühmte Kirchenlieder wie „Wachet auf, ruft uns die Stimme” schuf. Vor allem aber verdankt Unna Heinrich Heine einigen Ruhm. In „Deutschland. Ein Wintermärchen” (1841) fügte Heine die unsterblichen Zeilen: „Dicht hinter Hagen ward es Nacht . . . / Ich konnte mich erst / Zu Unna im Wirtshaus erwärmen . . .”

Einem Studiengenossen aus Westfalen schrieb Heine Verse ins Stammbuch, die auf ein literarisches Defizit der Region hindeuten könnten:

„Mein Fritz lebt im Vaterland der Schinken, / Im Zauberland, wo Schweinebohnen blühen, / Im dunklen Ofen Pumpernickel glühen, / Wo Dichtergeist erlahmt und Verse hinken . . .”

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INFO:

  • http://www.literaturportal-westfalen.de/
  • Der Netz-Auftritt steht unter Regie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und wurde maßgeblich von der Stiftung Westfalen-Initiative finanziert.
  • Angeblich gibt es für keine andere deutsche Region eine ähnliche Netz-Präsenz.
  • Man kann auf einer Zeitleiste suchen, aber auch nach Autoren- oder Orts-Alphabet („Schauplätze”).
  • Außerdem lässt sich nach Verlagen, Archiven usw. fahnden.
  • Anmerkung: Münsterland, Bielefeld/Ostwestfalen und Lippe-Detmold fallen in diesem Beitrag unter den Tisch. Einfach mal so.



„Mao und die 100 Blumen“: Der Diktator mit dem ewigen Lächeln – Chinese Ren Rong zeigt seine Bilder in Hamm

Hamm. Sieht aus wie ein Palmzweig des Friedens, was da aus dem Mund des chinesischen Diktators Mao ragt.Dazu lächelt der Despot milde und zukunftsgewiss.

Um das Mindeste zu sagen: Solche Bilder des deutsch-chinesischen Künstlers Ren Rong können sehr mulmige Gefühle hervorrufen. Mao hatte schließlich einige Millionen Menschenleben auf dem Gewissen. Und nun diese aufgewärmte Propaganda?

„Mao und die 100 Blumen“ heißt die Ausstellung im Hammer Gustav-Lübcke-Museum. Der Titel folgt einer Kampagne des „Großen Vorsitzenden“ aus dem Jahr 1956, welche die vielfach blutige Kulturrevolution im Reich der Mitte ausgelöst hat.

Der 1960 geborene Ren Rong scheint dem Mythos Mao recht naiv aufzusitzen. Die Bildnisse des Machthabers erinnern von fern her an Andy Warhols herzlich unpolitische Prominenten-Porträts, aber natürlich auch an kommunistische Propaganda-Plakate, die in den späten 1960er Jahren bei nicht wenigen westlichen Studenten „Kult“ waren.

Und was fügt der Künstler hinzu? Er hinterlegt die Bilder beispielsweise mit traditionellen chinesischen Mustern. Er collagiert sie mit Familienfotos. Er verziert sie mit floralen Ornamenten oder mit seinem „Markenzeichen“: den so genannten „Pflanzenmenschen“, die sich auch als Metallskulpturen im Museum wiederfinden. Die über einige Bilder gezogene Wachsschicht verstärkt den Eindruck: Gar manches wirkt geglättet, hübsch, dekorativ. Kein Wunder, dass der Kunstmarkt darauf anspricht, erst recht im Vorfeld der Olympischen Spiele und weil China derzeit ohnedies „angesagt“ ist.

Mao zeigt bei Ren Rong in allen Situationen und Lebensphasen ein fröhliches Gesicht; ganz egal, ob herrscherlich allein oder zwischen gleichfalls frohen Kindern. Mit den pflanzlichen Beigaben versehen, erscheint sein Tun und Trachten einerseits auf fatale Weise als naturwüchsig. Doch man könnte in dem Verfahren auch eine klitzekleine, unbekümmerte Respektlosigkeit erblicken. Wirkt Mao da nicht hin und wieder ein wenig lächerlich? Zumal die Formen als Vertiefungen eingeritzt sind und somit Maos Oberfläche „beschädigen“. Aber das Letztere muss man sich schon etwas mühsam zurechtdeuten.

Nach seinen Ansichten zu Mao (und Adolf Hitler) sollte man Ren Rong lieber nicht befragen. Er gibt da reichlich krauses Zeug von sich – bei aller wohlmeinenden Würdigung der kulturellen Unterschiede. Es bewahrheitet sich hier abermals Goethe: Spruch: „Bilde Künstler, rede nicht.“

Seltsam genug, wenn Ren Rong seine Arbeitsweise auf deutsche Motive anwendet. Da sieht man beispielsweise den Bundestag und das Brandenburger Tor, in ähnliche Formen eingebettet wie zuvor Mao. Oder eine geisterhafte Flotte von Lufthansa-Flugzeugen – und im Vordergrund just Umrisse von weißen „Pflanzenmenschen“, gleichsam im Fluge erhascht. Vieldeutig ihre Gestik mit erhobenen Armen: Doch auch hier hat wohl hohle „Fortschritts“-Propaganda Pate gestanden. Sie wird hier ins halbwegs Witzige gewendet. Ideologie war gestern…

Ren Rong: „Mao und die 100 Blumen“. Gustav-Lübcke-Museum, Hamm, Neue Bahnhofstr. 9. Bis 17. August. Di bis Sa 11 -18, So 10-18 Uhr. Katalog 19,90 Euro

(Der Beitrag stand am 19. Juli 2008 in der „Westfälischen Rundschau“)




Richard Hamilton: Bilder jenseits von Ort und Zeit

Bielefeld. Richard Hamilton (86), einer der Urväter der Pop-Art, ist ein mitteilsamer älterer Herr. Zu jedem seiner Bilder fallen ihm allerhand liebevolle Details ein: Beispielsweise, wie seine Frau sich als Modell benommen hat (nämlich nicht immer fügsam).

Manchmal sind solche Anekdoten erhellend, oft aber auch nicht. Der Mann verrätselt seine Werke eben gern. Und dazu lächelt er weise.

Berühmt wurde der Brite 1956 mit einer Collage vom „trauten Heim“. Rund um ein ach so modernes Paar versammelte er in scheinbar wirrer, doch wohlberechneter Vielfalt vorgefundene Abbildungen von Konsumgegenständen. Schöne neue Wirtschaftswunderwelt. Irgendwo im Bild tauchte das Wort „Pop“ auf, das später einer ganzen Kunstrichtung den Namen gab. Wollte man ein wenig übertreiben, so könnte man sagen: Ohne Hamilton kein Andy Warhol und kein Roy Lichtenstein.

Vexierbilder aus Fotografie, Malerei und Computer-Schöpfung

Die Bielefelder Kunsthalle kommt nun auf den großen Anreger Hamilton zurück und nennt die Schau „Virtuelle Räume“. Die Werke der letzten 15 Jahre sind vielfach Vexierbilder, gemixt aus Fotografie, Malerei und Computer-Schöpfung.

Etwas ratlos steht Hamilton vor seinen Bildern: Selbst der Künstler vermag nicht mehr genau zu sagen, wo etwa eine fotografierte Fläche aufhört und wo die gemalte anfängt. Die Tarnung der Nahtstellen (unter anderem mit Spezialpulver) ist ihm also perfekt gelungen. Er hat nicht nur uns alle, sondern gleichsam auch sich selbst überlistet.

Hamilton trägt immer wieder neue Bedeutungs-Ebenen in ein Bildmotiv. Mit jeder Zutat oder Wegnahme wird die Darstellung anders „aufgeladen“. Eins von vielen Beispielen: Erst ist da nur ein Stuhl mit Tisch, dann kommt auf dem nächsten Bild der Reihe eine penibel konstruierte Raumgeometrie hinzu, schließlich sitzt eine nackte Frau auf dem Stuhl und telefoniert. Und weiter: Mal wird ihr Gesicht „herangezoomt“, dann sieht man sie in der Totale, immer aber schimmert ihre Haut wie Seide. Der Titel „Die Verkündigung“ weckt biblische Vorstellungen, setzt also einen Kontrast zur Banalität des Telefonats.

Erkenntnis durch fortwährende Verfremdung

Immer wieder neue Ansichten, andere Kombinationen. Vielschichtige Serien, fürwahr. Weitere Werke sind ähnlich gefügt, sie bergen stets überraschende „Sehfallen“ . Es ist bei Hamilton keine „Masche“, sondern ein Zugang zur Welt, der auf Erkenntnis durch fortwährende Verfremdung aus ist.

Hamilton, der im Zweiten Weltkrieg zeitweise als technischer Zeichner gearbeitet hat, war seither stets begierig auf neueste Ausrüstungen. Als einer der ersten Künstler überhaupt hat er mit anfangs noch schlappen Computern gearbeitet. Und bis heute hadert er damit, dass die Drucktechniken immer noch nicht vollkommen sind.

Wundersam, dass derart avancierte Verfahren zuweilen in Bilder münden, die Geist der Renaissance zu atmen scheinen. So hat Richard Hamilton Fotografien der Torbögen aus dem florentinischen Kloster San Marco innig verwoben mit zeichenhaften Kreuzweg-Kürzeln von Henri Matisse – und wiederum mit nackten Frauen, die ätherisch schön aus den Klostertüren schreiten. Drei Welten werden da zu einer Sphäre verschmolzen – jenseits von Ort und Zeit, daher fast schon überirdisch.

Richard Hamilton. Kunsthalle Bielefeld, Artur-Ladebeck-Str. – Bis 10. August. Di, Do, Fr, Sa, So 11-18, Mi 11-21 Uhr. Eintritt 7 Euro. Zwei kleine Kataloge zusammen 28 Euro.

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ZUR PERSON

Dies ist die Zukunft

  • Richard Hamilton wurde am 24. Februar 1922 in London geboren.
  • 1936 Job in der Werbeabteilung einer Elektrofirma
  • 1941-1945 Arbeit als technischer Zeichner
  • 1948-1951 Kunststudium
  • 1952 Lehrauftrag für Silberschmieden, Typographie und Industriedesign
  • 1956 Schau „This is Tomorrow“ (etwa: Dies ist die Zukunft) mit dem Bild, das später der Pop-Art den Namen gab.
  • 1979 und 1992 umfassende Werkschauen in der Londoner Täte Gallery.
  • 1997 Arnold-Bode-Preis der documenta
  • 2007 Max-Beckmann-Preis.

(Der Beitrag stand am 14. Juli 2008 in der „Westfälischen Rundschau“)




Briefwechsel Bachmann/Celan: Dunkle Leidensgründe

Ich habe eine bedrückende Lektüre hinter mir, die dennoch (oder: gerade deswegen) einen eigenartigen Sog ausübt und mich weiter beschäftigen wird. Der demnächst neu erscheinende Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan ist nichts anderes als qualvoll – und doch nachdrücklich empfehlenswert.

Wie die beiden doch so Sprachmächtigen einander mit ausgesuchtesten, abgewogensten Worten umschlichen haben! Sie konnten (wenigstens brieflich) offenbar nie rundheraus sagen, worum es ihnen wirklich ging. Noch prekärer wurde die Situation dadurch, dass Celan in Paris Frau und Kind hatte. Und ab 1958 lebte Ingeborg Bachmann mit Max Frisch in allzeit problematischer Beziehung. Lauter Störgeräusche.

Zwischen den beiden Briefschreibern türmte sich Rücksichtnahme auf tausenderlei Empfindlichkeiten auf. Das heißt: Vor allem die Bachmann fühlte sich hier in der Bringschuld – vielleicht damals (die Briefe stammen wesentlich aus den Jahren 1948 bis 1961) eine typische Frauenhaltung.

Doch Celan war, aus dunkelsten Leidensgründen, wohl einer, dem auf Erden nicht mehr zu helfen war; auch nicht durch die allergrößte Einfühlung, die man Ingeborg Bachmann wohl attestieren darf. Diese vergebliche Liebesmühe hält man auch als Leser nur dosiert aus.

Vielleicht hätte das eine ganz große Liebe werden können. Doch die höchst unterschiedliche Herkunft, die abgründig verschiedenen Erfahrungen haben es verhindert. Sie war die Tochter eines österreichischen NSDAP-Mitglieds, er ein lange Zeit staatenloser Jude deutscher Sprache aus Czernowitz. Es war und blieb eine Liebe im Schatten von Auschwitz.

Veritable Besprechungen des Buches sollen bis zum 18. August zurückgehalten werden. So bittet der Suhrkamp-Verlag, der den Briefwechsel dann unter dem Titel „Herzzeit“ herausbringt. Deshalb lasse ich’s hiermit gut sein. Aber es liegt mir am Herzen und auf der Seele.

Links zu Leben und Werk der beiden Autoren:

http://www.ingeborg-bachmann-forum.de/
http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Celan




Attacke auf Hitler-Wachfigur

Kommentar:

Reichlich wirr

Von Bernd Berke

Ganz gleich, ob es nun eine Wette war oder ob wirklich politische Motive mitgespielt haben: Der 41-jährige Mann, der am Samstag der Berliner Wachsfigur von Adolf Hitler den Kopf abgerissen hat, muss ein reichlich wirrer Zeitgenosse sein. Gewiss verbirgt sich auch eine persönliche Misere dahinter.

Niemand kann ernsthaft glauben, dass eine Aktion dieser Sorte irgend etwas am schrecklichen Lauf der Geschichte ändert. Ja, selbst als noch so gut gemeintes antifaschistisches Signal für die Gegenwart taugt diese Handlung nicht. Dazu ist der Vorgang einfach zu lächerlich. Ein Spektakel, das der Berliner Tussauds-Filiale zu allem Überfluss auch noch unfreiwillige Werbung beschert.

Es knüpft sich jedoch eine weitere Frage an den Zwischenfall: Warum muss man überhaupt eine Wachsfigur Hitlers für exorbitante 200 000 Euro anfertigen lassen und sie derart zur Schau stellen? Der bloße Anblick sagt nichts, aber auch gar nichts über die Verbrechen Hitlers aus. Er verniedlicht die Gestalt des NS-Diktators zum Erlebnismoment für Touristen.

Zwar ist es offiziell verboten, sich im Wachsfigurenkabinett neben der Figur fotografieren zu lassen. Doch wer will dies eigentlich verhindern, wenn schon der rabiate Zugriff am Samstag nicht unterbunden werden konnte? Am besten wäre es daher wohl, wenn das beschädigte Stück nicht repariert und nicht mehr gezeigt würde, wenn also künftig eine (vielsagende) Leerstelle bliebe.

Bemerkenswert, dass es auch in Hamburg und London „Hitler in Wachs“ gibt. In der Hansestadt ist seit 48 Jahren nie etwas passiert, die Figur in London wurde hingegen schon mehrfach beschädigt. In Berlin und London wiegt die wahrhaft zwiespältige Symbolwirkung einer solchen Darstellung schwerer als andernorts. Somit ist das Ganze denn doch ein schauriges Lehrstück über die anhaltende, manchmal geradezu unheimliche Kraft des Symbolischen.




Superheld baut Mist

Kaum zu fassen. Da hat dieser schwarze Superman Hancock gerade mal wieder in höchster Not eingegriffen und etliche Menschenleben gerettet. Und trotzdem sind ihm die Bürger von Los Angeles gram.

Seine übermenschlichen Aktionen (er kann natürlich fliegen und ist unverwundbar) verursachen nämlich jedes Mal millionenschweren Schaden an Bauwerken und Fahrzeugen. Der chaotische „Hancock” kann einfach nicht mehr an sich halten, wenn er einmal in Schwung gekommen ist. Dann baut er Mist.

Will Smith verkörpert diesen versoffenen (Anti)-Helden, der vorzugsweise derbe Kraftworte im Munde führt. Die TV-Stationen sagen ihm nur Schlechtes nach und rufen ihn zum Rückzug für immer auf. Wird Zeit, dass er sich ein neues Image zulegt.

Da fügt es sich, dass der gescheiterte PR-Berater Ray Embrey (Jason Bateman) seinen Weg kreuzt. Der hat zwar beruflich Pech, kennt aber doch ein paar Schliche, nach denen man öffentlich besser da-steht. Rays kleiner Sohn ist derweil stolz, dass sein Papa so einen coolen Kraftprotz betreut, der zum Dank die feindliche (französische!) Zicke aus der Schulklasse in die Flucht schlägt. Leichteste Übung.

Aus dem Widerspiel der verkrachten Existenzen Hancock und Ray schlägt Peter Bergs Film ein paar Funken. Ein Superman, der jederzeit ausbrechen könnte, gibt zwischen frustrierten Finsterlingen im Knast nun mal eine komische Figur ab. Und selbst ein solcher Heros, so lernen wir, muss heutzutage in den Staaten politisch korrekte Ansagen machen, bevor er etwa eine Frau aus Feuersbrünsten und Schusslinien trägt: „Dies ist keine sexuelle Belästigung. Womit ich nicht sagen will, dass Sie unattraktiv wären . . .” Sicher ist sicher.

Die mitunter rasante Action bleibt jedenfalls streckenweise Nebensache, es gibt sogar Ansätze zu einer Charakterzeichnung. Doch hinterher türmen sich Klischees und es trieft Pathos. Ein kriminelles Superhirn (Einarmiger mit Hakenhand, versteht sich) wird zum ultrabösen Widersacher. Vor allem aber muss es partout noch eine Pseudo-Liebesgeschichte zwischen Hancock und der blonden Gattin des PR-Mannes (Charlize Theron) geben, die unerträglich spinnertes Gefasel nach sich zieht.

Wie diese Story nun gewaltsam ins lachhaft „Phantastische” hochgerissen wird, das will ich hier nicht verraten. Sonst wäre auch das letzte bisschen Spannung futsch.




Kafkas Ängste sind noch wach

Klingt nach unerbittlichem Anspruch: „Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer ins uns.” Den Satz hat Franz Kafka geschrieben. War der Schriftsteller, der am 3. Juli vor 125 Jahren in Prag geboren wurde, nur schwierig und lebensfern? Aber warum wird er bis heute weltweit gelesen und zitiert? Warum wirkt er so zeitlos wie sonst wohl keiner aus seiner Epoche?

Probleme und Personal eines Thomas Mann scheinen uns vergleichsweise weit entrückt, sie betreffen in erster Linie das Bürgertum von damals. Kafka (1883-1924) hingegen hat, wie niemand zuvor und niemand seither, die anonymen, ungreifbaren Mächte im modernen Leben beschrieben. Wahrlich: Die Lektüre seiner Romane „Das Schloß” und „Der Prozeß” oder einer Erzählung wie „Die Verwandlung” (deren Hauptfigur Gregor Samsa sich in einen Käfer verwandelt) kann Alpträume nach sich ziehen. Die Ängste vor einer „kafkaesken” Welt haben sich keineswegs erledigt.

Die Rätsel wurzeln
in der Wirklichkeit

Man zieht sein Werk nicht ins Profane hinab, wenn man feststellt: Manches in Politik und Wirtschaft trägt jene surrealen Merkmale, die Kafka beschworen hat: allfällige Tendenzen zur Überwachung, das Mysterium gewisser Weltmarktpreise, das Gefühl des Ausgeliefertseins an namenlose Mechanismen. Von den Zuständen in Diktaturen jeder Sorte ganz zu schweigen. Kafka hat solche globalen Grundmuster gültig gezeichnet. Aber es ist in jeder Faser pure Literatur, niemals politische Stellungnahme.

Seine Texte sind bewusst rätselhaft und mehrdeutig gehalten, doch sie wurzeln in wirklichen Verhältnissen. Überaus klar ist zudem Kafkas Sprache. Von allem Zierat befreit, ruft sie in raffinierter Einfachheit den ewigen Schrecken des Menschen auf, hilf- und schutzlos zu bleiben, die ungeheuerliche Welt nicht mehr zu begreifen. „Einer muß wachen. Einer muß da sein”, heißt noch so ein markantes Zitat des Mannes, der in einsamen Nächten so besessen geschrieben hat, als hätte er geahnt, dass er mit 40 Jahren an den Folgen einer Tuberkulose sterben würde.

Der Alltag war Kafka nicht fremd. Täglich von 8 bis 14 Uhr arbeitete der Jurist bei einer halbstaatlichen Unfallversicherung und setzte sich für gesundere Arbeitsbedingungen in den Fabriken ein.

Das Leiden unter
dem Brotberuf

Unter dem Brotberuf, der ihn am Schreiben hinderte, hat er freilich arg gelitten: „Vielleicht werde ich von den Fingerspitzen aufwärts allmählich zu Holz”, schrieb er verzweifelt. Erst die „letzte Arbeitsminute” sei das „Sprungbrett der Lustigkeit”. Denkbar, dass der eine oder andere Bürojobber diesen Ausspruch nachvollziehen kann. Auch einen lakonischen Lieblingsspruch aller Cineasten hat Kafka formuliert: „Im Kino gewesen. Geweint.” Mehr muss man häufig nicht sagen.

Keiner kann wissen, „wie es sich angefühlt hat, Kafka zu sein”. Das hat sein Biograph Reiner Stach, der sich seit vielen, vielen Jahren eingehend mit dem Autor befasst, jüngst wieder betont. Man mag noch so viele Details über Kafkas notorische Entschlussschwäche, sein asketisches, kränkelndes Dasein, sein prekäres Verhältnis zum Vater oder seinen offenbar neurotischen Umgang mit Frauen zutage fördern: All das besagt recht wenig für die Deutung des Werks. Auch hilft es nichts zu erfahren, dass dieser Kafka zuweilen auch herzlich albern sein konnte. Ja, und?

Geradezu bizarr mutet an, das in einem neuen Buch rund 30 Seiten der läppischen Frage gewidmet werden, wie Kafkas Weg ins Büro ausgesehen hat. Wohlgemerkt: Hin- und Rückweg werden dabei gesondert abgehandelt. Sonderbare Auswüchse.

Ungeklärt ist auch Kafkas Blick auf die Nachwelt. Seinem Freund Max Brod hatte er aufgetragen, all seine Manuskripte zu vernichten. Brod hat sich gottlob nicht daran gehalten. Genau das habe Kafka geahnt, heißt es.

INFOS:

Franz Kafkas Werke liegen im S. Fischer Verlag vor.

Biographien:

Reiner Stach: „Kafka. Die Jahre der Erkenntnis” (S. Fischer Verlag, 729 S., 29,90 €). Der erste Band „Die Jahre der Entscheidungen” erschien 2002.

Louis Begley: „Die ungeheure Welt, die ich im Kopf habe” (DVA, 335 S., 19,95 €).

Klaus Wagenbach: „Franz Kafka.” (Wagenbach Verlag, 256 S., 39 €).

Hartmut Binder: „Kafkas Welt” (Rowohlt Verlag, 688 S., 68 €).