„Flüchtiges Begehren“: Mit dem 30. Fall bereitet Donna Leon ihren Commissario Brunetti auf den Abschied vor 

Wir müssen uns Donna Leon als glücklichen Menschen vorstellen. Nachdem die US-Amerikanerin einige Jahre um den Globus getingelt war und sich in verschiedenen Jobs ausprobiert hatte, fand sie in Venedig ihr privates Paradies und beschloss, Schriftstellerin zu werden.

Geschichte und Gegenwart der einstigen Handelsmetropole, das trübe Wasser der Lagune, die verwinkelten Gassen und der schöne Schein der Serenissima: genau der richtige Ort, um über Macht und Mafia und die Verbrechen nachzudenken, die aus Neid und Gier, Liebe und Hass begangen werden. Mit der Erfindung des unbestechlichen Commissario Brunetti, der sich schlafwandlerisch durch das labyrinthische Venedig bewegt, seine Familie abgöttisch liebt und sich in die Lektüre der alten Klassiker vertieft, um die menschlichen Abgründe besser verstehen zu können, gelang ihr auf Anhieb mit „Venezianisches Finale“ der Durchbruch zur Besteller-Autorin.

Um ihren Leidenschaften zu frönen, barocke Ensembles zu alimentieren und der geliebten Musik von Georg Friedrich Händel zu lauschen, wo immer sie zur Aufführung kommt, musste sie „nur“ jedes Jahr einen neuen Brunetti-Krimi schreiben. Die spezielle Melange aus venezianischem Flair, sanfter Ironie und einem Setting mit dem immer gleichen Personal (die kluge und warmherzige Gattin Paola, die engagiert-aufbrausende Tochter Chiara, der rebellisch-pfiffige Sohn Raffi, der beharrlich-bauernschlaue Mitarbeiter Vianello, die Internet-affine Elettra, der dumpfbackig-eitle Vorgesetzte Patta) war stets Garant für gute Unterhaltung. Dass der Autorin allmählich (beim 30. Fall) die Puste ausgeht und sie der Stadt Venedig und ihres sympathischen Commissario überdrüssig scheint, ist ebenso bedauerlich wie verständlich.

Es beginnt mit harmlosen Flirts

Der neue Band „Flüchtiges Begehren“ ist angekränkelt von menschlicher Trübsal und literarischer Trauer: Abschied liegt in der Luft, das Ende scheint nahe. Das spürt auch Brunetti. Er schleppt sich nur noch lustlos ins Büro. Er blättert in den Zeitungen, trinkt einen Espresso nach dem anderen. Wartet auf den Dienstschluss. Dass sich etwas menschlich Fehlbares ereignet, das sich bald zu einem widerlichen Abgrund weiten wird, merkt Brunetti erst, als ihn seine neue Mitarbeiterin, Claudia Griffoni, darauf hinweist. Sie ist kürzlich von Neapel nach Venedig versetzt worden, sorgt für Frauen-Power und verdrängt allmählich den Kollegen Vianello, der nur noch als Nebenfigur schattenhaft durch den Roman geistert.

Die kriminalistischen Verwicklungen beginnen ganz harmlos. Zwei venezianische Burschen flirten auf dem Campo Santa Margherita mit zwei jungen amerikanische Touristinnen, unternehmen mit dem Boot eine Spritztour durch die Lagune. In der Dunkelheit rammen sie einen Pfahl, stürzen durcheinander und verletzten sich schwer. Die verängstigten Männer legen die bewusstlosen Frauen auf einem Steg des Hospitals ab, bevor sie das Weite suchen. Entdeckt werden die Frauen nur, weil ein Krankenhausmitarbeiter nachts auf dem Steg eine Zigarettenpause macht. Die beiden Flüchtigen sind schnell ermittelt. Doch was steckt hinter dem Unfall und dem befremdlichen Verhalten der Männer? Was verschweigen die beiden? Wovor haben sie Angst?

Wer ist überhaupt frei von Mafia-Kontakten?

Um Licht ins Dunkel zu bringen, müssen Brunetti und Griffoni das Leben der beiden jungen Männer durchleuchten, die schon zusammen die Schulbank gedrückt haben und mehr als nur kumpelhafte Freundschaft füreinander empfinden. Der eine, Berto Duso, ist inzwischen Jurist, der andere, Marcello Vio, ist Handlanger seines Onkels, Pietro Borgato, der ein paar Boote besitzt, mit ihnen Waren durch die Lagune schippert und schon öfter ins Fadenkreuz der Hafenpolizei geraten ist. Doch bisher konnte man dem gewalttätigen Borgato nicht stichhaltig nachweisen, dass er Kontakte zur Mafia unterhält und sich als Schmuggler betätigt.

Bis Brunetti das Geheimnis von Berto und Marcello lüften kann und herausfindet, warum sich die beiden vor Borgato fürchten und in welche schändlichen Verbrechen der Bootsbesitzer verwickelt ist, vergehen Tage und Wochen. Aqua Alta, das herbstliche Hochwasser, schwappt durch Venedig, kalter Nebel legt sich wie ein grauer Schleier über die vom Massentourismus verschandelte Stadt. Brunetti verzettelt sich in einfühlsame Gespräche mit den beiden verschreckten Jungs und führt langwierige (und langweilige) Besprechungen mit Küstenwache und Carabinieri der Inseln. Wem kann er trauen und wer ist frei von Mafia-Kontakten?

Ein Wiedergänger des Sisyphos

Es ist ein Buch des Grübelns und Zweifelns. Lange bewegt sich fast gar nichts. Brunetti ist von Gott und der Welt verlassen, er wartet nur noch darauf, entweder sanft zu entschlafen oder endlich den gordischen Knoten des menschlichen Elends durchschlagen zu können. Auf einen langen, zähen Stillstand folgt irgendwann ein kurzes, tödliches Finale. Zurück bleibt Brunetti, der den Stein wieder allein den Berg hinauf rollen muss. Doch als glücklichen Menschen können wir ihn uns kaum mehr vorstellen. Eher als einen melancholischen Wiedergänger von Sisyphos, der kurz davor ist, alles hinzuschmeißen und für immer seinen Abschied zu nehmen.

Donna Leon: „Flüchtiges Begehren“. Commissario Brunettis dreißigster Fall. Roman. Aus dem amerikanischen Englisch von Werner Schmitz. Diogenes Verlag, Zürich 2021, 315 S., 24 Euro.

(Auch das Hörbuch, gelesen von Joachim Schönfeld, ist bei Diogenes erschienen. Preis: 21,99 Euro in CD-Form, 528 Minuten)




Für das Echte gibt es keinen Ersatz: Bochums Theater verzichtet auf digitale Hamsun-Premiere

Lang entbehrt, nicht zu ersetzen: Blick ins Bochumer Schauspielhaus, nach Ende der Vorstellung. (Aufnahme vom November 2018: Bernd Berke)

Es war eine unscheinbare Mail, die uns heute aus dem Schauspielhaus Bochum erreicht hat – und doch ist sie in gewisser Weise bedeutsam. Inhalt: Die ursprünglich für den 29. Mai angekündigte Bochumer Theaterpremiere nach Knut Hamsuns Roman „Mysterien“ wird abgesagt.

Interessant ist die Begründung. Zitat aus der Presseinformation: „Wie sich im Laufe des Probenprozesses gezeigt hat, kann die Aufführung mit ihrer visuellen Einbeziehung des Theaterraums auf dem Bildschirm nicht ihre volle Wirkung entfalten.“

Die Premiere war als Streaming-Ereignis geplant, doch just diese (neuerdings oftmals erprobte) Form der Präsentation hat eben offenkundig ihre Grenzen. Ohne weitere Details zu kennen, darf man davon ausgehen, dass der jetzigen Absage redliche künstlerische Erwägungen zugrunde liegen. Regisseur Johan Simons und sein Team konnten es offenkundig nicht verantworten, für eine Online-Darbietung zu viele Kompromisse einzugehen. Das Stück soll zu Beginn der nächsten Spielzeit als analoge Premiere gezeigt werden.

Auch im Museum geht nichts über Präsenz

Und was lernen wir daraus? Nochmals und wie zur Bekräftigung das, was wir eigentlich schon längst gewusst haben: Die vielbeschworene Digitalität ermöglicht zwar Ausweichmanöver in Krisenzeiten, sie ist oft weitaus besser als gar nichts. Aber sie ist keineswegs geeignet, das klassische Theatererlebnis zu ersetzen. Das mag man auslegen, wie man will, mir erscheint es als Hoffnungszeichen – und als weiterer Beleg dafür, wie sehr wir der unmittelbaren Präsenz in Theatern und sonstigen Kulturstätten bedürfen.

Ähnliches gilt auch für andere Kunstsparten. Nur ein Beispiel: Jüngst hat das Museum Ostwall im „Dortmunder U“ den Versuch unternommen, die bereits geschlossene Retrospektive über Rainer Fetting quasi als Online-Aufzeichnung mit 360-Grad-Rundumsicht fortbestehen zu lassen. Sicher, da kann man sich nach und nach durch die Räume klicken und sozusagen virtuell vor die Bilder hinstellen, aber es wirkt doch eher wie die hilflose Parodie eines Rundgangs.

Wie lautete doch einst jener Werbespruch: „Für das Echte gibt es keinen Ersatz.“




„Ein leuchtender Teil Amerikas“ – Zum 80. Geburtstag von Bob Dylan

Ein geradezu ikonenhaftes Bild aus den alten Zeiten: Bob Dylan mit Joan Baez, am 28. August 1963 beim Civil Rights March nach Washington, D. C. (Foto: Rowland Scherman / U. S. National Archives and Records Administration / gemeinfrei – public domain)

Das Fachmagazin „Rolling Stone“ listet Bob Dylan auf Platz 2 der „größten Musiker“ und auf Platz 1 der „bedeutendsten Songwriter aller Zeiten“. Mit seiner Musik und Poesie hat er Generationen begleitet und geprägt.

Manchen gilt er als Friedensapostel, anderen als Bürgerschreck. Doch für Bob Dylan, der am 24. Mai 1941 als Robert Allen Zimmerman in Duluth/Minnesota geboren wurde, gibt es keine passende Schublade. Er macht, was ihm gefällt, ist nie da, wo man ihn vermutet. Während andere Künstler sich zur Ruhe setzen, ist Bob Dylan, der als erster Musiker den Literaturnobelpreis bekam, seit Jahren auf einer „Never Ending“ Konzert-Tour“. Zum 80. Geburtstag erscheinen zwei Bücher, die sein Leben und Werk würdigen: „Look Out Kid“ und „Forever Young“.

Immer wieder ins Grübeln kommen

„Look Out Kid“ ist eine mehrfach wiederholte Zeile aus dem Song „Subterranean Homesick Blues“. In diesem „Unterirdischen Heimweh-Blues“ werden seltsame Gefahren zu einem Alptraum vermengt, die Zuhörer werden immer wieder gewarnt: „Look Out Kid“, Pass auf! Sieh dich vor! Sei vorsichtig, sonst bekommst du Prügel! So wie mit diesem surrealen Song geht es oft: Man kommt bei den Liedern immer wieder ins Grübeln, erklärt sie sich immer wieder anders, wird sie nie richtig verstehen, bekommt sie aber nicht aus dem Kopf. Deshalb hat Autor Maik Brüggemeyer einige Kollegen gebeten, sich einen Song von Dylan auszusuchen, der sie seit langem begleitet, verzaubert, ärgert. Entstanden sind Texte, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Bekenntnisse, Reiseberichte, Reportagen, Erzählungen, eine Dylan-Hommage mit 20 verschiedenen Stimmen.

Das Dylan-Buch von Stefan Aust und Martin Scholz, erschienen bei Hoffmann und Campe.

Stefan Aust und Martin Scholz gehen einen anderen Weg, um Zeitlosigkeit und Unsterblichkeit von Dylan zu beweisen: Den Song „Forever Young“ kennt jeder, und „Für immer jung“ bleibt Dylan für viele Musiker, Schriftsteller, Politiker, die berichten, warum sie nicht von seinen Liedern lassen können. Zu ihnen gehören T. C. Boyle, Patti Smith, Joan Baez, aber auch Otto Schily und Ursula von der Leyen.

Eine Mundharmonika für Nicolas Sarkozy

Kaum zu glauben: aber Ursula von der Leyen, die ja heute als Inbegriff der garantiert knitterfreien Politikern gilt, hatte früher eine wilde Seite, mit einem kleinen Fiat 500 düste sie durch Europa und hörte dabei gern ihre Lieblings-Songs von Dylan, „Just Like A Women“, „Blowin´ In The Wind“, Lieder, die sie noch heute gern laut singt. Besonders schätzt sie, dass Dylan Fragen stellt, ohne gleich Antworten zu geben, dass er Menschen zum Nachdenken bringen kann und „meiner Generation geholfen (hat), Kritik öffentlich auszusprechen, einfach mal durchzuatmen“.

Bob Dylan im Juni 2010 beim Akzena Rock-Festival in Vitoria- Gasteiz, Spanien (Baskenland, bei Bilbao). (Foto: Alberto Cabello / Wikimedia Commons – Link zur Lizenz)

Otto Schily, Mitbegründer der Grünen und späterer SPD-Innenmister, bewundert Dylan  als Protagonisten des permanenten Wandels und der Skepsis: „Dylan repräsentiert für mich den Umbruch wie kein anderer“. Die Sängerin Carla Bruni berichtet, wie sie mit ihrem Gatten, Nicolas Sarkozy, nach einem Dylan-Konzert in Paris in die Garderobe gebeten wurde und einen linkischen und schüchternen Dylan erlebte, der zum Abschied Sarkozy seine Mundharmonika schenkte: „Die habe ich sofort an mich genommen“, lacht Carla Bruni. Was auch soll ihr künstlerisch unterbelichteter Mann mit dieser Reliquie eines musikalischen und poetischen Gottes anfangen? So kurzweilig erzählen sie alle von ihren Begegnungen mit Dylan: Für Navid Kermani ist Dylan „ein leuchtender Teil Amerikas, an den man glauben möchte“, und T. C. Boyle, der in seinen Romanen oft musikalische Fährten legt, meint: „Ich höre jeden Tag Bob Dylan, eigentlich höre ich ihn den ganzen Tag.“

Plötzlich die E-Gitarre eingestöpselt

Im Song-Book von Maik Brüggemeyer erfährt man, wie Frank Goosen sich an seine Kindheit und an den Song „It´s All Right Ma (I´m Only Bleeding)“ erinnert, den er bis heute zwar nicht kapiert, aber mit dem langhaarigen Studenten verbindet, der damals im Hause seiner Eltern ein Zimmer unterm Dach bewohnte, ständig Dylan hörte, halbnackte Frauen fotografierte und von seiner Verwandtschaft für einen RAF-Terroristen gehalten wurde.

Maik Brüggemeyers Dylan-Buch, erschienen bei Ullstein.

Tom Kummer erfindet eine Geschichte rund um die Aufnahmen des vielleicht bedeutendsten Albums, „Highway 61 Revisited“ (1965): Dylan verschreckt seine Folk-Fans plötzlich mit E-Gitarren-Rock und spielt Songs für die Ewigkeit: das vom Alleinsein handelnde „Like A Rolling Stone“ und „Ballad Of A Thin Man“, die Ballade vom dünnen Mann, Mr. Jones, dem spießigen Jedermann, der spürt, dass sich irgendwas ändert und vorgeht, der aber nicht weiß, was es ist und soll. Ein visionäres Lied, zu dem sich Tom Kummer eine aberwitzige Geschichte ausgedacht hat, die die Atmosphäre der damals aufgeheizten politischen Zeit einfängt. Enttäuschend dagegen die Geschichte, die sich Benedict Wells zum Song „I´m Not There“ hat einfallen lassen: nämlich gar keine! Durch seinen Kopf rauschen unzählige Gedanken, die er nicht recht fassen kann, deshalb beschließt er, „dass die vielleicht aller-dylanesqueste Weise, über Bob Dylan zu schreiben, ist, nicht über ihn zu schreiben. Sondern ihm nur kurz von Straßenrand aus zuzunicken, während schon die Hand des Lesers kommt, diese Seite umzublättern.“

Wer nach der vielstimmigen Dylan-Hommage den Meister im Original lesen möchte, sollte die Autobiographie aufschlagen, „Chronicles“, die sich wie ein kurzweiliger, spannender Roman liest. Außerdem: „Best Of Lyrics“, eine Zusammenstellung (auf Englisch und Deutsch) von 111 Songs, über die Dylan in seiner Rede zum Literatur-Nobelpreis sagte: „Sie sind etwas anderes als Literatur. Sie sollen gesungen, nicht gelesen werden. So wie die Worte in den Dramen von Shakespeare auf der Bühne gesprochen werden sollen, so sollen die Texte von Songs gesungen werden und nicht auf einer Buchseite gelesen.“ Holen wir also am besten die alten Schallplatten und neuen CDs aus dem Regal, singen wir einfach mit und spüren, wie befreiend das sein kann!

Maik Brüggemeyer (Hrsg.): „Look Out Kid“. Bob Dylans Lieder, unsere Geschichten. Ullstein Verlag, Berlin 2021, 272 S., 18 Euro.

Stefan Aust / Martin Scholz: „Forever Young“. Unsere Geschichte mit Bob Dylan. Hoffmann und Campe, Hamburg 2021, 288 S., 22 Euro.

Die „Chronicles“ sowie „Best of Lyrics“ sind bei Hoffmann & Campe erschienen.

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Hier zur Ergänzung noch ein Link zum Beitrag, der bei den Revierpassagen vor fünf Jahren zu Bob Dylans 75. Geburtstag erschienen ist.




Nach und nach kehrt die Kultur zurück – mit neuer Lust und neuen Formen

Eines von vielen Ausstellungshäusern der Region, die jetzt wieder öffnen dürfen: das Gustav-Lübcke-Museum in Hamm, das wahrscheinlich ab 25. Mai wieder besucht werden kann. („Symbolbild“ / Aufnahme vom Juni 2020: Bernd Berke)

Es ist nicht mehr zu übersehen und zu überlesen: Jetzt und in den nächsten Tagen werden etliche, wenn nicht die meisten Museen wieder öffnen, werden Theater wieder erste (Freiluft)-Veranstaltungen anbieten, die nicht nur auf digitalen Wegen goutiert werden. Wir können das hier nicht einzeln nachhalten, jede(r) informiere sich bei den Kulturstätten, Kulturschaffenden und Festivals der Wahl.

Das Ganze ist kein „Pfingstwunder“, sondern hat eben mit stetig gesunkenen Corona-Ansteckungsraten zu tun. Man kann nur inständig hoffen, dass die daraus folgenden Lockerungen den Trend nicht wieder umkehren. Man kann nur hoffen? Nein, man kann sich auch weiterhin dementsprechend vorsichtig verhalten. Die allermeisten Kulturanbieter haben mit ausgefeilten Hygiene-Konzepten das Ihre getan. Ein Wiederbeginn ist ihnen und uns allen ebenso zu wünschen wie etwa dem Handel und der Gastronomie.

Experimente willkommen

Was sich schon seit einiger Zeit abzeichnet: Auch nach einem Abflauen der Pandemie (nach der das Virus mutmaßlich endemisch bleiben wird, wie wir es von der Grippe kennen; es sei denn, es entwickelten sich noch gefährlichere Mutanten oder andere Pandemien) – nach dem erhofften Abflauen also werden digitale Formen kultureller Präsentation ihren gesteigerten Stellenwert behalten.

Neuartige Mischformen – etwa aus Theater, Streaming, Film und anderen Künsten – sind im Entstehen begriffen. Um die Binsenweisheit anzufügen: Sie werden das leibhaftige Erlebnis keineswegs ersetzen, wohl aber sinnvoll ergänzen. Schon haben sich hie und da neue Gestaltungsweisen entwickelt, zunächst holprig, aus Not und Zwängen geboren, nunmehr mit einiger Kreativität vorangetrieben. Pauschales Lob gebührt allen, die an derlei Experimenten mit Herz und Seele beteiligt sind. Gewiss werden manche Ansätze auf Dauer scheitern, aber eigentlich ist fast jeder Versuch erst einmal zu begrüßen.

Die Finanzen nicht antasten

Nach deutlich über einem Jahr des wohlbegründeten Verzichts liegt es beinahe jenseits der Vorstellungskraft, sich imaginär in ein halb- oder gar vollbesetztes Theater, Konzerthaus oder Kino zu versetzen. Aber wenn alles gut geht, werden die alten Freiheiten nach und nach wiederkehren. Vor allem anfangs wird es wohl zu einem wahren „Run“ auf Kulturveranstaltungen kommen, die Tickets werden ein sehr knappes Gut sein. Da wird sich zeigen, wie sehr viele Menschen danach gedürstet haben – nicht so sehr nach schicken „Events“, sondern nach herrlich freiem Spiel und womöglich nach lang entbehrter Sinngebung. Und was schließen wir daraus? Dass niemand Hand an FInanzmittel für Kultur legen sollte. Auch darauf müssen wir im Vorfeld der September-Wahlen achten: Wo gelten kulturelle Belange etwas – und wo pfeift man darauf?




Exotik als schöne Kulisse, fern der Wirklichkeit: „Rembrandts Orient“ im Potsdamer Museum Barberini

Rembrandt Harmensz van Rijn: „David übergibt Goliaths Haupt dem König Saul“, 1627, Öl auf Eichenholz, 27,4 x 39,7 cm (© Kunstmuseum Basel, Vermächtnis Max Geldner, Basel)

Das Gesicht des alten Mannes ist weiß, der Bart gut getrimmt, die Augen leuchten voller Stolz. Wahrscheinlich sieht er selten die Sonne und atmet kaum je frische Luft, sondern treibt sich geschäftig in den Handelskontoren Amsterdams herum.

Gelegentlich schaut er im Atelier von Rembrandt vorbei, damit der Malerfürst ihn vortrefflich in Szene setzen kann, so wie er sich selbst gern sieht und in seinen Träumen gern wäre: ein orientalischer Despot oder fernöstlicher Mogul, dem die Untertanen zu Füßen liegen und die seinen herrlichen Turban und seinen kostbaren Seidenumhang bewundern.

Vielleicht ist der bärtige alte Mann tatsächlich einmal in den Orient und nach Fernost gereist, hat als Vertreter der Niederländischen Ostindien-Kompanie in Syrien oder Persien, Indien oder China Station gemacht und profitable Geschäfte eingefädelt, ein paar exotische Objekte und orientalische Teppiche, pazifische Muscheln oder japanische Schwerter mit nach Hause gebracht. Doch eines ist gewiss: Rembrandt Harmensz van Rijn (1606-1669) hat nie seine holländische Tiefebene verlassen, nie den Orient gesehen und nie unter mongolischem Himmel geschlafen.

Kolonialismus und Sklaverei völlig ausgeblendet

Ob Rembrandt den „Mann in orientalischem Kostüm“ oder die „Büste eines alten Mannes mit Turban“ malte, eine „Junge Inderin“ oder ein „Selbstbildnis in orientalischer Kleidung mit Pudel“ auf die Leinwand brachte: Was er auf seinen orientalisch anmutenden Bildern festhielt, ist pure Fantasie, einem eurozentristischen Weltbild geschuldet. Das Fremde ist nur Kulisse, das Kostüm nur ein Traum, das Exotische nur Projektion. Mit der Wirklichkeit hat das alles nichts zu tun.

Rembrandt Harmensz van Rijn: „Büste eines alten Mannes mit Turban“, um 1627/29, Öl auf Eichenholz, 26,7 x 20,3 cm (© The Kremer Collection)

Sklaverei und Gewalt, Ausbeutung, Kolonialismus, Handelskriege: Nichts davon ist zu sehen in der Ausstellung, die im Potsdamer Museum Barberini gezeigt wird und in ihrer Ausblendung des politisch-historischen Kontextes völlig aus der Zeit gefallen scheint. „Rembrandts Orient. Westöstliche Begegnung in der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts“, lautet der Titel. Doch es begegnen sich hier nicht Kulturen auf Augenhöhe und die europäischen Wünsche treffen nicht auf orientalische Wirklichkeit. Stattdessen wird die Welt gesehen, wie sie nie war, die Realität verhüllt, die Ungleichheit verkleidet, die Macht verborgen.

Biblische Gestalten in Fantasie-Kostümen

Gezeigt werden 110 Exponate, darunter 33 Werke von Rembrandt, außerdem Gemälde von Ferdinand Bol, Jan Lievens, Jan Victors und vielen anderen. Perlen der niederländischen Malerei. Doch nirgendwo ein Hauch von Kritik oder Selbstbefragung. Die Künstler, die im Hafen von Amsterdam gelegentlich Menschen aus der Fremde erblickten, den Orient als Mode auffassten und sich in ihrem schicken Heim mit fernöstlichen Accessoires umgaben, verdienten gutes Geld damit, niederländische Kaufleute in orientalische Gewänder zu hüllen und sie darzustellen, als würden sie durch fernen Fantasie-Landschaften flanieren. Der Orient war eine geografische Fata-Morgana und erstreckte sich von Ägypten bis nach Japan.

Rembrandt Harmensz van Rijn: „Daniel und Kyros vor dem Götzenbild des Bel“, 1633, Öl auf Holz, 23,5 x 30,2 cm (© The Paul Getty Museum, Los Angeles)

Kein Problem bereitete es Rembrandt und seinen Schülern, biblische Motive („Die Steinigung des heiligen Stephanus“, „Das Festmahl der Ester“, „Juda und Tamar“) umzudeuten und die Beteiligten in orientalische Fantasie-Kostüme zu stecken. Oder, wie bei der „Taufe des Kämmerers“, die „schwarze Seele“ des demütig knienden dunkelhäutigen Mannes von einem „weißen Mann“ reinigen und bekehren zu lassen. Und auf dem „Markt von Batavia“ (wie ihn ein Kopist mit den Initialen J.F.F. sieht, der ein Bild von Andries Beckmann bearbeitet) tummelt sich buntes Volk unter Palmen. Fröhlich wird gehandelt, gewerkelt, getanzt. Unterdrückung der Einheimischen? Existiert nicht. Die Welt ist schön, die Geschichte ein Abenteuer.

Ab 22. Mai wieder geöffnet

„Rembrandts Orient“. Museum Barberini, Potsdam (wieder geöffnet ab Samstag, 22. Mai, Zeitfenster-Tickets ab 20. Mai erhältlich). Bis 27. Juni. Katalog (Prestel Verlag): im Museum 30 Euro, im Buchhandel 39 Euro.

Nähere Infos unter  0331/236 014 499 oder www.museum-barberini.de

info@museum-barberini.de

besucherservice@museum-barberini.de




Die Sehnsucht nach Bleibe und die Furcht davor – Judith Hermanns Roman „Daheim“

„Wir haben eine neue Autorin bekommen, eine hervorragende Autorin. Ihr Erfolg wird groß sein“, rief Marcel Reich-Ranicki aus, als Judith Hermann 1998 mit ihrem Erzähl-Band „Sommerhaus, später“ ein fulminantes literarisches Debüt hinlegte. Der Literaturpapst sollte recht behalten.

Jedes ihrer Bücher stieß seitdem bei Publikum und Kritik auf große Resonanz. Interesse und Erwartungen waren jeweils riesig, weil die Autorin nicht gerade als Vielschreiberin bekannt ist und lange Pausen einlegt. Ihr neuer Roman „Daheim“ wurde bereits vor der Veröffentlichung für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.

Keine Bange: Judith Hermann ist nicht unter die Heimat-Dichterinnen gegangen, sie verteilt keine literarisch fein gehäkelten Spitzendeckchen und singt keine folkloristischen Lieder. Aber ihre Figuren haben sich schon immer nach einem Ort gesehnt, an dem sie sich wohlfühlen und zur Ruhe kommen können. Es sind seelisch Verletzte, von unerfüllbaren Wünschen Getriebene, sie sind heimatlos, traurig und melancholisch, rauchen und schweigen viel: Das Wichtigste steht oft in den Leerstellen zwischen den Wörtern.

Wo es kein richtiges Zuhause gibt

Die Figuren bleiben rätselhaft, auch für die Autorin, die sich ihnen annähert, ihnen aber Raum lässt zum Atmen und Flüchten. Ob sie sich ein Sommerhaus erträumen oder in einem Vorstadt-Reihenhaus versauern, ob sie im vergammelten „Lettipark“ ihre Kindheit vertrödeln oder auf einem Trip durch die USA ihren verlorenen Hoffnungen hinterher hecheln: Sie suchen immer nach dem einen Moment, der das ganze Leben verändert, nach dem richtigen Wort für das Unsagbare: „Wouldn´t it be nice / if we could live here / make this the kind of place / where we belong.“ Diese Zeile (aus einem Song der Beach Boys), die Judith Hermann ihrem Roman „Gespenster“ vorangestellt hat, könnte auch das Motto von „Daheim“ sein: Die Menschen wollen einen Platz finden, wo man hingehört und bleiben möchte. Doch kann es ihn überhaupt für eine Judith-Hermann-Figur geben?

Die (namenlose) Ich-Erzählerin ist eine Frau von Ende vierzig, sie raucht und schweigt, hat einen Ex-Ehemann, Otis, dem sie immer noch ihre Gedanken und Wünsche anvertraut, der aber nur mit sich selbst und dem Weltuntergang beschäftigt ist, in seiner Wohnung alles, was er findet, aufbewahrt, repariert und einsatzbereit hält für den Fall, dass die Gesellschaft kollabiert oder der Atomkrieg ausbricht. Ihre Tochter, Ann, hat mit 18 die Schule geschmissen, ist seitdem auf einem Erlebnis- und Erkenntnis-Trip rund um die Welt und meldet sich nur sporadisch. Wenn die Erzählerin sie fragt, wann und ob sie denn mal wieder „nach Hause“ kommt, ist das schon deshalb schräg, weil es weder für die Tochter noch die Mutter ein richtiges Zuhause gibt.

Aus der Stadt in ein Dorf am Meer

Die Erzählerin hat früher in einer (namenlosen) Großstadt gewohnt und lebt jetzt in einem (namenlosen) Dorf an einem (namenlosen) Meer, sie hat sich dort ein kleines Haus gemietet und arbeitet als Kellnerin bei ihrem älteren Bruder, Sascha, den es ebenfalls dorthin verschlagen hat. Er hat sich eine Kneipe gekauft und bewohnt ein möbliertes Haus, das einem Museum gleicht. Mit fast 60 Jahren hat er sich in ein 20-jähriges Mädchen verknallt, Nike, die den verknitterten Lover mit ihrer frechen Jugendlichkeit zur Weißglut treibt.

Die Erzählerin möchte in dem Kaff Wurzeln schlagen. Behilflich ist Nachbarin Mimi, eine Künstlerin, die nach mehreren gescheiterten Ehen in ihr Dorf zurückgekommen ist, ihre Leinwände ins Watt legt, von der Flut überrollen lässt und schaut, welche Spuren das Meer hinterlassen hat, wenn die Ebbe die Leinwände wieder freigibt. Mimi hat einen Bruder, Arild, ein Bauer, der Schweine züchtet. Er war nie woanders, würde niemals weggehen und weckt das Interesse der Erzählerin. Die beiden können gut miteinander schweigen, zwischen ihnen funkt es, auch erotisch.

Vielleicht könnte jetzt alles gut werden, wäre da nicht die Marder-Falle, die bei der Erzählerin verschüttete Ängste freilegt. Dass nicht der im Hause rumorende Marder, sondern andere Tiere in die Falle gehen, Katzen und Vögel, macht die Sache nicht leichter. Die Falle erinnert die Erzählerin an das Eingesperrt-Sein in einer Kiste.

Vom Magier in eine Kiste eingesperrt

Mit der Rückblende auf ein traumatisches Erlebnis beginnt denn auch der Roman: Als junge Frau arbeitete sie in einer Zigarrenfabrik, wohnte an einer Ausfallstraße, ging abends oft hinüber zur Tankstelle, um sich ein Eis zu kaufen. Einmal wird sie von einem älteren Mann angesprochen, einem Zauberer, der eine schöne Frau sucht, die den Mut hat, sich in eine Kiste zu legen, zum Schein zersägen zu lassen und mit ihm auf eine Schiffsreise nach Singapur zu gehen. Die Erzählerin ist von der Idee fasziniert, besucht den Zauberer in seinem abgelegenen Haus, klettert in die Kiste und übt mit ihm den Zaubertrick: Noch heute, viele Jahre später, graust es ihr, wenn sie an die Enge und den muffigen Geruch in der Kiste denkt.

Nach Singapur ist sie nicht gereist, dafür hat sie Otis kennengelernt und Ann bekommen und lebt jetzt in einem knarzenden Haus am Meer. Die Befreiung von Abhängigkeit und Fremdbestimmung ist seitdem zu ihrem Lebens-Antrieb geworden. Außerdem fühlt sie sich zeitlebens ausgesperrt und ausgestoßen.

Vielleicht alles nur geträumt

Ausgelöst durch die Marder-Falle erinnert sie sich, dass sie mit ihrem Bruder oft stundenlang im dunklen Treppenhaus ausharren und warten musste, bis die Mutter nach Hause kam und die Tür aufschloss, oder die Mutter, die allein sein wollte, die Kinder endlich in die Wohnung ließ: „Daheim“ ist bisher ein Ort der Angst und des Grauens gewesen. Vielleicht beruht alles aber auch nur auf Erfindung und Einbindung: Denn sowohl Ex-Ehemann Otis wie auch Bruder Sascha haben ganz andere Erinnerungen, und einmal räumt auch die Erzählerin ein: „Möglicherweise träume ich und habe alles geträumt, ich habe Ann geträumt und Otis, ich träume das Wasser, meine Kindheit, mich.“

Judith Hermann hat diesen leisen, poetischen, unverwechselbaren Sound, der das Schwere leicht und das Leichte schwer macht. Die Sprache schillert vor Schönheit, die Menschen dürfen sich ein wenig öffnen, aber doch ihre kleinen Geheimnisse bewahren.„Daheim“ spricht davon, wie das Alte vergeht, aber das Neue noch nicht greifbar ist, wie wir uns nach Heimat sehnen, aber uns doch davor auch fürchten. Die kämpferische Künstlerin Mimi erzählt die Legende der „Nixe“, die von Fischern einst aus dem Wasser gezogen, vergewaltig und wieder ins Meer geworfen wurde. Die Rache der „Nixe“ war grausam: sie entfachte eine gigantische Sturmflut, die alles überrollte. Die Welt der alten Männer, sagt uns Judith Hermann, ist längst zerstört, aber eine neue Welt, in der wir alle „Daheim“ sein können, lässt noch auf sich warten.

Judith Hermann: „Daheim“. Roman. S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M., 191 Seiten, 21 Euro.




Der BVB feiert den Pokalsieg: Ach, wenn doch der Trainer und viele Spieler bleiben würden!

Dortmunder Jubel über den Pokalsieg (Screenshot der ARD-Übertragung)

Tja, was soll man da sagen, da ist man beinahe sprachlos: Mit einem verdienten 4:1 hat Borussia Dortmund gegen RB Leipzig den DFB-Pokal gewonnen. Darauf hätte man vorher nicht unbedingt gewettet. Nicht in dieser Höhe. Nicht in dieser Art und Weise.

Edin Terzic, bis vor kurzer Zeit noch Assistenz-Trainer von Lucien Favre, hat diese Mannschaft insgesamt und hat einzelne Protagonisten sehr schnell besser gemacht. Er hat spürbar Herzblut einfließen lassen. Spieler wie Marco Reus, Mo Dahoud und Manuel Akanji sind unter seiner Ägide geradezu aufgeblüht. Jadon Sancho hat sein Formtief überwunden. Und von Erling Haaland ist nur in den höchsten Tönen zu reden. Um nicht all die anderen zu erwähnen, die wesentliche Anteile am Erfolg haben. Mats Hummels ohnehin. Guerreiro, Bellingham. Aber auch der 35jährige „Oldie“ Łukasz Piszczek, der mit diesem Titel seine Profikarriere beendet, bei dem darob Tränen der Freude flossen und den die ganze Mannschaft heftig hochleben ließ. Das waren schon erhebende, ja berauschende Momente, wenn man es mit den Schwarzgelben hält!

Was nun?  Kaum auszudenken, wenn sie sich jetzt auch doch noch die Teilnahme an der Champions League sichern. Sie sind auf dem besten Wege. Man möchte es bedauern, dass Trainer Terzic nach dieser Saison entweder wieder in die zweite Reihe rückt oder bei einem anderen Club sein Glück sucht, weil es ja beschlossene Sache ist, dass Marco Rose als neuer Cheftrainer aus Mönchengladbach kommen wird. Doch es ist kaum anzunehmen, dass Terzic einen Verein finden wird, mit dem er so innig verbunden ist, wie mit dem BVB. Vielleicht sieht man ihn eines Tages, zum Spitzentrainer gereift, in Dortmund wieder. Hoffentlich behält die Mannschaft jetzt und bis dahin ihr enormes Potential. Zu dem oder jenem sagen wir laut und deutlich: hiergeblieben! Doch ob sie auf uns hören?

Und jetzt wird erst einmal gefeiert. Aber hübsch coronagerecht, nech?!




Südwärts ins Klischee der 70er Jahre – Klaus Modicks Roman „Fahrtwind“

Da stößt jemand beim Sortieren seiner Bücher auf eine Lektüre, die ihn in den 1970er Jahren beeindruckt hat. Beim zerfledderten Büchlein, in dem er seinerzeit die besten Stellen mit Zigaretten-Blättchen markiert hat, handelt es sich um „Aus dem Leben eines Taugenichts“, jene berühmte Novelle des Joseph von Eichendorff aus den frühen 1820er Jahren.

Besagter Jemand erinnert sich, dass er sich damals angesprochen gefühlt hat vom Eichendorffschen dolce far niente, von herrlicher Nichtsnutzigkeit also, die auch ihm damals als Lebensmodell vorgeschwebt hat – weitaus mehr jedenfalls als die trübe Aussicht, die Klempnerfirma seines Vaters mit dem Attribut „& Sohn“ fortzuführen. Also machte er sich auf den Weg, um das süße Nichtstun zu erproben, per Anhalter (ja, das gab’s noch) ging’s südwärts.

Trampen mit Gitarre

Damit beginnen ein paar pikareske Abenteuerchen in den Freiheit verheißenden frühen Siebzigern. Der junge Ich-Erzähler, der wohl dies und jenes mit dem 1951 geborenen Autor Klaus Modick gemein haben dürfte, packt also vor allem seine Gitarre ein, trampt los und überlässt sich den Zufällen. Dabei zieht ihn allemal das Ewigweibliche hinan – oder gelegentlich auch herab.

Doch, ach, es ist nicht der junge Mann von damals, der hier frischweg berichtet, sondern ein spür- und lesbar gereifter Herr, dessen Sichtweisen mitunter etwas altväterlich anmuten. Wenn er auf Seite 17 einen schwulen „Handelsvertreter für Herrenkosmetik“ beschreibt, der ihn beim Autostopp mitnimmt und sein Knie statt der Gangschaltung tätschelt, klingt es eher nach Stammtisch der 70er, als nach Jugendaufbruch jener Zeit.

Spinatwachtel, aus dem Leim gegangen

Auf Seite 19 merken Lesende womöglich schon wieder leicht irritiert auf. Denn auch der Blick auf gewisse ältere Damen ist nicht nur ungalant, sondern so gar nicht von männlichen Selbstzweifeln angekränkelt. Zitat: „Die andere hätte ihre Mutter sein können, war im Gesicht noch einigermaßen knitterfrei oder jedenfalls knitterfrei geschminkt, in den Hüften allerdings stark aus dem Leim gegangen.“ Derlei Perspektiven und Formulierungen schmälern tatsächlich das Lesevergnügen, das sich denn auch nur streckenweise einstellt.

Der Erzähler wird also im todschicken Mercedes-Roadster aufgegabelt von einer Schönen und deren Mutter, die ihn in ein unsägliches Hippiekitsch-Kostüm zwängt und gegen Honorar für Greise in einem Luxushotel bei Wien aufspielen lässt. (Anmerkung: Greise von damals haben höchstwahrscheinlich andere Musik hören wollen). Der Erzähler bildet sich jedenfalls ein, dass die schöne Tochter nach ihm schmachtet. Doch statt dessen ist die Mutter – als „mannstolle Matrone“ und „Spinatwachtel“ tituliert – hinter ihm her. Wie unangenehm. Schon allein sprachlich. Als die schöne Tochter hingegen den Erzähler verschmäht, ist seines Bleibens nicht länger. Der wahre Süden liegt ja auch nicht bei Wien, sondern – wie immer schon seit Goethe – in Italien.

Joints und Pop und Peace

Es werden im weiteren Verlauf jede Menge Joints gedreht und geraucht, zwischendurch sind auch schon mal Psychopilze („Narrische Schwammerln“) an der Reihe. Via Namedropping kommen etliche Popsongs von damals ins Spiel – und leider auch ein paar deutsche Texte, die der Gitarrero selbst gedrechselt hat. Ansonsten halt pastos aufgetragene 70er Jahre, zuweilen arg klischeebehaftet. Was klebt auf einem VW-Bus? Der Schriftzug „Make Love not War“ natürlich, samt Pril-Blumen, Peace-Zeichen und provokanter Zunge à la Rolling Stones. Und manches mehr. Danke. Das genügt.

Auch das Thema Homosexualität wird hie und da nochmals aufgegriffen, speziell in Gestalt zweier schwuler Motorradfahrer namens Billy und Wyatt (in Wahrheit Leo und Guido, aber die amerikanischen Namen spielen halt auf „Easy Rider“ an), die noch ein paar Vertauschungs- und Verwechslungs-Rätsel bereithalten, was die Binnenspannung der Geschichte jedoch kaum wesentlich steigert. Später geistert gar ein weiterer, bis zur Parodie effeminiert dargestellter Schwuler namens – Achtung! – Detlef herum. Ich hätte gedacht, dass just diese Namenswahl in diesem Kontext eigentlich nicht mehr geht. Da hab‘ ich mich wohl getäuscht, oder?

Dann eben Natalie statt Aurelie

Fürs Finale geht die Fahrt nach Rom, wo ein Künstler mit dem verballhornten Ibsen-Namen „Peer Gynter“ die reiseführende Rolle spielt. Er nimmt den Erzähler mit zur legendären Villa Massimo, wo seit Jahrzehnten deutsche Kulturschaffende aller Sparten ihre staatlich spendierten Stipendien genießen – ein Umstand, der dem eingangs erwähnten süßen Leben sehr nahe zu kommen scheint. Auch dies eine recht schlichte Vorstellung. Wie gut jedoch, dass die kaum minder ansehnliche Schwester der vormals erwähnten Schönen auftaucht und willig ist. Natalie statt Aurelie. Was soll’s. Hauptsache knackig.

Ein Happy End für so ziemlich alle Beteiligten folgt auch noch – wie einst bei Eichendorff, bei dem es schließlich hieß „– und es war alles, alles gut!“ So lautet auch Modicks letzter Satz. Womit er etwas mit Eichendorff gemeinsam hätte.

Ganz ehrlich: Ich habe Klaus Modick öfter als stets recht soliden, verlässlichen und unterhaltsamen Autor der „gehobenen Mittelklasse“ schätzen gelernt. Diesmal bin ich etwas enttäuscht.

Klaus Modick: „Fahrtwind“. Roman. Kiepenheuer & Witsch. 208 Seiten, 20 Euro. 

 




Mimimi, Boomer! – Formeln, die jede Diskussion abtöten

Bei manchen Diskussionen stehen einem halt die Haare zu Berge… (Foto: BB)

Hier und jetzt nur ein kurzer Einwurf, was Auseinandersetzungen in „sozialen Netzwerken“ angeht.

Es gibt diese schnellfertigen, zigtausendfach vorgeprägten Formeln, mit denen Argumente nicht nur ersetzt, sondern sogleich niedergebügelt werden. Ein paar dieser immer und immer wieder verwendeten Wortmarken, die bei manchen Leuten mutmaßlich auf Sicherungs-Taste liegen, lauten beispielsweise so:

„Mimimi“ (soll heißen: stell dich nicht so an, heul nicht oder auch triefend ironisch: heul doch!)

„Boomer“ (soll den Widerpart einer Alterskohorte zuordnen, die generell den Anschluss verloren und daher auch nichts mehr zu sagen hat respektive die Schnauze halten soll)

„Alte weiße Männer“ (haben nach der üblichen Lesart auf Erden alles versaubeutelt und sollten am besten bald sterben gehen)

Sehr beliebt ist auch die Geißelung eines sogenannten „Whataboutism“, will heißen: Regt sich eine andere Meinung, wird sie in Bausch und Bogen verworfen. Auf eine Behauptung darf man demnach nicht mit einer Gegen-Behauptung („Und was ist mit…“? / „And what about….?“) antworten. Das entspricht ungefähr dem kindischen Ansinnen: „Ich habe aber zuerst behauptet!“ Drum darf es fortan nur noch um diese erste Behauptung gehen und um keine andere. So lässt sich jede Diskussion schnell abtöten. Austausch von Meinungen? Fruchtbare Debatten? Ausgehaltene Widersprüche? Nichts da!

Derlei wohlfeile Ausrufe sind geeignet, Gesinnungsgenoss*innen auf den Plan zu rufen, die sofort eifrig beipflichten und weitere Invektiven anhäufen. Es sind somit auch beliebte Zutaten zum einen oder anderen gepflegten Shitstorm. Und immer lauert im Hintergrund die Neigung, die Gegenposition am liebsten komplett vernichten oder wenigstens dem vollständigen Vergessen überantworten zu wollen.




Zwischen Agitation und Innerlichkeit – Vor 100 Jahren wurde der Dichter Erich Fried geboren

Erich Fried 1988 bei einer Lesung – als Gast des Literaturbüros Ruhr im Mülheimer Theater an der Ruhr. (Foto: Jörg Briese)

Viele Jahre hatte der vor den Nazis aus Wien nach London geflohene Erich Fried als kritischer Journalist und politischer Dichter Texte für ein eher kleines Publikum geschrieben. Als er 1979 einen Band mit Liebesgedichten veröffentlichte, wurde er einem größeren Publikum bekannt. Dem im November 1988 verstorbenen Dichter blieben nur noch wenige Jahre des späten Ruhms. Am 6. Mai jährt sich sein Geburtstag zum 100. Male.

Sein vielleicht bekanntestes Liebesgedicht heißt „Was es ist“, es geht so:

„Es ist Unsinn / sagt die Vernunft / Es ist was es ist / sagt die Liebe // Es ist Unglück / sagt die Berechnung / Es ist nichts als Schmerz / sagt die Angst / Es ist aussichtslos / sagt die Einsicht / Es ist was es ist / sagt die Liebe // Es ist lächerlich / sagt der Stolz / Es ist leichtsinnig / sagt die Vorsicht / Es ist unmöglich / sagt die Erfahrung / Es ist was es ist / sagt die Liebe.“

Typisch für Fried ist die Beharrlichkeit, mit der ein einfacher Gedanke mehrfach umkreist wird, es werden Argumente ausgetauscht und Bedenken vorgebracht: Jemanden zu lieben ist unsinnig, aussichtslos, lächerlich, leichtsinnig, unmöglich und hinterlässt nur Unglück und Schmerz. Gegen die Liebe sprechen Vernunft, Vorsicht und Erfahrung, doch es nützt nichts: „Es ist was es ist“, die Liebe ist zu groß, um sich gegen sie zu wehren.

Keine Scheu vor Selbstentblößung

Etwas gebetsmühlenartig zu wiederholen, suggestiv vorzutragen, lakonisch zu beenden, ist typisch für Fried, dazu eine simple literarische Form, reimloses Sprechen, alltägliche Erfahrungen, keine Scheu davor, sich selbst als verletzlichen Menschen zu entblößen, sich mit allen Schwächen und Stärken, Hoffnungen und Enttäuschungen mit ins Gedicht zu nehmen, sich nicht hinter anderen Figuren oder fremden Stimmen zu verstecken: Das Ich, das hier spricht, der ältere Mann, der in den oft erotisch stark aufgeladenen und sexuell ziemlich freizügigen Liebesgedichten erzählt, wie schön es ist, die Brüste seiner Frau zu streicheln oder ihren Schoß zu küssen, ist immer Erich Fried, der Lust und Sehnsucht offen ausspricht, kein Bedürfnis verschweigt, sich aber auch selbst nicht so ernst nimmt und seine erotischen Obsessionen ironisiert. In seinem Gedicht „Als ich mich nach dir verzehrte“ schreibt Fried: „Wenn ich mich / nach dir / verzehre / heißt das / ich habe zuerst / als Hauptgericht / dich verzehrt / und mich dann / als Nachtisch / oder warst du / die Suppe / und ich / bin das Fleisch?“

Fried hatte zum richtigen Zeitpunkt den richtigen literarischen Ton getroffen, hatte gespürt, dass die Zeit der knallharten Politisierung vorbei war und seine links-alternative Klientel sich danach sehnte, eine neue Beziehung zwischen Kopf und Bauch, Politik und Leben herzustellen und literarisch widergespiegelt zu sehen.

Eine Zuflucht für Rudi Dutschke

Bis Mitte der 1970er Jahre hatte Fried das Gedicht als Mittel zur Verbreitung von Erkenntnissen und des Aufrufs zur Rebellion verstanden: purer Agitprop, vorgetragen bei Versammlungen und Demonstrationen. Fried hatte Rudi Dutschke bei sich in London aufgenommen, als der Studentenführer vom Attentat halbwegs genesen war und sich in Deutschland nicht mehr sicher fühlte. Als Hausbesetzer Georg von Rauch von der Polizei erschossen wurde, bezeichnete Erich Fried die Tat als „Vorbeuge-Mord“ und wurde dafür vor Gericht gezerrt.

Fried hat sich eingemischt, gegen den Krieg in Vietnam genauso angeschrieben wie gegen den Radikalenerlass, das Wettrüsten der Supermächte, die atomare Bedrohung: Es sind Lehr- und Lerngedichte, die über Ausbeutung und Unterdrückung aufklären, zur Solidarität und zum Kampf aufrufen, sie sind der Zeit verhaftet und lesen sich heute wie politisch-historische Dokumente einer hochpolitisierten Epoche, die im Terror der RAF ihren degenerierten Tiefpunkt und ihr blutiges Ende fand.

Manchmal haarsträubend banal

Doch wer eben noch auf den Barrikaden stand und die Weltrevolution predigte, wollte nun in einer Landkommune leben, sich gesund ernähren, grüne Pläne schmieden und sich den eigenen Gefühlen widmen: Die Neue Innerlichkeit griff um sich und Erich Fried wurde ihr literarisches Sprachrohr.

Die Liebesgedichte sind lyrischer Ausdruck einer Ära, in der Liebe und Politik eins sein sollten. Aber worüber und wie die Gedichte sprechen, ist oft haarsträubend banal und auf fast peinliche Weise selbstverliebt. Sprachlich subtil und gedanklich von zeitloser Schönheit sind die Gedichte nur selten. Doch die Liebesgedichte immer mal wieder hervorzukramen und zu lesen, ist bestimmt besser, als sie zu vergessen und nicht zu lesen. Oder?

Erich Fried: „Liebesgedichte.“ Wagenbach, Berlin 1979 (16. Auflage 2013, 18 Euro)

Erich Fried: „Es ist was es ist.“ Wagenbach, Berlin 1983 (19. Auflage 2021, 18 Euro)

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Eine andere Sicht auf Erich Fried offenbart ein 2018 zum 30. Todestag des Dichters entstandener Beitrag, den Gerd Herholz für die Revierpassagen verfasst hat.

 

 




Wachsamkeit dringlich gefragt – eine Diskussion zum „Tag der Pressefreiheit“

Der 3. Mai ist „Tag der Pressefreiheit“. Da kann der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) nicht untätig bleiben. Doch obwohl man eine einschlägige (nicht ganz halbstündige) Video-Diskussion heute gleich auf vier Online-Kanälen eingestellt hat, dürfte die Zuschauerzahl recht überschaubar und eher auf Teile der Berufsgruppe beschränkt bleiben. Leider bewegt das für die Demokratie zentrale Thema nicht gerade die Massen. Drum tragen wir unser bescheidenes Scherflein zur Aufmerksamkeit bei.

Schmerzliche Vorfälle: Benjamin Piel, Chefredakteur beim „Mindener Tageblatt“, während der DJV-Video-Diskussion über Pressefreiheit. © DJV NRW. Screenshot aus https://www.youtube.com/watch?v=MwMzA1C2lf8

Es heißt wachsam zu sein, jetzt erst recht: Beim internationalen Vergleich durch die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ ist Deutschland in Sachen Pressefreiheit jüngst auf den 13. Rang zurückgefallen – vorwiegend deshalb, weil es hier mit stark zunehmender Tendenz tätliche Übergriffe auf Medienvertreter gegeben hat, zumal (aber nicht nur) bei sogenannten „Querdenker“-Demonstrationen. Diesen Sachverhalt griff die stellvertretende DJV-NRW-Landesvorsitzende und Gesprächsmoderatorin Andrea Hansen in ihren einleitenden Worten auf.

Defizite in der Polizeiausbildung

Längst nicht immer, so der DJV-Bundesvorsitzende Prof. Frank Überall in besagter Diskussion, herrsche unter den Polizeikräften das nötige Bewusstsein, dass und mit welchen Mitteln die Pressefreiheit bei Demonstrationen zu schützen ist. Die Lage sei von Bundesland zu Bundesland und mitunter von Stadt zu Stadt unterschiedlich. So seien neueste Erfahrungen in Frankfurt deutlich positiver zu bewerten als etwa in Stuttgart. Den Belangen der Pressefreiheit sei in der Polizeiausbildung „kein riesengroßes Modul“ gewidmet. Deshalb suche der Journalistenverband häufiger den Dialog mit angehenden Polizistinnen und Polizisten. Man hofft dabei ebenso auf mittel- und langfristige Wirkungen wie beim Bestreben, das Themenfeld häufiger in den Schulen zu vermitteln.

Ein bedrohlicher Vorfall in Minden

Benjamin Piel, Chefredakteur beim „Mindener Tageblatt“, brachte konkrete lokaljournalistische Aspekte in die Debatte ein. In der vermeintlich so beschaulichen Provinzstadt hat ein abscheulicher Vorfall diffuse Ängste in der Redaktion ausgelöst: Von einer Mindener Brücke baumelte eine aufgehängte Schaufensterpuppe, versehen mit dem Schild „Covid Presse“. Ein solches „symbolisches Bedrohungs-Szenario“ bleibe als Bild im Kopf haften und führe womöglich zu Selbstzensur. Der bloße Verweis aufs Grundgesetz, das die Pressefreiheit ja schließlich garantiere, reiche zur Beruhigung nicht aus. In der Redaktion habe sich denn auch eine Supervisions-Gruppe gebildet, um den Umgang mit der Bedrohung eingehend zu besprechen. Im Übrigen sagte Piel, er habe die Schauspieler-Videoaktion #allesdichtmachen mit ihrer pauschalen, undifferenzierten Kritik an „d e n“ Medien als schmerzlichen Fehlgriff empfunden.

Ganz andere Dimension in Belarus

Eine noch ganz andere Dimension der Bedrohung skizzierte die aus Belarus stammende und in Köln lehrende Prof. Katja Artsiomenka. In Belarus sei Journalismus sozusagen generell verboten, der journalistische Beruf praktisch abgeschafft, das Land nach außen nahezu vollständig abgeschottet. Dennoch solle man alle nur irgend möglichen Verbindungen dorthin aufrecht erhalten. Frau Artsiomenka mahnte dringlich, das Thema Pressefreiheit global zu denken und zu behandeln, sonst wachse auch hier die Gefahr einer Erosion. Als Vorboten misslicher Entwicklungen nannte sie den Einfluss russischer Propaganda in Deutschland.

Frank Überall erinnerte sich unterdessen an Gespräche mit tief besorgten Kollegen in der Türkei, die im Sinne der Pressefreiheit appellierten: „Sorgt dafür, dass wir nicht vergessen werden.“

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Hier noch ein Link zum Podiumsgespräch im YouTube-Kanal des DJV: