„Killing Season“: DeNiro und Travolta sind kein Kino-Traumpaar

John Travolta, der aussieht wie Schwarzenegger als Waldmensch, trinkt Jägermeister, hat sich den Schädel rasiert, einen wuscheligen Bart wachsen lassen und spricht grammatisch korrektes Englisch mit etwas, von dem er zu denken scheint, es sei ein serbischer Akzent. Hin und wieder vergisst er das aber. Jedenfalls in der Originalfassung, die ich gesehen habe.

Früher waren Filme, in denen Robert DeNiro mitspielte, ein Garant zumindest für Spannung und meistens auch für Qualitätskino. Der Funke dieser Kombination DeNiro / Travolta ist schon verglimmt, bevor auch nur das kleinste Flämmchen glühen konnte.

Am besten die schlechte Nachricht zuerst, die ist ohnehin länger als die gute. „Killing Season“ (noch ohne deutschen Starttermin) ist ein schlimmer Film, den DeNiro, Travolta und das malerisch rauhe Gebirge zu 95% bestreiten; ein Film, der die beiden lange Zeit in den Appalachian Mountains einander jagen und aufeinander schießen lässt mit Gewehr und Pfeil und Bogen. Warum, das weiß man nicht genau, außer dass es anfangs einen wochenschauartigen Einspieler gibt von Kriegshandlungen und Erschießungen während des Bosnien-Kriegs.

Außerdem bekommt der düstere Emil Kovac (Travolta) ganz am Anfang des Films in einer Wirtschaft (vermutlich in Serbien) von einem finsteren Typen einen Umschlag mit Geld rübergeschoben, und der finstere Typ seinerseits einen Umschlag mit alten Akten. In einer Akte ist kurz ein Foto von DeNiro zu sehen. Das muss als Begründung für die folgenden 90 Minuten reichen. Danach ist Travolta dann in Amerika und trifft – von Travolta geplant zufällig – auf Colonel a.D. Benjamin Ford (DeNiro), und erst einmal freunden die Beiden sich an. Nach und nach entwickelt sich ein Katz- und Mausspiel, Schachspiel, ein Zwei-Personen Krieg.

Es war ja schon von Anfang an klar, dass Travolta einen Rochus auf DeNiro hat, weil der im Bosnien-Krieg was gemacht haben soll, wofür Travolta sich rächen möchte. Darum also jagen sie sich nun quer durch das unwirtliche, aber, wie gesagt, szenisch wunderbare Gebirge. Da durchbohrt ein Pfeil mal DeNiros Wade, und der muss den auf Anweisung Travoltas einfach so rausziehen. Ich finde ja, er hätte den mit den Zähnen rausbeißen sollen. Aber so tough ist er nun doch nicht. Geht aber auch so gut, blutet kaum, und DeNiro hoppelt weiter. Dann trifft ein Pfeil auch Travolta ins buschige Antlitz: linke Wange rein, rechte raus, das sieht aus wie Grillhähnchen auf dem Spieß (sorry, Mr. Travolta), hilft auch nicht beim Sprechen, egal ob mit oder ohne Akzent.

Travolta ist natürlich genauso hart wie DeNiro und nach dem Rausfriemeln sieht man alsbald keine Spur mehr von den Durchschüssen. Zwischendurch hängt Travolta den DeNiro mal koppheister an einem Ast auf, oder man sieht eine Variante des water boarding. Hier und da ist Verschnaufpause, die zu Gesprächen genutzt wird. Ganz am Anfang und ganz am Ende hat DeNiros Sohn mit Frau und Baby einen kurzen Auftritt, und zum Schluss siegt die Gerechtigkeit. Oder die Wahrheit. Oder was man dafür hält.

Es ist wirklich kein guter Film. Mich wundert, dass DeNiro diese Rolle angenommen hat. Bei Travolta wundert mich nix.

Für den Regisseur Mark Steven Johnson ist es der fünfte Film. Von den anderen vier hab ich nie gehört.

Keinen Stern für dieses Werk.

Jetzt die gute Nachricht: Ich gebe einen Gnadenstern für die dreimalige Einspielung von Johnny Cashs „Don’t take your guns to town“, beim zweiten Mal singt DeNiro mit.
Das war schön.

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TV-Nostalgie (2): „Monaco Franze“ bleibt unvergesslich

Auf der Suche nach Figuren, die wir im Fernsehen schmerzlich vermissen, gibt’s manchmal kein Vertun: Helmut Fischer als „Monaco Franze – Der ewige Stenz“ gehört unbedingt dazu. Und alle anderen, die an Helmut Dietls grandioser Serie von 1983 mitgewirkt haben, denn die war bis in die kleinste Nebenrolle passgenau besetzt.

Auf Bayern III werden derzeit, den ganzen Sommer hindurch (jeweils montags und donnerstags, immer um 20.15 Uhr), die Folgen des ARD-Zehnteilers abermals gezeigt. Da kann man wirklich sagen: Wiederholung macht Freude!

Wehmütiger Blick zurück

Selig in wehmütiger Nostalgie schwelgend, habe ich mir die Auftaktfolge mit dem schönen Titel „A bissel was geht immer“ noch einmal angeschaut, die am 2. März 1983 erstmals ausgestrahlt worden ist. Du meine Güte, über 30 Jahre ist das schon her…

Moment der ungetrübten Harmonie: Monaco Franze (Helmut Fischer) und sein "Spatzl" (Ruth-Maria Kubitschek) (© BR/Balance Film)

Moment der ungetrübten Harmonie: Monaco Franze (Helmut Fischer) und sein „Spatzl“ (Ruth-Maria Kubitschek) (© BR/Balance Film)

Und so fängt’s an: Der vermeintliche „kulturlose“ und doch auf seine Art so elegante Abenteurer Monaco Franze scharwenzelt mal wieder außerehelich einer Dame (Gisela Schneeberger) hinterher, die sich ein völlig falsches Bild von ihm macht und ihn für einen leidvoll einsamen Wolf halten möchte. Wenn sie wüsste! Monaco Franze, gleichsam nur nebenberuflich Kripobeamter, versucht, mit einer Art Rasterfahndung auf ihre Spur zu kommen. In welchem Münchner Stadteil wohnt sie nur, in welchem Tanztempel kann man sie antreffen?

Ehemann an der langen Leine

Viel besser kennt natürlich die hochkultivierte Gattin Annette von Soettingen (Ruth-Maria Kubitschek) ihren Charmeur Monaco Franze (bürgerlich Franz Münchinger), den sie klugerweise an der langen Leine laufen lässt. Hauptsache, der Schwerenöter übertreibt seine Eskapaden nicht. Dessen herzig-lausbübische Aussage „Geh, Spatzl, seelisch bin i dir treu“ ist längst so legendär wie die ganze Reihe, die nebenher so manchen Eheratgeber ersetzt.

Besser als in dieser ersten Folge kann man einen Serieneinstieg wohl nicht hinbekommen. Wie kunstvoll die Handlungsstränge da verwoben werden! Wie wunderbar stimmig die Episode von den Wagner-Opern erzählt wird, in die Annette ihren Mann unbedingt zerren will. Dabei hasst der ihre hochnäsigen Freunde ebenso wie die Klänge und das Wagalaweia-Getue auf der Bühne. Doch dann bedient er sich einer herrlichen List und weiß plötzlich so gut Bescheid wie der beste aller Opernkritiker. Welch ein Triumph…

Gipfel der Komik

Da werden einige Gipfel der Hochkomik erklommen, und zwar scheinbar völlig unangestrengt. Auf diese Weise funktioniert das nur mit einem famosen Ensemble, zu dem u. a. auch Christine Kaufmann und Erni Singerl zählten. Wie da der herrschende Zeitgeist nachgezeichnet und gleichzeitig funkelnd parodiert wurde, das erreichte geradezu literarische Höhen. Das hat Bestand.

Als Regisseur Helmut Dietl, der sich den „Monaco Franze“ gemeinsam mit dem Schriftsteller Patrick Süskind und mit Franz Geiger ausgedacht hat, 1986 auch noch den gleichfalls unvergesslichen Sechsteiler „Kir Royal“ nachlegte, zählte er endgültig zu den wichtigsten TV-Schaffenden überhaupt. Und München war in jenen 80er Jahren bei weitem die glanzvollste Stadt im deutschen Fernsehen. Auch da gibt es kein Vertun.

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Der Beitrag ist zuerst bei www.seniorbook.de erschienen