Weltuntergang – haben wir doch längst, oder?

So! Nun isses nur noch ein Tag und dann wird es wohl doch nicht zum angekündigten Weltuntergang kommen. Ob ich das bedauern soll oder frohlocken werde, habe ich noch nicht entschieden.

Bedauerlich ist die Erkenntnis, dass der weitere Bestand des Erdballs und seiner zahlreichen Anlieger wenig verbesserte Aussichten für die Zukunft birgt – in so manchem Neubeginn steckt ja bekanntlich eine Chance. Und nun fällt der Neubeginn flach. Frohlockend kann ich annehmen, dass es noch Chancen auf Umkehr in diversen Bereichen gibt, die in der Ferne Wege in eine bessere Zukunft wetterleuchten lassen.
Was schreibe ich denn da für einen Quatsch?!

Gewiss ist zwar (von der NASA bestätigt), dass unseren blauen Ball weder ein gewaltiger Meteoriteneinschlag zerplatzen lässt noch ein benachbartes Schwarzes Loch seine Masse mit uns auffüllt. Aber heißt das wirklich, es könne morgen keinen Weltuntergang geben? D e n Weltuntergang sicher nicht, aber viele kleine, erschütternd schlimme und ermüdend wiederkehrende Untergänge.

(Foto: Bernd Berke)

(Foto: Bernd Berke)

Beispielsweise wird es auch übermorgen noch die Verantwortlichen und ihre Nachplapperer geben, die populär die Ansicht vertreten, dass kulturelle Angebote nur Geld kosten und nichts einbringen. Oder es gibt standhaft und ihren Bestand pflegend auch fürderhin Exemplare der Gattung Mensch, die nur ihre eigene Nationalität, nur ihre religiöse Glaubensfestigkeit, nur ihre Einstellung zur Freiheit und deren Aufrüstung erfordernde Verteidigung bzw. weltweite Verbreitung für die einzig wahre und wichtige halten. Es wird ganz sicher auch in aller Zukunft die unter uns geben, die ebenso irrtümlich wie verbohrt daran festhalten, dass nur der FC Bayern jeden sich bietenden Titel gewinnen kann – nun, ab Februar werden sowohl dieser FC als auch seine stets irrenden Fans eines Besseren belehrt.

Und um die kurze und völlig unvollständige Aufzählung weltuntergangsähnlicher Begebenheiten der Zukunft ab übermorgen zunächst einmal abzuschließen, nenne ich auch die Irrgläubigen, die daran festhalten, dass es korrupte Banker geben muss, weil sie Gutes tun, dass es promovierte Politiker und – innen geben muss, weil sie Kluges tun, dass es Frau Merkel als Bundeskanzlerin geben muss, damit Europa viermal im Jahr gerettet wird und dass es Günther Netzer im Fernsehen geben muss, um Dortmundern das Fußballspiel zu erläutern.

Werte Leserin, liebenswerter Leser, Ihr bemerkt schon, dass ich gar nicht so viele Zeilen verfassen kann, wie es Einzelanlässe gibt, entweder den baldigen Weltuntergang herbei zu sehnen oder fest daran zu glauben, dass dies die manifestierten menschlichen Beiträge zu demselben sind. Bisweilen frage ich mich ziemlich depressiv, welche böse Überraschung die Zukunft noch bereithält, dass mein Optimismus, der Mensch könne doch irgendwann einmal zu Verstand kommen, die Kreideklippen von Dover hinuntergestürzt wird.

Kehren wir zurück zu dem, was uns, die wir an dieser Stelle schreiben und bleiben, bislang auszeichnete – unserer grenzenlosen Zuversicht. Ein wie auch immer gearteter Gott wird den menschlichen Genpool erweitern und zukünftigen Generationen die Chance eröffnen, intelligentes Leben auf der Erde zu verbreiten. Neue Menschen werden Regierungen bilden, die gesamtgesellschaftlich geprägten Verstand in ihre Tagesarbeit stecken. Energiegewinnung und –erzeugung werden nicht mehr nach Profit, sondern nach dem Grad ihrer Dienstleistung an den mit uns lebenden Menschen organisiert. Und Fernsehen wird produziert, bei dem jedem Menschen das geboten wird, womit er am liebsten unterhalten wird – ich betone jedem.

So, genug gesponnen. Das alles wird natürlich nicht eintreten, ebenso wenig wie ein FC Bayern jemals realistisch genug geführt werden wird, dass er die Vision des eigenen Scheiterns auch nur in Betracht zöge.
Und ich gebe dennoch freimütig zu, dass ich mich auf das kommende Jahr freue, nicht nur weil ich in Sachen Fußball und seiner aktuellen Qualitätsführerschaft so optimistisch bin – aber auch deshalb. Vielmehr bin ich total optimistisch, dass Weltuntergangsszenarien an diesem Portal noch lange vorüberziehen werden und hier noch vieles Kluges zu lesen sein wird, mit oder ohne Promotion der Verfassenden. Also, den weltuntergangsresistenten Revierpassagen ein tolles Neues Jahr – so in zehn Tagen.




Gemein: Welt geht heute unter!

P1030951_1Die Revierpassagen verabschieden sich hier schon mal vorsorglich von ihren Leserinnen und Lesern. Es war schön mit Ihnen und mit Euch. Aber nun heißt es wohl Abschied nehmen, denn am 21. Dezember 2012 geht bekanntlich mal wieder die Welt unter. Ach ja. Mit Frau Welt war es ja – cum grano salis gesprochen – oft auch recht schön.

Wie man’s auch wendet: Das Thema ist der Internet-Hype dieser Tage und hat sich hie und da bis zur Hysterie gesteigert. Indem man mehr oder weniger treffliche Scherze über den Untergang macht, verschafft man sich und anderen womöglich einen wohligen Schauder. Denn man kann sich doch sicher fühlen, oder? Andererseits ist dieser Planet ja ziemlich aus den Fugen. Und manche Staatenlenker sind schon reichlich verrückt…

Ich bin borniert oder auch vernünftig genug, mich jetzt nicht mehr großartig mit dem Maya-Kalender zu befassen, auf den sich die apokalyptischen Vorhersagen stützen. Es lohnt sich ja eh nicht mehr. Jedenfalls soll besagter Kalender für die Zeit nach dem 21. Dezember des laufenden Jahres keine Daten mehr vorrätig haben. Also finito.

Auf Facebook wurde neulich schon überlegt, wie man sich am besten für den speziellen Anlass anziehen soll. Fein oder eher leger? Der Verfasser dieser Zeilen gesteht freimütig, zu jener Debatte auch noch den Anstoß gegeben zu haben. Dies sei daher gleichfalls geweissagt: Auch die Albernheit hat in den Tagen bis zum 21. Dezember ungeahnte Ausmaße erreicht. Oder soll man sagen: geahnte Ausmaße? Zur Kleidungsfrage schrieb eine junge Frau übrigens, sie wolle dem Verhängnis lieber nackt entgegen gehen, finale Wollust inbegriffen. Ja, auch das Orgien-Mysterien-Theater hat seine Pforten wieder geöffnet. Nur hereinspaziert!

Um kurz auf den Boden der so genannten Tatsachen zurückzukommen. Richtig gemein finde ich die Terminierung des Weltendes. Da lässt man uns noch die ganze Woche über schuften – und am Freitagabend soll dann Sense sein! Das heißt: Vielleicht ist die Chose ja auch schon beim Frühstück durch. Denn eine konkrete Uhrzeit ward uns nicht verheißen. Und wer am Wochenende Dienst hat – Gott befohlen!

Ganz zu schweigen von Heiligabend! Da sind die Schlunzis klar im Vorteil, die die Geschenke immer erst in letzter Minute besorgen. Denn alles, was vorher gekauft wird, stürzt ja wohl mit in den Orkus. Nun, immerhin hätten wir kurz vor Schluss noch mal die Wirtschaft angekurbelt. Hauptsache!

Und was macht der Überbau?

Werfen wir rasch einen Blick ins TV-Programm des 21. Dezember. Und siehe: Der Kulturkanal arte ist verdammt nah dran. Um 20.15 Uhr beginnt dort ein veritabler Themenabend über „Das Ende der Menschheit“ – mit drei schonungslosen Dokus und einem abschließenden Monster-Horrorfilm („Formicula“, USA 1954), der laut optimistischer Sendeplanung freilich um 0.30, also am 22. Dezember, anfängt. RTL hält sich mit einer Hochzeitsshow auf (Vielleicht unter dem Motto: „Bis dass der Untergang euch zügig scheidet“?), während das ZDF vollends auf Ewigkeits-Dimensionen abhebt und den Dino Claus Theo Gärtner in „Ein Fall für zwei“ antreten lässt.

Die Bundesliga ist bereits am 16. Dezember in die Winterpause gegangen. Man versäumt also vorerst keine Spiele, wenn am 21. Dezember eh der große Abpfiff ist. Allerdings lauert hierin auch ein besonderer Schrecken: Die Herbstmeisterschaft des FC Bayern München wäre nach Lage der Dinge der letzte Stand für alle Zeiten. Und das ist wirklich hart.