Todeskuss im Treibhaus: Richard Wagners „Tristan und Isolde“ an der Oper Bonn

Dass Vera Nemirova eine faszinierende Erzählerin ist, wissen wir spätestens, seit sie mit dem Frankfurter „Ring des Nibelungen“ einen der bedeutenden Beiträge zum Wagner-Jahr 2013 leistete.

Robert Gambill (Tristan), Dara Hobbs (Isolde). Foto: Thilo Beu

Robert Gambill (Tristan), Dara Hobbs (Isolde). Foto: Thilo Beu

Die Regisseurin braucht keinen dekonstruktiven Überbau, keine umständliche Symbolik, keine privatmythologische Verrätselung, um einem Stück Belang zu geben. Sie erzählt intensiv und klug eine Geschichte. So hat sie es auch in ihrem – 2007 sehr umstrittenen – Frankfurter „Tannhäuser“ gehalten: Das virtuos herausgearbeitete Ergebnis ihrer ersten Regiearbeit mit Wagner wird ab 19. Oktober 2013 wieder zu erleben sein.

Jetzt hat sich Vera Nemirova dem Schlüsselwerk des Wagner’schen Theaterkosmos zugewandt: Mit Spannung erwartet, ging jetzt „Tristan und Isolde“ über die Bühne der Oper Bonn. Und wieder ist ein Triumph der Erzählerin zu vermelden: Selten in den letzten Jahren wurde Wagners Bekenntnis zur transzendierenden Liebes- und Todesmystik so unverstellt und eindringlich in Bild und Aktion gebracht wie in dieser Premiere. Sicher auch ein Verdienst der Raumgestaltung von Klaus W. Noack und des Lichts von Max Karbe – aber eben auch das Ergebnis der passionierten Regiekunst der Nemirova.

Klar, auch diese Regisseurin hat ihre Stilmittel, ihre immer wiederkehrenden Codes: Das Brautkleid etwa, von dem Isolde im ersten Aufzug die aufgenähten Blüten abfetzt. Im zweiten schreiben die Protagonisten Schlüsselworte des Dramas auf die halbblinden, teils zerbrochenen Scheiben eines Glashauses: Du, Ich, Licht, Tod, Tag. Später beschriften sie gegenseitig nackte Haut. Aber solche Chiffren werden nie als billige Ersatzeffekte für fehlende Personenführung verwendet.

Nemirova inszeniert auch nicht naturalistisch: Es gibt kein Liebespaar, das aufeinander zufliegt, sich schmusend und küssend in der „Nacht der Liebe“ ergeht. Was so mancher Wagnerianer aus scheinbarer „Werktreue“ der Bayreuther Inszenierung Christoph Marthalers bitter ankreidete, zieht auch Nemirova konsequent durch. Tristan und Isolde singen zusammen für sich, sehen sich selten an. Sie bewegt sich innerhalb des gläsernen Baus, der offensichtlich auf „Im Treibhaus“ aus den Wesendonck-Liedern anspielt; er tastet sich außen an den Scheiben entlang. Erst bei „Nie-Wieder-Erwachens wahnlos hold bewusster Wunsch“ finden sich beide im Glashaus, dem Ort der jenseitigen Liebesvision.

Held aus Cornwall, Maid aus Irland

Der Kuss ereignet sich schon im ersten Aufzug: Endlos lang besiegelt er statt des äußerlichen Hilfsmittels des „Trankes“ die Wandlung. Ein mythischer Todeskuss, gegeben von einer rothaarigen Rätselfrau, die aus dem symbolistischen Bildkanon eines Dante Gabriel Rosetti oder Edward Burne-Jones stammen könnte. Wie Nemirova und ihr Bühnen- und Kostümbildner Klaus W. Noack überhaupt die angelsächsische Sphäre des Stoffes – es geht ja um einen Helden aus Cornwall, um eine Maid aus Irland – in die Bildwelt integrieren: Das Glashaus, das die Drehbühne füllt, ist den viktorianischen Gewächshäusern der Wagner-Zeit abgeschaut; der Baum, auf dessen Zweige Isolde enthusiastisch Zettel steckt, könnte ein Wünschebaum aus dem Feen-Aberglauben sein, wie man ihn heute noch auf dem irischen Lande entdecken kann.

Robert Gambill (Tristan) und Mark Morouse (Kurwenal). Foto: Thilo Beu

Robert Gambill (Tristan) und Mark Morouse (Kurwenal). Foto: Thilo Beu

Im dritten Akt steht die verfallende Glas-Villa dann voll exotischer Gewächse: ein direktes Bildzitat aus Mathilde Wesendoncks Gedicht „Im Treibhaus“, das Wagner als Vorstudie zum „Tristan“ vertont hatte. Wie die Heimat der Pflanzen, so ist auch die Heimat Tristans – der zwischen den Blättern und Stämmen im Bett liegt – „nicht hier“. Für die romantische Sehnsucht nach dem ganz Anderen sind die klagenden „Kinder aus fernen Zonen“ eine berührende Chiffre. Für den „Liebestod“ findet Nemirova ein unspektakuläres, konzentriertes Bild: Isolde steht in einem Regen von Papierblättern – Briefe, literarische Ergüsse, Tagebuchnotizen? –, bevor sie sich wendet und dem Glashaus zuschreitet: Erfüllung im „Nicht Hier“.

Mit ihren Protagonisten arbeitet Nemirova stets sehr intensiv. Umso schmerzliches muss es für die Regisseurin gewesen sein, dass ihre Isolde Dara Hobbs wegen eines Heuschnupfens nicht singen konnte und von Sabine Hogrefe am Bühnenrand eine „Leihstimme“ bekommen musste. Hobbs agiert mit intensiver Körpersprache und theatralischer Leidenschaft; man merkt der Sängerin an, wie schwer ihr der Verzicht auf die vokale Expression fällt.

Sabine Hogrefe, die 1989 am Aalto-Theater in Essen in Siegfried Matthus‘ „Graf Mirabeau“ als Zeitungsjunge debütierte, hat die Isolde bisher in Bremen, Hamburg, Nantes und Angers gesungen und 2008 bis 2012 in Bayreuth gecovert. Ab 26. Mai ist sie als Brünnhilde in der „Walküre“ in Duisburg zu hören. Ungeachtet aller Probleme aus einem kurzfristigen Einspringen hört man von ihr einen durch Erfahrung gereiften, auch des Lyrischen und der leisen Töne mächtigen, souveränen Sopran.

Neue Sicht auf König Marke

Mit der Besetzung des Tristan durch Robert Gambill stand kein ausgeprägter Tenor-Held auf der Bonner Bühne. Im zweiten Aufzug möchte man als Vorzug werten, wenn eine schlanke Artikulation auf eine tragfähige Mezzavoce trifft; im dritten allerdings fehlen Gambill dann Intensität, Schlagkraft und vokales Fieber. Auch die Brangäne Daniela Denschlags – von der Regie als besorgte ältliche Jungfer mit grauem Dutt gezeichnet – hat eine zu lyrische Stimme, überfordert im exaltierten Schrecken am Ende des ersten Aufzugs, zu sanft für die Rufe aus der Ferne im zweiten. Schade, wenn man eine solch kultivierte Stimme ins Wagner-Fach drängt – ihre Alt-Arien in einer Würzburger „Matthäus-Passion“ von 2005 blieben mit viel eindrücklicher in Erinnerung.

Trias des Leidens an der Welt: Tristan (Robert Gambill), König Marke (Martin Tzonev), Isolde (Dara Hobbs). Foto. Thilo Beu

Trias des Leidens an der Welt: Tristan (Robert Gambill), König Marke (Martin Tzonev), Isolde (Dara Hobbs). Foto. Thilo Beu

Für Martin Tzonev ist Marke eine Herausforderung, die er mit substanzvollem, aber nicht ausgeglichenem Bass bewältigt. Wieder ist es eher die szenische Umsetzung der Figur, die überzeugt. Nemirova bezieht den König ein in eine Trias des Leidens an der Welt: „Die kein Himmel erlöst, warum mir diese Hölle?“ hebt seinen Schmerz weit über eine beleidigte Beklagung seiner Situation hinaus. Für einige Augenblicke nehmen Tristan und Isolde den König in ihre Mitte, dann aber wird das Paar seinen Weg ohne ihn gehen: „Wohin nun Tristan scheidet, willst du, Isold‘, ihm folgen?“

Ansprechend besetzt sind in Bonn auch die weniger umfangreichen Rollen: Mark Morouse als prägnanter Kurwenal, Giorgos Kanaris als soldatisch korrekter Melot, Johannes Mertes als Hirt und Sven Bakin als Steuermann. Für eine musikalische Sternstunde sorgte Stefan Blunier am Pult des Beethoven Orchesters Bonn. Der Chefdirigent zerriss zwar den langsamen Beginn durch endlose Pausen, konnte dem Orchester aber den „schmachtenden“ Klang entlocken, den Wagner mit dieser Anweisung im Sinn gehabt haben mag. Allmähliches Steigern der Klangintensität, graduelle Verschiebungen in der Mischung der Klänge, flexible Artikulation: das sind die technischen Geheimnisse. Das Ergebnis ist eine für Bonner Verhältnisse außergewöhnliche Spielkultur, ein runder, warmer Gesamtklang, dem Blunier aber auch Feuer, Energie und Tempo mitgeben kann.

Intendant Klaus Weise kann aus Bonn mit einer Produktion scheiden, die der Leistungsfähigkeit des Hauses das schönste Zeugnis ausstellt. Wie sein Nachfolger Bernhard Helmich aus Chemnitz bei zurückgehenden Mitteln in der ehemaligen Bundeshauptstadt – immerhin einer Kommune mit über 325.000 Einwohnern – die Qualität des Angebots sichern will, ist noch sein Geheimnis: Der Spielplan 2013/14 wird im Mai veröffentlicht. Sicher ist schon, dass die Spielzeit mit Zeitgenössischem eröffnet wird: mit der Oper „Written On Skin“ (Auf Haut geschrieben) von George Benjamin. Erstmals in Deutschland wird sie schon am 23. Juli in der Uraufführungsinszenierung aus Aix en Provence von 2012 in der Bayerischen Staatsoper München gespielt.




Ein Monat mit den Ruhrnachrichten

Vor einigen Wochen habe ich mich an dieser Stelle von meinem langjährigen Abo der „Westfälischen Rundschau“ verabschiedet, weil diese Geisterzeitung keine eigene Redaktion mehr hat. Im April, der sich nun dem Ende zuneigt, habe ich ein Monats-Probeabo der Ruhrnachrichten (RN) bezogen. Ich werde es nicht in einen regulären Bezug übergehen lassen. Und warum nicht?

Ohne ins Detail einzelner Beiträge gehen zu können, sei eine Begründung gewagt. Vorab noch dies: Es geht hier nicht um Kollegenschelte, sondern um (Auswirkungen von) Strukturen.

P1060109Der Dortmunder Lokalteil (der seit Anfang Februar auch in der „Rundschau“ zu finden ist) mag angehen. Sie versuchen, „nah am Leser“ zu sein, wie es so schön heißt. Freilich bekommt man jetzt über Wochen hinweg den Eindruck, dass dort die tägliche Anspannung nachgelassen hat. Die RN haben am Ort keine Tageszeitungs-Konkurrenz mehr, können also hin und wieder die Zügel schleifen lassen.

In dieser Stadt und ihrem Umland muss jetzt jeder, der öffentlich wirken will, sich – noch mehr als vordem – mit den Ruhr Nachrichten gut stellen. Im Gegenzug geht diese eher CDU-geneigte Zeitung aber auch meist nicht allzu kritisch mit jenen um, die das Sagen haben. Niemand, und hätte er noch so ein edles Anliegen, kann ihnen mehr so kommen: „Wenn Sie es nicht bringen, dann gehe ich eben zur Konkurrenz…“

Auch habe ich mir glaubhaft sagen lassen, dass einzelne RN-Redakteure nun auf ziemlich hohem Ross sitzen, was etwa den Umgang mit Veranstaltern angeht. In einer Quasi-Monopolstellung glauben manche wohl, dass sie es sich halt erlauben können.

Die eigentliche Schwäche der Ruhrnachrichten ist allerdings der (über)regionale Haupt- oder Mantelteil. Es gibt Tage, da stammen gefühlte oder auch gezählte 70 bis 80 Prozent der Nachrichten und Berichte von den Agenturen dpa oder AFP. Das heißt, sie werden eben nicht in Dortmund recherchiert und geschrieben, sondern hier nur aufbereitet und zusammengestellt, gelegentlich auch kommentiert. So wirft sich die offenbar unterbesetzte Mantelredaktion nicht gerade häufig mit eigenen Schwerpunkten und Akzenten in die Bresche. Eine Ausnahme bildet die ansonsten allenfalls mittelprächtige Kulturseite. Hier wartet man überwiegend mit Eigenbeiträgen auf.

Nach dem Kraut- und Rüben-Prinzip

Die Verteilung im Blatt scheint – beginnend mit einer oft chaotisch layouteten Titelseite – vielfach dem Kraut-und-Rüben-Prinzip zu folgen. Man hat es versäumt, das Erscheinungsbild behutsam zu modernisieren und zu ordnen. Jetzt verspürt man wohl erst recht keinen Druck mehr, dies kostspielig nachzuholen.

P1060111Bei den Aufmachern auf der Titelseite ist die Redaktion zuweilen nicht allzu wählerisch. Tiefpunkt in den letzten Wochen war in der Ausgabe vom 9. April ein lieblos zusammengeschusterter, höchst redundanter Textaufmacher übers Wetter („Jetzt kommt der Frühling“), in dem gleich mehrfach zeilenschinderisch betont wurde, dass Regen der Preis für höhere Temperaturen sein werde. Zeitungen, die etwas auf sich halten, fangen ein solches Thema vorne lieber mit einem guten Bild auf und bringen einen etwaigen längeren Text im Inneren. Weiteres Beispiel ähnlichen Kalibers: Am 17. April wurden Rangeleien zwischen BVB-Fans um Tickets fürs Heimspiel gegen Madrid zum Aufmacher der ersten Seite.

„Da müssen wir durch – jeden Tag“

Die RN-Redaktion scheint gelegentlich froh zu sein, wenn sie meint, nicht mit Politik oder Wirtschaft „nach oben gehen“ zu müssen. Sie nutzt in diesem Sinne beinahe jede Chance. Politik ist ja auch garstig. Hauptsache, dass die im Schnitt herzlich harmlosen Glossen-Dreispalter am Fuß der Titelseite stehen und arglos milde Laune stiften. Just heute (30. April) steht da, sozusagen in eigener Sache, eine Glosse über die Flut oft bedeutungsloser Informationen, denen Journalisten ausgesetzt seien. Seufzer am Schluss: „Aber wir müssen da durch – jeden Tag“. Ach, die Kollegen tun einem leid.

Apropos BVB. Als Kennzeichen journalistischer Unabhängigkeit gilt es, sich nicht mit einer Sache gemein zu machen – ein Prinzip, gegen das in der Regionalpresse und speziell in Sportteilen häufig verstoßen wird. Die Ruhrnachrichten sind mächtig stolz darauf, als „Medienpartner“ des BVB zu firmieren und auf der Erfolgswelle des Vereins mitzuschwimmen. Ein Signal für die seit jeher enge Verbundenheit war es, dass der ehemalige RN-Sportredakteur Sascha Fligge 2012 als Pressesprecher zur Borussia gegangen ist. Schon sein Vorgänger Josef Schneck war von den Ruhr Nachrichten zum BVB gekommen. Da kann man von einer langjährigen Liaison sprechen.

Die Euphorie gänzlich verfehlt

Umso unverständlicher die RN-Titelseite vom 10. April – nach dem wahnwitzigen 3:2 gegen Málaga, das unbedingt in die Annalen des BVB eingeht. Die stocknüchterne Schlagzeile „3:2 – BVB im Halbfinale“ gibt auch nicht annähernd die euphorische Stimmungslage des Abends wieder – das müssen die Kollegen hinten im Sportteil besorgen („Wahnsinn in Schwarzgelb“). Erst einen Tag später sucht man das Versäumte auf Seite eins mühsam wettzumachen. Doch da passiert gleich der nächste Lapsus: Textaufmacher ist diesmal aus unerfindlichen Gründen die laue Vermutung, dass es eventuell „doch keinen zweiten verkaufsoffenen Adventssonntag geben“ werde. Wohlgemerkt, in der Augabe vom 11. April. Welch ein „Aufreger“…

Nach dem Anschlag beim Boston-Marathon bringt man es am 20. April fertig, das vermutlich nichtssagendste von allen verfügbaren Fotos auf die Titelseite zu stellen; noch dazu in einem unsinnigen Bildzuschnitt. Man vergleiche nur, was andere Zeitungen am selben Tag gebracht haben.

Natürlich gibt es auch gelungene Ausgaben, lesenswerte Texte, ansehnliche Bilder. Doch Tag für Tag finden sich lieblose Überschriften, die oft genug in die Irre führen und vom Text nicht gedeckt sind; Texte, die ihr Thema bei weitem nicht durchdringen und einen ratlos zurücklassen. Und immer mal wieder kommt es zu gravierenden Fehleinschätzungen. So fand sich zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts über die Platzvergabe im NSU-Prozess auf der Titelseite nur eine dürre 11-Zeilen-Meldung.

Dauerhaftes Manko: Eine richtige Fernseh- oder gar Medienseite leisten sich die RN nicht, erst recht nicht mit rezensierenden Bestandteilen. Programmschema und Kurztipps müssen in aller Regel reichen.

Unerfahrene Mitarbeiter gesucht

Als sollte das Niveau noch gesenkt und die Blattproduktion nochmals verbilligt werden, suchten die Ruhrnachrichten am 17. April in einem treuherzigen Zweispalter des Dortmunder Lokalteils freie Mitarbeiter, die keine journalistische Erfahrung haben müssten.

Selbst wenn die WAZ jetzt weitere Stellen kürzt und auch ihren zentralen Essener Newsdesk verkleinert, wird sie doch im Vergleich mit den RN höchstwahrscheinlich immer noch den deutlich besseren Mantelteil vorweisen können. Ich sage das ganz nüchtern, ohne rasende Begeisterung.

Erst recht wird man wehmütig beim weiteren Blick zurück. Vor allem in jener Zeit, als es die „Westfälische Rundschau“ noch in voller Besetzung gab, hat die Konkurrenzlage auch in und um Dortmund das Geschäft belebt. Die WR-Redaktion hat stets einigen Ehrgeiz daran gesetzt, die Ruhr Nachrichten zu übertrumpfen – vielfach mit Erfolg. Mir scheint, dass auch die RN damals besser gewesen sind. Eine vergleichbare Ambition ist den Ruhrnachrichten heute nur noch selten anzumerken.

Andreas Rossmann schrieb denn auch am 28. Januar 2013 im Feuilleton der FAZ: „Die Schließung der Redaktion trifft Dortmund hart. Denn die WR war lange die bessere und, trotz SPD-Nähe und -Beteiligung, gegenüber der von Sozialdemokraten beherrschten Stadtverwaltung kritischere und engagiertere Zeitung.“

Triumph am regionalen Markt

Es ist doppelt betrüblich, dass in Dortmund, Lünen und Schwerte eine Zeitung wie die RN den Marktsieg davonträgt und gleichsam „triumphiert“. Man muss verlegerisch schon ziemlich ungeschickt operieren, um mit einem insgesamt besseren Produkt so zu scheitern.

Seit jeher haben die Ruhrnachrichten in Dortmund eine ungleich höhere Präsenz. Sie liegen in allen nennenswerten Geschäften aus, hatten stets mehr Familienanzeigen und Werbeprospekte als die Mitbewerber. Nur leicht übertrieben gesagt: Die RN scheinen zudem großen Wert darauf zu legen, dass in einem regelmäßigen Turnus alle Dortmunder auf Fotos im Blatt auftauchen. Leider wiegen solche scheinbar läppischen Äußerlichkeiten ziemlich schwer. Es geht nicht immer nur um hehren Journalismus.

Genug. Das war’s. Mit diesem Beitrag. Und mit dem RN-Abo. Und bitte, lieber RN-Verleger Lambert Lensing-Wolff, für dieses bescheidene kleine Consulting berechne ich nur den branchenüblichen Satz.