Monatsarchive: Januar 2013

Bilder einer leeren Rundschau-Redaktion

Der leere Newsdesk (Foto: Bernd Berke)

Der leere Newsdesk (Alle Fotos bis auf die WR-Doppelseite: Bernd Berke)

Heute, am 31. Januar 2013, ist der letzte Tag der Rundschau-Redaktion. Der allerletzte. Für immer.

Ab morgen werden – je nach Lokalausgabe – Journalisten von Ruhr-Nachrichten, Hellweger Anzeiger, Westfalenpost oder Lüdenscheider Nachrichten die leere Hülle mit dem Titel „Westfälische Rundschau“ füllen, während der überregionale Mantelteil vom zentralen Essener Newsdesk der WAZ-Gruppe geliefert wird. Da wird zusammengestoppelt, was nicht zusammen gehört. Nennt das Resultat Zombie, nennt es sonstwie; es ist allemal beispiellos in der bundesdeutschen Presselandschaft. Und es ist (ab Samstagausgabe, 2. Februar) nicht mehr die Rundschau – ganz egal, was vorne draufsteht.

Die leere Nachrichten- und Politik-Redaktion (Foto: Bernd Berke)

Die leere Nachrichten- und Politik-Redaktion

Der traditionsreiche Name der Zeitung, die erstmals am 20. März 1946 erschienen … Weiterlesen

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Blutiger Unernst: Einige Gedanken zu Quentin Tarantinos „Django Unchained“

Den Job des Kopfgeldjägers erlernt Django (Jamie Foxx, rechts) von Dr. King Schultz (Christoph Waltz. Copyright: Sony Pictures Releasing GmbH)

Den Job des Kopfgeldjägers erlernt Django (Jamie Foxx, rechts) von Dr. King Schultz (Christoph Waltz. Copyright: Sony Pictures Releasing GmbH)

Wie grausam und menschenverachtend die Sklaverei war, weiß heutzutage wahrscheinlich jeder. Es gab Harriet Beecher Stowes Roman „Onkel Toms Hütte“, es gab in den späten 1970er Jahren die Fernsehserie „Roots“, deren Held Kunta Kinte vielen im Gedächtnis geblieben sein dürfte. Wem also sollte es neu sein, dass brutale Auspeitschungen einst eine gängige Praxis waren und manch weißer Farmer nicht zögerte, einen geflohenen Sklaven von seinen Hunden zerreißen zu lassen?

Trotzdem ist alles etwas anders, wenn der US-amerikanische Regisseur Quentin Tarantino uns das jetzt im Kino zeigt. Das Unrecht, das uns in seinem neuen Film „Django Unchained“ entgegen tritt, ist expliziter, … Weiterlesen

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Schnell her mit der nächsten Debatte!

Immer und immer wieder diese Debatten. Auch in der letzten Zeit ging es wüst her. Haben wir da etwas versäumt?

Seitdem die maßgeblichen Kulturteile überregionaler Zeitungen sich vor Jahr und Tag zu „Debatten-Feuilletons“ erklärt haben, um notfalls jeden Kram durch die kulturkritische Mühle zu drehen, müssen wir stets auf dem Posten sein. Sonst entgehen uns womöglich Meinungen, die wir uns niemals hätten träumen lassen.

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Nehmen wir nur den Kinderbuch-Streit, der jetzt so manche Redaktion – wie es so unschön heißt – „in Atem gehalten“ hat. Darf man Worte wie „Neger“ etwa in einem Buch von Astrid Lindgren stehen lassen – oder muss man sie nun endlich flugs ersetzen? Je nun, lasst sie einfach stehen, denn alles andere wäre eine idiotische … Weiterlesen

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Vor acht Jahrzehnten in Ennepetal: Schüsse und Verletzte zur Machtübergabe an Hitler

Am 30. Januar 1933, vor acht Jahrzehnten, machte der alte Soldat und Reichspräsident Hindenburg den Anführer der Nationalsozialisten, Adolf Hitler, zum Reichskanzler. Hindenburg und seine rechtsnationalen Freunde glaubten, diese Meute im Griff zu haben, doch in Wirklichkeit bedeutete die Machtübergabe den Beginn der schlimmsten Diktatur der europäischen Geschichte.

Hitler und Hindenburg in Potsdam.

Hitler und Hindenburg in Potsdam.

Im ganzen deutschen Reich wurde noch am Abend des 30. Januar der Machtwechsel mit Fackelzügen gefeiert. Aber auch Gegner der von diesen damals schon so bezeichneten „Hitler-Papen-Diktatur“ waren noch aktiv, wie das Beispiel der kleinen Stadt Ennepetal zeigt. Die „Milspe-Voerder Zeitung“ (MV) berichtete am Nachmittag des 31. Januar 1933: „Heute in aller Frühe zog ein Sprechchor durch die Straßen. Vermutlich handelte es sich um Anhänger einer Linkspartei, … Weiterlesen

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„Himmlische Juwelen“: Donna Leons Krimi auf den Spuren eines Barock-Komponisten

Caterina Pelligrini teilt das Schicksal vieler Akademiker der Generation Praktikum. Sie weiß zwar alles über Händel und Bach, Mozart und Haydn, aber als hoch spezialisierte Musikwissenschaftlerin findet sie keine feste Anstellung. Ihr schlecht bezahlter Job in Manchester hat zudem den Nachteil, dass sie weder England noch die postindustrielle Metropole besonders mag. Die Sonne Italiens, das Essen und das wuselige Chaos fehlen ihr. Als eine Stiftung ihr eine Arbeit in ihrer Heimatstadt Venedig anbietet, verdrängt sie schnell alle Zweifel und kehrt in die geliebte Lagunenstadt zurück.

Dass die Stiftung kaum arbeitsfähig ist, noch nicht einmal einen eigenen Computer besitzt, findet sie zwar etwas seltsam. Doch Caterina ist wie geblendet von ihrer Aufgabe, soll sie doch herausfinden, ob sich in den Truhen, … Weiterlesen

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Alltagsnicken (5): Wir hatten doch noch telefoniert

Ich hatte gerade erst das Vermögen des schmerzfreien Gehens wieder erlangt, ich hatte den Frost des vergangenen Samstags aus meinen hinfälligen Knochen geschüttelt, ich saß verdrossen und missgelaunt – warum, das könnt Ihr ahnen – in meinem Büro, als mich ein Anruf erreichte.

Am anderen Ende der Leitung redete eine gewohnte Stimme fröhlich auf mich ein. Der Mann erläuterte mir quasi in einem Atemzug, dass er sich gerade im Krankenhaus befinde, es aber immer besser ginge, nur, dass es ihm schlecht werde, wenn er die Nachrichten über die umstrukturierende Erdrosselung der Westfälischen Rundschau lese und dass wir uns dringend baldigst zusammensetzen sollten, um gemeinsam über eine lokale Internetzeitung zu grübeln, deren Erscheinen nun umso dringlicher geboten sei.

Es war Klaus … Weiterlesen

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Die schier unerträgliche „Spannung“ vor dem Ende der Rundschau-Redaktion

Es würde einen jetzt doch mal brennend interessieren, wie Rundschau-Chefredakteur Malte Hinz das gemeint hat, als er dem NDR-Medienmagazin „Zapp“ sagte, er erwarte die neue „Westfälische Rundschau“ nachgerade mit Spannung. Der Mann, der seinen gut dotierten Posten behält, jedoch (weil ohne eigenes Redaktionsteam) ab Februar an einem Essener Schreibtisch sitzt, ist also wahrhaftig „gespannt“ auf die künftig fremdbelieferte Zombie-Zeitung. Ist das bloß einfältig oder ist es schlimmer?

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Im selben „Zapp“-Beitrag äußert sich Christian Nienhaus, einer der mächtigen Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe, beinahe schon rührend blauäugig: Er behauptet, die Tradition der WR werde weiterhin beachtet. Auch hoffe er, dass die Abonnenten von der Umstellung möglichst wenig merken…

Wie gut, dass es jetzt ein spürbares Gegengewicht zu solchen – um es überaus höflich … Weiterlesen

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25 Jahre Klavier-Festival Ruhr: „Man muss die Dinge zu Ende denken“

Alle wollen bei der Geburtstagsparty dabei sein: Das Medieninteresse war groß bei der Programmvorstellung des diesjährigen Klavier-Festivals Ruhr, das in diesem Sommer seinen 25 Geburtstag feiert. Vom 4. Mai bis 19. Juli ist die internationale Pianisten-Elite wieder im Ruhrgebiet und angrenzenden Landesteilen zu Gast.

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Warum die Lage bei Opel fast überhaupt nichts mit der WAZ-Gruppe zu tun hat

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Es könnte sein, dass manche WAZ-Entscheidungsträger in Essen diese Nachrichtenlage insgeheim sogar begrüßt haben – im wohlverstandenen Eigeninteresse: „Opel Bochum schließt bereits 2014“, so lautet heute (23. Januar) die Titelschlagzeile der „Westfälischen Rundschau“ (WR), die nur noch rund eine Woche lang eine eigene Redaktion hat.

Auf diese Weise, so scheint es, kann die WAZ-Gruppe endlich mal wieder von der Misere im eigenen Hause ablenken. Oder liegt hier ein Missverständnis vor?

Tatsächlich darf und muss man sich über die abermals verschärfte Situation bei Opel empören. Niemand, auch der Betriebsrat nicht, hatte mit einer solchen Entwicklung gerechnet: Nicht erst 2016 soll die Autoproduktion in Bochum eingestellt werden, sondern bereits 2014 – es sei denn, die Beschäftigten verzichten in den nächsten Jahren auf … Weiterlesen

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Der Weg zu den Oscars (3. und letzter Teil): Darsteller, Drehbücher, Diverses

Wenn ein Film in 14, 12 und 11 Kategorien und für „Best Picture“ nominiert wird, bleibt es nicht aus, dass da einige Doppelungen vorkommen. Es ist ja ein Zusammenspiel von Drehbuch, Regie, Schnitt, Maske, Bühnenausstattung und nicht zuletzt der Schauspieler, die den Film erst in diese Kategorie hieven. Darum werde ich hier nur noch dann einen Film kurz kommentieren, wenn er nicht schon in „Best Picture“ vorkam. Da habe ich ja schon auf weitere Preisverdächtige hingewiesen.

„Best Actor“ (bester Schauspieler) ist fast komplett bei „Best Picture“ abgedeckt, ebenso wie „Best Director“ (beste Regie).

Bei „Best Actor“ kommt noch Denzel Washington dazu in „Flight“, gut gemachtes mainstream Kino über einen Piloten, der besoffen und bekifft ein Flugzeug vor einer Katastrophe bewahrt, … Weiterlesen

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„Weiße Rose“ in Detmold: Musiktheater wider die Spaßgesellschaft

Fast siebzig Jahre ist es her, dass Sophie und Hans Scholl am 18. Februar 1943 in der Universität München verhaftet und wenige Tage später hingerichtet wurden. Und nach wie vor bleiben Mut, Entschlossenheit und Charaktertiefe der christlich motivierten Jugendlichen aus der „Weißen Rose“ ein Stachel im Fleisch einer saturierten Gesellschaft.

Der Film „Sophie Scholl – die letzten Tage“ von Marc Rothemund hatte 2005 diese uns so fernen Menschen wieder einmal nahe gerückt: Ihre philosophisch reflektierte, vom Glauben geprägte Lebenseinstellung, die sich in der letzten Konsequenz des Todes bewährt, steht quer zu pragmatischen und hedonistischen Lebensmodellen, stellt unserer Spaß- und Karrieregesellschaft unbequeme Fragen.

"Weiße Rose" in Detmold: die Eröffnungsszene. Foto: Landestheater/Klein

„Weiße Rose“ in Detmold: die Eröffnungsszene. Foto: Landestheater/Klein

Schon lange vor dem Film hat sich der Dresdner Komponist … Weiterlesen

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Der Weg zu den Oscars (Teil 2): Die Filme von Michael Haneke und Quentin Tarantino

„Amour“: Mein absoluter Favorit. Darf alle fünf Nominierungen gewinnen, wenn’s nach mir ginge. Aber besonders Michael Haneke („Best Director“), Emmanuelle Riva („Best Actress“). Mein ausführlicher Bericht steht hier: http://leah-live.blogspot.de/2012/10/liebe-ein-film-von-michael-haneke.html)

„Django Unchained“: Ach, Quentin Tarantino! Wie immer: Ironie, Spaß und rasante Action mit dem Tarantino-üblichen Maß an Schießen, Prügeln und Messerstecherei. Es muss nicht immer Sinn ergeben, es dürfen Fragen offen bleiben. Oder anders, Fragen sollten gar nicht gestellt werden. Einfach so hinnehmen, wie es angeboten wird.

Warum sollte ich mir Gedanken darüber machen, wieso so plötzlich und vor allem so bequem der etwas merkwürdige deutsche Zahnarzt Dr. King Schultz (Christoph Waltz, nominiert für „Best Supporting…“, den Golden Globe hat er schon) mitten im Wald auf einen Sklavenhändler trifft, und … Weiterlesen

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Nichts als Gespenster: „Out of body“ tanzt in Bochum

„Ohne Wahnsinn kein Verstand“: Die Gummizelle hat eine Panoramascheibe, durch die das Publikum die entfesselten Tänzer beobachten kann. In wildem Furor werfen sie sich gegen die Wände, übereinander, auf den Fußboden. Sie sind völlig außer sich, als versuchten sie, mit den Grenzen ihres Körpers auch die der Vernunft zu überschreiten und sich in eine neue Dimension zu katapultieren. „Out of body“ heißt der im Schauspielhaus Bochum uraufgeführte Abend der Herner Tanzgruppe Renegade, die damit ihre dritte Koproduktion mit dem Bochumer Schauspiel zeigt.

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Wagner-Jahr 2013: „Parsifal“ im Dortmunder Konzerthaus – zurück zur Mystifizierung?

Angela Denoke und Simon O'Neill in "Parsifal" im Dortmunder Konzerthaus. Foto: Petra Coddington

Angela Denoke und Simon O’Neill in „Parsifal“ im Dortmunder Konzerthaus. Foto: Petra Coddington

Wagner und die Religion: In keinem anderen Werk kristallisiert sich dieses Verhältnis so heraus wie im „Parsifal“, der die „Weihe“ schon in seiner Bezeichnung trägt.

Spätestens seit der tempophilen Aufnahme mit Pierre Boulez gehört es zum gängigen ideologischen Repertoire moderner Deutungen, vom „Bühnenweihfestspiel“ den Weihrauch wegzublasen. Schluss mit der Mystifizierung, weg mit den erhabenen Tempi vergangener Tage – und das mit Unterstützung durch Wagner-Zitate, etwa der Klage, seine Musik werde doch stets viel zu langsam gespielt.

Nun ist die Frage nach dem Religiösen in Wagners Philosophie – die sich ja nicht auf die Musik beschränkt – ein Irrgarten mit vielen Ausgängen. Und Inszenierungen der letzten Jahre (von … Weiterlesen

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Ivo Pogorelich in Essen: In den Klüften des Klangs

Musik ist eine Kunst, die wie kaum eine andere der Zeit unterworfen ist: Ohne Zeit keine Melodie, kein Rhythmus, kein Verlauf. Musiker ohne Zeitgefühl könnten ihren Job an den Nagel hängen. Der Pianist Ivo Pogorelich ist so umstritten, weil er so exzentrisch mit der Zeit umgeht.

Die Zeiten des „jungen Wilden“ sind vorbei: Pogorelich geht gemessenen, fast ein wenig gebrochenen Schritts zum Flügel, lässt sich Zeit, sich niederzulassen, lauscht, noch bevor ein Ton erklungen ist. Und was dann kommt, wirkt wie ein ganz persönlicher Kampf mit der Zeit: Pogorelich scheint ihre Herrschaft nicht anerkennen zu wollen. Chopins wuchtige Akkorde zur Eröffnung der b-Moll-Sonate op. 35 – der mit dem allbekannten Trauermarsch – will er gar nicht enden lassen, lässt sie … Weiterlesen

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Der Weg zu den Oscars: Was taugen die nominierten Filme? (Teil 1)

Ich hab’s geahnt. Es ist soweit: „Ich bin zu alt für diesen Scheiß!“ So resigniere ich immer öfter vor den Werken, die zur Prämierung bei den Oscar-Festivitäten (diesmal am 24. Februar) freigegeben werden. Die Ausbeute wird geringer. Also meine jetzt.

Das geneigte Hollywood-Publikum bekifft sich ja nach wie vor am eigenen Ruhmesdunst, rotiert im Glanze der Ritte in Sonnenuntergänge, Shoot-outs und Show-downs. Das muss so, denn wozu sonst der ganze Firlefanz.

Nun ist es ja auch nicht so, dass ich plötzlich keine Filme mehr mag, aber offenbar haben sich (mein) Geschmack und (deren) Angebot etwas auseinandergelebt. Tapfer hab ich nun an Auge und Hirn vorbei laufen lassen, was an Krumen vom Tisch des Freundes „in da bizzness“ zu meinen Füßen … Weiterlesen

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„Kultgarage“: Was Kabarett mit Brandschutz zu tun hat

Seit drei Jahren gibt es das ungewöhnliche Experiment der „Kultgarage“ in Ennepetal: Die örtliche Sparkasse lädt junge Nachwuchs-Kabarettisten in ihr Haus ein und lässt sie frei schalten und walten. Kultgarage heißt die Reihe, weil sie ursprünglich in der ausgeräumten Tiefgarage der Bank stattfand – bis die örtlichen Brandschutzmeister einschritten. Seitdem findet die Unterhaltung im Veranstaltungssaal der Sparkasse statt.

Thilo Seibel

Thilo Seibel

Fünf Abende sind für 2013 bereits gesichert. Die Kurzbeschreibung der Künstler stammt vom Veranstalter:

Stefan Waghubinger – 10. Mai 2013

Von Benjamin Blümchen im Schlafzimmer über die ultimative Lösung der Klimakatastrophe bis zur Nahtoderfahrung beim Zahnarzt – niemand scheitert schöner am Leben. Stefan Waghubinger jammert auf höchstem (Bildungs-)Niveau.

Thilo Seibel – 14. Juni 2013

Ein Polit-Handwerker greift durch: Egal ob … Weiterlesen

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Schurke und Biedermann: Ausstellung zum 100. Geburtstag des Schauspielers Gert Fröbe

Gert Fröbe in "Es geschah am hellichten Tag". Foto: Filmmuseum Düsseldorf

Gert Fröbe in „Es geschah am hellichten Tag“. Foto: Filmmuseum Düsseldorf

Den irren Blick wird so schnell niemand vergessen. Dieses gehetzte Angesicht, gezeichnet von Gier und Angst zugleich. Brutal und erbarmungswürdig, boshaft und hilflos. Die Studie über einen Kinderschänder wurde zu Legende: „Es geschah am hellichten Tag“ mit Heinz Rühmann als Kommissar, 1958 erschienen, war einer der viel beachteten deutschsprachigen Filme der Fünfziger Jahre.

Die Rolle des Mörders übernahm ein Schauspieler, der damals schon seit zehn Jahren aus dem deutschen Film nicht mehr wegzudenken war: Gert Fröbe. Ihm schien die Rolle der Bösewichter auf den fülligen Leib geschneidert zu sein. In dem Skandalfilm „Das Mädchen Rosemarie“ (1958) hatte er den Generaldirektor Bruster verkörpert, einen skrupellosen Wirtschaftskapitän der Nachkriegszeit. Und schon … Weiterlesen

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Auf der Demo gegen die Rundschau-Demontage

Der Demonstrationszug an der Reinoldikirche (Foto: Bernd Berke)

Der Demonstrationszug an der Reinoldikirche (Foto: Bernd Berke)

Es war beileibe nicht nur eine gewerkschaftliche Routine-Veranstaltung.

Wer an der Dortmunder Demo gegen die Schließung der Rundschau-Redaktion teilgenommen hat, hat die Atmosphäre spüren können: Es war eine Mischung aus Sprachlosigkeit, Zorn, tiefer Bedrückung und Sorge um die Zukunft. Viele Kolleginnen und Kollegen, zumal auch freie Mitarbeiter, die nicht einmal Abfindungen nach Sozialplan bekommen, stehen jetzt vor schweren Zeiten.

Doch es war auch nicht nur ein Trauerzug. Denn gleichzeitig war da eine Stimmung des Aufbegehrens. Selbst wenn die WAZ-Gewaltigen ihre Entscheidung kaum revidieren dürften, hatte die Veranstaltung ihren Sinn. Denn schon aus blanker Selbstachtung und aus demokratischer Verantwortung muss man mit diesem Verlagsskandal an die breite Öffentlichkeit gehen und die Leser aufklären, … Weiterlesen

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Protest gegen die Schließung der Rundschau-Redaktion wächst

Es gibt Anzeichen von Widerspenstigkeit, ja von Widerstand gegen die Entscheidung des Essener WAZ-Mediengruppe, die komplette Redaktion der Westfälischen Rundschau zu schließen und das Traditionsblatt nur noch als bloßes Etikett mit Fremdinhalten weiterzuführen:

Der Glossenplatz auf Seite 2 der Westfälischen Rundschau blieb heute (Ausgabe vom 17. Januar) weitgehend leer. Statt dessen teilte die WR-Redaktion lakonisch mit, aus guten Gründen sei ihr nichts eingefallen (siehe Foto). Die Kollegen der Essener WAZ sandten an paralleler Stelle in ihrem Blatt, also auch am Glossenplatz, ein Signal der Solidarität, indem sie ebenfalls etlichen Weißraum freiließen und sinngemäß feststellten, sie seien angesichts der Kündigung von 120 WR-Redakteur(inn)en nicht zum Scherzen aufgelegt.

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Eine von der Rundschau-Redaktion hergestellte Sonderseite mit kritischen Stellungnahmen zur WR-Schließung ist hingegen nur … Weiterlesen

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„Aus“ für die Rundschau-Redaktion: Dortmund und das Umland verlieren ein Traditionsblatt

Jetzt ist es offiziell, die Essener WAZ-Gruppe hat eine radikale Sparmaßnahme ergriffen: Die 580.000-Einwohner-Stadt Dortmund und ihr Umland verlieren mit der Westfälischen Rundschau (WR) eine einstmals stolze, traditionsreiche Zeitung. Rund 120 Redakteurinnen und Redakteure sind betroffen, außerdem zahllose freie Mitarbeiter.

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Auch wenn der Titel (als bloßes Etikett) erhalten bleibt, so kommen die Inhalte ab Februar nur noch von anderen. Den Mantelteil liefert die WAZ, diverse bisherige Konkurrenten steuern die lokalen Inhalte bei. Sogar die Dortmunder Lokalredaktion, ein bislang noch verbliebenes Herzstück des Blattes, wird aufgelöst. Die „WR“-Lokalteile für Dortmund, Lünen und Schwerte liefern künftig die Ruhr-Nachrichten. Allein einen solchen Gedanken hätte man früher weit von sich gewiesen. Unna und Kamen werden vom „Hellweger Anzeiger“ bedient. Im Märkischen Kreis wird die … Weiterlesen

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Das nahe Ende der „Westfälischen Rundschau“: Kurzer Nachruf auf meine Jugendliebe

Ich hatte meine ersten Arbeitstage als Volontär gerade hinter mir. Jeden Tag fuhr ich mit Straßenbahn und Zug nach Herne, um dort an der Ruhr-Nachrichten-Ausgabe mitzuwirken.

Auf dem Reiseweg ins spannende Ungewisse studierte ich gern ein Heft namens „Der Monat“, das unter anderen von Melvin Lasky herausgegeben wurde, einem amerikanischen Journalisten, der viel in der und für die noch relativ junge Republik tat. Besonders riss mich ein Text ins Blatt, der sich mit der Zeitungslandschaft im Ruhrgebiet beschäftigte, ich weiß nicht mehr, wer das schrieb. Aber ich fand eine Zeile darin, die mir es leichter machte, mein Volontariat bei den RN vor mir selbst und vielen meiner Freunde zu begründen. Sinngemäß lautete es: „Tapfer und erfolgreich wehrt sich Verleger Lensing-Wolff … Weiterlesen

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Bauer sucht Frau: Shakespeares „Wie es euch gefällt“ im Düsseldorfer Schauspielhaus

Im Düsseldorfer Schauspielhaus riecht es nach Kuhstall. Die Bühne ist weit in der Zuschauerraum hineingebaut, der Boden mit Stroh und Mist bedeckt. Wenn die Schauspieler auftreten, zieht eine nach Landleben duftende Staubwolke über die Köpfe des Publikums. Die 29jährige Hausregisseurin Nora Schlocker kehrt in ihrer Inszenierung von „Wie es euch gefällt“ die archaische Seite von Shakespeare hervor und nimmt seinen Text zugleich betont wörtlich.

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Essener Philharmoniker: Neues Vergnügen an Tschaikowsky

Ur- und Erstaufführungen sind selten in den auf reibungslosen Genuss ausgerichteten Sinfoniekonzerten der Essener Philharmoniker.

So ist das fünf Jahre alte Schlagzeugkonzert des 54jährigen Engländers Simon Holt eine exotische Wahl. Obwohl das etwa halbstündige Werk mit dem Titel „A table of noises“ eher durch die virtuosen Partien für den Solisten Colin Currie als durch entschlossene Neutönerei auffällt, war der Beifall am Ende matt und ratlos. Tapfer hörte man sich die luftigen Xylophon-Soli an, die aparten Klangfarben der Bassklarinette bei ihrem „Treffen“ mit dem Schlagzeug, die fein strukturierten Dialoge mit dem sparsam eingesetzten Orchester. Man spürt, dass Holts Liebe der Kammermusik gilt.

Aber auch der Dirigent Thierry Fischer pflegt einen bewusst auf Transparenz ausgerichteten Ansatz. Das kommt dem Zugstück dieses fünften … Weiterlesen

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Schnee statt Feuer: Die Csárdásfürstin am Theater Dortmund

Heike Susanne Daum als Csárdásfürstin mit Peter Bording als Edwin, Sohn des Fürsten zu Lippert-Weylersheim (Foto: Thomas M. Jauk)

Heike Susanne Daum als Csárdásfürstin mit Peter Bording als Edwin, Sohn des Fürsten zu Lippert-Weylersheim (Foto: Thomas M. Jauk)

Das Regieteam ist längst in alle Winde zerstreut. Angereist sind dafür die Kostüme und das Bühnenbild: Vom Staatstheater Nürnberg wurden sie für die Premiere der Operette „Die Csárdásfürstin“ zum Theater Dortmund gebracht. Hier erhält der Besucher statt eines Programmhefts nur mehr ein mageres Faltblatt. Das sind die Folgen von Sparmaßnahmen, die das Haus in seinem Kampf um größeren Publikumszuspruch verzweifelt auszugleichen versucht.

Nach Kräften müht sich das Dortmunder Ensemble, der in Nürnberg abgespielten Produktion neues Leben einzuhauchen. Aber so viel die Akteure auch auf dem Tisch tanzen mögen: Die Inszenierung der Berliner Choreographin und Regisseurin Ricarda Regina Ludigkeit, die sich auf … Weiterlesen

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Aus legendären Zeiten beim Suhrkamp-Verlag: Briefwechsel zwischen Handke und Unseld

Welch ein Autor! Welch ein Verleger! Welch ein schwieriges Wechselspiel. Mit solchen Ausrufen, zuweilen auch Seufzern, könnte man diese umfängliche Lektüre begleiten und beschließen: Peter Handkes Briefwechsel mit dem einstigen Suhrkamp-Chef Siegfried Unseld hat zwar hin und wieder überraschend kleinliche, oft aber auch erhebende oder sogar monumentale Momente. Hier begegnen sich zwei Menschen, die einander bestärkt und die je auf ihre Weise Literaturgeschichte geschrieben haben.

Wer Handke nur für einen Bewohner des Elfenbeinturms hält, wird sich vielleicht wundern, wie penibel und argwöhnisch er – wenn es um seine Werke geht – Auflagenhöhen, Werbeaufwand und vor allem Honorare überwacht. Ohne Vorschüsse und Darlehen wäre es ja zu Beginn auch schwerlich gegangen. Doch hernach hat er den Ruhm des Verlages wahrlich gemehrt. … Weiterlesen

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Eine stolze Partei feiert ihren 150. Geburtstag – ein Geschichtsbuch gehört dazu

In diesem Jahr feiert die deutsche Sozialdemokratie ihren 150. Geburtstag. Stolz erklären ihre Anführer, die älteste demokratische Partei Europas zu sein, und die SPD sei nie – wie andere – gezwungen gewesen, ihren Namen ändern zu müssen. Am Gründungstag, dem 23. Mai, wird es in Leipzig einen pompösen Festakt geben. Möglicherweise beehrt ja sogar die Bundeskanzlerin ihre politischen Gegner mit ihrer Anwesenheit.

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Passend zu diesem Jubiläum ist im parteieigenen Vorwärts-Buchverlag ein neues Buch über die Geschichte der SPD erschienen: Peter Brandt, Sohn des ehemaligen Parteivorsitzenden und Bundeskanzlers Willy Brandt und Professor für Geschichte an der Fernuniversität Hagen, hat es zusammen mit Detlef Lehnert, Professor für Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin, verfasst. „Mehr Demokratie wagen – Geschichte der Sozialdemokratie 1830-2010“ … Weiterlesen

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Dortmund in den 20er Jahren: Groß- und Weltstadtträume in der westfälischen Provinz

Dortmund in den 1920er Jahren – war da was? Da wird doch wohl nicht viel „Betrieb“ gewesen sein, oder?

Nun. Wie man’s nimmt. Es war gewiss kein Vergleich mit Berlin. Auch war es kein goldenes, aber doch ein vielfach hoffnungsvolles Jahrzehnt in Westfalens größter, seinerzeit (bis zur Weltwirtschaftskrise 1929) deutlich aufstrebender Stadt. Für den Sammelband „Die 1920er Jahre. Dortmund zwischen Moderne und Krise“ haben 23 Autor(inn)en jeweils in kurzen Aufsätzen einige Grundlinien der damaligen Entwicklung skizziert, die sich nach und nach zum facettenreichen Bild fügen. Hierauf könnten künftige Standardwerke aufbauen.

Das thematische Spektrum reicht von Bergbau und Brauereien über Begleitumstände der Motorisierung und den früheren Flughafen – bis hin zur lokalen Politik, zum Theater, der blühenden Kinolandschaft (angesichts der heutigen … Weiterlesen

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Meilensteine der Popmusik (26): The Eagles

Spätestens mit den Beach Boys lernten auch Nicht-Amerikaner das gelobte Land kennen: Kalifornien. Die Musik der amerikanischen Westküste hatte Einfluss auf vieles, was in den 60er und 70er Jahren in den internationalen Hitparaden landete.

EaglesDie Eagles z.B. mischten kalifornischen Surf-Sound und Country-Rock, schufen einen neuen Standard, an dem sich die Konkurrenz die Zähne ausbeißen sollte. Die ehemalige Begleitband von Linda Ronstadt beschloss 1971, sich einfach selbstständig zu machen. Eine gute Entscheidung: sie wurde eine der erfolgreichsten Formationen der 70er. Unter den vier Gründungsmitgliedern war kein einziger waschechter Kalifornier zu finden.

Doch Kalifornien ist überall. Genauso wie die anfangs banale Themenauswahl; wie so oft in der Popgeschichte ging es um Mädchen, Autos und Rock’n‘Roll. Bei dieser Belanglosigkeit setzten auch die Kritiker … Weiterlesen

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Hinter jeder Wand eine andere Welt – Marie NDiayes Roman „Ein Tag zu lang“

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Kennen Sie auch dieses seltsame Gefühl, dass die Wirklichkeit nur eine bröckelnde Fassade ist, hinter der eine ganz andere Welt lauert?

Dass die Realität nur ein Gedankenkäfig ist, der unsere Fantasie gefangen hält? Dass nur ein winziger, unachtsamer Schritt nötig ist, um vollends die Kontrolle über unseren Alltag zu verlieren und in ein neues Leben zu geraten, das wir einfach nicht verstehen?

Genau das widerfährt dem Lehrer Herman, der jeden Sommer mit seiner Familie aus dem lauten, heißen Paris flieht und die Ferien in seinem Haus in der französischen Provinz verbringt. Herman begeht den unverzeihlichen Fehler, einen Tag länger als sonst zu bleiben: und schon gerät alles aus den Fugen. Seine Frau und sein Kind sind plötzlich wie vom Erdboden … Weiterlesen

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Ein seltenes 24-Stunden-Freiluft-Museum mit alten Metall-Maschinen

Niemand zweifelt an der Bedeutung des Ruhrgebiets für die deutsche Industriegeschichte. Früher bezeichnete man das Revier übrigens in offiziellen Quellen als „rheinisch-westfälisches Industriegebiet“. Aber der Ursprung dieser Industrie liegt etwas weiter südlich, in den idyllischen Tälern des Sauerlandes, an den Nebenflüssen von Ennepe und Lenne, Volme und Ruhr. Hier begann die systematische Entwicklung der Erz-Verhüttung und der Kleineisenindustrie, angetrieben von der reichlich vorhandenen Wasserkraft.

PRAKTICA

Blick in die Museumshalle.(Foto: lwl)

Manche Städte dort haben zur Erinnerung an diese Geschichte Teile alter Maschinen im öffentlichen Raum ausgestellt, Schwungräder zum Beispiel, doch nirgends wurde das so konsequent gemacht wie in Ennepetal. Dort haben Privatleute vor knapp drei Jahrzehnten die Initiative für ein „Straßen-Industrie-Museum“ ergriffen. Inzwischen findet man an 27 Stellen im Stadtgebiet alte … Weiterlesen

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Familienfreuden VII: Vorsatz Nummer Eins – Windeleinfühlungsvermögen

 

Auch ein Baby kann Vorsätze haben. Bild: Nadine Albach

Auch ein Baby kann Vorsätze haben. Bild: Nadine Albach

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Beim Aufräumen habe ich jetzt einen merkwürdigen Zettel gefunden. Ganz klein und schwer zu entziffern. Mittlerweile bin ich aber der Überzeugung: Es ist die Liste mit guten Vorsätzen unserer Tochter Fiona.

So etwas kann man sich offenbar schon vornehmen, wenn man gerade erst ein paar Monate auf der Welt ist.

Die Liste will ich den Revierpassagieren natürlich nicht vorenthalten – vielleicht fühlen Sie sich ja inspiriert?

Hier also die guten Vorsätze von Fiona für 2013:

Muss Fassungsvermögen meiner Windeln besser beachten! Will an meiner Aussprache arbeiten: Selbst für mich klar artikulierte Wünsche werden nur unzureichend verstanden. Dabei ist doch logisch,… Weiterlesen
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Vor 45 Jahren: „Zur Sache Schätzchen“

Als ich heute morgen wie gewohnt meiner Leib-und-Magen-Sendung „Zeitzeichen“ lauschte, überkam mich das gewaltige Grinsen. Das hatte den Vorteil, dass auf dem Bahnsteig niemand die scheibenwischende Bewegung vollzog, weil ich eben nicht lauthals lachte und man hätte denken können, dass ich wohl einen an der Waffel habe. Es beim Grinsen zu belassen, fiel mir leicht, hat dieser Gesichtsausdruck doch etwas von wohlwollender Weisheit und warmer Rückschau.

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Was da mein zugegebenermaßen träumerisches Nostalgie-Gemüt bewegte? Am 4. Dezember 1968 wurde der Film „Zur Sache Schätzchen“ von May Spils uraufgeführt und führte dazu, dass ein Schwarz-Weiß-Streifen mit dem possierlichen Budget von 350.000 Mark (Für die, die nur Euro kennen, das waren ca. 175.000 Euro.) mitten in den Bierernst aufrührerischer Zeiten ausgelassene Heiterkeit kübelte … Weiterlesen

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„Wie fühl‘ ich mich, wie fühlst du dich…?“ – Gerhard Henschels „Abenteuerroman“

Wenn ein Autor sein Buch Abenteuerroman nennt, startet das Kopfkino des Lesers. Geschichten von Tom Sawyer und Huckleberry Finn, Jules Vernes „In 80 Tagen um die Welt“ oder vielleicht auch Stevensons Schatzinsel dürften ihm in den Sinn kommen. Der Schriftsteller Gerhard Henschel, der sich hier zu Wort meldet, wählt indes vermeintlich banalere Motive, lässt er doch einen jungen Mann namens Martin Schlosser über sein Leben Anfang der 1980er Jahre erzählen.

Die Fans von Henschel kennen die Hauptfigur aus den Vorgängerbüchern („Kindheitsroman“, Jugendroman“, „Liebesroman“). Schlosser lebt jetzt in der tiefen Provinz, dem niedersächsischen Meppen. Die Handlung beginnt, als er kurz vor dem Abitur steht. Flockig-locker ergreift der Romanheld das Wort, der eigentlich so recht kein Wässerchen trüben kann. So hält er … Weiterlesen

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