Chinesisch für den eiligen Menschen – Spielerischer Selbstversuch mit neuem Anfänger-Lehrbuch und Sprech-CD

Von Bernd Berke

„Chinesisch superleicht!“ heißt das neue Buch mit Sprech-CD. Nanu? Diese Verheißung ist doch wohl ein Widerspruch in sich. Da wird man misstrauisch. Mal schnell lesen und hören, was es damit auf sich hat.

Das aus dem Englischen ins Deutsche übertragene Bändchen (flockiger Originaltitel: „Easy Peasy Chinese“) ist schmal – und reich bebildert. Bestenfalls reicht’s am Ende für ein Gestammel beim Chinesen um die Ecke. Bitte, danke, schmeckt gut. Ob damit die Herausforderungen der Globalisierung bewältigt werden können, steht dahin.

Trotzdem frisch ans Werk. Denn Hochchinesisch (Mandarin) ist schließlich die bei weitem meistgesprochene Sprache der Welt – und außerdem stehen 2008 die OIympisehen Spiele in Peking an. Nein, mit müden Scherzen wie „Do Ping“ (angeblich Chinesisch für „Spitzenleistung“) kommen wir hier nicht weiter.

„Ma“ heißt zum Beispiel Mutter, Hanf oder Pferd

Ein paar Umstände könnten das Erlernen der chinesischen Sprache tatsächlich erleichtern. Es gibt offenbar ungemein viele Wörter mit nur zwei, drei oder vier Buchstaben (jedenfalls in lateinischer Umschrift). Dao (Gabel), cha (Messer), chi (essen), cha (Tee), ji (Huhn), yu (Fisch). Damit ist bei Tisch schon einiges gesagt. Mit dem Ausruf . „shu“ (Buch) geht’s in die Bibliothek, bevor man den „hu“ (Tiger) im Zoo anschaut.

Frohen Mutes vernimmt man, dass die Verben nicht gebeugt werden, so als wenn man im Deutschen sagen dürfte: „Ich bin, du bin, er bin…“ Prima. Weiter so. Dann werden wir’s bald können. Dann aber geht’s eben doch los mit den Schwierigkeiten.

Rund 40 000 Schriftzeichen gibt’s, etwa 2000 reichen angeblich fürs Gröbste. Aber die müsste man erst mal alle geläufig hintuschen können. Mindestens ebenso knifflig ist ein Phänomen, von dem man schon mal gehört hat: Ein und dieselbe Lautfolge nimmt bei wechselnden Tonfällen (lang – fallend – steigend – erst fallend, dann steigend – tonlos) ganz verschiedene Bedeutungen an. Was zunächst als „ma“ einfach Mutter heißt, wird mit fragend ansteigender Stimme „Hanf“, kann aber bei anderem Singsang auch „Pferd“ oder „schimpfen“ bedeuten. Man mag sich die möglichen Missverständnisse im täglichen Gebrauch nicht ausmalen. Übrigens: Die Buchstabenfolge „mao“ kann beispielsweise Katze oder Feder heißen.

Auf gerade mal 128 Seiten hangelt sich das Buch mit flotter Gebärde durch absolute Anfangsgründe – bis man auf Chinesisch solche Sätze sagen soll: „Das ist zu teuer“, „Ich spiele auch gern Tennis“ oder „Mit Stäbchen (zu) essen ist leicht“. Dabei kommt die CD mit Hörproben ins Spiel.

Schon verzagt man wieder. Denn was sich gerade noch munter weglesen ließ, verflüchtigt sich angesichts der tückischen Aussprache.

Immerhin. Selbst wenn man frühzeitig aufgibt, hat man Freude an Botschaften aus der gänzlich fremden Sprachwelt. „Gonggongqiche“ heißt Autobus, wobei „gonggong“ für „öffentlich“ steht. Eine gemeine Aufgabe wäre wohl dies: Bilde einen Mandarin-Satz mit „öffentlich-rechtliches Fernsehen“.

Zu denken geben auch zusammengesetzte Piktogramm-Schriftzeichen: Da ergeben die Signaturen für „Frau“ und „Kind“ in der Addition den Begriff „gut“, während „Kraft“ und „Feld“ miteinander den Mann ausmachen. Da blicken die uralten Ordnungen hindurch.

Nehmen wir schließlich die Ländernamen, wortwörtlich übersetzt. Da firmiert England als „Land der Helden“, die USA sind das „Land der Schönheit“ und schließlich gilt Deutschland als „Land der Tugend“. Wer’s glaubt…

„Chinesisch superleicht! – Für Anfänger“. Buch mit CD. Verlag Dorling Kindersley. 128 Seiten. 12,95 Euro.

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HINTERGRUND

Ohne Fleiß geht gar nichts

  • Chinesisch liegt „im Trend“ – auf bescheidenem Zahlen-Sockel:
  • Im Jahr 2002 belegten rund 5000 Deutsche Chinesisch-Kurse an Volkshochschulen, 2005 waren es rund 10 000.
  • Das Schwierigste ist die Schrift. Erst nach zwei Jahren Fleißarbeit, so sagen Experten, könne man Texte auf dem Niveau eines Zwölfjährigen lesen.
  • Einfache mündliche Unterhaltungen sind in der Regel nach 100 Stunden möglich.