Duisburger Musik statt Dortmunder Fußball

Hab ich schon geschrieben, weshalb ich gestern das Dortmund-Spiel nicht gesehen habe? Nein? – Ganz einfach. Meine Frau und ich haben gestern das 2. Konzert der Duisburger Philharmoniker – schon unseres Abos wegen, vor allem aber wegen des verheißungsvollen Programms (Mozart + Bruckner) – dem live im Fernsehen übertragenen Fußballspiel natürlich vorgezogen. Und außerdem: War es nicht besser, musikalisch Gutes zu hören, als Dortmunds klägliches Debakel mitanzusehen?

Und dennoch: Akustisch mag es zwar vielleicht an unserem Sitzplatz – unserem immerhin doch gewohnten und längst bewährten Sitzplatz! – gelegen haben, leider aber: das 23. Klavierkonzert Mozarts, das ich doch seit langem so gerne mag, hat mir, von der Art der Darbietung her, nicht vollends gefallen; zumindest nicht so gut, wie ich es mir erhofft hatte. Die Ecksätze waren mir insgesamt eine Nuance zu schnell gespielt, die Orchester- und die Klavierpassagen traten mir nicht markant und durchhörbar genug hervor. Fast monophon erschien mir der Klang. Nur der 2. Satz hielt weitestgehend und durchaus beseligend das, was ich mir von dem gesamten Werk versprochen hatte. Da atmete alles. Und so ähnlich war es dann wieder auch bei der sich an den dritten Satz anschließenden Liszt-Zugabe des Pianisten und gleichzeitigen Dirigenten des Abends, Stefan Vladar.

So beschloss ich, endgültig erst nach der 7. Bruckner-Symphonie über das Gesamtkonzert zu urteilen, die mir nämlich seit langem ebenfalls sehr viel bedeutet: War es doch einmal genau die Siebte, die mich per Radio der großen Musik Bruckners erstmals begegnen ließ und durch die mir früh schon und bleibend mein Sinn für sie geschärft wurde. Wie verwandelt erschienen mir die Interpreten der 1. Hälfte nach der Pause: Diese Musik und die Art ihrer Darbietung zündete sofort und ließ über das ganze gewaltige Werk hin keinerlei kritische Anmerkungen bei mir auch nur ansatzweise in den Sinn kommen. Sehr gut (auf dem gewohnten hohen Niveau der Duisburger Philharmoniker) wurde das gespielt. Dem Orchester und dem Dirigenten sei ausdrücklich dafür gedankt.




Pinguin-Verlag in Dortmund? Nie davon gehört!

Auch wenn der Lexikon-Vorvater Friedrich Arnold Brockhaus hier geboren wurde, so ist Dortmund nie durch ein reges Buchverlagswesen aufgefallen. Das Defizit gilt bis heute.

Böser Fuchs, guter Hase (Copyright 1963 by editrice AMZ, Milano / Pinguin-Verlag, Dortmund)

Böser Fuchs, guter Hase (Copyright 1963 by editrice AMZ, Milano / Pinguin-Verlag, Dortmund))

Gewiss, vereinzelt wurden in der Stadt Verlage tätig. Um nur die trübe Gegenwart zu betrachten: Die kommerziell erfolgreicheren Zeiten von Harenberg sind längst vorüber. Eigentlich hält nur noch der Grafit-Verlag tapfer die Stellung, der vor allem mit (Regional)-Krimis gewachsen ist.

Und zwischendurch war da ja auch nicht sonderlich viel, oder?

Umso mehr fällt es auf, wenn man doch einmal ein Büchlein aus Dortmunder Produktion in den Händen hält. Durch Zufall ist mir jetzt ein schmales Kinderbuch in die Hände geraten, das irgendwann in den 1960er Jahren im Dortmunder Pinguin-Verlag erschienen ist. Die Lizenz kam aus Mailand und stammte aus dem Jahr 1963.

Pinguin-Verlag? Nie zuvor gehört. Soll man recherchieren und auf eine regionale Goldader hoffen? Wohl kaum. Schon der erste Eindruck beim Blättern und dann beim Befragen der Suchmaschinen lässt ahnen, dass hier geringfügiges Gut betreut worden ist. Offenbar haben sich die Pott-Pinguine vor allem auf dem lokal seit jeher lukrativen Gebiet des Fußballs betätigt und u. a. BVB-Mannschaftsbilder zu Markte getragen.

Erbärmlich kommt das besagte Bilderbuch daher, unbeholfen gezeichnet und gleich zu Beginn sprachlich fehlerhaft. Überdies scheint die spindeldürre Geschichte insgeheim einer windschiefen politischen Codierung zu folgen. Böse Titelfigur ist ein adeliger Fuchs („Baron Fox von Kolon“), der sich durch Spottgesänge des Hasen und seiner Clique dermaßen ehrverletzt fühlt, dass er den Hasen kidnappt. Dafür muss der Fuchs allerdings so gründlich büßen und der Hase darf so dämlich grinsgesichtig triumphieren, dass die Sympathien am Ende eher beim gebeutelten Hochadel liegen. Oder sollten die Kinder das Gegenteil lernen? Man weiß es nicht.

Man will es auch gar nicht wissen. Auch interessiert einen das weitere Schicksal des Pinguin-Verlages nicht. Es wird wohl quälend gewesen sein.

Und also lautet der Beschluss,
dass man nun nichts mehr schreiben muss.