Ein flexibler Sozialist mit Lebensstil – Zum 50. Todestag: 25 Gründe, sich mit Bert Brecht zu beschäftigen

Von Bernd Berke

Am kommenden Montag jährt sich der Todestag des „Stückeschreibers“ Bert Brecht zum 50. Mal. Wir machen es halblang: Hier sind 25 und nicht 50 Gründe, sich mit Brecht zu beschäftigen. Nicht alle lassen ihn sympathisch erscheinen. Doch man sollte sich seinen Werken zuwenden, weil…

l) …er sich angeblich die proletarisch wirkenden Klamotten zuweilen vom Maßschneider anfertigen ließ. Der Mann hatte schon Stil, bevor der Begriff Lifestyle aufkam.

2) Weil er 1916 – im Schüleraufsatz – den Satz des Horaz in der Luft zerfetzte, es sei süß und ehrenvoll, für das Vaterland zu sterben. Es war mitten im Ersten Weltkrieg.

3) Weil der flexible Sozialist souverän genug war, auf die Frage nach seinem Lieblingsbuch zu antworten: „Sie werden lachen – die Bibel!“

4) Weil er mit 26 Jahren bereits drei Kinder von drei Frauen hatte. Man will ja keine Bücher von Stubenhockern, sondern von lebenserfahrenen Leuten lesen.

5) Weil er gern gesellig im Kollektiv gearbeitet und sich zur „grundsätzlichen Laxheit in Fragen geistigen Eigentums“ bekannt hat, sprich: Er bediente sich nach Ermessen in literarischen Vorlagen oder im Ideenfundus seiner jeweiligen Geliebten – und verwendete das Brauchbare. Manche, vor allem Frauen, finden dies „unmöglich“, andere sprechen von hochmoderner, arbeitsteiliger Textproduktion.

6) Weil seine Werke für eines der härtesten Kritikergefechte aller Zeiten gesorgt haben: Herbert Jhering pries ihn himmelhoch, Alfred Kerr verdämmte ihn höllisch.

7) Weil er sich karrierestrategisch ganz bewusst gegen den bürgerlichen Romancier Thomas Mann in Stellung brachte. Er wählte auch seine Feinde mit Bedacht.

8) Weil er den Boxsport und das Autofahren literaturfähig gemacht hat. Für ein gezieltes Auto-Lobgedicht bekam er einst sogar einen Wagen jener Marke geschenkt.

9) Weil er überhaupt die Mechanismen des (Literatur)-Betriebs durchschaut und geschäftstüchtig genutzt hat. Passendes Standard-Zitat: „Nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm.“

10) Weil er ein erstrangiger Zeuge und Deuter des wirren 20. Jahrhunderts war und weil er ein langjähriges Exil durchlitten hat – nach seinen Worten: „öfter die Länder als die Schuhe wechselnd“.

11) Wegen seines exemplarischen Daseins zwischen den beiden deutschen Staaten in den frühen 1950er Jahren, wobei er sich – bei Licht betrachtet – doch nicht allzu sehr „verbogen“ hat.

12) Weil er im Gegensatz zu fast allen deutschen Autoren weltweit gespielt wird – von , Korea bis Südamerika.

13) Weil er 1942 in Kalifornien geschrieben hat, er suche dort unwillkürlich nach den Preisschildchen an den e Menschen.

14) Weil seine besten, haltbarsten Texte heute rare Bastionen eines noch nicht diskreditierten Sozialismus sind.

15) Wegen der nachwirkenden Gründung des „Berliner Ensembles“ 1949. Wo wäre sonst heute dessen Intendant Claus Peymann?

16) Wegen der Versorgung der Brecht-Erben, die auf „Werktreue“ pochen wie sonst nur noch die Wagnerianer in Bayreuth. Das hat schon mancher juristisch zu spüren bekommen, der sich arglos an Brecht gewagt hat.

17) Weil seine Gesamt- und sonstigen Ausgaben bis heute etliche Verlagsmenschen in Lohn und Brot halten.

18) Wegen solcher Zitate: „Alle Künste tragen bei zur größten aller Künste, der Lebenskunst!“

19) Weil er sich 1947 beim Verhör vor dem antikommunistischen US-Ausschuss gegen „unamerikanische Aktivitäten“ so listig aus der Affäre gezogen hat, dass man ihm nichts anhaben konnte.

20) Wegen seines „Epischen Theaters“, das einem alles stocknüchtern zeigen wollte – auch die eigenen Illusions-Mittel. Danach konnte man Brechts sinnlichere Texte umso mehr genießen.

21) Wegen der reichlichen Auswahl aus seiner gedankenscharfen, ungemein umfangreichen Produktion: In den 58 Jahren seines Lebens hat er über 200 Erzählungen, 48 längere Dramen, rund 50 Theater-Fragmente und über 2300 Gedichte verfasst, hat noch dazu inszeniert, Theorien ausgefeilt. Und, und, und.

22) Weil er ein feines Ohr für den Zusammenklang von Musik und Text hatte – siehe die Zusammenarbeit mit den Komponisten Kurt Weill. Hanns Eisler und Paul Dessau.

23) Wegen dieses Klassikers: „Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“

24) Wegen der meisten Theaterstücke.

25) Wegen der Gedichte.

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ZUR PERSON

Die langen Jahre im Exil

  • 1898: Am 10. Februar wird Bert(olt) Brecht in Augsburg geboren.
  • 1917: In München studiert Brecht Medizin.
  • 1918: Sanitätssoldat.
  • 1922: Ausgabe seines ersten Dramas „Baal“, Kleist-Preis und Heirat mit der Sängerin Marianne Zoff.
  • 1924: Umzug nach Berlin.
  • 1928: Die „Dreigroschenoper“ wird uraufgeführt.
  • 1929:Nach der Scheidung: Heirat mit Helene Weigel.
  • 1933: Brecht flieht vor den Nazis in die Schweiz. Bis 1941 Exil-Aufenthalte in Dänemark. Schweden, Finnland.
  • 1941: Flucht in die USA.
  • 1947: Rückkehr nach Europa, zunächst in die Schweiz.
  • 1949: Mit Helene Weigel gründet er im Osten der Stadt das „Berliner Ensemble“.
  • 1956: Tod am 14. August nach einem Herzinfarkt.



Käthe Kollwitz – fern und doch so nah

Von Bernd Berke

Was dringt noch zu uns, wenn wir heute die Bilder der Käthe Kollwitz sehen? Treffen sie uns noch, diese Darstellungen der bitteren Armut und der Leiden am Kriege? Oder sind die Werke der Frau, die heute vor 50 Jahren gestorben ist, „ganz weit weg“?

Man darf sich vom heutigen Wohlstand nicht täuschen und einlullen lassen, auch nicht von der (doch sehr relativen) Distanz kriegerischer Greuel. Vieles von dem, was die gebürtige Königsbergerin in Graphik und Zeichnung ausgedrückt hat, ist wohl brisanter, als man hoffen mag. Manches rumort – wenn auch in anderen Gestalten – unter der Oberfläche. Und die Kollwitz hat die künstlerischen Mittel besessen, mit denen sie uns auch Jahrzehnte danach „anspricht“.

Oppositions-Bewegungen haben die eingängigen Bildformeln der Kollwitz immer wieder aufgegriffen – besonders wenn es galt, gegen Militarismus anzutreten. Ihr expressives Plakat „Nie wieder Krieg!“ wurde zum Banner der Friedensbewegung, ihre Mütterlichkeits-Darstellungen („Mutter mit Zwillingen“, „Turm der Mütter“, „Saatfrüchte dürfen nicht vermahlen werden“) zu Ikonen pazifistischer Sanftmut und Betroffenheit. Wer sonst hat den innigen Wunsch, Leben zu schützen und vor den Übeln der Welt zu bewahren, so gültig gestaltet wie Käthe Kollwitz?

Doch man kann sie nicht kurzerhand vereinnahmen, weder für diese noch für jene Seite. Käthe Kollwitz‘ Bilder und Skulpturen haben eben auch ihren bestimmten historischen Ort, ihre der bloßen Tagespolitik widerstrebende künstlerische Form. Vielfach im proletarischen Milieu Berlins entstanden (mit dem sie durch ihren Mann, den Armenarzt Karl Kollwitz in engste Berührung kam), können diese Werke nicht ohne weiteres für aktuelle Debatten in Dienst gestellt werden.

Ein besonderes Mißverhältnis zeigte sich auch, als nach der deutschen Vereinigung ihre Pietà-Figur „Trauernde Mutter mit totem Sohn“ in der Zentralen Deutschen Gedenkstätte („Neue Wache“) zu Berlin plaziert wurde, und zwar in einer geradezu monströs vergrößerten Nachbildung. Solche Figuren aber verlangen intimeres Format und Stille, sie taugen nicht recht zur Repräsentation bei staatlichen Traueraktcn. Hat denn Käthe Kollwitz nicht überhaupt mehr leise Bedachtsamkeit stiften wollen als laute Anklagen? Wer weiß, was tiefer und länger wirkt.

Vereinnahmen wollte man ihr Werk auch in der DDR. Da pries man Arbeiten wie jenes „Gedenkblatt für Karl Liebknecht“ oder die Radierfolge „Der Bauernkrieg“ – und verdrängte geflissentlich, daß die Kollwitz sich keineswegs zum Kommunismus bekannte, sondern wohl eher der Sozialdemokratie zuneigte.

Von den NS-Machthabern, die genau spürten, was ihnen gefährlich werden konnte, wurde 1936 gegen sie ein striktes Ausstellungsverbot verhängt. Als sie damals der sowjetischen „Iswestija“ ein Interview gab, wurde sie von der Gestapo verhört. Man drohte ihr KZ-Haft an. Sie hatte nicht mehr die Kraft, offen zu widerstehen oder ins Exil zu gehen.

1943 wurden ihre Wohnung und ihr Atelier in Berlin mitsamt etlichen Werken bei Bombenangriffen zerstört. Sie flüchtete nach Nordhausen, dann nach Moritzburg bei Dresden. Am 22. April 1945, wenige Tage vor Ende des Zweiten Weltkriegs, dessen in diesen Tagen so ausgiebig gedacht wird, ist sie dort gestorben.

Ein Überblick über das zeichnerische Werk von Käthe Kollwitz ist derzeit im Kölner Kollwitz-Museum zu sehen: Neumarkt 18-24, Tel.: 0221/227-2363. Bis 18. Juni, Di-So 10.17 Uhr, Do 10-20 Uhr.




Flammende Botschaften aus dem Märchenreich – Ausstellung zu Leben und Werk der Else Lasker-Schüler

Von Bernd Berke

Wuppertal. Als Lyrikerin ist Else‘ Lasker-Schüler (1869-1945) weithin bekannt. Aber als Zeichnerin? Man glaubte, höchstens 40-50 Beispiele für diese Zweitbegabung finden zu können, als man vor zwei Jahren mit den Recherchen begann. Doch nun sind es annähernd 150 Kunst-Blätter von Hand der Dichterin, die man in einer großen Wuppertaler Ausstellung sieht.

Wer genügend Muße mitbringt, kann sich in der Barmer Kunsthalle tief ins Leben und Werk der deutsch-jüdischen Autorin versenken. Eine Fülle von Briefen, Tagebüchern, Manuskripten, Fotos und AmtsDokumenten belegt einen unbehausten Weg durch die Zeitläufte – von der Kindheit im Geburtsort Elberfeld (heute Wuppertal) über die wechselhaften Berliner Bohème-Jahre, die Vertreibung aus NS-Deutschland, das Schweizer Exil und schließlich ins einsame Dasein zu Jerusalem, wo sie vor 50 Jahren (22. Januar 1945) völlig verarmt gestorben ist.

Ein fortlaufender Bilder-Fries mit historischen Fotos ruft den geschichtlichen Zusammenhang wach; zudem zieht sich eine Leiste mit knappen lyrischen Lasker-Zitaten durch die Räume – lichterloh flammende Botschaften aus einem Märchenreich, Reaktionen einer äußerst empfindsamen Frau auf die Zumutungen der Welt. Auswahl und Präsentation lassen Emphase spüren. Man will uns gar vieles zeigen. Um so bedauerlicher, daß kein Katalog die Eindrücke bündig bewahrt.

Edler Giselher und Prinz von Theben

In den Zeichnungen und druckgraphischen Arbeiten der Else Lasker-Schüler tut sich eine phantastische kleine Sonderwelt auf. Da firmiert etwa der angehimmelte Gottfried Benn als edler „Giselhe(e)r“, die Dichterin selbst sieht sich in den Rollen „Jussuf“ oder „Prinz von Theben“. Oft ist das erschütternd in seiner Verletzlichkeit: Jussuf, inständig um Weltfrieden bittend. Jussuf, der sich aus Verzweiflung erhängt hat.

Die persönliche Mythologie speist sich aus vielen Quellen: Biblische Themen und Figuren treten hervor, exotische Szenarien und Requisiten indianischen oder orientalischen Ursprungs, auch aus Tibet und Afrika – Motive, die gleichfalls in ihren Gedichten anklingen. Einmal schreibt sie in ihr Tagebuch: „Die kleinen Spatzen sind meine einzige Freude seit sechs Jahren.“ Gedichte und Bilder sind, bei aller kunstvollen Formung, Ausdruck einer bitterlich einsamen Seele, die sich aus realer Bedrängnis ins Sternenweite ergießen will. Wir schauen da in ein Geisterland, bevölkert von traumnahen Wesen, die einander gut sein sollen, jedoch auch von Angst-Gestalten.

Es gab – neben der Ehe mit Herwarth Walden – freundschaftliche Kontakte zu Franz Marc, Karl Schmidt-Rottluff und zum Hagener Christian Rohlfs, von dem ein wundervolles Dichterinnen-Bildnis gezeigt wird. Ihre eigenen Blätter sind denn auch ersichtlich im Umkreis des deutschen Expressionismus entstanden. Manchmal hat sie auch (ähnlich wie der Wiener Gustav Klimt) ihre Bilder mit kleinen Goldauflagen durchwirkt. Sie nahm dazu freilich glitzerndes Bonbon-Papier.

Naive Hoffnung auf Stalin und Mussolini

Kaum minder bewegend sind einige Dokumente: Beispielsweise die um 1919 angefertigten Berichte der schweizerischen Spitzel, die ihr einen Kommunismus-Verdacht anhängen wollten. Sodann ihr (vielleicht nie abgeschicktes) Telegramm an Josef Stalin: „Marschall, ihr seid der gütigste und liebste Mensch der Welt.“ An jeden hat sie halt ihr bißchen Hoffnung geheftet, von dem sie meinte, daß er den deutschen Nazis Einhalt gebieten könnte – sogar an Benito Mussolini.

Traurige Sensation: Erstmals finden sich in dieser Ausstellung Belege für einen bislang bezweifelten Briefwechsel, den sie mit dem italienischen Faschistenführer beginnen wollte. Else Lasker-Schülers naive Hoffnung, nicht von dieser Welt und doch damals von etlichen Juden geteilt: Mussolini sollte Hitler den Antisemitismus ausreden. Statt einer Antwort ließ der „Duce“ über sein Büro der Dichterin am 17.3.1938 „saluti fascisti““ ausrichten – „faschistische Grüße“. Und das zu jenen Zeiten einer Jüdin im Exil…

Else Lasker-Schüler. Ihr Leben, ihr Werk, ihre Zeit. Ab Sonntag (9. April) bis 28. Mai. Kunsthalle Wuppertal-Barmen, Geschwister-Scholl-Platz (Tel. 0202/563 6630). täglich 11-19 Uhr. Eintritt 10 DM. Familienkarte 20 DM, jeweils inklusive Begleitheft. Kein Katalog.




Ernst Barlach: „Ich habe keinen Gott, aber Gott hat mich“ – Zum 50. Todestag des Künstlers

Von Bernd Berke

Er zählt – neben Käthe Kollwitz – zu den populärsten deutschen Künstlern unseres Jahrhunderts: Ernst Barlach, der vor 50 Jahren, am 24. Oktober 1938 in Rostock starb. Kein anderer Bildhauer hat den Wartezustand des Menschen zwischen irdischer Drangsal und inständiger Sehnsucht nach einern „höheren“ Dasein so gültig dargestellt. „Ich habe keinen Gott, aber Gott hat mich“, bekannte Barlach einmal.

Tucholsky und sogar Brecht priesen ihn, Alfred Andersch hat ihm in „Sansibar oder der letzte Grund“ ein literarisches Denkmal gesetzt: Barlachs „Lesender Klosterschüler“ wird in diesem Roman zur Kristallisationsfigur des beharrlichen Widerstandes gegen die Nazi-Diktatur. Barlach selbst hat die Infamie der NS-Machthaber bitter erfahren. Anfangs „geduldet“, gehörte auch er bald zu den als „entartet“ verfemten Künstlern. Allerdings hat er sich damals nicht sehr entschieden verhalten; er zog sich in die innere Emigration“ zurück und verließ auch nicht – wie viele andere – 1933, sondem erst 1937, als er gedrängt wurde, die „Preußische Akademie“.

Am 2. Januar 1870 wurde Barlach in Wedel/Holstein geboren. Nach Jugendjahren in Ratzeburg (wo er begraben liegt) besuchte er Kunstschulen und Akademien in Hamburg, Dresden und Paris. 1906 bereiste er Südrußland und war tief beeindruckt vom Leben der einfachen Menschen in der grenzenlos weiten Landschaft. Das Rußland-Erlebnis prägte entscheidend Barlachs reifen Stil, den man am besten in Kontrasten beschreibt: Keine rauhen oder aufgesplitterten Formen, sondern Ebenmaß und Geschlossenheit; keine antikisierende Nacktheit, sondern in „gotischer Strenge“ verhüllte Figuren; innig-wesenhafte Gebärden des Schauens, Schreitens, Betens, Klagens.

1910 zog sich Barlach, zeitlebens ein Einzelgänger, aus Berlin ins abgeschiedene Güstrow (Mecklenburg) zurück, wo er sich ganz seinem Schaffen widmete. Der Dom zu Güstrow birgt noch heute seinen berühmten „Schwebenden Engel“ aus Bronze.

„Der Berserker“, „Der Zweifler“, „Der Träumer“ – solche Titel lassen auch Seelenzustände des Künstlers ahnen. Von schmerzlicher Dramatik, die freilich durch Formgebung ins Allgemeine überhöht und gleichsam „beherrscht“ wird, zeugen auch Arbeiten wie „Panischer Schrecken“ oder „Der Rächer“.

„Dramatik“ – damit sind wir bei Barlachs zweiter großer Begabung. Seine Theaterstücke (z. B.: „Der blaue Boll“, „Die echten Sedemunds“) gelten jedoch als äußerst „schwere Brocken“. Die sprachlich bis zum Bersten befrachteten Texte sind nur bedingt bühnentauglich.

Bevor der Regisseur Jürgen Fehling Barlachs Stücke dennoch durchsetzte, wagte sich 1921 Leopold Jessner an „Die echten Sedemunds“. Entsetzt flüchtete Barlach damals aus dem Theater. Jessner hatte ein drangvolles Expressionisten-Stück inszeniert. Barlach, sehr zu seinem Leidwesen oft dieser Kunstrichtung zugeordnet: „Das ist kein Stück von mir, das ist ein Stück von Jessner.“ Die Enttäuschung hielt vor: Nie wieder hat Barlach eine Inszenierung seiner Stücke gesehen.

Bis zum 18. Dezember sind über 200 Barlach-Arbeiten auf Schloß Cappenberg zu sehen.

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(erschienen in der Wochenend-Beilage der Westfälischen Rundschau)